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Schon gefahren: Seat Tarraco – das XL-SUV im Kurztest

Im Kurztest passend zum Marktstart der neue Seat Tarraco in der Topversion Xcellence - Bildnachweis: MOTORMOBILES

SUV in XL mit bis zu sieben Sitzen

 

Auch für Seat sind alle guten Dinge drei

  

Bei Seat komplettiert sich das Sortiment im boomenden SUV-Segment. 2016 startete der mittlere Ateca, 2017 der kleinere Arona und nun steht für 2019 der Start des großen Seat Tarraco an. Der neue Seat Tarraco ist ein Mittelklasse-SUV mit VW-Technik. Auf dieser Plattform mit langem Radstand (2,79 Meter) bauen schon VW Tiguan und Skoda Kodiaq auf. Der neue Tarraco wird in Wolfsburg neben dem Tiguan mit kurzem Radstand montiert, sein Technikspender VW Tiguan Allspace dagegen in Mexiko, der ebenfalls vom großen Tiguan abgeleitete Skoda Kodiaq in Tschechien. Nach dem Ateca und dem Arona komplettiert der Tarraco das SUV-Trio des Herstellers – und ist das dritte SUV-Modell auf Basis der Volkswagen-Plattform (MQB-A2 Long Wheel Base – „MQB“ steht für „Modularer Querbaukasten“). Wie diese gibt es den Seat Tarraco als Fünf- und als Siebenplätzer. Der 4,74 Meter lange Tarraco ist vier Zentimeter länger als seine Brüder. Von vorne gibt sich der Tarraco mit dem neuen Seat-Familiengesicht zu erkennen und trägt unverkennbar seine Seat-Gene zu Schau. Das Basismodell kostet 29.980 Euro. Bei unserem ersten Test in Südtirol durfte der Spanier zeigen, was er mit 190-PS-Diesel in Kombination mit DSG und Allrad so drauf hat. Wir haben den Allradler auf Bundes- und Landstraßen sowie alpinen Schnee- und Eispisten sowie kurvenreichen Straßen gefahren, wo er auch seine gute Geländetauglichkeit unter Beweis stellte. 

 

Seat Tarraco 2.0 TDI Xcellence 4Drive DSG 190 PS
Der neue Tarraco wird in Wolfsburg neben dem Tiguan mit kurzem Radstand montiert, sein Technikspender VW Tiguan Allspace dagegen in Mexiko, der ebenfalls vom großen Tiguan abgeleitete Skoda Kodiaq in Tschechien - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Die spanische VW-Tochter setzt ihre Modelloffensive fort

 

Hinten beeindruckt die LED-Technik. Hier ist der Blinker so dynamisch richtungs-animiert, wie wir das sonst von Audi kennen. Der Tarraco wirkt trotz seiner Dimensionen nicht unförmig oder klobig. Das Seat-SUV präsentiert sich mit scharf geschnittenen Leuchten, großem Grill in Waben-Optik, dazu serienmäßig 19-Zoll-Aluräder in der Xcellence-Ausstattung. Auch bei Seat setzt man nun auf eine Querspange zwischen den Heckleuchten und den Auspuffblenden.

SUV in XL mit bis zu sieben Sitzen

 

Der optisch selbstbewußte Auftritt des Tarraco stellt für die Marke Seat den nächsten logischen Schritt ihrer höchst erfolgreichen Transformation dar. SUV laufen momentan blendend. Und es ist noch kein Ende in Sicht. So ist es nur konsequent nach Ateca und Arona innerhalb von nicht einmal 24 Monaten schon ihren dritten Softroader ins Rennen zu schicken. Optisch fällt vor allem der kräftige Kühlergrill auf. LED-Technik ist Serie: An Front und Heck differenziert sich das SUV eigenständig von seinen Konzernbrüdern. Die dreieckige Leuchtengrafik ist typisch für die Spanier. Auffällig ist das durchgehende – aber nicht durchgehend illuminierte – Leuchtband am Fahrzeugheck. Hier hat Seat an der falschen Stelle gespart und sollte schleunigst nachbessern.

Interieur

 

Gebaut auf dem langen Radstand des VW-Baukastens (4.735 Millimeter, Radstand 2.790 Millimeter) bietet der Tarraco innen auf den ersten beiden Sitzreihen ein üppiges Platzangebot. Mit seinen Dimensionen bietet der Wagen für die Insassen ausreichend Platz. Die 2. Sitzreihe lässt sich um bis zu 23 Zentimeter verschieben und ist sogar beheizt. Bei der siebensitzigen Variante empfiehlt sich die letzte Reihe hauptsächlich für Kinder und nicht groß gewachsene Mitmenschen. Der Zustieg zu den beiden Sitzplätzen in der optionalen dritten Reihe bedarf einer gewissen Gelenkigkeit.

Die Sitze sind gut konturiert und dimensioniert und erweisen sich auch auf längerer Strecke als bequem. Selbst große Fahrer passen problemlos hinter das Lenkrad – vor allem dann, wenn man auf das große Panorama-Schiebedach (1.145 Euro ) verzichtet, das die Höhe geringfügig einschränkt. Auch groß gewachsene Menschen können im Tarraco bequem hintereinander sitzen. Als Fünfplätzer punktet der Wagen mit einem sehr beachtlichen Kofferraumvolumen von 760 Litern, dass sich bei Bedarf durch umklappen auf bis zu 1.920 Liter erweitern lässt. Entscheidet man sich für die optionalen sieben Sitze (800  Euro Aufpreis), schrumpft der Kofferraum bei voller Bestuhlung auf bescheidene 230 Liter. Klappt man dann die dritte Sitzreihe ein, sind es immerhin 700 Liter, jedoch mit unebenem Boden.

Wie auch bei den anderen Mitgliedern der Volkswagen-Familie sind die Bedienelemente dort, wo man sie erwartet und auch im Bedarfsfall gut erreichen kann. Bei den Brüdern von VW und Skoda liegt der Navi-Bildschirm schlichtweg zu tief postioniert. Seat hat sich dieser berechtigten Kritik angenommen: Das formschöne Touchpad thront gut platziert „auf“ dem Armaturenträger, verfügt über dezidierte Knöpfe für laut und leise und eine verständliche Menüführung. Das lässt die Schaltzentrale im positiven Sinne viel luftiger und offener wirken. Das Thema Connectivity spielt beim Tarraco eine grosse Rolle. Die Instrumente vor dem Fahrer selbst sind – fast – durchgängig digital. Ein Highlight ist das serienmäßige Virtual Cockpit auf dem die fahrrelevanten Informationen auf einem 10,25-Zoll-Display hinter dem Lenkrad angezeigt werden. Auch sonst ist das Cockpit hochwertig verarbeitet und praktisch bis zur Perfektion ergonomisch einwandfrei gestaltet. Der 8,0-Zoll-Touchscreen für Audio und Infotainment wiederum ist beim Tarraco freistehend und verfügt über bedienfreundliche Drehknöpfe für Lautstärke, Sender-, Kartenausschnitt- oder Musiktitel-Wahl. Erstmals ist hier bei Seat auch die Sendereinstellung berührungslos per Wisch bzw. Gestensteuerung möglich.

Einen ordentlichen Eindruck macht der Tarraco auch in Sachen Materialauswahl und Verarbeitung. Weicher Kunststoff, Kunstleder- und Stoffbezug kombiniert sich mit gut kaschiertem Hartplastik. Der Spanier wirkt solide und hochwertig. Das Dashboard präsentiert sich mit aufgeschäumten Kunststoff (Softtouch). Dies ist bei VW seit VW T-Roc, T-Cross und Seat Arona nicht mehr selbstverständlich. 

Vier Antriebe und Allrad-Option

 

Zunächst stehen jetzt zum Marktstart vier Motoren zur Wahl. Die beiden Benziner verfügen über 1,5 und 2,0 Liter Hubraum und mobilsieren 150 bzw. 190 PS. Die Motorisierung mit 2,0-Liter-Turbobenziner (190 PS) ist nur in Zwangskombination mit Allradantrieb und DSG erhältlich. Ebenfalls nur in dieser Kombination ist der Topdiesel, ein 2.0 TDI mit ebenfalls 190 PS, im Angebot. Sowohl mit Front- oder Allradantrieb, Handschaltgetriebe oder DSG ist der gleich grosse Basisdiesel mit 150 PS erhältlich. Für unsere Testfahrten in Südtirol steht uns der neue Seat Tarraco 2.0 TDI mit 190 PS, Allrad (4Drive) und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) zur Verfügung.

Dem 2.0 TDI mit 190 PS liegt die volle Kraft von 400 Nm zwischen 1.750 und 3.250 Umdrehungen an, also fast über das gesamte im Alltag genutzte Drehzahlband. Eine Empfehlung ist der 190 PS-Diesel für ausgewiesene Vielfahrer und Freunde hoher Anhängelast: Sie beträgt 2,3 Tonnen. Der Selbstzünder-Tarraco mit 190 PS und Allrad wiegt leer 1,8 Tonnen, während das Leergewicht des Basismodell mit kleinem Benziner und Frontantrieb 200 Kilogramm weniger ausweist.

Erst nächstes Jahr schieben die Spanier noch eine Plug-in-Hybridversion (PHEV) mit rund 210 PS, 400 Newtonmetern und 50 Kilometern elektrischer Reichweite hinterher. Seat gibt für den 190 PS TDI einen kombinierten Normverbrauch von 5,6 Litern an. Auf unserer Tagestour in Südtirol inkl. Geländeparcour verzeichneten wir einen wenig repräsentativen Verbrauch von knapp über 9 Litern aus.

 

Snow Experience: Fahrerprobung unter winterlichen Bedingungen – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Fahreigenschaften

 

Vorn ist der Seat Tarraco mit einer MacPherson-Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und hydraulischen Stoßdämpfern ausgestattet, während hinten eine Multilenker-Hinterachse verwendet wurde, die ebenfalls über Schraubenfedern und hydraulische Stoßdämpfer verfügt. Obwohl das neue Spitzenmodell der spanischen VW-Tochter sich die Plattform mit dem Tiguan Allspace und dem Skoda Kodiaq teilt, zeigt er schon bei der ersten Testfahrt, dass er der sportlichste Vertreter dieses SUV-Trios ist. Vor allem bei flotter Kurvenfahrt zeigt sich der Spanier einen Tick dynamischer als seine Konzernbrüder. Das liegt vor allem an der Lenkung, die dem Fahrer mehr Rückmeldung bietet. Mit DCC-Fahrwerk ausgestattet läßt sich damit wirkungsvoll der fahrdynamische Charakter verändern. Bei den Allradmodellen mit 7-Gang-DSG-Getriebe lassen sich zudem bis zu sechs Fahrmodi einstellen. Dank Allradantrieb bleibt zudem genug Traktion für agile Kurvenfahrten. Dabei wirkt das große SUV stets ausgewogen und nie unkomfortabel. Seine generelle Fahrwerksabstimmung ist sportlich – aber nicht zu straff abgestimmt. Selbst im Sportmodus erweist sich sich das SUV nicht gänzlich unbequem. Die adaptiven Dämpfer vermögen selbst in der härtesten Einstellung noch die meisten Unebenheiten sauber abzufangen. Im sportlichen Fahrmodus kommt zudem ein angenehmes Gegengewicht in der Lenkung hinzu. Das SUV lenkt direkt und präzise ein.

Wer die Kurven onroad zu schnell anfährt, spürt den hohen Schwerpunkt. Das ESP bremst beim kleinsten Versuch des sportlichen Kurvenschneidens das Fahrzeug gekonnt ein. Der Spurhalteassistent erweist sich tendenziell als zu aktiv. Auch wird mittlerweile überprüft, ob die Hände am Lenkrad verweilen. Sonst bittet das System den Fahrer seine Hände zurück ans Lenkrad zu nehmen. Die hohe Eigengewicht läßt sich nicht ganz verleugnen. Der Seat liegt satt auf der Straße, verhält sich gutmütig und unaufgeregt. Das Eigengewicht zeigt sich vor allem beim Abwärtsfahren auf glattem Untergrund, wird aber vom Dynamic Chassis Control vorbildlich aufgefangen.

Am wohlsten fühlt sich der Tarraco zwar auf der Strasse aber auch Offroad präsentiert sich der Spanier überraschend talentiert. Im Schnee und bergigen Gelände konnte er seine Fähigkeiten während unserer Testfahrten in Südtirol eindrucksvoll unter Beweis stellen. Die Traktion ist beeindruckend. Die Allradversion des Tarraco erklimmt selbst starke Steigungen und meistert schräge Böschungen genauso talentiert, wie er  Steine und Geröll überwindet. Der in unserem Testwagen verbaute Bergabfahrassistent hält automatisch die Geschwindigkeit. Das Offroad-Potenzial soll trotz der Zielgruppe nicht unerwähnt bleiben. Spannend wird zu beobachten sein, wie hoch die Bestellrate für die Allradvariante sein wird.

Die Akustik zeigt sich im direkten Vergleich zum Tiguan gerade bei hohen Tempi geringfügig lauter. Vermutlich haben die Spanier etwas weniger in Dämmung investiert.

 

Technische Daten Seat Tarraco 2.0 TDI Xcellence 4Drive DSG (190 PS)
Hersteller:Seat
Karosserie:SUV siebensitzig
Motor:2.0 TDI: Reihen-Vierzylinder-Diesel mit VTG Abgasturbolader und indirekter Ladeluftkühlung, zwei oben liegende Nockenwellen (VVT) mit Start/Stopp
Getriebe:7-Gang DSG
Antrieb:Allradantrieb (4Drive)
Hubraum:1.968 ccm
Abgasnachbehandlung:Motornahe Abgasreinigung mit beschichtetem Dieselpartikelfilter und SCR-System, Nieder- und Hochdruck Abgasrückführung (Zweikreis-AGR-System)
Emissionsklasse:Euro 6
Leistung:140 kW (190 PS) bei 3.500 bis 4.000 U/min
Drehmoment:400 Nm bei 1.750 - 3.250 U/min
Von 0 auf 100:8,0 s
Höchstgeschwindigkeit:210 km/h
Verbrauch (ECE):5,6 Liter
CO2-Ausstoß 147 g/km
EffizienzklasseB
Kraftstoff:Diesel
Wendekreis:11,9 Meter
Kofferraum:230- 700 Liter
Anhängelast ungebremst/gebremst750/2.300 kg
Leergewicht:1.816 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.735/2.118/1.674/2.595 mm
Grundpreis Testwagen:43.800 Euro
Testwagenpreis:55.085 Euro

 

Preise und Extras

 

Die Spanier werden auch preislich immer selbstbewusster. In der Ausstattungsversion Xcellence kostet der 190 PS-Benziner mit 7-Gang-DSG und Allrad mindestens 43.800 Euro. Inklusive sind Klimaautomatik, elektrische Heckklappe, Parkpiepser vorn und hinten mit Park-Assistenten, Sport-Komfortsitze. Voll-LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten, digitale Instrumente und Spurhalte-Assistenten. Mit dem opulenten Testwagen-Ornat überhöhen wir den Teswagenbasispreis ohne Probleme auf 55.085 Euro. Das sind für Seat völlig neue Preisregionen. Aber Qualität aus Wolfsburg hat hier seinen Preis. Während das einstellbare Fahrwerk, das es übrigens nur für die Top-Version der zwei verfügbaren Ausstattungslinien gibt, mit 940 Euro zu Buche schlägt, sind Spurhalteassistent und City-Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung immer an Bord. Wer mehr Helferlein will, muss in weitere Optionen investieren: Abstandstempomat, Stauassistent, Verkehrszeichenerkennung oder Totwinkel-Warner gibt es ausschließlich gegen Aufpreis.

 

Fazit: Das richtige SUV für die Familie 

 

Seat präsentiert mit dem Tarraco einen sehr ordentlich gemachten Ableger des VW Tiguan Allspace sowie Skoda Kodiaq. Mit Seat Tarraco erweitert der Volkswagen-Konzern sein Angebot in der 4,70-Meter-Liga um eine etwas sportlicher ausgerichtete Alternative. Diese Auslegung geht ohne Einbußen bei der Alltagstauglichkeit einher. Er ist länger und trotzdem geringfügig günstiger als sein Konzern-Bruder Tiguan Allspace. Der Tarraco ist optisch gelungen, bietet neben Komfort extrem viel Platz, einen großen Kofferraum, effiziente Motoren und auf Wunsch sieben Sitze.

Wer einen Ersatz für einen Van sucht, sich mit diesem Segment aber nicht mehr anfreunden mag, könnte mit dem Tarraco einen passendes Angebot finden. Einige Kitikpunkte seiner beiden Konzern-Brüder haben die Spanier gekonnt aufgegriffen und einer besseren Lösung zugeführt. Dies betrifft zum Beispiel die Platzierung des Touchscreen. Hier und bei vielen weiteren Detaillösungen wurde der späte Einführungszeitpunkt zur gezielten Optimierung genutzt. Der Erfolg des „Bis-zu-Siebensitzer“ dürfte damit fest programmiert sein und so ganz nebenbei für Seat neue Kundengruppen erschließen.

Seat Tarraco 2.0 TDI Xcellence 4Drive DSG 190 PS
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