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Seat Mii electric schon gefahren: Vollelektrisch durch Madrid

Volks-Stromer: Der neue Seat Mii electric im Kurztest - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Mit der Einführung des Seat Mii electric als seinem ersten vollelektrischen Serienmodell läutet der spanische Automobilhersteller sein Elektro-Zeitalter ein.

Elektrifizierung gelungen?

 

Mit der Einführung des Seat Mii electric als seinem ersten vollelektrischen Serienmodell läutet der spanische Automobilhersteller sein Elektro-Zeitalter ein. Den Mii, den Seat schon seit acht Jahren nahezu unverändert baut, gibt es künftig nur noch elektrisch. Der Seat Mii electric markiert den Beginn einer neuen Ära für die Marke. Die Spanier planen bis 2021 insgesamt sechs elektrisch angetriebene Modelle auf den Markt zu bringen. In den ersten acht Monaten des Jahres ist der weltweite Markt für Elektrofahrzeuge bereits um 75 Prozent gewachsen. Die E-Mobilität befindet sich kurz vor ihrem Durchbruch zum Massenprodukt. Der neue Stromer bringt alles mit, was es für individuelle und emissionsfreie Mobilität im urbanen Raum braucht. Seat betont seine Zielsetzung das beste Stadtauto zu bauen, dass man aktuell kaufen kann. Noch in diesem Jahr wird der Mii electric auf den wichtigsten europäischen Märkten eingeführt. Hierzu gehören neben Deutschland die Niederlande, Norwegen, Frankreich, Spanien, Österreich, Großbritannien, die Schweiz, Italien, Belgien, Dänemark, Finnland und Schweden. Der elektrische Kleinwagen wird für 20.650 Euro angeboten. Mit der nun ganz aktuell auf 6.000 Euro erhöhten E-Prämie kostet der Wagen in Deutschland dann nur noch ungefähr 14.000 Euro. Sein Preis dürften dem Mii electric das Potenzial verschaffen seinen Wettebewerbern mit Verbrennungsmotor den Garaus zu machen. Und wer leasen möchte, für den haben die Spanier ebenfalls ein Angebot parat: Monatlich 145 Euro – ohne Anzahlung – sind eine Ansage. 

Seat Mii Electric Plus 2020
Der Seat Mii electric startet noch in diesem Jahr - Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Erste Ausfahrt mit dem Vollelektro-Kleinstwagen

  

Wir hatten nun Gelegenheit im Großraum Madrid den vollelektrischen Kleinstwagen zu fahren. Der Seat Mii electric hat die Rolle eines Wegbereiter für künftige Mitglieder der markeneigenen Elektro-Familie inne. Äußerlich wurde er im Vergleich zur Verbrenner-Variante nur geringfügig modifiziert: Das vollelektrische Modell gibt sich durch den „electric“-Schriftzug am Heck und an der Seite an den 16-Zoll-Leichtmetallräder in mattem Cosmo Grau zu erkennen. Er ist in fünf verschiedenen Farben erhältlich: Deep Schwarz, Candy Weiß, Tornado Rot, Costa Blau und Tungsten Silber. Zudem besteht die Möglichkeit, die Modelle in Candy Weiß, Tornado Rot, Costa Blau und Tungsten Silber durch ein verändertes Exterieur mit Dach und Außenspiegeln in Schwarz noch kontrastreicher und individueller zu gestalten. Auch im Innenraum wurden kleinere Veränderungen vorgenommen. Dazu gehören ein neu gestaltetes Armaturenbrett und eine Ambientebeleuchtung, die dem Interieur des Mii electric einen neuen modernen Look verleihen.

Speziell auf die Anforderungen des urbanen Alltags zugeschnitten

 

Das Kleinwagen-BEV eignet sich für den Stadtverkehr genauso gut wie für das regelmäßige Pendeln zum Arbeitsplatz.

 

Interieur

 

Den Mii nur noch als Stromer auf den Markt zu bringen, erspart Seat hohe Entwicklungskosten für ein komplett neues Fahrzeug. So fallen auch im Interieur die Änderungen eher subtil aus. Hierzu zählen unter anderem ein neu gestaltetes Armaturenbrett mit spezieller Seat In-Mould-Labelling (IML)Folie, eine stilvolle Ambientebeleuchtung, beheizte Sportsitze sowie Sportlenkrad, Schaltknauf und Handbremsbezug aus schwarzem Leder. Das Innenraumdesign ist eher funktional und robust als elegant. Als erster Seat überhaupt kommt der Mii electric zudem mit Seat Connect in den Gemuss einer always-online-Lösung mit Embedded Sim. Serienmäßig sitzt dazu auf dem Armaturenbrett eine Smartphone-Halterung mit Connnect-Kabel. Verbunden mit der dazu nötigen DriveMii-App wird das Smartphone dann etwa über Googlemaps zum Navigationsgerät. Die Konnektivitätslösung ermöglicht den Fernzugriff über eine App um Fahrdaten, Batteriestand, Parkposition oder Fahrzeugstatus abrufen zu können. Die Klimaanlage läßt sich zudem vorab aktivieren. Darüber hinaus ist der Seat Mii electric serienmäßig mit dem Spurhalteassistenten ausgestattet. Die 248 Kilogramm schwere Lithium-Ionen Batterie ist im Unterboden platziert, so dass durch die Elektrifizierung kein Laderaum verloren ging. Das Kofferraum-Volumen beträgt wie beim Verbrenner-Mii 251 Liter. Sind die (in der Modellvariante Plus) geteilten Lehnen umgeklappt, fasst der Kofferraum bis zu maximal 923 Liter. Unter dem variablen Einlegeboden lassen sich Ladeutensilien wie bspw. Ladekabel gut verstauen.
  

 

Antrieb

  

Unter der Motorhaube fallen die Änderungen deutlich umfangreicher aus: Hier findet etwa der Elektroantrieb seinen Platz. Der Mii wurde ja nachträglich zum BEV weiterentwickelt. Das BEV kommt – wie für Elektrofahrzeuge typisch – ohne Getriebe und Gangschaltung aus. Die Fahrleistungen können gerade im Vergleich zum Verbrenner deutlich punkten. Der kräftige Elektroantrieb mobilisiert 61 kW (83 PS) und stemmt  ein stolzes Drehmoment von 212 Nm auf die die angetriebenen Räder. Damit empfiehlt sich der Seat Mii electric zum idealen Stadtflitzer, der den Sprint Null-Fünfzig-Sprint in respektablen 3,9 Sekunden absolviert. Der 1.160 Kilo schwere Kleinstwagen, präsentiert sich putzmunter. Bei Bedarf zieht der Mii vehement davon. In 12,3 auf 100. Als Höchstgeschwindigkeit gibt Seat 130 km/h an. Ein Tempo, den der 3,56 Meter lange Seat auch locker erreicht. Auf unserer Testfahrt war dann laut Tacho erst bei knapp 140 km/h definitiv das Ende der Fahnenstange erreicht. Der tief liegende Schwerpunkt, durch das im Fahrzeugboden untergebrachte Batteriepaket, kommt der Straßenlage zugute. Dabei wurde das Fahrwerk trotz 300 Kilogramm Mehrgewicht nicht modifiziert, sondern nur die Federn angepaßt.

 

Schnell-Ladetechnik

 

An einer DC-Schnellladestation mit 40 kW Ladeleistung läßt sich der Mii electric in nur einer Stunde auf 80 Prozent aufladen. Mit einer Wallbox, die von Seat angeboten wird, lässt sich der Seat Mii electric auch zuhause besonders schnell und effizient wieder befüllen. Mit Dreiphasenwechselstrom und einer Ladeleistung von 7,2 kW beträgt die Ladedauer dann ungefähr vier Stunden. Der Lithium-Ionen-Akku bietet mit einer Kapazität von 36,8 kWh laut WLTP-Testzyklus eine Reichweite von bis zu 260 km mit einer einzigen Ladung. Gerade im innerstädtischen Verkehr läßt sich mittels der vierstufigen Rekuperation (B-Modus via Schalthebel) fleißig Bremsenergie in die Batterie rückzuspeisen. Zwei aktivierbare Eco-Modi, helfen zusätzlich beim Energiesparen. Die beiden Fahrmodi Eco und Eco-Plus sollen helfen, wenn es mal knapp wird mit der Reichweite. Damit wird nicht der Antrieb, sondern nur die elektrischen Verbraucher gedimmt. Bei Eco plus funktioniert bei der Klimaanlage nur noch die Lüftung, nicht mehr die Kühlung, um so Energie für mehr Reichweite zu sparen. Seat spricht davon, dass der Mii in der Stadt bis 358 Kilometer weit kommen soll. Dafür bedarf es dann dann des Verzicht auf solche Stromfresser wie die der beheizbaren Sportsitze oder der Klimaanlage.

Technische Daten Seat Mii Electric
Hersteller:Seat
Karosserie:Kleinwagen-Limousine mit Fließheck
Sitzplätze:4
Antrieb:Batterieelektrisch (BEV)
Elektromotor:Permanentmagneterregte Synchronmaschine (PSM)
Getriebe:1-Gang Automatikgetriebe
Batterie-Kapazität:32 kwh (36,8 kWh brutto)
Batterie-Bauart:Lithium-Ionen
Antrieb:Frontantrieb
Effizienzklasse:A+
Systemleistung:61 kW (83 PS)
Drehmoment:212 Nm bei 2.750 U/min
Von 0 auf 50:3,9 s
Von 0 auf 100:12,3 s
Höchstgeschwindigkeit:130 km/h
Stromverbrauch (NEFZ) kombiniert14,9 bis 14,4 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP259 km
Kofferraum:251- 923 Liter
Ladekantenhöhe:740 mm
Leergewicht:1.308 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:1.530 kg
Zuladung:295 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:3.556/1.645/1.481/2.421 mm
Grundpreis Testwagen:20.650 Euro (abzüglich Förderung)
Testwagen im Trim Electric plus:21.775 Euro (abzüglich Förderung)

  
  


Preise und Extras

  

Seat hat die Komplexität der verfügbaren Ausstattungsvarianten durch eine überschaubare Aufpreisliste geschickt reduziert. Dafür fällt die Serienausstattung umso größer aus. Zum Serienumfang gehören unter anderem Klimaanlage, Alufelgen, ein Radio mit Freisprecheinrichtung und Farbdisplay sowie wie ein Spurhalteassistent. Seat verbaut zudem beheizbare Vordersitze, zwei Lautsprecher und eine nicht teilbare Rückbank ein. Mit Soundsystem, teilbarer Lehne und größeren Alus wird die nächst höhere Ausstattungslinie plus fällig.

Zwei Ausstattungslinien (Basis und plus) und drei Paketoptionen stehen zur Auswahl: Das Fahrassistenz Paket für 320 Euro erweitert die Ausstattung um Parksensoren hinten, einen Tempomat und Ambientebeleuchtung. Im Winter Paket (480 Euro) kommen für den Basis-Mii beispielsweise beheizbare Vordersitze, eine beheizbare Windschutzscheibe, Licht- und Regensensor sowie LED-Tagfahrlicht hinzu. Das Easy Flex-Paket (120 Euro und 75 Euro für die Plus-Variante) verhilft dem Seat schließlich zu höhenverstellbaren Vordersitzen, einer geteilten Rücksitzbanklehne und variablen Gepäckraumboden.

Volkswagen hat den Basispreis von 21.975 Euro für seinen neuen E-Up bereits zur IAA-Premiere kommuniziert. Nun haben auch die beiden Töchter Skoda und Seat die Preise der ebenfalls ausschließlich elektrisch getriebenen Schwestermodelle Mii und Citigo verraten. Günstigste Version des Trios wird der Seat Mii Electric für 20.650 Euro. Mit Umweltprämie läßt sich der Preis auf 14.000 Euro drücken. Dafür bekommt man wie bei Up und Citigo einen 83 PS starken Elektroantrieb, gespeist aus einer 36,8-kWh-Batterie für eine Reichweite bis zu 260 Kilometern. Hier sind auch bereits Klimaautomatik, Ladekabel und Spurhalteassistent dabei. Für den bei Technik und Ausstattung weitgehend identischen Citigo E iV verlangt Skoda 300 Euro mehr.

Fazit: Eine echte Elektro-Empfehlung für die Stadt

 

Nun scheint es tatsächlich loszugehen. Seat bringt mit dem Mii electric das richtige Auto zur richtigen Zeit. BEVs werden künftig eine wichtige Rolle im Produktangebot des VW-Konzerns spielen. Der Seat Mii electric ist aktuell eines der günstigsten Elektrofahrzeuge auf dem Markt und kostet in der Anschaffung dabei – nach Förderung – nur unwesentlich mehr als ein vergleichbares Fahrzeug mit Verbrenner. Dafür sind später die Betriebs- und Wartungskosten deutlich unterhalb des Verbrenners. Der Seat ist eine echte Kaufempfehlung und eignet sich für Käufer mit Lademöglichkeit zuhause oder am Arbeitsplatz für den Stadtverkehr genauso gut wie für das regelmäßige Pendeln zum Arbeitsplatz. Interessant ist bei Mii electric vor allem seine Schnell-Ladefähigkeit. Der Seat Mii electric kombiniert einen sparsamen Elektroantrieb mit dynamisches Fahrverhalten und elegantem Design sowie modernste Konnektivitätslösungen zu einer vollen Alltagstauglichkeit samt unkomplizierten Elektro-Fahrspaß. Zudem ist das neue BEV vergleichsweise günstig in Anschaffuinmg, Betrieb und Wartung und bietet für einen Kleinstwagen ziemlich viel Platz. Direkte Wettbewerber in Preis und Dimensionen wären u.a. der Ego Life aus Aachen, dem wiederum das Manko der fehlenden Schnell-Ladefähigkeit anhaftet.

  

 

Seat Mii Electric Plus 2020