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Zweites Leben: Mazda und Toyota testen Batterie-Nachnutzung für gebrauchte Fahrzeugbatterien

Toyota und Mazda testen Energiespeichersystem aus Fahrzeugbatterien - Bildnachweis: Mazda

Batterien auf dem Prüfstand

Der Übergang zu einer klimafreundlicheren Energieversorgung hängt nicht allein von Solarmodulen und Windparks ab, sondern auch von der Fähigkeit, Strom zu speichern und nach Bedarf wieder bereitzustellen. In Japan haben Toyota und Mazda ein gemeinsames Projekt gestartet, das genau auf diese Lücke abzielt: Gebrauchte Fahrzeugbatterien sollen in Großspeichersystemen ein zweites Leben erhalten. Was zunächst am Mazda-Werk in Hiroshima erprobt wird, könnte langfristig auch für Europa und Deutschland wichtige Impulse liefern.

Stromspeicher aus dem Auto

Das Projekt basiert auf dem Sweep-Speichersystem von Toyota, das gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Hybrid- und Elektrofahrzeugen zu einem stationären Energiespeicher kombiniert. Die Besonderheit liegt in einer Steuerung, die jede einzelne Batterie in der Reihe getrennt regulieren kann. Das ermöglicht eine bessere Ausnutzung der noch vorhandenen Kapazität, auch wenn die Batteriezellen unterschiedlich stark gealtert sind. In der Praxis bedeutet das, dass Batterien, die sich für den Fahrzeugeinsatz nicht mehr eignen, trotzdem wertvolle Dienste leisten können – etwa als Pufferspeicher für erneuerbare Energien, deren Erzeugung naturgemäß schwankt.

Der globale Druck zur Ressourcenschonung

Die Idee, Fahrzeugbatterien weiterzuverwenden, ist nicht neu. Weltweit stehen Hersteller unter hohem Druck, Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel effizienter einzusetzen. Neben Recycling spielt die Weiterverwendung in stationären Speichern eine zentrale Rolle. Denn während Batterien im Auto nach etwa acht bis zehn Jahren aufgrund nachlassender Kapazität ausgetauscht werden, reicht ihre Leistungsfähigkeit für stationäre Anwendungen oft noch ein bis zwei weitere Jahrzehnte. Second-Life-Projekte versprechen damit nicht nur Kostenersparnisse, sondern auch eine Entlastung der Rohstoffmärkte.

Einordnung für Deutschland

Für Deutschland ist der Ansatz hochrelevant. Zwar stehen hierzulande noch vergleichsweise wenige Elektrofahrzeuge kurz vor der Ausmusterung, doch die Zahl wächst Jahr für Jahr exponentiell. Prognosen gehen davon aus, dass um 2030 mehrere hunderttausend Traktionsbatterien für den Zweiteinsatz zur Verfügung stehen werden. Energieversorger und Netzbetreiber haben großes Interesse an günstigen Zwischenspeichern, um Schwankungen bei Solar- und Windstrom besser abzufedern. Erste Pilotprojekte gibt es bereits: Audi speist gebrauchte Batterien in Container-Speicher ein, BMW testet den Einsatz von Altbatterien in Leipzig, und Volkswagen Energy hat eigene Speicherlösungen entwickelt.

Chancen und Grenzen

Die Vorteile liegen auf der Hand: Second-Life-Batterien machen erneuerbare Energie zuverlässiger nutzbar, senken die Nachfrage nach neuen Rohstoffen und können Stromnetze stabilisieren. Gleichzeitig gibt es Einschränkungen. Die Restlebensdauer gebrauchter Batterien ist schwer vorherzusagen und stark vom individuellen Einsatz im Fahrzeug abhängig. Zudem müssen Sicherheitsstandards für Brand- und Kurzschlussschutz neu entwickelt werden. Hersteller investieren daher beträchtliche Summen in Testverfahren, um die Qualität der Altbatterien zuverlässig zu bewerten.

Auswirkungen auf den Markt

Auch ökonomisch sind die Folgen interessant. Neue Batteriespeicher-Systeme sind bislang teuer, wodurch sich ihr Einsatz vor allem für Großbetriebe oder Netzbetreiber lohnt. Gebrauchte Fahrzeugakkus könnten die Preise deutlich senken. Für deutsche Kunden, ob in der Industrie oder im Wohnbereich, eröffnet sich damit die Perspektive, Stromspeicherlösungen künftig günstiger zu nutzen. Ein Beispiel: Während neue, stationäre Lithium-Ionen-Speicher Systeme im Jahr 2025 häufig noch über 800 bis 1.000 Euro pro installierter Kilowattstunde kosten, lassen sich mit Second-Life-Lösungen teilweise Werte unter 500 Euro pro Kilowattstunde erreichen.

Perspektive für die Automobilindustrie

Für Hersteller wie Toyota und Mazda ist das Thema mehr als eine ökologische Pflichtübung. Der Umgang mit Altbatterien entwickelt sich zu einem harten Wettbewerbsfaktor. Wer geschlossene Kreisläufe etablieren kann, verbessert nicht nur seine Ökobilanz, sondern sichert sich auch langfristig den Zugriff auf wertvolle Rohstoffe. Toyota bringt sein Sweep-System in die Partnerschaft ein, Mazda erprobt praktische Anwendungen im Fabrikbetrieb. Beide Hersteller folgen damit einem internationalen Trend, den unter anderem auch General Motors in den USA und Renault in Europa eingeschlagen haben.

Blick nach vorn

Entscheidend wird sein, wie sich das Konzept in den kommenden Jahren im industriellen Alltag bewährt. Gelingen die Feldtests, könnten bereits im Laufe des nächsten Jahrzehnts Systeme in größerem Maßstab entstehen – in Japan, in Europa und auch in Deutschland. Damit rückt ein Ziel näher, das in der Energiewende dringend gebraucht wird: Speicherlösungen, die gleichzeitig klimafreundlich, bezahlbar und nachhaltig sind.