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Umweltbundesamt: Euro-6-Diesel stoßen sechs Mal mehr Stickstoffoxide aus als erlaubt

Hohe Stickstoffdioxid-Emissionen treten vor allem an kalten Tagen auf

 

Euro 4 Diesel erweisen sich im Vergleich zu Euro 5-Diesel meist als sauberer

Das Umweltbundesamt hatte 2016 eigene Messungen von Dieselautos angekündigt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Die NOx-Emissionen erweisen sich der Untersuchung zur Folge auf der Straße deutlich stärker als bislang angenommen. Die Antwort des VDA ließ nicht lange auf siuch warten.

Worum geht es? Modern Diesel-PKW überschreiten die Euro-Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NOx) auf der Straße noch deutlich stärker als bislang angenommen. Ging man für das Jahr 2016 bislang von 575 mg NOx/km aus, liegt nun die Diesel-Pkw-Flotte in Deutschland bei durchschnittlich 767 mg NOx/km. Das ergaben neue Berechnungen für das Umweltbundesamt (UBA). Für die Neubewertung wurden erstmals auch für den betriebswarmen Motor Messungen bei allen in Deutschland typischen Außentemperaturen berücksichtigt. Hohe NOx-Emissionen treten vor allem an kalten Tagen auf.

Diesel, die der aktuell gültigen Abgasnorm Euro 6 entsprechen emittieren auf der Straße durchschnitlich 507 Milligramm Stickoxide pro Kilometer. Das Problem: Der Grenzwert liegt aber bei nur 80 Milligramm. Rechtlich reicht es bislang allerdings, wenn die Diesel diesen Grenzwert nur unter definierten Laborbedingungen erfüllen.

Aber am schmutzigsten seien bei Einberechnung der Temperaturen Euro-5-Diesel mit einem NOx-Ausstoß von durchschnittlich 906 Milligramm pro Kilometer – das Fünffache des EU-Grenzwerts der Euro5-Norm von 180 Milligramm. Euro-4-Diesel, für die ein Grenzwert von 250 Milligramm gilt, stoßen demnach im Schnitt 674 Milligramm Stickoxide aus.

Das UBA betont anders als bisher bei den Messungen betriebswarme Motoren berücksichtigt wurden. Um ein möglichst realistisches Bild der Emissionen zu bekommen, wurde bei Außentemperaturen von über 20 Grad Celsius zugrunde gelegt, sondern das Abgasverhalten der Diesel über alle Jahreszeiten und für alle in Deutschland üblichen Temperaturen herangezogen. Unterhalb der im Labor üblichen 20 bis 30 Grad Celsius steigen die NOx-Emissionen mit sinkender Außentemperatur stark an. Am schmutzigsten sind unter Berücksichtigung dieses Temperatureffektes Euro-5-Diesel-PKW; sie liegen bei durchschnittlich 906 mg NOx/km (403 Prozent über dem Grenzwert von 180 mg NOx/km). Bei Euro 4 sind es durchschnittlich 674 mg NOx/km (+170 Prozent, Grenzwert: 250), bei modernen, aktuell zugelassenen Euro-6-Diesel-Pkw ohne verbindlichen „RDE-Straßentest (RDE = Real Driving Emissions)“ bei der Zulassung im Mittel 507 mg NOx/km (+534 Prozent, Grenzwert: 80).

Die Hälfte der Pkw-Fahrleistung wird in Deutschland bei Temperaturen unter 10 °C erbracht. Dass die Abgasreinigung von Stickoxiden von Diesel-PKW an kalten Tagen im praktischen Betrieb auf der Straße teilweise nur unzureichend funktioniert, war erst im Zuge des Dieselskandals im vollen Umfang bekannt geworden.

 

 

 

Messdesign

Das UBA ließ 52 Modelle testen. Gemessen wurden unter anderem die Abgaswerte von 25 Diesel-Pkw der Euro-6-Norm und 27 Euro-5-Modelle unterschiedlicher Fahrzeuggrößen vom Kleinwagen bis zum SUV-Geländewagen. Das UBA betont , dass die neuen Werte die Diesel-Pkw-Emissionen in Deutschland repräsentativ abbilden.