Der Ausdauerrekord ist Teil einer strategischen Partnerschaft zwischen Michelin und Mercedes-AMG - Bildnachweis: Michelin
Elektromobilität auf der Überholspur
Direkt auf der legendären Hochgeschwindigkeitsrennstrecke von Nardò in Süditalien wurde kürzlich ein neuer Rekord aufgestellt, der das Potenzial elektrischer Sportwagen eindrucksvoll unterstreicht. Im Mittelpunkt steht der Concept AMG GT XX, der gemeinsam von Mercedes-AMG und dem französischen Traditionshersteller Michelin für eine extreme Belastungsprobe vorgesehen war. Über 40.000 Kilometer absolvierte das Fahrzeug dabei mit konstanten 300 Stundenkilometern – eine Strecke, die exakt dem Erdumfang entspricht. Zwei Unternehmen, die ihre Expertise seit Jahrzehnten bündeln, wollten wissen, wo die Grenzen heutiger Technik verlaufen.

Anspruch an Reifen: Zwischen Langlebigkeit und Performance
Das anspruchsvolle Szenario auf dem Nardò-Ring sollte vor allem eines prüfen: Ob und wie Reifen mit den extremen Belastungen eines Hochleistungselektrofahrzeugs unter Dauerlast fertigwerden. Die Pilot Sport 5 Energy Reifen, eigens für dieses Projekt von Michelin entwickelt, stehen im Mittelpunkt der Innovationspartnerschaft. Nach fünf Jahren Forschung setzt Michelin bei diesem Hightech-Pneu auf eine duale Lauflächenmischung.

Außen erhöht eine energiepassive Gummimischung die Effizienz, während die Laufflächenmitte mit einem speziellen Grip-Compound für Haftung auf trockener und nasser Fahrbahn optimiert wurde. Das Resultat ist eine Reifenarchitektur, die verschiedenen Anforderungen zugleich begegnen will: Die Energieeffizienz steigt, die Haltbarkeit verlängert sich und die Zahl der zeitraubenden Ladevorgänge soll sinken.

Fortschritt im Detail: Technik als Schlüssel zum Erfolg
Der Einsatz spezieller Reifendimensionen unterstreicht den Leistungsanspruch: Vorne kommt die Größe 265/40 ZR20 107Y XL MO1, hinten eine 295/40 ZR 20 113Y XL MO1 zum Einsatz. Die Integration von RFID-Chips erlaubt eine lückenlose Echtzeitüberwachung des Reifenzustands – ein entscheidendes Sicherheitsmerkmal beim Fahren im Grenzbereich. Solche digitalen Lösungen machen es möglich, nicht nur den Verschleiß, sondern auch Temperatur und Belastung zu kontrollieren und damit die Nutzung zu optimieren.

Strategische Partnerschaft seit Jahrzehnten
Die Zusammenarbeit zwischen Mercedes-AMG und Michelin besteht nicht erst seit Kurzem, sondern begründet sich auf mehr als 30 Jahren technischer Kooperation. Im Kontext der Elektromobilität nimmt diese Verbindung eine neue Qualität an. Während der hochmoderne Hochgeschwindigkeitsversuch die Leistungsfähigkeit der neuen Mercedes-Architektur AMG.EA belegen sollte, markierte er zugleich einen Testlauf für die anstehende Markteinführung der MICHELIN Pilot Sport 5 Energy Reifenreihe. Michelin liefert damit nicht nur Material, sondern umfassende technische Betreuung sowie personellen Support vor Ort. Mehrere Teams arbeiteten im Schichtbetrieb durch, um einen reibungslosen Testablauf rund um die Uhr zu gewährleisten.

Einordnung für den deutschen Markt und Preise
Anders als viele Ankündigungen der Branche wurde der Concept AMG GT XX nicht einfach als theoretische Studie präsentiert, sondern in der Praxis auf seine Alltagstauglichkeit im Höchstleistungsbereich geprüft. Für die Bundesrepublik wird das Serienmodell, das ab 2026 erwartet wird, vor allem für Enthusiasten und Early Adopter elektrobasierter Sportwagen relevant sein. Erfahrungen mit dem aktuellen AMG GT 4-Türer lassen einen Einstiegspreis deutlich jenseits der 100.000 Euro erwarten. Im direkten Wettbewerb mit Porsche Taycan und Audi e-tron GT wird Mercedes-AMG mit eigener Technik und exklusivem Reifenpartner den Markt herausfordern. Die dabei verwendeten Michelin-Reifen werden Technik, die für den Extremfall entwickelt wurde, perspektivisch in breitere Serienprodukte übertragen.

Kritische Einordnung und Ausblick
Während die Rekordfahrt ohne Zwischenfälle verlief und Michelin den Versuch mit technischem und personellem Aufwand begleitete, bleiben offene Fragen nicht aus. Zwar spricht vieles für einen echten Technologiesprung, doch muss sich im Alltag erst noch zeigen, wie dauerhaft die neue Reifenmischung unter regulären Straßenbedingungen performt. Die exklusive Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen ist weniger ungewöhnlich als das extreme Testregime selbst. Hier bleibt abzuwartn, ob die versprochenen Innovationen in der Serie halten, was sie im Testeinsatz in Nardò bewiesen haben.
Ausblick: Serienstart und Bedeutung für die Mobilität
Schon im kommenden Jahr soll die neue Reifenserie für den Marktstart bereitstehen, serienmäßiger Einsatz im AMG GT XX ist ab 2026 vorgesehen. Die testgeprüfte Technik des Pilot Sport 5 Energy dürfte dann nicht nur AMG-Kunden erreichen, sondern auch andere Modelle und Hersteller profitieren lassen. Das Beispiel Nardò zeigt: Der Wandel zur nachhaltigen Elektromobilität eröffnet neue Innovationsfelder, bleibt aber auch eine Herausforderung für Ingenieure und Verbraucher.

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