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Der vollelektrische Japaner Toyota bZ4X im Einzeltest: Gelang der Sprung von Hybrid auf Elektro?

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS - Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Toyota startet spät mit seinem BEV

Toyota ist seit den 90er-Jahren bekannt für seine innovativen Hybridfahrzeuge. Mittlerweile hat der japanische Automobilhersteller sein erstes vollständig elektrisches Auto auf den Markt gebracht. Das Design des ersten vollelektrischen Toyota gibt sich windschlüpfrig und verzichtet auf einen klassischen Kühlergrill. Das Heck fällt schräg ab und die ganze Karosserie ist zehn Zentimeter niedriger. So wirkt das Mittelklasse-SUV nicht ganz so mächtig wie seine höheren SUV-Brüder Corolla Cross und RAV4, auch wenn es das BEV auf 4,69 Metern Länge mit einem ähnlich großzügigen Platzangebot punkten.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

Toyotas erstes eigenentwickeltes Elektroauto möchte Autokäufer mit großzügigen Garantien überzeugen. Das SUV wurde in Kooperation mit Subaru entwickelt. Der Toyota bZ4X und der Subaru Solterra nutzen die gleiche e-TNGA-Plattform wie die Schwestermodelle des Mutterkonzern Toyota bZ4X und Lexus RZ. Das Akronym steht für „Toyota New Global Architecture“. Deren Hybrid-Version dient unter anderem dem Prius als Unterbau. Die Preise für den bZ4X starten bei 47.490 Euro. Der ebenfalls angebotene Allradler mit jeweils einem Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse startet bei mindestens 57.319 Euro. Wir sind die frontgetriebene Basisversion gefahren und sind gespannt, ob der Elektro-Nachzügler im Wettbewerbsumfeld überzeugen kann. Ein paar Wettbewerber haben inzwischen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie sich das Thema Elektromobilität auch jenseits von Tesla überzeugend in die Tat umsetzen lässt. Der größte Hersteller der Welt hat sich dagegen lange nur auf seine Hybrid- und Wasserstoffstrategie konzentriert. Nach einem halbherzigen Strategieschwenk vollziehen die Japaner jetzt erst die große Kehrtwende hin zur vollelektrischen Fahrzeugen (BEVs).

Interieur des Toyota bZ4X – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Nomenklatur

Die Logik hinter dem Namen: Das Kürzel „bZ“ steht für Beyond Zero und soll die null Emissionen betonen. Analog Mercedes „EQ“ oder e-tron bei Audi soll es zum Signet für Nachhaltigkeit aufgebaut werden. Die Vier folgt für die Größe und das X symbolisiert den Allradantrieb. Es werden demnach vermutlich noch weitere bZ mit anderen Ziffern folgen.

 

Interieur des Toyota bZ4X – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Interieur

Der Innenraum bietet hochwertige Materialien und Platz für bis zu fünf Personen. Die steile Windschutzscheibe, die großen Seitenscheiben vermitteln dem Innenraum eine freundliche Atmosphäre. Die Mischung aus ansprechenden Texturen trägt haptisch und optisch zu dem ästhetischen Innenraum-Ambiente bei.

 

Interieur des Toyota bZ4X – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Der bz4x präsentiert sich mit einem hoch montierten digitalen Instrumentencluster, einen großen Touchscreen für das Infotainmentsystem und eine erhöhte Mittelkonsole mit den Bedienelementen für Fahrstufe, Kamera, Parkbremse und Fahrmodi. Beim Blick auf das Cockpit des Toyota bZ4X fällt vor allem das weit oben platzierte Kombiinstrument auf, auf das der Fahrer über das Lenkrad blickt. Hier haben sich die Japaner offensichtlich an Peugeot orientiert. Personen unter 1,90 Meter kommen mit der Anordnung des Digitalcockpits über dem Lenkrad gut zurecht, sofern das Lenkrad für einwandfreie Sicht auf die Anzeigen weit nach unten gestellt wird. Auch einige der Fahrzeugfunktionen lassen sich auch über das Kombiinstrument einstellen. Ein weiterer Teil der Funktionen wird über den großen und gut erreichbaren Touchscreen gesteuert.  

 

Cockpitanzeige des Toyota bZ4X – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Das neu entwickelte Infotainment ist ein neues Cloud-basiertes System. Die Platinum-Modelle verfügen über ein großes Zentraldisplay in 12,3-Zoll. Die Sprachbedienung wird mit „Hey, Toyota?“ aktiviert. Bereits ab Basis verfügt der bZ4X über eine kabellose Ladeschale.
 
Smartphones lassen sich ebenfalls per kabelloser Smartphone-Integration mit Android Auto und Apple CarPlay spiegeln. Über eine Smartphone-App können Benutzer das HVAC-System ferngesteuert steuern, um den Innenraum vorzuklimatisieren oder die Türen zu verriegeln und zu entriegeln, und vieles mehr.

 

Interieur des Toyota bZ4X – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Mit dem vollelektrischen bZ4X debütiert auch die dritte Generation von „Toyota Safety Sense“. Ein engmaschiges Netz aus Assistenz- und Sicherheitssystemen soll dank neuer Funktionen noch mehr Schutz bieten. Ein erweitertes „Pre-Collision-System“ erkennt entgegenkommende oder einscherende Fahrzeuge schneller, passt die Geschwindigkeit entsprechend an und leitet notfalls ein Bremsmanöver ein. Um dabei immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben, kann sich die Software mittels „Over-the-Air“-Updates zudem kontinuierlich aktualisieren und verbessern.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Antrieb und Reichweite: Bis zu 450 Kilometer nach WLTP sind drin
 

Den bZ4X bietet Toyota mit zwei Antriebs-Optionen an. Eine mit Front- und eine mit Allradantrieb. Beide Varianten ziehen ihren Fahrstrom aus einem 71,4 kWh (brutto!) großen Akku. Die von uns getestete Allrad-Version mit Dualmotor schafft laut Werksangaben gem. WLTP damit bis zu 461 Kilometer. Die frontgetriebene Single-Motorversion ist effizienter und soll damit sogar bis zu 513 Kilometer schaffen. Mit dem von uns gefahrenen Frontantrieb stehen 204 PS an den Vorderrädern zur Verfügung. Beim Allrad sind es 218 PS, 109 PS pro Achse.

 

  


 

Unter winterlichen Bedingungen sind solche Reichweiten und auch die Werksangaben zu den Ladegeschwindigkeiten eher praxisfern. trotzdem erweist sich der Wagen als voll wintertauglich. Zu beachten ist, dass die WLTP-Werksangabe auf der Nebenbedingung der kleineren 18-Zoll-Räder basiert. Die 20-Zöller nehmen dem Mittelklasse-SUV laut Hersteller gehörig Energie und schränken den Maximalradius auf 446 Kilometer ein, die Allradvariante AWD kommt gar „nur“ auf 415 Kilometer.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES


 

Auch wenn der superstarke Punch fehlt: Der Stromer schiebt gut an und fühlt sich als 204 PS starker Frontriebler gut im Saft und nicht untermotorisiert an. Die Sprintzeit von 7,3 Sekunden auf Tempo 100 sowie die Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h sind recht ordentlich. Die Fahrmodi (Eco, Normal und Power) beeinflussen die Empfindlichkeit des Gaspedals.

Fahreigenschaften
 

Zu den Stärken des Toyota bZ4X zählt sein gut abgestimmte Fahrwerk. Das Fahrwerk beherrscht samtiges Abrollen und vermeidet eine pseudosportliche Härte. Die Feder- und Dämpfer-Auslegung hält Unebenheiten im Asphalt von den Insassen auf einem hohen Niveau fern. Auch die Aufbaubewegungen der immerhin 1,65 Meter hohen Karosserie halten sich dezent zurück.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Im ersten Test wurde schnell klar, für Sportfahrer eignet sich der Japaner weniger, auch wenn die E-Maschine spontan, geschmeidig und kräftig loszieht, wie man das von modernen E-Autos erwartet: Die Lenkung geht leicht, fühlt sich dank fehlender Rückmeldung etwas synthetisch an und verzichtet auf eine weitreichende Rückmeldung von der Fahrbahn. Bei starkem Leistungsabruf ist eine leichte Neigung zum Zerren in der Lenkung spürbar.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Laden und Batterie
 

Die tief im Wagenboden platzierte Batterie weist eine Brutto-Kapazität von 71,4 kWh auf. Der Akku besteht aus 96 Lithium-Ionen-Zellen mit einer Gesamtspannung von 355 Volt. Die Ladeleistung war bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt mit 90 Kilowatt ausbaufähig. Mit warmer Batterie schafften wir dann eine Ladeleistung von immerhin 130 kW. Der Hersteller verspricht 150 kW (ungefähr 2C). Aber schon nach kurzer Ladezeit fällt die Ladekurve des Toyota bZ4X aus Akku-Schutzgründen sehr schnell ab. In unter 40 Minuten schafften wir es bei warm gefahrenen Akku den State of Charge von 10 auf 80 Prozent zu erhöhen. Ab 80 Prozent nimmt die Ladeleistung wie bei den meisten Herstellern deutlich ab. Toyota ist hier allerdings besonders vorsichtig, um den Akku zu schonen und reduziert die Ladeleistung auf ungefähr 8 kW. Dafür gewähren die Japaner auf den Akkueinheit eine Garantie von bis zu zehn Jahren oder 160.000 Kilometern.
 
Deutlich länger dauert das Laden mit Wechselstrom (AC). Hier hat Toyota den Onboard-Lader schon nachgebessert, von einphasig 6,6 kW auf nunmehr 11 kW. Was uns weniger gut gefällt ist die Fahrerassistenz bei der Navigation und Ladeplanung und die fehlende Möglichkeit einer Vorkonditionierung. Hier muss Toyota schleunigst nachbessern. Was uns gut gefallen hat, ist der enorm geringe Strombedarf. Selbst im Winter bewegte sich – bei defensiver Fahrweise – unser Verbrauch nur um die 20 kW je hundert gefahrene Kilometer. Bei der Effizienz konnte Toyota seine Expertise aus der langjährigen Hybrid-Erfahrung vorteilhaft einbringen.

  

Technische Daten Toyota bZ4X Basis 150kW/218 PS - 71,4 kWh Batterie
Hersteller:Toyota
Karosserie:Crossover 5-türig
Motor:Permanentmagnet AC-Synchronmotor
Effizienzklasse:A+++
Getriebe 1-Gang-Reduktionsgetriebe (Automatik)
AntriebFrontantrieb
Leistung:150kW / 204 PS
Leistung Front:150kW (204PS)
Max. Drehmoment:266,3 Nm
Batterietyp:Lithium-Ionen
Netto-Batterieenergieinhalt:65 kWh
Brutto-Batterieenergieinhalt:71,4 kWh
Batteriespannung:355,2 V
Elektrische Reichweite kombiniert (WLTP):436 km
Elektrische Reichweite City Max (WLTP):688 km
Ladeleistung AC (max.):11kW
Ladeleistung DC (max.):150kW
Von 0 auf 100: 7,5 s
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
CO2-Ausstoß:0 g/km
Emissionsklasse:AX
Wendekreis:12,2 Meter
Leergewicht:1895-1920 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:2.465 kg
Kofferraum:452Liter
Zul. Anhängelast gebremst bei 12% / 8%750 kg / 750 kg
Stützlast75 kg
Dachlast80 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.690/1.860/1.650/2.850 mm
Bodenfreiheit177 mm
Rampenwinkel:17,7 Grad
Felgen:7,5Jx20
Bereifung:235/50R20
Software Releassestand Testwagen:V 3.2
Preise ("Basis") ab:Ab mind, 47.490 Euro
Testwagenpreis "Basis" inkl. Extras und Sonderzubehör:Ab 55.480 Euro

    

Preise und Extras

Mit seiner Serienausstattung positioniert sich der Toyota bZ4x preislich im oberen Mittelfeld der kompakten E-SUVs. In Deutschland startet der japaner in dern von uns gefahrenen gleichnamigen Einstiegsversion „Basis“ zu Preisen ab 47.490 Euro. Bereits die Basisausstattung bewegt sich in der Ausstattung auf einem hohen Niveau. Highlights sind hier die serienmäßigen LED-Scheinwerfer, Wärmepumpe, 2-Zonen-Klimautomatik, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, 18-Zoll-Alufelgen mit Bereifung 235/60R18, adaptiver Tempomat, Alarmanlage, Toyota Smart Connect mit Cloud-Navigation, Apple Carplay, Android Auto, Zwei-Zonen-Klimaanlage, elektrische Heckklappe, 360-Grad-Kamera sowie Sitzheizung vorne und eine elektrische Sitzeinstellung für den Fahrer.

 

Im Test die frontgetriebene Basisversion des Toyota bZ4X mit 204PS – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Fazit: Solides vollelektrisches Mittelklasse-SUV

Der Toyota bZ4X gefällt mit solider Technologie, Komfort, einer ordentlichen  Verarbeitungsqualität und guten Platzverhältnissen. Die in vielen Fahrberichten anfänglich kritisierte Effizienz und Ladegeschwindigkeit geht mittlerweile bei dem aktuellen Softwarestand voll in Ordnung. Einzig im Kapitel Preis/Leistungsverhältnis und Fahrerassistenz (Ladeplanung und ggf. Vorkonditionierung der Batterie) wird Toyota nachbessern müssen. Die Rabattschlacht hat gerade erst begonnen. Der hohe Preis rechtfertigt sich allerdings auch über die hervorragende Serien-Ausstattung bereits ab der von uns gefahrenen „Basis“.

Toyota bZ4x 2023
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