Retro-Offroader mit Charakter: Ford Bronco Badlands im Kurztest

Robuste Geländewagen-Legende mit Ecken und Kanten

Ford belebt mit dem neuen Bronco eine Ikone wieder. Der neue Offroader tritt in einem hart umkämpften Segment an. Seine direkten Konkurrenten sind der Jeep Wrangler, der Land Rover Defender und der Mercedes-Benz G-Klasse. Alle diese Modelle verbindet eine lange Tradition als echte Geländewagen mit Leiterrahmen und hoher Offroad-Kompetenz. Der Bronco muss sich hier als Neuauflage eines Klassikers beweisen.

Ford Bronco Badlands 2024 im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

Das kantige Retro-Design erinnert stark an den Ur-Bronco von 1966. Doch unter der nostalgischen Hülle steckt moderne Technik. Der neue Bronco soll die Offroad-Fähigkeiten eines echten Geländewagens mit alltagstauglichen Fahreigenschaften verbinden. Ob das gelingt, zeigt unser Kurztest. Wir hatten Anfang Oktober Gelegenheit in Dreieich den Ford Bronco kurz zu fahren und ein paar Eindrücke über den neuen Geländegänger zu sammeln. Ford befindet sich mitten in der Transformation. Zwar wird die Marke immer elektrischer – aber sie ist unverändert auch eine amerikanische „Muskel-Marke“ in Europa.

Design

Der neue Bronco präsentiert sich als kantiger Offroader im Retro-Look. Die steile Frontpartie mit dem großen Kühlergrill und den runden Scheinwerfern erinnert stark an das Original von 1966. Auch die fast senkrecht stehende Windschutzscheibe und das kastenförmige Heck mit außen angebrachtem Reserverad sind typische Stilelemente.

Die Karosserie wirkt insgesamt sehr massiv und robust. Trotz der Länge von 4,80 Metern wirkt der Bronco kompakter als erwartet. Das liegt an den kurzen Überhängen und dem langen Radstand von 2,95 Metern. Die Bodenfreiheit beträgt stattliche 29,2 Zentimeter.

Zusammen mit den großen Böschungswinkeln vorne und hinten verspricht das eine hohe Geländegängigkeit. Ein besonderes Feature sind die abnehmbaren Dachpaneele über den Sitzreihen. So lässt sich der Bronco bei Bedarf in einen offenen Geländewagen verwandeln. Auch die Türen können demontiert werden.

Interieur

Im Innenraum dominieren robuste Materialien und ein funktionales Design. Das Armaturenbrett besteht größtenteils aus hartem Kunststoff, was zwar nicht besonders hochwertig wirkt, aber sehr strapazierfähig ist. Dafür gibt es schicke Ledersitze mit farbigen Ziernähten. Viele coole Details wie gummierte Schalter, Fensterheber in der Mittelkonsole und zusätzliche Aux-Tasten im Dach unterstreichen den Abenteuer-Charakter.

Das digitale 12-Zoll-Kombiinstrument bietet vielfältige Anzeigemöglichkeiten wie Öltemperatur und Neigungswinkel. Der große 12-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole reagiert schnell und bietet ein modernes Infotainment-System. Die Sitzposition ist sehr hoch, was eine gute Übersicht ermöglicht. Durch die steile Windschutzscheibe sitzen die vorderen Passagiere ungewohnt weit vorn. Der Innenraum bietet insgesamt viel Platz. Auch auf der Rückbank finden Erwachsene bequem Platz. Der Kofferraum fasst 873 Liter, bei umgeklappten Rücksitzen wächst das Volumen auf 1.804 Liter. Die Ladekante ist eben, was das Be- und Entladen erleichtert.

Antrieb und Verbrauch

Als Antrieb dient ein 2,7-Liter-V6-Biturbo mit 335 PS und 563 Nm Drehmoment. Die Kraft wird über eine 10-Gang-Automatik auf alle vier Räder übertragen. Damit beschleunigt der Bronco in 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h abgeregelt. Der Verbrauch liegt laut Herstellerangaben zwischen 11,3 und 12,7 Litern auf 100 km. Unser Verbrauch auf kurzer Teststrecke betrug knapp 14 Liter. Das ist für einen großen Geländewagen zwar nicht ungewöhnlich, aber dennoch recht hoch.

Fahreigenschaften

Auf der Straße überrascht der Bronco mit recht präzisem Lenkverhalten und guter Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten. Die Einzelradaufhängung vorne trägt dazu bei. Die Bremsen sprechen gut an. Selbst die Stollenreifen kommen auf Asphalt gut zurecht. Die hintere Starrachse gibt Unebenheiten zwar spürbar weiter, dank Schraubenfedern aber weniger stark als befürchtet.

Insgesamt ist der Fahrkomfort für einen echten Geländewagen durchaus ordentlich. Für lange Autobahnfahrten ist der Bronco aber nur bedingt geeignet. Bei 130 km/h wird es im Innenraum recht laut. Seine wahren Stärken spielt der Bronco primär im Gelände aus. Dank 29,2 cm Bodenfreiheit, Untersetzungsgetriebe, Differenzialsperren und entkoppelbaren Stabilisatoren meistert er auch schwieriges Terrain souverän.

Verschiedene Fahrmodi optimieren die Allradtechnik für unterschiedliche Untergründe. Besonders praktisch ist der Gelände-Tempomat für langsame Fahrten. Kameras zeigen detaillierte Ansichten des Untergrunds auf dem großen Touchscreen.

Technische Daten Ford Bronco Badlands 2,7 l EcoBoost 246 kW (335 PS) e-4WD 2024
Hersteller:	Ford
Karosserie:	Offroader 4sitzig
Motor:	2,7l EcoBoost V6
Getriebe	10-Gang-Automatikgetriebe
Antrieb	e4WD: Erweiterter, automatisch zuschaltbarer Allradantrieb mit elektromechanischem Verteilergetriebe
Hubraum:	2694 ccm
Leistung:	246 kW (335 PS) bei 3.600 Umdrehungen pro Minute
Drehmoment Verbrenner:	563 Nm bei 3.100 Umdrehungen pro Minute
Drehmoment E-Motor:	k.A.
Höchstgeschwindigkeit:	161 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s	7,2 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (WLPT)	12,7 Liter /100 km
CO2-Ausstoß	288 g/km
CO2-Klasse	G
Kraftstoff:	Benzin
Tankinhalt	79 Liter
Leergewicht ohne Fahrer	2.418 kg
Kofferraum	562 bis 1.804 Liter
Zuladung Nutzlast	387 kg
Anhängelast gebremst	1.000 kg
Breite der Ladefläche	1.078mm
Höhe Gepäckraumöffnung	922 mm
Höhe der Ladefläche innen	1.027mm
Höhe der Ladekante unbeladen	808 mm
Wendekreis	12,21 Meter
Länge/Breite/Höhe/Radstand	4.800/2.199/1.962/2.950 mm
Böschungswinkel vorn/hinten	40,6 Grad
Bodenfreiheit beladen	221mm
Watttiefe	800 mm
Grundpreis Testwagen	ab 69.950,00 Euro
Testwagenpreis	78.500,00 Euro

Preise und Extras

Der Einstiegspreis für den Ford Bronco Badlands liegt bei 69.950 Euro. Dafür gibt es bereits eine umfangreiche Serienausstattung inklusive Allradantrieb, Geländeuntersetzung und abnehmbarem Hardtop. Gegen Aufpreis sind weitere Offroad-Extras wie eine Seilwinde erhältlich. Angesichts der gebotenen Technik und Ausstattung ist der Preis zwar nicht günstig, aber durchaus konkurrenzfähig. Der Jeep Wrangler startet in einer vergleichbaren Version bei ähnlichen Preisen. Der von uns gefahrene Bronco Badlands in Velocity Blue Metallic kostet 78.500 Euro.

Die Serienausstattung umfasst u.a.

4 Leichtmetallräder 8 J x 17 mit 285/70 R17 Reifen, Karbon grau lackiert
LT All-Terrain Reifen
Hardtop in schwarz matt
Dachreling im Hardtop enthalten
Heckscheibe, beheizbar mit Waschdüse hinten
Front-Stabilisator-Getrennt
Scheibenbremsen vorn und hinten
Auffahrwarnsystem und aktiver Notbremsassistent
Post-Collision-Assist
One Pedal drive
HOSS 2.0-Fahrwerk mit positionsempfindlichen Dämpfern von Bilstein
Sperrdifferential, vorne und hinten
Terrain Management System mit G.O.A.T. Modi-Normal,
ECO, Rutschig, Schlamm, Sand Stein und Baja

Fazit: Moderne Technik mit einer gehörigen Portion Retro

Der neue Ford Bronco ist eine gelungene Neuinterpretation des Klassikers. Er verbindet authentisches Retro-Design mit moderner Technik. Seine Stärken liegen klar im Gelände, wo er dank ausgefeilter Technik kaum Grenzen kennt.

Auf der Straße fährt er für einen echten Geländewagen erstaunlich gut, ohne jedoch zum Langstrecken-Cruiser zu werden. Wer einen charakterstarken Offroader mit Kultfaktor sucht und dafür Abstriche bei Verbrauch und Fahrkomfort in Kauf nimmt, findet im Bronco eine interessante Alternative zu Jeep Wrangler und Co. Für den Alltagseinsatz gibt es aber komfortablere und sparsamere SUV-Alternativen.

Ford Bronco Badlands 2,7 l EcoBoost 246 kW (335 PS) e-4WD 2024