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Wenn billig gefährlich wird: ADAC deckt Schwächen bei seinem Winterreifen-Test 2025 auf

Im ADAC Winterreifentest 2025 wurden 31 Reifenmodelle untersucht - Bildnachweis: ADAC / Marc Wittkowski

 

ADAC Winterreifentest 2025: Der bislang größte ADAC-Wintertest

Manchmal genügt ein Blick auf die nackten Zahlen, um einen schockierenden Eindruck zu hinterlassen: Fast die Hälfte der getesteten Winterreifen fällt beim neuen ADAC-Test durch und gilt schlicht als nicht empfehlenswert. Gerade weil das Ergebnis in dieser Schärfe die bisher wohl breiteste Testreihe des Clubs betrifft, bekommt es eine besondere Tragweite. Der Verbraucher steht vor der Frage, ob billige Reifen ihn wirklich sicher durch die kalte Jahreszeit bringen oder ob Sparen beim Reifen am Ende teuer – und potenziell gefährlich – werden kann.

Fast jeder zweite Reifen fällt durch

Noch nie hatte der Automobilclub eine so breite Palette an Reifen geprüft. 31 Modelle der in Europa sehr populären Dimension 225/40 R18, die gerne auf Kompakt- und Mittelklassefahrzeugen montiert wird, mussten sich unter unterschiedlichsten Bedingungen beweisen. Vom sonnig trockenen Asphalt in Italien über nasse Teststrecken in Hannover bis hin zum verschneiten Lappland war die ganze Bandbreite winterlicher Straßenverhältnisse abgedeckt. Hinter dieser aufwendigen Reise steckt die zentrale Erkenntnis: Ein Reifen soll im kalten Halbjahr nicht nur auf Schnee funktionieren, sondern muss auch bei mildem Regenwetter, trockener Kälte oder abruptem Bremsen überzeugen.

Premium siegt, Billigware patzt

Der Gesamtsieger, der Goodyear UltraGrip Performance 3, überzeugte die Tester nicht nur durch seinen sehr kurzen Bremsweg und hohe Sicherheitsreserven, sondern auch durch eine bemerkenswert hohe Laufleistung von über 76.000 Kilometern, was im Segment ungewöhnlich ist. Mit einem Gesamturteil von 2,0 liegt er knapp vor dem Michelin Pilot Alpin 5, der ebenfalls ein sehr hohes Sicherheitsniveau liefert. Danach folgen weitere Premiumanbieter wie Bridgestone und Dunlop, die auf nasser wie verschneiter Fahrbahn verlässlich arbeiten.

Aber schon im Mittelfeld fällt auf, dass ein gutes Dutzend Reifen lediglich ein „befriedigend“ erreichen konnte. Das heißt, dass Autofahrer in bestimmten Fahrsituationen mit Abstrichen rechnen müssen, sei es beim Bremsen oder in der Seitenführung. Noch deutlicher fällt der Abstand bei den günstigen Budgetreifen aus. Von 14 getesteten Modellen dieser preislichen Kategorie schaffen es nur zwei überhaupt auf den Status „eingeschränkt empfehlenswert“. Die übrigen schneiden so schwach ab, dass sie teils gleich mehrfach durchfallen. Besonders ins Auge fällt der Syron Everest 2, der beim Notbremsen aus 80 km/h auf nasser Fahrbahn nach über 31 Metern noch nicht einmal steht – sondern immer noch mehr als 45 km/h Restgeschwindigkeit hat. Ein solches Szenario verdeutlicht, dass es in der Realität auf wenigen Autolängen über Leben oder Unfall ausgehen kann.

Preis und Sicherheit – ein schwieriges Verhältnis

Deshalb wird auch schnell klar, dass es sich beim Reifenkauf um mehr als eine bloße Preis-Leistungs-Abwägung handelt. Während Premiumreifen dieser Dimension im Handel aktuell zwischen 160 und 190 Euro pro Stück kosten, locken Budgetmodelle oft schon ab rund 80 Euro. Auf den ersten Blick wiegt der Unterschied beim kompletten Satz von vier Reifen mehrere Hundert Euro. Auf den zweiten Blick aber bedeutet dieser Spareffekt teils drastisch schlechtere Resultate in sicherheitsrelevanten Kriterien. Der ADAC betont, dass Premiumreifen letztlich die einzige Wahl für Regionen sind, in denen zuverlässige Wintereigenschaften regelmäßig entscheidend sind – für Vielfahrer in schneereichen oder regenintensiven Gegenden also fast eine Pflicht.

Für Autofahrer, die selten unterwegs sind oder ihren Wagen bei kritischem Wetter auch einmal stehenlassen, kann ein eingeschränkt empfehlenswerter Budgetreifen oder in manchen Fällen sogar ein guter Ganzjahresreifen eine pragmatische Option sein. Doch auch hier empfiehlt sich die genaue Lektüre der Testergebnisse, da die Unterschiede selbst innerhalb einer Preisklasse enorm sind. Mit dem Momo W-20 North Pole oder dem Matador MP93 Nordicca gibt es immerhin zwei Budgetmodelle, die noch ein akzeptables Gesamtergebnis abliefern, wenngleich sie in keinem Kriterium glänzen.

Ein Test mit Signalwirkung

Der Winterreifentest 2025 ist mehr als nur eine Bestandsaufnahme. Er verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen Premium- und Billigsegment, die sich in immer kürzeren Entwicklungszyklen und schärferem Preiswettbewerb zu manifestieren scheint. Während große Hersteller massiv in neue Lamellenkonzepte, Gummimischungen und digitale Entwicklungsprozesse investieren, fehlen diese Mittel kleineren Markennamen oft völlig. Das Ergebnis ist ein Produkt, das im Regal günstig erscheint, in kritischen Momenten jedoch das Nachsehen hat.

Deshalb belegt das aktuelle Testergebnis nicht nur Ranglistenplätze, sondern sendet auch ein unmissverständliches Signal an die Verbraucher: Beim Reifen geht es um eines der wichtigsten sicherheitsrelevanten Teile am Fahrzeug. Anders als Navigationsgerät, Soundanlage oder Ausstattungsoption entscheidet er unmittelbar über Bremsweg und Spurtreue. Ein Kompromiss beim Einkaufspreis bedeutet hier fast immer einen Kompromiss bei der eigenen Sicherheit.

Bildnachweis: ADAC