1.5 Dualjet Hybrid AGS (2022)
Bereits seit nunmehr über 30 Jahren gibt es den Suzuki Vitara. Er startete 1988 als kurzer Dreitürer mit raubeinigem Charakter. Im Jahre 1990 folgte ein Fünftürer mit längerem Radstand. Ab 1998 firmierte die zweite Modellreihe unter dem Namen Grand Vitara, 2005 abgelöst von Generation drei. 2015 erfolgte dann der Wechsel vom kernigen Offroader mit Leiterrahmen zum nun wieder unter dem Namen Vitara firmierenden Klein-SUV.
Das kleine SUV ist 4,17 Meter lang. Der Vitara sortiert sich unterhalb des SX4 S-Cross (4,30 Meter) und über dem Jimny (3,65 Meter) ein. Mit dem letzten Facelift gab es neues Tagfahrlicht im vorderen Stoßfänger und vertikale Einlagen im Kühlergrill. Hinten gibt es nun massigere Rückleuchten mit moderner LED-Technik. Die neue Front wirkt etwas robuster als bisher. Auffällig sind hier die sechs senkrechten Streben im Grill, die bei den höheren Versionen – wie bei dem von uns gefahrenem Comfort+-Paket – in Chromoptik ausgeführt sind.
Suzuki liefert den Vitara in seiner jetzigen Bauform seit 2015 aus. Ende 2018 folgte das aktuelle Faceliftmodell. Der Vitara ist nicht mehr das allerfrischste Modell in der Suzuki-Modellpalette. Nun ergänzt der japanische Hersteller die Modellpalette des kleinen City-SUVs sogar mit einer Antriebsvariante eines Vollhybrid. Wir sind den Vollhybrid in der Version ohne optionales Allrad als Fronttriebler gefahren.
Die Lithium-Ionen-Batterie für den Elektromotor sitzt unter dem Kofferraumboden, sodass das Volumen des Gepäckabteils gegenüber der nicht elektrische fahrbaren Vitara-Modelle weiter schrumpft. Schon 375 bis 1.120 Liter sind nämlich nicht gerade viel Ausgangsvolumen. Ein Golf ist da beispielsweise schon besser. Und der Vitara Vollhybrid kann nur 289 bis 1.046 Liter hinter der 60:40 teilbaren Rückbank aufnehmen. Denn irgendwo muss der 0,84 kWh große 140-Volt-Akku ja hin. Er ist übrigens luftgekühlt und soll für einen sagenhaften Kilometer vollelektrischen Fahrspaß sorgen – bis 80 km/h.
Interieur und infotainment
Der Vitara gewährt dank großzügiger Verglasung ringsum eine gute Rund-Umsicht. Die vorderen Sitze präsentieren sich mit einer peppigen Musterung der Sitz- und Lehnenbahn aus Alcantara, flankiert von Lederimitat. Zudem punkten die Sitze mit einer vernünftigen Ergonomie, wodurch auch längere Strecken und Reisen sich komfortabel absolvieren lassen. Einzig die Sitzhöhe dürfte allerdings vor allem für Personen ab 1,80 Meter gerne noch tiefer eingestellt werden können. Auch im Fond genießen Personen bis 1,8 Meter durchaus komode Platzverhältnisse. Im Fond nimmt der Dachhimmel hinter dem riesigen Panorama-Sonnendach etwas von der Kopffreiheit. Vor den Knien bleibt genügend Platz.
Die ganze Bedienung ist rätselfrei. In Zeiten, in denen das Nullen des Kilometer-Zählers oder auch Abschalten des Spurhalte-Assistenten sich meist gekonnt in digitalen Untermenüs versteckt, gibt es hier noch die dezidierte Tasten und Knöpfe dafür.
Der Vitara präsentiert sich mit einem Hauch Luxus, aber vor allem solide. Das Platzangebot ist klassenüblich. Die Verarbeitung und Materialauswahl sind frei von Tadel. Es ist viel Hartplastik verbaut – aber zumindest gut kaschiert. Der Kunststoff des Armaturenbretts ist nun größtenteils mit weichen und opisch ansprechend strukturierten Oberflächen verkleidet. Zudem sorgen neue metallisch-silbernen Akzente für einen guten Qualitätseindruck. Für die von uns gefahrene Topausstattung Comfort+ gibt es neue Sitzbezüge, auch die zwischen den vorderen Sitzen angebrachte Mittelarmlehne mit integriertem Staufach ist den höheren Linien vorbehalten.
Das hohauflösende 4,2-Zoll-Farbdisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser informiert nun nicht nur über die Arbeit des Allradsystems, sondern zeigt zudem nun auch die Hinweise der neuen Verkehrszeichenerkennung an. Das herrlich-riesige Panorama-Glasdach künftig nicht mehr nur in Verbindung mit dem Comfort+-Paket, sondern mit allen Ausstattungslinien und Motorisierungen. Bei den Abmessungen, dem Innenraum oder allen anderen Fahrzeugdetails hat sich bis auf den Kofferraum nichts geändert. Der Kofferraum fasst nun nur noch 289 Liter (ohne Vollhybrid 375 Liter), kann aber immerhin bei Verzicht auf Fondpassagiere über die geteilt rückklappbare Rückbank auf bis zu 1.046 Liter vergrößert werden. Zudem punktet der Vitara mit einer ebenen Fläche hinter der Ladekante. Der sonst vorhandene doppelte Ladeboden entfällt zu Gunsten des Akkus. Bei Bedarf kann der Vitara 1.200 Kilogramm Anhängelast vertragen – ungebremst immerhin noch 400 kg. Die Stützlast beträgt 75 Kilogramm und passt damit für Fahrradträger. Durch den Vollhybrid-Antrieb bzw. das Batteriegewicht hat sich die Zuladung von bisher von 510 bis 645 Kilogramm geringfügig auf 405 Kilogramm reduziert.
Bewährtes aber nicht mehr taufrisches Infotainment von Bosch
Die Infotainmentlösung stammt von Bosch und wirkt im achten Vitara-Jahr mittlerweile etwas angestaubt, zumal die Uhrzeit im System nicht mit jener in den Instrumenten synchronisiert ist. Die kabelgebundene Smartphone-Konnektivität mit Unterstützung von Apple Car Play oder Android Auto klappte auf Anhieb. Zur Verbindungsfähigkeit gehört zudem die Smartphone-Integration via Mirror Link. Dazu gesellt sich eine native leistungsfähige 2D/3D Kartennavigation samt Sprachbedienung und eine Bluetooth-Freisprechanlage. Das Gerät verfügt weder über Drehregler noch Tasten, sondern einzig über einen 7-Zoll-Touchscreen-Farbbildschirm und läßt sich auch über das Multifunktionslenkrad beeinflussen. Für den Musikgenuss stehen neben Audio-Streaming ein digitaler Hörfunkempfang über DAB+ sowie analoger zur Verfügung.Die hervorragende Sprachsteuerung rundet den überaus positiven Eindruck ab.
E-Motor und automatisiertes Schaltgetriebe
Der Newcomer wird vom neuen 1,5-Liter-Vierzylinder-Saugmotor mit 75 kW/102 PS, der sein maximales Drehmoment von 138 Newtonmeter bei 4.400 Umdrehungen erreicht, angetrieben. Laut Suzuki steht unterm Strich ein maximales Drehmoment von 235 Nm bei 2000 U/min zur Verfügung. Herzstück des HEV-Systems im Vitara Vollhybrid ist die Unterstützung des Saugmotor von einem 24 kW und 60 Nm starken Elektromotor, der im Gegegensatz zu den Mild-Hybrid-Modellen von Suzuki auch aktiv am Vortrieb beteiligt sein kann. Das ergibt eine kumulierte Systemleistung von 85 kW/115 PS. Als energiespeicher des Hybridsystem dient eine 140 V Lithium-Ionen-Batterie mit Wechselrichter. Für die Kraftübertragung sorgt ein automatisiertes Sechsgang-Getriebe (AGS) . Entweder an alle vier Räder (wie bei unserem Testwagen) oder als reiner Frontriebler exklusiv an die Vorderachse. Das Getriebe erweist sich als relativ träge, bis eine neue Fahrstufe eingelegt wird. Hier überbrückt dann unmerklich der E-Motor, um das Drehmomentloch auszugleichen. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 190 km/h angegeben. Die rekuperierte Energie durch Bremsen und bei der Gaswegnahme spübaren Verzögern während des Fahren wird in der Lithium-Ionen-Hochvolt-Batterie gespeichert und ermöglicht kürzere Streckenphasen bis ungefähr zwei Kilometer rein elektrisch zu absolvieren. Für eine längere Strecke rein elektrisch ist die Hybridkonstellation nicht gemacht. Die Antriebsbatterie ist nur 0,84 kWh groß. Den Norm-Verbrauch gibt der Hersteller mit 5,3 Liter (Allgrip: 5,8 l) auf 100 Kilometer an. Diesen haben wir bei gemäßigter Fahrt auf der Landstraße und der Autobahn deutlich unterbieten können. Auf Kurzstrecke lagen wir deutlich darüber. Unser kombinierter Testverbrauch mit defensiver Fahrweise betrug 5,7 Liter. Gerade im Eco-Modus ist der Vitara Vollhybrid dann doch zugunsten der Effizienz sehr zurückhaltend.
Fahreigenschaften
Gegenüber den MHEV-Modellen ist das HEV-Modell schwerer geworden. Rein elektrisches Fahren findet bei zaghaften Umgang mit dem Gasfuss erfreulicherweise relativ häufig statt. Seitenneigung und Aufbaubewegungen bewegen sich im üblichen Rahmen. Die Lenkung des Vitara ist leichtgängig und präzise. Auch sonst fährt sich der 4,18 Meter kurze Vitara sehr handlich. Einziges Manko ist sein Wendekreis von 11,5 bzw. 11,2 (links/rechts) Metern. Das Fahrwerk ist ausreichend straff, um Rückmeldung von der Straße zu bieten. Gleichzeitig betont es aber den Komfort. Das HEV-Modell ist gegenüber den MHEV-Modellen nochmalig schwerer geworden. Die 80 Kilogramm wurden für die Fahreigenschaften recht vorteilhaften Gewichtsverteilung im hinteren Fahrzeugteil für einen niedrigem Schwerpunkt verbaut. Dank seines ausgewogenen und sicheren Fahrwerks können wir dem Vitara ein problemloses Fahrverhalten attestieren. Nicht zuletzt seine hohen Sicherheitsreserven lassen das SUV stets souverän steuern.
Die Verkehrszeichenerkennung sowie auch der Totwinkel-Warner arbeitete mit hoher Zuverlässigkeit. Ein an Bord befindlicher Querverkehrswarner warnte während des Rückwärtsfahrens bei auftretendem Querverkehr. Auch einen Müdigkeitswarner besaß der Testwagen, dieser meldete sich während unserer Testfahrten – die teilweise auch vier Stunden am Stück betrugen – allerdings nicht ein einziges Mal zu Wort.
Technische Daten Technische Daten Technische Daten Suzuki Vitara 1.5 Dualjet Hybrid AGS Comfort + MJ 2022 | |
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Hersteller: | Suzuki |
Karosserie: | Kompakt-SUV |
Motor: | 1.5 Liter Saugmotor Vierzylinder |
Getriebe: | 6-Gang automatisiertes Schaltgetriebe |
Antrieb: | Frontantrieb |
Hubraum: | 1.462 ccm |
Emissionsklasse: | Euro 6 |
Leistung: | 75 kW (102 PS) bei 5.500 U/min |
Drehmoment: | 138 Nm bei 4.400 U/min |
Von 0 auf 100: | 10,2 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 190 km/h |
Verbrauch (WLPT): | 5,3 Liter |
CO2-Ausstoß WLPT | 121 g/km |
Kraftstoff: | Superbenzin E10 95 ROZ |
Wendekreis: | 10,4 Meter |
Kofferraum: | 289 bis 1.046 Liter |
Bereifung | 215/55R17 94V |
Tankinhalt: | 47 Liter |
Leergewicht/Zuladung inkl Fahrer: | 1.320 kg / 450 kg |
Max Anhängelast bis 12% Steigung: | gebremst 1.200 kg, ungebremst 400 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4.170/1.775/1.595/2.500 mm |
Testwagenpreis Suzuki Vitara 1.5 Dualjet Hybrid AGS Comfort + | ab 32.350 Euro (Stand Juni 2022) |
Preise und Extras
Der Vitara 1.5 Hybrid kostet mit Automat als Vitara 1.5 DualJet Hybrid mindestens 29.650 in der Ausstattung Comfort. In der vonm uns gefahrenen Topversion Version Comfort+ mindestens 32.350 Euro.
Ein Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, Verkehrszeichenerkennung und die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage zählen zur kompletten Serienausstattung aller Vitara. Die höchste Ausstattungslinie Comfort+ bringt zusätzlich noch ein Panorama-Glasdach und ein Infotainmentsystem mit Navigationsfunktion mit.
Fazit: Auch als Vollhybrid ein unaufgeregter Alltagstyp – aber mit kleinem Verbrauchsvorteil
Der Vitara ist auch als Vollhybrid ein exzellenter Alltagstyp mit Allrad-Talent und angenehmen Fahreigenschaften. Es liegt am Fahrer welche Effizienzgewinne er aus dem Vollhybridmodell des Vitara herausholt. Die Erfüllung ambitionierter Hybrid- und Elektroträume dürften mit dem neuen Vitara Vollhybrid nur bedingt gelingen. Nichtsdestotrotz hinterlässt das neue Modell einen soliden Eindruck. Für die Zielgruppe , die sich ein gutaussehendes SUV mit nicht allzu vielen Spielereien für den Alltag wünscht und auch der Preis eine gewisse Rolle spielt, ist der Vitara dennoch eine ausgezeichnete Wahl.
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