Der neue MG HS PHEV Luxury (272 PS) im Kurztest - Bildnachweis: MOTORMOBILES
Der deutsche Automarkt befindet sich 2025 in einer Phase der Stagnation
Minus 0,3 Prozent im Neuwagensegment sind kein Signal für Dynamik – zumindest nicht für die meisten Hersteller. Aber ausgerechnet MG, eine Automarke mit chinesischen Wurzeln und britischer Historie, durchbricht diesen Trend und meldet ein deutliches Plus. In den ersten drei Quartalen verzeichnete MG Motor Deutschland 18.261 Neuzulassungen – ein Zuwachs von 9,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist nicht nur eine neue Bestmarke in der hiesigen Unternehmensgeschichte, sondern auch ein Ausrufezeichen in einem wettbewerbsintensiven Markt, in dem kostendruckgeplagte Kunden besonders genau auf Preis-Leistung und technische Lösungen schauen.

Deshalb lohnt ein genauer Blick
Die Marke profitiert klar von einem variantenreichen Modellprogramm, das sich inzwischen weit breiter aufstellt als in den Anfangsjahren der Deutschland-Rückkehr. Noch 2024 stellte der MG4 Electric alleine etwa zwei Drittel aller deutschen MG-Zulassungen. Inzwischen teilen sich vier Modelle diesen Erfolg: MG3 (4.156 Zulassungen), MG4 Electric (4.712), MG HS (4.118) und MG ZS (4.160). Damit adressiert MG unterschiedliche Käuferschichten – vom kompakten Stromer bis zum familienfreundlichen SUV – und bietet Preisstrukturen, die sich am unteren Rand vieler Wettbewerber bewegen. So startet der MG3 Hybrid+ bei einem Listenpreis von rund 19.000 Euro, der MG4 Electric knapp über 27.000 Euro, und selbst größere SUVs wie HS und ZS bleiben deutlich unterhalb vergleichbarer Angebote großer europäischer Marken.
Aber das allein erklärt den Erfolg nicht!
Käuferpräferenz für Hybridantriebe
Auffällig ist die klare Käuferpräferenz für Hybridantriebe. Beim MG3 entscheiden sich fast 68 Prozent für den Vollhybrid, beim ZS sind es mehr als 72 Prozent, selbst im HS greifen knapp die Hälfte zum Plug-in-Hybrid. Das deutet darauf hin, dass MG in einem für deutsche Kunden sensiblen Feld punktet: Verbrauch, Alltagstauglichkeit und staatliche Förderung spielen bei Hybriden eine Schlüsselrolle. Seit Juli ist der HS Hybrid+ im Markt und erreicht nach nur zwei Monaten einen beachtlichen Anteil innerhalb seiner Baureihe. Ein Drittel aller hierzulande neu zugelassenen MG im Jahr 2025 sind Hybrid+, ein weiteres Drittel fährt rein elektrisch, der Rest verteilt sich zwischen Plug-in- und Verbrennertechnik. Diese Vielfalt, gepaart mit einem bewusst einfachen Ausstattungsbaukasten, erleichtert Kunden die Auswahl und Händlern die Beratung.

Händlernetz eine tragende Säule der Absatzstrategie
Deshalb ist auch das Händlernetz eine tragende Säule der Absatzstrategie. Innerhalb weniger Jahre hat MG Motor Deutschland 170 Standorte aufgebaut, sowohl für Verkauf als auch Service. Bis Jahresende sollen es 180 sein, mittelfristig rechnet das Unternehmen mit bis zu 300 qualifizierten Partnerbetrieben – eine Dichte, die bislang selten bei jungen Marktteilnehmern erreicht wird. Für Käufer in der Fläche, etwa in Mittel- und Kleinstädten, ist die direkte Erreichbarkeit einer Werkstatt oft entscheidend für die Wahl einer Marke.

Dennoch bleibt Skepsis angebracht. In einem Markt wie Deutschland, wo Markenimage und langfristige Zuverlässigkeit traditionell hohe Bedeutung haben, muss MG den Beweis antreten, dass die jüngsten Absatzerfolge mehr sind als ein temporärer Ausreißer. Preisvorteile können schnell durch Modellwechsel, veränderte Umweltboni oder steigende Produktionskosten relativiert werden. Zudem ist unklar, wie nachhaltig die Marke die Balance zwischen günstigen Kaufpreisen und wirtschaftlich tragfähiger Händler- und Serviceinfrastruktur halten kann.

MG hat seit 2021 in Deutschland knapp 80.000 Neuwagen zugelassen
Aber in der Summe sprechen die Daten für Aufmerksamkeit. MG hat seit 2021 in Deutschland knapp 80.000 Neuwagen zugelassen und steht vor dem Sprung über die 100.000er-Marke – ein Meilenstein, den andere chinesische Hersteller hierzulande erst in theoretischen Planungstabellen sehen. In Resteuropa, etwa Spanien, Frankreich und Italien, werden ähnliche Erfolge gemeldet. Doch der entscheidende Kampf findet im traditionsbewussten deutschen Markt statt, wo ein Prozent Marktanteil zwar klein klingt, aber in einem hart umkämpften Umfeld ein bemerkenswerter Fuß in der Tür ist.

Wer genau hinschaut, erkennt: MG wächst in Deutschland nicht trotz des stagnierenden Marktes – sondern gerade wegen seiner Fähigkeit, Lücken zu füllen, die etablierte Hersteller lange vernachlässigt haben. Ob dieser Vorsprung hält, werden die kommenden Jahre zeigen.

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