Potenter Tiguan-Gegner startet noch in diesem Frühjahr
Aus China tritt der nächste Newcomer in Deutschland an. Nachdem Great Wall Motors (kurz GWM) als Vorhut bereits den vollelektrischen Ora 03 (alias Funky Cat) zu uns nach Deutschland geschickt hat, startet nun die Submarke Wey. Und die hat es in sich. Sie bedient klassische Tugenden mit viel Premium und top Verarbeitung. Zielgruppe ist hier die klassische Klientel. Den Anfang machen bei Wey die aktuell stark nachgefragten klassischen SUVs. Das Segment erfreut sich bei den Kunden weiterhin über den größten Zuspruch.
Der Start der chinesischen SUV der Marke Wey in Deutschland lief holprig. Bereits auf der IAA 2021 präsentierte sich der Hersteller Great Wall Motors erstmals mit den Sub-Brands Ora und Wey. Aus der Zwei-Marken-Strategie ist mittlerweile die Dachmarke GWM (Great Wall Motors) mit den Produktlinien Ora für Elektroautos und Wey für elektrifizierte SUV geworden. Import und Vertrieb liegt zudem in den erfahrenen Händen der Emil-Frey Gruppe. Wir hatten nun Gelegenheit den Wagen in München und am Chiemsee zu fahren und sind gespannt, wie sich dieser moderne Plug-in-Hybrid (PHEV) aus China fährt.
Aus Wey Coffee 02 wird nun Wey 03
Mit dem Wey 03 führt GWM gut ein Jahr nach dem Wey Coffee 01 offiziell bereits sein zweites Plug-in-Hybrid-SUV in Europa ein und etabliert sogleich bei Ora und Wey eine neue Nomenklatur. Rechtzeitig initial, bevor dies zu Verwirrungen bei Kunden führt. Denn die Marke ist in Europa noch weitgehend unbekannt. Und der Wechsel von Wey Coffee 02 zu GWM Wey 03 kommt dann gerade noch rechtzeitig.
Auf seinem Heimatmarkt China ist Great Wall Motor seit elf Jahren der Marktführer im Segment der Premium-SUVs. Und genau diese langjährige Expertise merkt man dem Wey 03 schnell an. Materialauswahl, Verarbeitung, Oberflächen, Haptik und Qualitätsanmutung im Innenraum liegen auf hohem Niveau. Der Wey muss sich hier hinter deutschen Konkurrenzprodukten nicht verstecken.
Interieur
Die Innengeräusche sind extrem niedrig. Hinzu kommen gut gepolsterte Sitze mit angenehmem Seitenhalt. Man fühlt sich schnell wohl in diesem Auto – zumindest, wenn die Lenkradposition passt: Der Verstellbereich ist leider recht gering. Die Sitze sind bequem, die Materialien, Verarbeitung und Haptik sind enorm wertig und die Anordnung wirkt angenehm aufgeräumt. Es ist geradezu erstaunlich, wie stilsicher sich die Chinesen hier präsentieren.
Keine gravierenden Überraschungen gibt es beim 14,6-Zoll-Infotainment. Die meisten Funktionen haben wir nach kurzer Suche gefunden. Die Grafik, Auflösung und Kontrast der blickwinkelstabilen Displays ist gut. Wer sich auf den Aufbau und die Logik einlässt, findet sich wie wir bei der ersten Testfahrt auch schnell zurecht. Praktisch ist die Schnellfunktion: Wie beim Handy kann man von oben eine Leiste nach unten ziehen, über die man schnell einstellen kann, welche Funktionen man favorisiert. Gut gefallen hat uns zudem des gestochen scharfe Head-Up-Display (HUD) mit farbiger und animierter Darstellung. Schwächen hat die Verkehrszeichenerkennung. Aber darunter leiden ja zuweilen auch noch immer deutsche Premiumhersteller.
Wie der Ora 03 verfügt auch der Wey 03 über eine Kamera zur Gesichtsüberwachung, die an der A-Säule auf der Fahrerseite platziert ist. Diese nervt, sobald man den Blick von der Straße wendet. Das Deaktivieren dieser Überwachungseinheit über das Menü, hält aber zugunsten der Sicherheiut nur bis zum nächsten Start. Vor dem Schalthebel ist ein 9-Zoll-Display,, das primär den Klima-Einstellungen dient. Mit zwei Fingern nach oben gewischt. Die kapazitiven Felder in der Lenkradspange haben uns gut gefallen. Guten Klangliefert bereits die Basisausstattung “Premium”. Aber an das exzellent abgestimmte Infinity-Soundsystem reicht das natürlich nicht heran. In Verbindung mit der wirksamen Schallisolierung liefert die Anlage ein Audio-Erlebnis.
Das Platzangebot ist vorn wie hinten gut. Die Sitze sind bequem, Strom (USB-C) und Wärme (Sitzheizung) gibt es auf allen (äußeren) Plätzen. Das Kofferraumvolumen bewegt sich mit 517 bis 1.289 Litern auf ordentlichem Klassenniveau.
Potenter PHEV-Antrieb mit großer Batterie und Elektroreichweite
Als Phev-Antriebe stehen zwei Varianten bereit, wobei die Verbrennerbasis immer ein 2,0-Liter-Turbobenziner mit 150 kW/204 PS Leistung ist. Den Verbrenner unterstützt beim 2WD ein 120 kW/163 PS starker Elektromotor. Beide wirken auf die Vorderräder. Hier kommt eine Systemleistung von 367 PS zustande. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt so in 7,3 Sekunden. Wählt man die Allradversion, sitzt auf der Hinterachse zusätzlich ein zweiter E-Motor mit einer Leistung von 135 kW/184 PS. Damit bringt es der Wey 03 auf eine Systemleistung von 325 kW bzw. 442 PS. Das sorgt für mächtig Dampf und verleihen dem 4,67 Meter langen Mittelklasse-SUV äußerst sportliche Fahreigenschaften.
Genau wie die etwas schwächere Version schafft die potente Allradversion eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h. Den Null-Hundert-Paradesprint von 0 auf 100 km/h erledigt der stärkere Wey in 5,3 Sekunden. Auf den Testfahrt im Alpenvorland haben wir uns mehr als ordentlich motorisiert gefühlt.
Die Beschleunigung im reinen E-Modus ist beeindruckend. Das Gaspedal durchgedrückt, zieht der Wey 03 ordentlich an.
GWM baut spendiert dem Wey 03 eine Batteriekapazität von 34 kWh. Das ist zum Teil mehr als doppelt soviel wie bisher bei den meisten anderen Teilzeitstromern üblicherweise verbaut wurde. Der große Pufferspeicher ist ein echter Gamechanger. War bei den PHEVs die Batterie stets zu klein und die Reichweiten zu kurz, sieht das nun völlig anders aus. Das ermöglicht damit Reichweiten von bis zu 139 Kilometern – rein elektrisch. Außerdem lädt der Chinese nicht nur an der Wallbox mit bis zu 11 kW, sondern kann auch an der Gleichstromsäule schnellladen. 50 kW maximale DC-Ladeleistung sorgen dafür, dass der leere 34-kWh-Akku in 38 Minuten zu 80 Prozent gefüllt wird. Nach dem Einkaufen ist der Akku voll. Damit wird er im Alltag fast zum E-Auto und braucht den Benziner nur noch für außergewöhnliche, unvorhergesehene Fahrten und auf der Langstrecke. Kein anderer Hersteller stattet in diesem Segment sein Plug-in-Modell mit einer 34 kWh großen Batterie aus.
Wer oft nachlädt, könnte tatsächlich im Bereich der WLTP-Angabe von rund zwei Litern auf 100 Kilometer schaffen. Auf unserer Teststecke schafften wir dies mit vollem Akku. Ob Plug-in-Hybride mit so großem wieder eine Daseinsberechtigung erhalten, wird sich zeigen. Wenngleich das Fahren mit zwei Motoren nach wie vor nicht ideal ist, wie der Normverbrauch von 26,9 kWh pro 100 Kilometer plus 0,5 Liter Benzin verdeutlicht
Der Anzug und Beschleunigung sind immens kräftig, aber doch geschmeidig und harmonisch. Der Turbo Vierzylinder schaltet sich ab einem bestimmten Leistungsabruf zur Unterstützung hinzu. Das gesamte Hybridsystem, die Regelung und Abstimmung, wirkt auf uns technisch sehr adäquat und anspruchsvoll abgestimmt. Das System harmoniert zu dem Fahrzeug und verleiht ihm hervorragende Fahreigenschaften. Auch auf der Autobahn wirkt der Antrieb sehr überzeugend.
Wer im E-Modus einen Verbrenner-Sound präferiert, sollte zum größeren Wey 05 greifen, der drei Soundprofile zur Wahl stellt.
Fahreigenschaften
Der Wey 03 federt geschmeidig und sanft. Der Abrollkomfort des Stahlfahrwerks zeigt sich komfortabel und gut abgestimmt. Auch bei sportlichen Anforderungen kann es mithalten. Auch wenn die Lenkung zwar präzise, aber sehr leichtgängig ist.
Im 03 hat man nicht den Eindruck, ein so schweres SUV zu bewegen, flink flitzt man durch die Straßen, wird von Asphalt-Unebenheiten verschont und erlebt einen spürbaren Unterschied zwischen den Fahrmodi.
Apropos Sound: Wer es leise will, bekommt es auch leise. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten zischt und rauscht nichts im Wey 03. Isolation und Dämmung waren bei der Entwicklung wichtige Punkte. Die machen sich allerdings beim Gewicht bemerkbar. Wie auch die zusätzlichen Kilos durch den Plug-in-Antrieb, die dem 03 insgesamt ein Leergewicht von 2.335 kg bescheren.
Eine E-Reichweite von130 km bieten tatsächlich wenige Konkurrenten. Bleibt man im Segment der kompakten SUV, bieten Wettbewerber deutlich weniger. So schaffen der Kia Sportage, der Mercedes GLA sowie der Cupra Formentor eher maximal um die 70 km. Lediglich die dritte Generation des VW Tiguan, die 2024 erscheint, kommt dem Wey 03 mit einer E-Reichweite von 100 km etwas näher.
Technische Daten GWM WEY 03 2.0 PHEV AWD 2024
Hersteller: GWM Wey
Karosserie: SUV fünfsitzig
Antrieb: Plug-in Hybrid
2.0 Benziner
Einbauposition: Reihe
E-Motor: Typ: Permanenterregter Synchronmotor
Getriebe: Automat. Schaltgetriebe (Doppelkupplung)
Anzahl Gänge: 9
Antrieb: AWD
Hubraum: 1.998 ccm
Max. Leistung Verbrenner: Leistung / Drehmoment (Verbrennungsmotor) 150 kW (204 PS)
Max. Leistung Elektromotor 1 (VA) 120 kW (163 PS)
Max. Leistung Elektromotor 2 (HA) 135 kW (184 PS)
Leistung Verbrenner: n.b.
Beschleunigung: 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h Sekunden
Drehmoment Verbrenner: 144 Nm bei 3.200 U/min
Max. Drehmoment, Vorder- / Hinterachse: 325 / - 325 / 232 Nm
Systemdrehmoment: 685 Nm
Ladeleistung: AC:11,0 DC:50,0
Batterie: Ternäre Lithium-Ionen
Batteriekapazität (brutto/netto): Netto-Kapazität 28,9 kWh
Brutto-Kapazität: 34,0 kWh
AC-Schnell-Ladeanschluss am Fahrzeug: Typ 3
AC-Ladefunktion (Onboardlader): 3-phasig
DC-Schnell-Ladeanschluss am Fahrzeug: CCS
Ladeanschlussposition: Beifahrerseite hinten
Ladezeiten (AC): 100%: 230 min. (AC 3-phasig Wallbox/Ladesäule 11,0 kW); 80%: 53 min.
Ladedauer (DC) 0-80 %: ca. 38 min. (DC Ladesäule 50,0 kW)
CO2-Effizienzklasse: B
CO2-Emissionen gewichtet, kombiniert: 15 g/km
Stromverbrauch kombiniert: 24,3 kWh/100 km (WLTP)
Elektrische Reichweite Kombiniert: (EAER): 130 / 139 km
Innerorts, (EAER city): 144 / 159 km
Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM (WLTP) 36AP-AR
Höchstgeschwindigkeit: 135 km/h (EV-Modus) /
230 km/h (Hybrid-Modus)
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,5 L/100km (WLPT)
Kraftstoffart: Super Benzin ROZ 95
Bereifung: 235/50 R20
Felge: 7,5 J x 19 / 7,5 J x 20
Kofferraum: 517 bis 1.289 Liter
Anhängelast ungebremst: 750 kg
Anhängelast gebremst: 2.000 kg (bei 12% Steigung)
Stützlast: 100 kg
Tankinhalt: 55 Liter
Leergewicht inkl. Fahrer: 2.295 kg
Garantie (Fahrzeug): 5 Jahre
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4.688/1.890/1.730/2.745 mm
Grundpreis 2.0 PHEV FWD Premium ab: Mindestens 47.900 Euro
Grundpreis Testwagen (2.0 PHEV AWD Luxury) ab: Ab mindestens 55.900 Euro
Preise und Extras
Weil es das SUV lediglich in zwei Ausstattungsstufen gibt (Premium und Luxury), ist beim GWM Wey 03 bereits viel serienmäßig an Bord. Immer dabei ist die Sprachsteuerung, Sitzbezüge aus Alcantara, elektrische Heckklappe, 360-Grad-Umgebungskamera, 20-Zoll-Leichtmetallräder sowie Ambientebeleuchtung. In der höheren Ausstattungsstufe sind dann zusätzlich noch ein Head-up-Display, automatische Parkassistenten sowie ein Surround-Sound-System an Bord. Zum Auswählen gibt es aber dennoch etwas: Angeboten wird der Wey 03 in vier Metallic-Außenfarben sowie drei Farbkombinationen für den Innenraum.
Der GWM Wey 03 startet in der Ausstattung Premium als Fronttriebler zu Preisen ab 47.900 Euro. Die von uns gefahrene Allradversion kostet mind. 55.900 Euro, da sie mit der höherwertigen Ausstattung Luxury verbunden ist. Das klingt zwar nach recht viel, ist aber verglichen mit Wettbewerbern wie Volvo XC60 und BMW X3 fast schon ein Schnäppchen.
Und die Aufpreisliste ist sehr übersichtlich. Ein elektrisches Panorama-Glasschiebedach schlägt mit 1.000 Euro zu Buche. Das Winterpaket kostet 600 Euro und beinhaltet beheizbare Scheibenwaschdüsen vorn, ein beheizbares Lenkrad und beheizbare (äußere) Rücksitze. Das Sitzkomfort-Paket (700 Euro) mit Massagefunktion der Vordersitze umfasst eine 4-fach elektrisch verstellbare Lordosenstütze und ausziehbare Oberschenkelauflagen. Die Lackfarbe Deep Sea Blue unseres Testwagen kostet 850 Euro. Die Unifarbe Schwarz ist aufpreisfrei. Viele Farben erhöhen den Preis nur um 300 Euro.
Über die Emil-Frey-Gruppe sind bereits Händler unter Vertrag und übernehmen auch Wartung und Reparaturarbeiten. Hier ist GWM Wey mit aktuell 50 Händlern bereits sehr gut aufgestellt. Ziel sei es das bundesweite Service- und Händlernetz noch 2024 auf hundert Händler zu erweitern. Die Neuwagengarantie beträgt fünf Jahre ohne Kilometerbegrenzung. Auch für die Hochvolt-Batterie des PHEV-Antrieb gewährt GWM eine Garantie für die Dauer von acht Jahren bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometern.
Beide Wey-SUVs verfügen über die Höchstwertung von fünf Sternen im Euro NCAP-Crashtest. .
Fazit: Gediegene Qualitätsanmutung und viel Platz im Kompaktsegment mit einem höchst fortschrittlichen PHEV-Antrieb
Der neue GWM Wey 03 bietet ein vergleichbares Technik- und Ausstattungsniveau wie sein größere Bruder GWM Wey 05; Diese aber in einem kompakteren Gesamtpaket zu moderateren Preisen ab 47.900 Euro als 2WD in der Ausstattung Premium. Mit 4,67 Metern Länge, 1,89 Metern Breite und 1,73 Metern Höhe sortiert sich der GWM Wey 03 in der Klasse der kompakten SUVs ein. Direkte Wettbewerber dürfte u.a. die Neuauflage des VW Tiguan aber auch Nissan Qashqai, Ford Kuga und Skoda Kodiaq sein. Raumökonomie und Platzverhältnisse sind – unter anderem dank eines großzügigen Radstandes von 2,75 Metern – ausgezeichnet.
Der Plugin-Hybrid punktet mit seiner Premium-Ausstattung und gediegenen Verarbeitungsqualität auch im Detail. Auf verschiedenen Streckenprofilen überzeugte der hervorragende PHEV-Antrieb des Hybrid-SUV. Zudem punktet der Wagen neben seinen beeindruckenden Fahrleistungen mit einem grandios hohen Sicherheitsniveau. Ein weiteres Goodie ist seine große Batterie. Neben AC-Laden per Typ3 ermöglicht diese auch sinnvolles DC-Schnellladen bis 50 kW via CCS mit deutlich über 130 Kilometern Elektroreichweite. Dieses Talent macht aus dem Wey 03 schon ein Fast-BEV.
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