
Prototypen Erprobung des neuen BMW iX3 (in Miramas) - Bildnachweis: BMW
Bald serienreif!
Mit dem neuen iX3 schlägt BMW ein neues Kapitel in der Elektromobilität auf. Als erstes Serienmodell der sogenannten „Neuen Klasse“ soll er nicht nur neue Maßstäbe bei Reichweite und Ladeleistung setzen, sondern auch als technologische Plattform für alle kommenden BMW-Elektromodelle dienen. Schon bei ersten Tests in Südfrankreich zeigt sich: Der iX3 steht nicht nur für Fortschritt, sondern auch für einen grundlegenden Paradigmenwechsel bei BMW.

Im Mittelpunkt der neuen Architektur steht der sogenannte Gen6-Elektroantrieb. Durch eine erstmals bei BMW eingesetzte 800-Volt-Batterietechnologie sowie neue Rundzellen, die zugleich tragende Elemente im Unterboden sind, lassen sich Reichweiten von bis zu 800 Kilometern im WLTP-Zyklus erzielen – ein Quantensprung im Vergleich zum aktuellen iX3. Gleichzeitig reduzieren sich die Ladezeiten deutlich: An geeigneten Schnellladesäulen mit entsprechender Infrastruktur sind Ladeleistungen von bis zu 400 Kilowatt möglich. Damit soll sich in rund zehn Minuten Strom für etwa 350 Kilometer nachladen lassen.
Auch in puncto Effizienz hat BMW deutlich nachgelegt. Dank verbesserter Zellchemie und Systemintegration sinken die Energiekosten pro Kilometer, während gleichzeitig Gewicht und Platzbedarf der Batterie verringert wurden. Laut BMW konnte das Gesamtgewicht der Batterieeinheit um rund zehn Prozent reduziert werden, die Energiedichte stieg um etwa 20 Prozent. Möglich macht das unter anderem die Integration der Batterie in die tragende Struktur des Fahrzeugs – ein Ansatz, den bislang vor allem Start-ups wie Tesla oder Nio konsequent verfolgen.

Der neue BMW iX3 ist zudem das erste Modell mit dem neuen BMW-Bediensystem OS X. Herzstück ist das Panoramic iDrive, ein vollständig digitalisiertes Cockpitkonzept mit Head-up-Display über die gesamte Breite der Windschutzscheibe, Touch- und Sprachbedienung sowie haptisch wirksamer Steuerleiste im unteren Armaturenbereich. Die Nutzerführung ist konsequent auf personalisierbare Kurzbefehle und KI-gestützte Vorausschau ausgelegt. In der Praxis sollen sich wichtige Funktionen wie Navigation, Klimaregelung oder Mediensteuerung mit wenigen Gesten oder Sprachkommandos bedienen lassen.
Ein weiteres Highlight ist die bidirektionale Ladefähigkeit des neuen iX3. Über Vehicle-to-Load (V2L), Vehicle-to-Home (V2H) und sogar Vehicle-to-Grid (V2G) kann der BMW nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch abgeben – etwa zur Versorgung eines Haushalts oder zur Stabilisierung des Stromnetzes. Dabei sind Leistungen von bis zu 19,2 Kilowatt möglich. Die Ladeklappe erkennt mittels Sensorik und KI eine kompatible Ladesäule und öffnet sich automatisch, was den Komfort im Alltag nochmals erhöht.
Für die Fahrdynamik setzt BMW auf das sogenannte „Heart of Joy“. Dahinter verbirgt sich ein neuartiges Steuergerät, das Fahrwerks- und Antriebsregelung, Energierückgewinnung und Bremsverteilung zentral koordiniert. In 98 Prozent aller Bremsvorgänge kommt demnach ausschließlich die Rekuperation zum Einsatz, die Reibbremse bleibt ungenutzt – das spart Energie, schont die Mechanik und erhöht den Fahrkomfort. Gleichzeitig soll das System ein deutlich natürlicheres Fahrgefühl ermöglichen und Fahrdynamik auf bisher nicht gekanntem Niveau realisieren.
Ein weiterer Baustein der „Neuen Klasse“ ist das automatisierte Fahren. Der iX3 verfügt über eine neue Hochleistungsrechnerarchitektur mit vier sogenannten „Superbrains“, die bis zu 20-mal mehr Rechenleistung bieten als bisherige Steuergeräte. Damit lassen sich Assistenzsysteme wie Autobahnassistent, aktiver Spurwechsel oder Querverkehrswarner präziser und sicherer umsetzen. Auch hier ist KI im Spiel: Durch selbstlernende Algorithmen soll der iX3 sein Umfeld besser verstehen und vorausschauender agieren können – immer unter Beibehaltung der Kontrolle durch den Fahrer.
Der neue BMW iX3 wird in mehreren Versionen erhältlich sein. Die Einstiegsversion mit Heckantrieb, voraussichtlich als eDrive30 bezeichnet, dürfte bei etwa 70.000 Euro starten. Eine Allradversion mit dem bekannten xDrive-System und gehobener Ausstattung wird deutlich darüber liegen. Damit positioniert sich der iX3 klar im Premiumsegment – oberhalb des aktuellen X3 mit Verbrennermotor, aber unterhalb des größeren iX. Die Preisgestaltung zeigt, dass BMW mit dem neuen Modell nicht auf Volumen, sondern auf technologische Führungsansprüche setzt.
Doch wie alltagstauglich ist der Fortschritt wirklich? Die beeindruckenden Ladeleistungen entfalten ihr volles Potenzial nur an entsprechend leistungsfähigen Ladesäulen – die in Deutschland derzeit noch die Ausnahme sind. Auch die angegebene Reichweite ist unter idealen Laborbedingungen ermittelt. Im realen Fahrbetrieb dürften je nach Fahrweise, Wetter und Topografie eher 500 bis 600 Kilometer erreichbar sein. Hinzu kommen hohe Anschaffungskosten, die selbst bei staatlicher Förderung für viele Käufer eine Hürde darstellen.
Dennoch: Der neue iX3 ist ein klares Statement. BMW zeigt mit diesem Fahrzeug, dass Elektromobilität nicht nur lokal emissionsfrei, sondern auch hocheffizient, komfortabel und digital sein kann. Die „Neue Klasse“ verspricht nicht weniger als die Zukunft der Marke – und der iX3 macht den Anfang. Mit ihm startet BMW eine Produktoffensive, die bis 2030 über zehn vollelektrische Modelle umfassen soll. Wenn sich die im Lastenheft formulierten Versprechen in der Praxis bewahrheiten, könnte der iX3 ein Meilenstein werden – nicht nur für BMW, sondern für die Elektromobilität insgesamt.
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