
Stellantis bringt über sein Eurorepar-Label die dritte Generation der Reliance Sommerreifen auf den Markt – mit verbesserter Leistung, mehr Sicherheit und größerer Wirtschaftlichkeit - Bildnachweis: Eurorepar / Stellnatis
Eurorepar Reliance Sommer 3: Fortschritt mit Augenmaß
Sicherheit, Effizienz und Langlebigkeit – drei Schlagworte, die viele Reifenhersteller regelmäßig bemühen. Auch Eurorepar, die Ersatzteilmarke unter dem Dach von Stellantis, verspricht mit der dritten Generation der Reliance-Sommerreifen genau diese Qualitäten. Doch was steckt konkret hinter den Ankündigungen? Und wie gut ist der neue Reifen wirklich? Ein genauer Blick auf technische Details, Testergebnisse und Positionierung im Markt gibt Antworten – nüchtern, faktenbasiert und jenseits von Werbeversprechen.
Substanz statt Slogan: Das zeichnet den neuen Reliance 3 aus
Die dritte Generation des Reliance Sommerreifens von Eurorepar will auf mehreren Ebenen Verbesserungen liefern. Laut interner Tests sowie Angaben des französischen Prüfinstituts UTAC konnte der Bremsweg auf nasser Straße um 1,8 Meter gegenüber dem Vorgängermodell verkürzt werden – ein beachtlicher Fortschritt in einem sicherheitsrelevanten Bereich. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine neue Mischung mit hohem Silica-Anteil sowie ein optimiertes Profilkonzept.
Während die zweite Generation beim EU-Label in puncto Nasshaftung noch mit der Stufe B bewertet war, erreicht der Reliance 3 nun die Bestnote A. Parallel dazu sank das externe Rollgeräusch laut Herstellerangabe um ein Dezibel auf 70 dB – ein kleiner, aber messbarer Wert, der im Alltag zum leiseren Abrollverhalten beiträgt. Der Rollwiderstand wiederum wurde ebenfalls gesenkt, was sich vor allem im Stadt- und Überlandverkehr positiv auf den Kraftstoffverbrauch oder die Reichweite eines Elektroautos auswirken kann. Konkrete Verbrauchsdaten liefert Eurorepar dazu allerdings nicht.
Profil und Konstruktion: Technik für Alltag und Aquaplaning
Ein weiteres Argument für den neuen Sommerreifen ist die neu entwickelte Lauffläche. Diese setzt auf ein asymmetrisches Profil mit vier breiten Längsrillen sowie zusätzlichen seitlichen Wasserkanälen. Die Geometrie zielt laut Datenblatt darauf ab, die Wasserverdrängung zu verbessern und Aquaplaning entgegenzuwirken. Zudem verspricht das steifere Außenschulterdesign mehr Präzision bei Kurvenfahrten.
Auffällig ist die Segmentierung der Lauffläche in fünf Profilzonen, die für eine gleichmäßige Druckverteilung sorgen sollen. Ein sogenannter VAI-Indikator (Visual Alignment Indicator) gibt Auskunft über ungleichmäßigen Verschleiß, was insbesondere bei Vielfahrern und Flottenbetreibern zur besseren Wartung beitragen kann.
Die Gummimischung selbst basiert auf einer hochangereicherten synthetischen Silica-Verbindung (HSSC). Dieses Material gilt als besonders abriebarm und wärmeresistent – zwei Eigenschaften, die bei hohen Tempraturen im Sommer und auf grobem Asphalt entscheidend sind. Die Einhaltung der aktuellen EU-Vorgaben zur Lieferkette und Materialherkunft, konkret der EUDR-Verordnung gegen Abholzung, wird ebenfalls zugesichert. Ein wichtiges Signal, gerade im Flottengeschäft.
Marktpositionierung und Anwendungsbreite: Weniger ist mehr?
Ein interessanter Aspekt beim Modellwechsel ist die neue Sortimentsstruktur. Während die zweite Generation der Reliance-Reihe noch 55 verschiedene Reifengrößen bot, umfasst das neue Portfolio nur noch 39 Dimensionen. Der Hersteller begründet das mit einer gezielten Marktoptimierung und spricht von 198 abgedeckten Fahrzeugmodellen – darunter Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Die Bandbreite reicht von 155 bis 235 Millimetern in der Reifenbreite und von 14 bis 19 Zoll beim Felgendurchmesser.
Kritisch hinterfragt: Die Reduktion der Variantenvielfalt mag logistische Vorteile bringen, kann aber auch zur Folge haben, dass einzelne Nischenmodelle nicht mehr bedient werden. Ob das tatsächlich den „Erwartungen des Marktes“ entspricht, wie es Eurorepar formuliert, dürfte sich in der praktischen Verfügbarkeit zeigen. Insbesondere bei älteren Fahrzeugen oder Modellen jenseits des Stellantis-Konzerns.
Preis und Wettbewerb: Was kosten die Reliance Sommerreifen?
Offizielle Endkundenpreise nennt Eurorepar traditionell nicht, da der Vertrieb über Werkstätten und Ersatzteilhändler erfolgt. Die Positionierung liegt im unteren bis mittleren Preissegment hin. So liegt ein Reliance 3 in der gängigen Größe 205/55 R16 aktuell bei rund 65 bis 75 Euro pro Stück, abhängig vom Anbieter und Montagekosten.
Damit tritt er in direkte Konkurrenz zu etablierten Budget- und Midrange-Reifen wie dem Falken Ziex ZE310, dem Kleber Dynaxer HP4 oder dem Uniroyal RainSport 5 – Modelle, die sich ebenfalls durch gute Nasshaftung und alltagstaugliche Performance auszeichnen. Die Positionierung als „Preis-Leistungs-Tipp“ könnte gelingen, sofern die Haltbarkeit mit der Performance Schritt hält. Hier bleibt jedoch ein Fragezeichen: Langzeiterfahrungen und Dauertests aus der Praxis stehen noch aus.
Eurorepar by Stellantis: Neue Namensstrategie, alte Technik?
Erstmals tritt das Reifenprogramm unter der Bezeichnung „Eurorepar by Stellantis“ auf. Damit will man die Markenbindung innerhalb des Konzerns stärken und die Zugehörigkeit zu einem der weltweit größten Automobilkonzerne betonen. Tatsächlich stammt ein Großteil der Entwicklungsarbeit aus dem Umfeld der Stellantis-Ingenieure, was zumindest eine gewisse Basis an Know-how impliziert.
Allerdings bleibt offen, welche konkrete Rolle Zulieferer oder externe Produktionspartner dabei spielen – ein Umstand, den viele Hersteller im Ersatzteilgeschäft bewusst vage halten. Die Qualität der Verarbeitung und die Homologation nach europäischen Standards sind gegeben, doch ob die Reifen tatsächlich mit den Erstausrüstungsreifen führender Premiumhersteller mithalten können, muss sich erst zeigen.
Fortschritt ohne Show – aber mit Potenzial
Die dritte Generation der Eurorepar Reliance Sommerreifen zeigt: Auch im Budget- bis Mittelklassesegment lässt sich mit gezielter Technologieentwicklung spürbare Verbesserung erreichen. Die Reduktion des Bremswegs auf nasser Fahrbahn, die Optimierung des Rollgeräuschs sowie der geringere Rollwiderstand sind im Alltag relevant und lassen sich messtechnisch nachvollziehen.
Ob das reduzierte Größensortiment und die neue Markenstrategie tatsächlich einen Mehrwert bieten oder eher ein rationalisierter Kompromiss sind, bleibt abzuwarten. Klar ist: Wer einen soliden Sommerreifen mit EU-Label A bei Nässe sucht und Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legt, sollte den Reliance 3 in die engere Auswahl nehmen – zumindest solange der Reifen auch für das eigene Fahrzeugmodell verfügbar ist.
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