Ford legt den Fiesta höher
Der Ford Fiesta Active soll Kunden ansprechen, die zwar die Optik eines SUV oder Crossover schätzen, aber dennoch einen Kleinwagen fahren möchten. Oder anders ausgedrückt: Der Fiesta Active passt genau für jene Zielgruppe, denen ein SUV zu wuchtig und ein normaler Kleinwagen zu konventionell ist. Auch wenn der Ford Fiesta Active für sich gar nicht beansprucht ein SUV zu sein, so soll er wenigstens nach SUV aussehen. Die Zulassungszahlen geben Ford Recht. Größere Kombis im Offroad-Trimm sind bereits erfolgreich etabliert. Beplankte und höhergelegte Kleinwagen gibt es zum Beispiel von Opel, Hyundai oder VW. Ford zieht nun mit dem Fiesta Active nach. Ford launcht mit dem frontangetriebenen Fiesta Active sein erstes Mitglied der neuen Crossover-Modellfamilie. Wir haben nun den optisch vielversprechenden Ford Fiesta Active einem Fahrbericht unterzogen, ob er hält was er verspricht.
Die Optik hebt sich durch ein serienmäßiges Crossover-Bodykit vom normalen Fiesta ab
Für alles gerüstet zu sein, ist vielen Autofahrern heute wichtig. Wer deshalb aber nicht gleich den Mehrpreis für ein allradgetriebenes SUV investieren möchte, ist möglicherweise mit einem leichten Crossover auf Kleinwagen-Basis wie dem neuen Ford Fiesta Active gut bedient. Von außen betrachtet empfiehlt sich die 5-türige Limousine mit dem serienmäßigen Crossover-Body-Kit, dazu gehören unter anderem Stoßfänger vorn und hinten im speziellen „Active“-Design, Seitenschweller in Schwarz mit silberfarbenem Einsatz und Radkasten-Verkleidungen in Schwarz, den markanten 17-Zoll-Leichtmetallrädern und der auf Wunsch verfügbaren Dachreling für den stetig wachsenden Kreis von SUV- und Crossover-Kunden, die auf schlechten Wegen ebenso sicher unterwegs sein möchten wie in der Stadt und auf der Autobahn.
18 Millimeter größere Bodenfreiheit und höhere Sitzposition
Der Fiesta Active liegt 19 mm höher. Was erstmal nach wenig klingt, nimmt deutlichen Einfluss auf Optik und Erscheinungsbild. In Kombination mit den schwarz umrahmten Radhäusern und dem betonten Schweller in Silber hat der Fiesta Active einen eigenständigen Auftritt. Im Innenraum setzt sich die Farbgebung und Gestaltung fort. Farbe und ihre Stil-Elemente sind dem Active vorbehalten.
Interieur
Im Innenraum präsentiert sich der Fiesta Active Plus mit attraktiv gestalteten Sportsitzen und Materialien, dem neuen Kommunikations- und Entertainmentsystem Ford Sync 3 mit AppLink und Touchscreen sowie einem B&O Play Sound-System für satten Sound im gesamten Innenraum des Fahrzeugs. Wer lieber eine sprachgesteuerte Steuerung bevorzugt , dem stellt Ford eine gut funktionierende Sprachbedienung bereit. Der 20-Zentimeter-Touchscreen (6,5 Zoll) ist serienmäßig dabei. Dieser ermöglicht auch die Einbindung von Smartphone-Apps (u.a. Apple CarPlay und Android Auto) und die Steuerung einiger Funktionen per Sprachbefehl. Optional gibt es das in unserem testwagen verbaute Infotainmentsystem mit großem 8-Zoll-Display und fest integrierter Navigationsfunktion. Das neue Dashboard ist übersichtlich, klar gegliedert und verzichtet auf die vielen Sicken und Zacken am Armaturenbrett.
Ford betont die robuste Ausgestaltung des Active und hat hierfür bespielsweise die Sitzbezüge einer extrem Qualitätssicherung unterzogen und 60.000-mal mit einem Roboter extremen Durckbelastungen ausgesetzt. Im Cockpit vermeidet Ford die häufigen Kritikpunkte am Vorgängermodell. Qualitativ macht der Fiesta einen deutlichen Sprung. Die Oberfläche der Konsole ist in Lederoptik gepolstert, weiter unten findet sich Hartplastik mit und ohne Profil und Klavierlackoptik. Auch wenn einige Kunststoffe kleinwagentypisch teils hart ausgeführt sind, so sind sie doch stets gut verarbeitet und optisch ansprechend. In punkto Passgenauigkeit und Fertigungsqualität leistet sich Ford keine gravierende Fehler. Alle Bedienelemente sind dort, wo man sie auch vermutet. Bislang war diese immer eine typische Ford-Schwäche.
Die leicht erhöhte Sitzposition verstärkt das Gefühl von Sicherheit und Übersicht. Zuweilen erleichtert dies auch – zumindest minimal – das Ein- und Aussteigen. Die Sitzposition ist bequem. Allenfalls die Mittelarmlehne könnte einen besseren Winkel haben. Auch gibt es eine mechanische Handbremse in klassischer Ausführung mit Handbremshebel. Wir empfanden dies nicht als Nachteil.
Der Kofferraum gehört zweifelsfrei im Wettbewerbsumfeld zu den kleineren in der Kleinwagenklasse und fällt mit 269 Litern Volumen überschaubar aus. Aber dank der geteilt umklappbaren Rückbank läßt er sich um 800 Liter auf bis zu bis zu maximal 1.093 Liter erweitern. Damit dürfte er für die meisten Zwecke ausreichend groß dimensioniert sein. Der in der Stadt und bei engen Parklücken wertvollste Assistent im Fiesta Active ist sein mechanischer Türkantenschutz. Dieser nimmt engen Quer-Parklücken effektiv den Schrecken beim Aus- und Einsteigen. Extrem ausgereift präsentiert sich das adaptive LED-Licht: Die Scheinwerfer (LED ab 750 Euro) sehen nicht nur gut aus mit den schicken, sequenziellen Blinkerbändern. Sie leuchten auch hervorragend die Straße aus. Der Fernlicht-Assistent arbeitet performant und stets zuverlässig. Das ist bei vielen Systemen anderer Hersteller nicht immer so.
Antrieb
Der 1,5-Liter-Turbodiesel leistet im Fiesta Active 63 kW (85 PS) oder wie in dem von uns gefahrenem Testwagen 88 kW (120 PS). Er leitet seine Kraft über ein 6-Gang-Schaltgetriebe an die Vorderräder. Die CO2-Emissionen gibt Ford im Mittel mit 96 g/km an. Seinen kombinierten Norm-Verbrauch mit 3,6 Liter je 100 Kilometer haben wir selbst bei scharfer Fahrweise selten mehr als einen Liter überhöht. Wir haben auf unseren durchaus dynamisch gehaltenen Testfahrten einen Verbrauch von rund 5,0 Litern vom Bordcomputer abgelesen. Ein automatisches Start-Stopp-System ist bei allen Benzinern wie auch bei dem von uns gefahrenen Turbo-Diesel mit 88 kW (120 PS) fester Bestandteil der Serienausstattung. Für den kleineren Selbstzünder mit 85 PS bieten es die Kölner optional an. Der 120 PS Diesel treibt den Active in Kombination mit dem leichtgängigen 6-Gang-Getriebe äußerst souverän an. Der 120 PS Selbstzünder sorgt für einen angenehm temperamentvollen Vortrieb. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 190 Stundenkilometer. Wer das Potenzial beim flotten Ritt auf kurviger Landstraße ausschöpfen will, muss dazu häufiger die Gänge wechseln. In unteren Drehzahlregionen noch angenehm leise, entwickelt das Aggregat nach oben raus einen kernigen Klang mit dezenter Dreizylinder-Selbstzünder-
Beim Fahren spürt man die etwas höher gelegte Karosse übrigens nicht wirklich. Neben der Stadt macht der Antrieb gerade auch auf der Autobahn eine äußerst gute Figur.
Dynamisch lässt er sich durch die Kurven treiben. Der 1,5 Liter-Vierzylinder-Diesel mit SCR-Katalysator kostet mit 85 PS Leistung ab 20.350 Euro.
Fahreigenschaften
Wie seit Generationen setzt auch der neue Fiesta mit seinem Fahrwerk einen Glanzpunkt. Der höhere Schwerpunkt des SUV-Trimm empfanden wir beim Handling auf der Straße nicht als gravierenden Nachteil. Schwereres Gelände sollte man ihm nicht zumuten. Im Kapitel Fahreigeschaften steckt der Fiesta – und eben auch überraschenderweise die Active-Version – nahezu alle Wettbewerber in die Tasche. Wenn ein Auto für die SUV-Optik höhergelegt wird, bedarf es weiterer Maßnahmen, damit der höhere Schwerpunkt nicht auf Kosten der Fahrstabilität geht. Ford hat dem Fiesta Active deshalb gezielt Modifikationen an den vorderen Achsschenkeln, der Lenkung, den Federn, den Stabilisatoren und den Stoßdämpfern angedeihen lassen. Die Gesamtabstimmung darf als gelungen bezeichnet werden. Es setzt derzeit den Benchmark auch in Bezug auf die Abstimmung mit der Lenkung. Wie der normale Fiesta bereitet auch der Active viel Freude in schnellen Kurven-Kombinationen. Die Lenkung gewährt hierfür eine präzise Rückmeldung, das Kurvenwanken bleibt verhalten und trotz der straffen Gute-Laune-Abstimmung kommt der Komfort keineswegs zu kurz. Das Fahrwerk, das zunächst auf städtischen Straßen mit Wellen und Buckeln arg straff abgestimmt wirkt, erweist sich bei dynamischer Fahrweise und höherne Tempi als perfekter Kompromiss. Gerade auf kurvigen Landstraßen und in bergigen Serpentinen die Dynamik des Active-Fahrwerks genießt, weiß man dies zu schätzen.
Die elektronischen Assistenten reagieren zuweilen etwas zu sensibel. Das Notbremssystem analysiert den Verkehr vor dem Fiesta Active und warnt eher zuviel als zu selten. Da werden zum Beispiel auch abbiegende Fahrzeuge zuweilen als Gefahr interpretiert. Mehrmals schlug das System in solchen Situationen optisch an – noch ohne Bremsaktivierung. Die Verkehrszeichenerkennung ist von großem Nutzen und klappte zuverlässig und mahnt beispielsweise bei Überschreitung der erkannten Höchstgeschwindigkeit.
Technische Daten Ford Fiesta Active Plus 1,5l TDCi 120 PS | |
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Hersteller: | Ford |
Karosserie: | Kleinwagen - Crossover 5-türig |
Motor: | 1.5 Dreizylinder-Diesel |
Getriebe | 6-Gang manuell, Start-Stopp |
Hubraum: | 1.499 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6 |
Leistung: | 88 kW / 120 PS |
Drehmoment: | 215 Nm bei 1.750 bis 2.500 Umdrehungen pro Minute |
Von 0 auf 100: Handschalter | 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 190 km/h |
Verbrauch (ECE) | 3,6 Liter |
CO2-Ausstoß | 96 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Kofferaumladekante | 701 mm |
Kofferraum | 269 bis 1.093 Liter |
Ladelänge maximal: | 1.479 mm bis Rückseite der Vordersitze |
Wendekreis | 10,4 Meter |
Tankinhalt | 42 Liter |
Felgen | 7 J x 17 Leichtmetall 5-Speichen-Design, in RoughMetal |
Reifen | 205 /45 R 17 |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4.068/1,756/1.498/2.493 mm |
Leergewicht | 1.230 kg |
Zuladung | 460 kg |
Testwagengrundpreis ab: | ab 24.100,- Euro |
Testwagenpreis: | 27.700 Euro |
Preise und Extras
Der Einstieg in die Fiesta-Crossover-Welt markiert der Basispreis von 18.600 Euro. Mit 140 PS-Benziner verlangen die Kölner mindestens 21.350 Euro. Der Testwagenpreis beträgt 27.700 Euro. Viel Geld für einen Kleinwagen. Der Nutzen und Gegenwert ist dafür aber auch nicht zu verachten: Bereits die Basis-Version des Active verfügt unter anderem mit einen Berganfahr-Assistenten, einen Fahrspur-Assistenten inklusive Fahrspur-Halteassistenten. Darüber hinaus gibt eine Fahrdynamik-Regelung, die es erlaubt, zwischen verschiedenen Fahrmodi zu wählen. Zwar steht neben „Normal“ und Eco auch der „Rutschig“-Modus zur Wahl, der speziell auf glatten oder rutschigen Fahrbahnen eine höhere Fahrstabilität verspricht. Einen Allradantrieb gibt es im Fiesta Active nicht.
Punkten kann der Fiesta Active bei der Sicherheitsausstattung. Er verfügt über Features, die man noch vor wenigen Jahren allenfallsin der Mittelklasse bekommen hat. In unserem Testwagen arbeiteten alle Systeme sehr zuverlässig. Die Highlights sind dabei der adaptive Tempomat und die LED-Scheinwerfer samt automatischer Fernlichtschaltung. Die Fernlichtabschlatung funktionierte hervorragend. Beide Systeme reagieren sehr schnell und genau.
Fazit: Das erste Mitglied einer neuen Crossover-Modellfamilie
Der Ford Fiesta Active hinterläßt in unserem Test also einen durchweg guten Eindruck. Dank seiner höheren Bodenfreiheit bietet er schon ein gehörige Maß an SUV-Feeling ohne dabei von seiner Wendigkeit zu verlieren, die dem Fiesta zu eigen ist. Der Fiesta Active konnte sich mit dem hangeschalteten 120 PS Diesel auch auf der Autobahn und der Langstrecke – Dank eines extrem guten Fahrwerk und Antrieb – als ein sehr angenehmes Reisefahrzeug mit genügend Durchzug präsentieren. Trotz schneller Gangart überraschte uns hier insbesondere der niedrige Verbrauch. Die Höherlegung des Kleinwagen samt optischer Anpassungen darf als gelungen gelten.
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