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Umfassende Motorenoffensive bei Mercedes – mehr Leistung trotz weniger Hubraum und Verbrauch

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Mercedes-Benz V8-Biturbo-Benzinmotor, M176

Die größte Motorenoffensive in der Geschichte von Mercedes geht in ihre entscheidende Phase

Mercedes entwickelt neue Benzin- und Dieselmotoren, die bereits künftige Verbrauchs- und Abgasgrenzwerte einhalten sollen. Die Spanne der neuen Triebwerke umfasst Vier-, Sechs- und Achtzylinder.Nach dem im Frühjahr 2016 eingeführten neuen Diesel-Vierzylinder debütieren im kommenden Jahr gleich vier weitere Mitglieder der völlig neuen Motorenfamilie: Reihen-Sechszylinder als Diesel und Otto, ein neuer Vierzylinder-Ottomotor sowie ein neuer Biturbo-V8. Insgesamt verrichten dann drei neue Benziner und zwei neue Diesel unter den Mercedes-Motorhauben ihren Dienst. Gleichzeitig haben richtungsweisende Technologien wie der Integrierte Starter-Generator (ISG), das 48-Volt-Bordnetz und der elektrische Zusatzverdichter (eZV) ihre Weltpremiere. Die Abstimmung auf die Fahrzeuge erfolgt auf den hochmodernen Prüfständen im ebenfalls neuen Antriebsintegrationszentrum (AIZ) in Sindelfingen.

Die neue Motorenfamilie ist modular aufgebaut, was sich in jeweils identischen Zylinderabständen und Hubräumen je Kolben manifestiert. Das hilft bei einer flexiblen Fertigung der kompletten Motorenreihe. Der Serienstart fast aller künftigen Triebwerke ist zunächst für die erneuerte S-Klasse vorgesehen, die im nächsten Jahr erwartet wird.

Konsequent elektrifiziert: Neuer Reihensechszylinder-Ottomotor M 256

Beispielhaft für die Elektrifizierung einschließlich eines 48-Volt-Bordnetzes steht der neue Reihensechszylinder-Ottomotor M 256: Eine neue, intelligente Aufladung unter anderem mit elektrischem Zusatzverdichter (eZV) sowie ein Integrierter Starter Generator (ISG) sorgen für hervorragende Fahrbarkeit ohne Turboloch. Der ISG übernimmt Hybridfunktionen wie Boost oder Rekuperieren und ermöglicht Verbrauchseinsparungen, die bisher der Hochvolt-Hybridtechnologie vorbehalten waren. Unter dem Strich bietet der neue R6 die Fahrleistungen eines Achtzylinders bei viel geringerem Verbrauch. Der neue Ottomotor (interner Code: M 256) startet nächstes Jahr in der neuen S-Klasse.

Durch die konsequente Elektrifizierung entfällt der Riemenantrieb für Nebenaggregate an der Stirnseite des Motors, was seine Baulänge reduziert. Die schmale Bauweise schafft zusammen mit der räumlichen Trennung von Einlass/Auslass Platz für eine motornahe Abgasnachbehandlung. Für Hochverbraucher wie Wasserpumpe und Klimakompressor wird das 48-Volt-Bordnetz ebenso genutzt wie für den Integrierten Starter-Generator (ISG), der zugleich mittels hocheffizienter Rekuperation die Batterie mit Energie speist.

Ein zusätzlicher Bonus ist die unübertroffene Laufkultur des Reihensechszylinders. Leistung und Drehmoment werden im Bereich des heutigen Achtzylinders liegen, also über 300 kW (408 PS) und mehr als 500 Nm. Im Vergleich zum V6-Vorgänger konnten die motorbedingten CO2-Emissionen um ca. 15 Prozent reduziert werden.

Der neue Motor besitzt mit 500 cm3 den gleichen Hubraum pro Zylinder wie die im letzten Jahr vorgestellte Premium-Diesel-Motorenfamilie sowie die Vierzylinder-Otto-Motorenfamilie.

Stärkster Pkw-Diesel von mercedes: Sechszylinder OM 656

Ebenfalls sechs Zylinder in Reihe hat die neue Spitzenmotorisierung der Premium-Dieselfamilie. Zu den Merkmalen des OM 656 zählen das Stufenmulden-Brennverfahren, die zweistufige Abgasturboaufladung sowie erstmals der Einsatz der variablen Ventilsteuerung CAMTRONIC. Die Konstruktion ist durch die Kombination von Alugehäuse und Stahlkolben sowie die weiter entwickelte NANOSLIDE® Laufbahnbeschichtung gekennzeichnet. Obwohl die Leistung im Vergleich zum Vorgänger OM 642 stark gestiegen ist (über 230 kW/313 PS statt 190 kW/258 PS), verbraucht der neue Motor mehr als sieben Prozent weniger.

Der neue Sechszylinder-Dieselmotor OM 656 ist ebenso wie der bereits vorgestellte Vierzylinder OM 654 auf die Erfüllung der zukünftigen Emissionsgesetzgebung (RDE – Real Driving Emissions) ausgelegt. Alle für die effiziente Emissionsminderung relevanten Komponenten sind direkt am Motor verbaut. Der integrierte Technologieansatz aus neuem Stufenmulden-Brennverfahren, dynamischer Mehrwege-Abgasrückführung und motornaher Abgasnachbehandlung, erstmals kombiniert mit einer variablen Ventilsteuerung, ermöglicht weiter reduzierte Verbräuche bei niedrigsten Emissionen. Durch die motornahe isolierte Anordnung hat die Abgasnachbehandlung einen geringen Wärmeverlust und günstigste Arbeitsbedingungen. Verstärkt wird dies durch die schaltbare Auslassnockenwelle CAMTRONIC, die die verbrauchsneutrale Aufheizung der Abgasanlage unterstützt.

Zylinderzahl nach Bedarf: Neuer V8-Biturbo Ottomotor M 176

Der neue Biturbo (interner Code: M 176) zählt zu den sparsamsten V8-Benzinern. Zu seinen besonderen Merkmalen gehören die Zylinderabschaltung im Teillastbereich sowie die im Zylinder-V angeordneten Turbolader. Der neue V8-Biturbo schöpft aus 3.982 cm3 Hubraum über 476 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von ca. 700 Nm ab 2.000/min. Der neue Motor wird rund über 10 Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als sein Vorgänger mit 455 PS. Der neue V8 startet mit dieser Technologie nächstes Jahr in der neuen S‑Klasse.

Um den Kraftstoffverbrauch zu senken, werden beim neuen M 176 im Teillastbereich mit Hilfe der Ventilverstellung Camtronic vier Zylinder gleichzeitig abgeschaltet. Dadurch werden Ladungswechselverluste verringert und der Gesamtwirkungsgrad der im Verbrennungsbetrieb laufenden vier Zylinder durch Verlagerung des Betriebspunktes zu höheren Lasten verbessert.

Sportliche Literleistung: Neuer Vierzylinder-Ottomotor M 264

Ein Zwei-Liter-Vierzylinder von Mercedes-Benz (interner Code: M 264) stößt in Leistungsregionen vor, die bisher hubraumstarken Aggregaten mit sechs Zylindern vorbehalten waren. Zugleich verbraucht er deutlich weniger Kraftstoff als ein vergleichbarer Sechszylindermotor. Zu den besonderen Kennzeichen des Motors zählen Twinscroll-Abgasturbolader, Riemengetriebener 48-V-Starter-Generator (RSG) und elektrische 48-V-Wasserpumpe.

Der RSG übernimmt auch Hybridfunktionen, was Verbrauchseinsparungen ermöglicht:

  • Komfort-Start: Nahezu unmerklicher Start und Hochlauf des Motors
  • Boosten im Drehzahlbereich bis 2.500/min
  • Rekuperation bis 12,5 kW
  • Lastpunktverschiebung: Betrieb in günstigerem Kennfeld möglich
  • Segeln mit Motor-Aus