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Vorbild Passat: Peugeot 508 SW (2019) im Test: Wie gut ist der französische Kombi?

Im Test der Peugeot 508 SW GT 2.0 l BlueHDi 177 PS FAP EAT8 Stop und Start - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Die Kombivariante des neuen Peugeot 508 im ausführlichen Fahrbericht

 

Das Comeback in der gehobenen Mittelklasse

Mit dem 508 SW meldet sich nun Peugeot im Kombi-Segment der gehobenen Mittelklasse zurück. Die Kombi-Anteil beim 508 dürfte in Deutschland rund 70 Prozent ausmachen. Kombis sind die mobilen Helden im Alltag der Deutschen. Sie haben die Eleganz, Technik und Komfort der Limousine –  dazu aber eine große Ladekapazität, wenn erforderlich. Wir sind den im Juni 2019 gestarteten neuen 508 SW in der Version GT als Diesel gefahren. Ungeachtet der SUV-Welle zählt für viele Käufer vor allem gerade im harten Fuhrparkalltag die Attribute Verbrauch und Fahrleitung. Und hier ist der Kombi immer noch die deutlich vernünftigere Alternative – und dies nicht nur für Dienstwagen-Nutzer. Die Kombiversion wird – wie die Limousine – im französischen Mulhouse produziert und die Preispalette beginnt bei 32.950 Euro für den 1,5-Liter-Diesel (BlueHDI FAP) in der Active-Ausstattung mit 130 PS, das sind 1.100 Euro Aufpreis gegenüber der Limousine.  

Peugeot 508 SW GT 2.0 l BlueHDi FAP EAT8
Wir sind den im Juni 2019 gestarteten neuen 508 SW in der Version GT als Diesel gefahren. Ungeachtet der SUV-Welle zählt für viele Käufer vor allem gerade im harten Fuhrparkalltag die Attribute Verbrauch und Fahrleitung - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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In den USA oder Asien sind Kombis out. In Europa nicht

Bei der  508er Limousine mischt Peugeot Zitate von Coupé, Limousine und Alltagstauglichkeit. Nachdem die im Sommer 2018 gestartete Limousine des Peugeot 508 völlig berechtigt jede Menge Lob einheimste, sind die Erwartungen an die Kombi-Variante des (508 SW) entsprechend hoch. Dem eher konservativen Design des Vorgängers folgt eine progressivere Optik auf Basis der neuen 508 Limousine. Wir finden er sieht sieht sogar noch besser aus als die Limousine. Den Designern gelang es eine gleichermaßen elegante wie dynamische Linie für den Kombi zu entwerfen. Optisch präsentiert sich der Kombi als schnittiger und flacher Station Wagon, der mit seiner Bauweise, fast schon an einen Shooting Brake erinnert. Speziell von hinten, wo sich eine Blende mit dreidimensional wirkenden LED-Rückleuchten über das Heck zieht, vermag optisch zu überzeugen. Die Front mit dem großen, bogenförmigen Tagfahrlicht ist ebenfalls markant. In Sachen Optik und Design dürfte der 508 SW zu den interessanteren Neuvorstellungen des Jahres 2019 zählen.

Mit 1,42 Metern Höhe und einer gespannten Dachlinie schmiegt sich der 508 SW „sprungbereit“ an den Asphalt. Der neue  Mittelklasse-Kombi ist sogar fünf Zentimeter kürzer und sechs Zentimeter niedriger als seine Vorgänger-Generation und in ein dynamisches Design verpackt. Während unserer Testfahrten ernteten wir viele respektvolle Blicke.

Interieur mit Flair à la Francaise

Bis zur B-Säule gleicht der Innenraum des 508 Kombi dem der Limousine. Und wie bereits bei der Limousine erfüllt das Ambiente im Innenraum den Anspruch der gehobenen Mittelklasse. Mit Dekoren und reichlich Klavierlack hinterläßt das Cockpit einen qualitativ einen sehr gediegenen und hochwertigen Eindruck. Auch die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben. Das Interieur präsentiert sich mit einem markentypisch tief angebrachten Volant. Das Cockpit wirkt nun klarer, übersichtlicher und aufgeräumter. Der Fahrer kann über den höhen- und längsverstelllbaren Lenkradkranz auf das virtuelle Cockpit schauen. Die Instrumente liegen so stets gut im Blick. Ein Head-up-Display erübrigt sich damit. Der Fahrer kann nun auch im 508 sein persönlich gestaltetes Cockpit zusammenklicken. Bedient wird das Ganze über einen relativ kleinen Touchscreen oder über die metallische Klaviatur von sieben Kippschaltern. Die Konnektivität beherrscht auch die Spiegelung des Smartphone per Apple Carplay und Andoid Auto. In Sachen Komfort und Infotainment zeigt sich der 508 SW  mit dem digitalen Kombiinstrument (12,3 Zoll großes Display) und 8-Zoll-Touchscreen voll auf der Höhe der Zeit. Dies gilt asudrücklich auch für die Ergonomie und Bedienführung. Es ist wie so häufig geschmackssache und persönliche Präferenz. Die Vor- und Nachteile des Peugeot-Cockpits mit seinem relativ kleinen, abgeflachten Lenkrad, der digitalen Instrumentenwelt sowie der Bedienung von Navi, Infotainment und Klimaautomatik mittels Touchscreen und Direktwahltasten wurde ja schon viel geschrieben. Wer möchte kann sich darauf problemlos einstellen.

  
Die Sitze – deren Sitzfläche sich mit einem Handgriff verlängern läßt  – überzeugen nicht nur durch guten Seitenhalt:  Die vielfältig verstellbaren Sitze sind bequem und bieten in unserem Testwagen mit edler Lederausstattung sogar eine Massagefunktion. Auch groß gewachsene Personen werden keine Probleme haben, sich einzurichten. Optisch und haptisch vermag das Interieur zu überzeugen. Die Materialien wirken durchweg hochwertig und gut verarbeitet. Hinten kommen zwei, zur Not auch drei Erwachsene gut unter – und dies ausdrücklich auch auf längeren Strecken.

Der Innenraum erweist sich als sehr geräumig: Sind die Rückenlehnen umgelegt, wächst der Stauraum auf üppige 1.780 Liter. Damit bewegt sich die Mittelklasse auf dem Niveau eines VW Passat Variant. Weil die Dachlinie zum Heck erst spät abfällt, sitzen Erwachsene auch hinten bequem. Dafür sind auch beim SW die Sichtverhältnisse nach hinten eher dürftig. Durch die abfallende Dachlinie sieht man nur einen kleinen Ausschnitt des Heckfensters. Die Kopfhöhe – unser Testwagen verfügte sogar über ein Panorama-Glasdach – ist ordentlich, da die Dachlinie erst spät zum Heck abfällt, sitzen Erwachsene auch hinten bequem. In die hintere Armlehne sind zwei Getränkehalter und in der Rückseite der Mittelkonsole zwei USB-Anschlüsse integriert. Die Ablagefächer in den Türverkleidungen eignen sich zumindest für kleinere Gegenstände.  

Großzügiger fällt vor allem der Kofferraum aus. 530 Liter sind ein ordentliches Stauvolumen. Die bis 1.780 Liter bei umgelegter Rücklehne positionieren den 508 SW schon im oberen Topbereich. Die Vorrichtungen zur Ladungssicherung sind vorbildlich: Das mit Teppich ausgeschlagene Ladeabteil im Heck punktet mit glatten Seitenwänden und einem klassischen Schienensystem (serienmäßig in der GT-Variante), um Ladung zu fixieren. Zwei Spanngurte an den Innenseiten, Ladekantenschutz und eine Gepäckraumabdeckung komplettieren die Ausstattung des Ladeabteil. Wenn man an den zwei Hebeln im Kofferraum zieht, legt sich die Rückbank im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel um. Der weitgehend ebene Ladeboden ermöglicht auch den Transport langer Gegenstände wie einer Leiter oder längerer Möbel-Kartons. Zudem ermöglichen über 500 Kilogramm Zuladung auch den Transport schwerer Gegenstände. Unter dem Ladeboden befindet sich ein Reserverad. Die Ladekante des Kofferraums ist mit poliertem Edelstahl verkleidet. Die Ladehöhe erweist sich  mit 63,5 Zentimetern als erfreulich niedrig.

Technische Daten Peugeot 508 SW GT 2.0 l BlueHDi 177 PS FAP EAT8 Stop und Start
Hersteller:Peugeot
Karosserie:Mittelklasse-Kombi
Motor:2.0 l BlueHDI FAP
GetriebeEAT8 8-Stufen-Automatik, Start-Stopp
Hubraum:1.997 ccm
EmissionsklasseEuro 6 d-TEMP
Leistung:130 kW / 177 PS
Drehmoment:400 Nm bei 2.000 Umdrehungen pro Minute
Von 0 auf 100: Handschalter8,4 s
Höchstgeschwindigkeit:231 km/h
Verbrauch (WLPT)4,7 Liter
CO2-Ausstoß:124 g/km
Effizienzklasse:A
Kraftstoff:Diesel
Kofferraumladekante635 mm
Kofferraum530 bis 1.780 Liter
Wendekreis10,8 Meter
Tankinhalt55 Liter
FelgenSerie Linie GT: 18 Zoll
Leichtmetall
"Spereone"; Testwagen: 19 Zoll "Augusta" inkl. Notrad
ReifenSerie: 235 /45 R 18 98Y Testwagen: 235/40 R19 96Y
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.778/1,859/1.420/2.793 mm
Leergewicht 1.615 bis 1.774 kg
Zuladung531 kg
Testwagengrundpreis ab:ab 48.150 Euro
Testwagenpreis:55.560 Euro

Leichtfüßig und sparsam

Antriebseitig entspricht die Auswahl an Motoren denen der Limousine. Da sind der 1,6 Liter große Benzinmotor „PureTech“ in den beiden Leistungsstufen 180 oder 225 PS. Außerdem gibt es einen 1,5 Liter großen Diesel der 130 PS mobilisiert und einen zwei Liter großen Selbstzünder mit 160 oder 180 PS. Unser Testwagen hatte den Selbstzünder verbaut. In Kombination mit der gut darauf abgestimmten Achtgang-Automatik sind Verbrauch und Fahrleistungen des 1,7 Tonnen schweren Mittelklasse-Kombis. Die Motoren erfüllen alle die  Euro6d-TEMP-Norm. Die meisten Antriebsoptionen übertragen wie auch bei unserem Testwagen ihre Kraft über ein achtstufiges Automatikgetriebe auf die Vorderräder. Die Pure-Tech-Benziner mit Automatik können zwischen 25 und 130 km/h Segeln und sollen so bis zu drei Prozent Treibstoffeinsparung ermöglichen. Noch dieses Jahr folgt ein Plug-in-Hybrid. Bei ihm wird der 180 PS starke 1,8-Liter-Turbovierzylinder von einem Elektromotor bis zu einer kumulierten Systemleistung von 225 PS unterstützt. Die 11,8 kWh große Batterie verspricht eine rein elektrische Reichweite von 50 Kilometern und kann an einer Schnellladestation in knapp unter zwei Stunden geladen werden.
Unser Testwagen mit 180 PS-Diesel entwickelt sein Drehmoment-Bestwert von 400x Nm bei 2.000 Umdrehungen. Für den Null-Hundert-Paradesprint benötigt der Fünfsitzer 8,4 Sekunden und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 231 km/h. Akustisch hält sich der laufruhige Selbstzünder angenehm zurück. Die hervorragende Wandlerautomatik mit acht Stufen ist im GT serienmäßig und kostet 2.300 Euro für den HDi130. Sie passt mit ihren reibungslosen Übergängen bestens zu der sportlichen Attitüde, die die jeweils leistungsstärksten Triebwerke zeigen. Spontan, leichtfüßig und laufruhig reagiert der Turbodiesel auf Beschleunigungsbefehle. Den Spritbedarf gibt Peugeot für den BlueHDi 180 mit 4,7 Litern an. Unser Testverbrauch betrug gut einen Liter mehr. Ein kombinierter Verbrauch von unter sechs Litern ist in Anbetracht der Fahrzeuggröße immer noch ein verdammt guter Verbrauchswert.

Ausgewogene Fahreigenschaften

Auf Autobahn und kurvenreichen Strecken federt das Fahrwerk gut und komfortabel ab. Die Lenkung arbeitet direkt und präzise. An das kleine und abgeflachte Volant gewöhnt man sich schnell. Gut gefallen hat uns das adaptive Fahrwerk, das sich auf Knopfdruck strafft. Als zwingend notwendig erachten wir diese zusätzliche Unterstützung aber nicht. Auch im Normalmodus entspricht das Verhältnis von Härte und Komfort der Federn und Dämpfer in jeder Fahrsituation einem guten Kompromiss.

Schnell gefahrene Kurven nimmt der 508 SW souverän, schlechtere Fahrbahnoberflächen werden erfolgreich von den Insassen weggefiltert. Überzeugend zudem die Dämmung, die Fahrgeräusche effektiv filtert und im Innenraum selbst bei hohen Tempi eine angenehm niedrige Geräuschkulisse ermöglicht.

 

Preise und Extras

Angeboten wird der 508 SW in den drei Ausstattungsstufen Active, Allure und GT, wobei die GT-Version den Top-Motorisierungen vorbehalten ist.
Ebenso wie bei der Limousine gibt es auch beim SW zahlreiche Assistenten – teils optional gegen Aufpreis. Dazu gehören unter anderem auch das Nachtsichtsystem Night Vision mit Wärmekamera. Bereits in der Basisversion Active sind eine Verkehrsschilderkennung, Frontkollisionswarner, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, Tempomat und vieles mehr an Bord. Ab der zweiten Ausstattungsstufe gehören ein Navigationssystem, Toterwinkel- und Müdigkeitswarner, Rückfahrkamera sowie AGR-Sitze zur Serie.

Die Rolle des Einstiegsmodell kommt dem Benziner 36.650 Euro mit 180 PS in der Active-Ausstattung zu. Die Preispalette für den PureTech 225 EAT8 GT beginnt bei 47.500 Euro und der BlueHDi 180 EAT8 GT kostet mindestens 48.150 Euro. Das bewegt sich preislich im Bereich der Wettbewerber. In der GT-Line-Ausstattung erfreut man sich an vielen Details. Zum Beispiel an einem stylishen Panoramadach das sich öffnen lässt oder auch an zehn statt sechs Lautsprechern (Focal-Soundsystem), i-Cockpit-Amplify, Full LED-Licht und einem aktivem Fahrwerk sowie ein Kühlergrill im Rennflaggenmuster mit verchromter Umrandung und getönten Heckscheiben.

Fazit: Eleganter Lademeister


Eine elegante Alternative: Der dynamische Gallier mit tiefer Dachlinie und rahmenlosen Türen konnte sich im Test überzeugend präsentieren und kommt auch bei der Restwertprognose (fünf Prozentpunkte über dem des VW Passat) richtig gut weg. Die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung werden allesamt dem Anspruch Peugeots gerecht, die Marke deutlich höher positionieren zu wollen als bisher. Neben seinem gelungenen  Design sind dies vor allem die guten Fahrleistungen. Vorzüge, über die ein Kombi heutzutage zwingend verfügen muss, um sich gegen die immer beliebteren SUVs behaupten zu können.

Peugeot 508 SW GT 2.0 l BlueHDi 177 PS
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