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Schon gefahren: VW Amarok DC 3.0 TDI 4Motion Aventura im Offroad-Härtetest

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest - Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

Der neue Amarok hat die Gene vom Ford Ranger übernommen
 


Für Fans des VW Amarok endet eine lange Durststrecke. Das Segment der Pickups ist in Europa klein aber auch hart umkämpft. Mercedes hat mit seiner X-Klasse bereits kurz nach dessen Markteinführung das Handtuch geworfen. Im Frühjahr 2020 hatte VWN die Produktion des Pickup für den europäischen Markt eingestellt. Ausschlaggebend für die lange Pause war die 2019 verkündete weitreichenden Zusammenarbeit mit Ford im Nutzfahrzeugbereich.

So ist der Hochdach-Kombi Ford Tourneo Connect ein VW Caddy mit Ford-Gesicht, während es bei den Pickups umgekehrt läuft. VW differziert beim Amarok der zweiten Generation v.a. das Design an Front und Heck, ein paar optische Eingriffe ins Cockpit inklusive Lenkrad sowie Aussehen und Menüführung der Digital-Armaturen.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

  


Die neue Pickup-Generation des Ford Ranger wie auch des Derivats VW Amarok rollen im gleichen Ford-Werk in Südafrika vom Band. Der VW Amarok war schon immer recht teuer, bot allerdings für Pickup-Verhältnisse einen erstaunlich hohen Federungskomfort. Der Preis für den Komfort war im Vergleich zu seinen direkten Wettbewerbern eine geringere Zuladung. Der Amarok konnte dagegen auch auf der Straße überzeugen. Onroad konnte der Amarok mit seinem intelligentem (semipermanentem) Allradsysten auch auf Asphalt punkten.


VWN stellt die Offroad-Talente seines Pick-ups hervor

In Europa schätzen v.a. Förster, Freizeitsportler und Handwerker die robuste Machart mit Leiterrahmen und hinterer Starrachse an Blattfedern. Es gibt immer weniger echte Geländewagen, stattdessen aber zunehmend weichgelutschte straßenorientierte SUVs und Crossover. Umso mehr freuen wir uns auf die Ausfahrt mit dem Amarok. Wir fuhren den neuen Amarok in verschiedenen Ausstattungslinien. U.a. auch mit dem Flaggschiff „Aventura“ als Double Cab (ab 70.164 Euro) abseits befestigter Straßen unter matschigen und winterlichen Bedingungen.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 


Interieur und Pritsche

In Deutschland bietet Volkswagen den Amarok nur als Doppelkabine an. Das Interieur präsentiert sich mit geschmackvoller Einrichtung und guten Materialien. Die Hartkunststoffbereiche sind gut kaschiert. Zumindest in den teureren Ausstattungsversionen. Die straffen Sitze lassen sich (bei „Aventura“ serienmäßig) elektrisch verstellen. Dank dem in Höhe und Reichweite justierbaren Lenkrad ist die optimale Sitzposition schnell gefunden. Überhaupt überzeugt die Plattform hinsichtlich Ergonomie und Bedienkomfort auf PKW-Niveau. Die fängt beim Lenkrad an und erstreckt sich bis hin zu Allradmodi und manuell zuschaltbaren Hinterachssperre. Auch sonst wirft das Infotainment nur wenige Fragen auf. Gut gefällt uns der integrierte und nicht aufgesetzte Zentralbildschirm. Positiv empfanden wir zudem die vielen physischen Bedienelemente und -tasten und -knöpfe. Auch Slider sucht man vergeblich. Die Klimasteuerung erfolgt über die Klima-Taste in der Schalterleiste unter dem Bildschirm und dann weiterführende Einstellungen über das Klimamenü.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Die Pritsche beherrscht problemlos eine Europalette zu schlucken. Enorm praktisch ist zudem die optionale elektrische Laderaumabdeckung („Rollcover“). Der Amarok auf Ranger-Basis kann eine Europalette fassende Cargobox aufladen. Bis zu 1,19 Tonnen Nutzlast – ohne Abstriche bei der Anhängelast – sind damit möglich. Der Amarok-Vorgänger schaffte hier lediglich bis zu 700 Kilogramm.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Diesel-Antrieb
 

Unter der Haube arbeitet ein bärenstarker Dreiliter-V6-Diesel mit 240 PS und einem satten Drehmoment von 600 Nm ab 1.750 Touren. Das Aggregat ermöglicht dem Amarok eine engangierte Fortbewegung. Hierzu trägt auch die bei dem Aggregat serienmäßige 10-Stufen-Wandlerautomatik bei. Die Fahrstufen werden routiniert, schnell und passend eingelegt. Der V6-Selbstzünder gefällt mit seinem weichen, kultivierten Lauf und emittiert dabei einen sportlich-sonorigen Sound. Der Selbstzünder reagiert bei Leistungsabruf spontan und ohne spürbares Turboloch. Von Ford übernimmt der Amarok auch die anderen Selbstzünder. Im Gegensatz zu Ford bietet VW keinen Benziner an. Je nach Motorisierung verfügen die Amaroks über unterschiedlichen Allradsysteme. Bei den schwächeren Vierzylindern kommt ein Permanent-Allrad mit elektronischer Regelung sowie per Drehrad aktivierbarer Untersetzung und Differtialsperre hinten zum Einsatz. Die Zuladung verringert sich gegenüber dem größeren Vierzylinder-Diesel (240 PS) sogar um rund 80 (auf 883) Kilo. Zumindest die Anhängelast bleibt mit satten 3,5 Tonnen unverändert.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Offroad-Eigenschaften

Mit einer stolzen Länge von 5,35 Metern überragt der neue Amarok seinen Vorgänger um imerhin zehn Zentimeter. Der Radstand beider Achsen wurde sogar um 17 Zentimeter vergrößert. Das bringt neben den kürzen Überhängen auch mehr Beinfreiheit für die hinten Sitzenden. Die kleineren Überhänge wirken sich zudem vorteilhaft beim Klettern über Stock und Stein aus. Die geringen Überhänge ermöglichen dem Amarok deutlich steilere Böschungswinkel als bisher anzusteuern und erweitern damit seine generellen Geländetalente. Die Wattiefe des Offroaders beträgt stolze zusätzliche 30 Zentimeter im Vergleich zum alten Amarok. Erst bei einem Wasserstand von mehr als 80 Zentimetern droht der Motor Wasser anszusaugen.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


  
Der Federungskomfort bietet ein für Pickups extrem hohes Niveau. Anlass zur Kririk gibt es allenfalls bei zu schnell angefahrenen Kurven. Hier zeigt der Amarok trotz ESP eine ganz leichte Tendenz zum Untersteuern. Das Handling empfanden wir als sehr sicher. Die Lenkung präsentiert sich tendenziell eher schwergängig aber immer noch gut austariert. Der neue Amarok hat mehr als eine Tonne Zuladung. Zum Vergleich: Der alte verfügte serienmäßig nur über eine Zuladung von rund 700 kg Nutzlast.

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 
Trotz kräftiger Bremsen könnte die Verzögerung etwas kräftiger ausfallen. Die souveräne Traktion ermöglicht auch anspruchsvolles Terrrain. Hierbei helfen dann manuell zuschaltbare Hinterachs-Differenzialsperre, Bergabfahrhilfe, und Untersetzung (H4L). Die Bedienung der Geländetechnik umfasst je nach Motorisierung einen Hinterradantriebsmodus 2H (zum Sprit sparen), Allradantrieb-Dauerbereitschaft (4A), Allrad mit gesperrter Lamellenkupplung und starrer 50:50-Kraftverteilung vorn/hinten (4H) und Geländeuntersetzung für Steilhänge und Passagen, in denen ein maximales Drehmoment an die Räder geleitet wird (4L).

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES



VW vergisst es nicht, auf die nunmehr bis zu 30 Systemen angewachsene Sortiment an elektronischen Helferlein zu verweisen. Im Test funktionierten die Systeme immer zuverlässig. Gerade im extremen Geländeeinsatz. Vom Abstandstempomaten über Matrix-LED-Licht bis Rundum- und Durchsichtkamera. Doch dürften andere Details für Amarok-Kunden mindestens genauso wichtig sein. Da ist zum einen die Trittstufe an der Flanke, um nicht mehr über das Hinterrad auf die Pritsche klettern zu müssen. Oder die zwei Abschleppösen in der Front und am Heck, die im Fall einer Havarie des Pickups die Bergung erleichtern sollen.

Technische Daten Technische Daten VW Amarok DC 3.0 TDI 4Motion Aventura 2023
Hersteller:Volkswagen
Karosserie:Pickup mit Doppelkabine, 5 Sitzplätze
Motor:3,0-l-V6-TDI-Motor mit 177 kW (240 PS)/600 Nm
Getriebe:10-Gang-Automatikgetriebe
(Shift by Wire)
Antrieb:Allradantrieb 4 Motion
Hubraum:2.993 ccm
Abgasnachbehandlung:Dieselpartikefilter
Emissionsklasse:Euro 6
Leistung:177 kWbei 3.250 U/min
Drehmoment:600 Nm U/min
Von 0 auf 100:8,8 s
Höchstgeschwindigkeit:190 km/h
Verbrauch (ECE):10,1 Liter
CO2-Ausstoß:266 g/km
Kraftstoff:Diesel
Tankinhalt Diesel-Treibstoff:80 Liter
Tankinhalt AdBlue:19,300 Liter
Wendekreis:12,9 Meter
Laderaumlänge:1.624 mm
Ladekantenhöhe:525 mm
Laderaumbreite:1.206 mm
Rampenwinkel:21 Grad
Anhängelast ungebremst/gebremst750/3.500 kg
Dachlast: 85 kg
Leergewicht:2.368 - 2.540 kg
Zul. Gesamtgewicht:3.300 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:5.390/1.917/1.884/3.270 mm
Grundpreis Testwagen:70.847 Euro

 

Preise und Extras

 

Der neue Amarok in der höchsten Ausstattungslinie „Aventura“ – in Deutschland nur als Double Cab erhältlich – schlägt mit mindestens 70.164 Euro zu Buche. Ein selbstbewußter Preis. Allerdings bietet der Amarok auch eine gehörige Portion Luxus und V6 Diesel. Praktische Extras sind z.B. der empfehlenswerte E-Rollcover (2.677 Euro) und Hardtop (35.11 Euro), Standheizung (1.688 Euro).

 

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Fazit: VW Amarok wird zum perfektionierten Ford Ranger

Ford bedient sich des MEB-Baukasten für E-Fahrzeuge und VWN übernimmt die Plattform des bisherigen Hauptrivalen Ford Ranger. Das macht die neue Generation des Amarok vor allem belastbarer und geländegängiger. Von letzterem Talent konnten wir uns bei Nörten Hardenberg überzeugen. Fast zwei Jahre mussten Pickup-Fans auf einen neuen VW Amarok warten. Jetzt kann der Amarok wieder geordert werden und zwar stylisher, alltagstauglicher und sicherer denn je. Sein ausgeprägtes Offroad-Talent hat uns sehr beeindruckt. Im Vergleich zum Plattformspender Ford Ranger bietet der Amarok etwas mehr Pkw-Ausstattungskomfort. Während der Ranger ein paar Vorteile für Praktiker – z.B. Trail-Assist (Anhänger-Assistenten) – zur Auswahl stellt.

VW Amarok TDI 4Motion im Offroadtest bei Nörten Hardenberg
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