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AutoScout24 MarktReport: Daten zum zweiten Quartal deuten auf Veränderungen auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt hin

Bildnachweis: AutoScout24

 

Die nahe Vergangenheit war geprägt von Lieferschwierigkeiten, aber auch von lukrativen und schnellen Fahrzeugverkäufen zum Höchstpreis

Eine neue Marktanalyse von AutoScout24 bietet umfassende Einblicke in den Gebrauchtwagenmarkt. Die Verfügbarkeit von Fahrzeugen ist im zweiten Quartal weiter gestiegen. Die Preise für gebrauchte Elektrofahrzeuge sind stark gesunken, während die Standzeiten der Fahrzeuge wieder zugenommen haben.

 

AutoScout24 -MarktReport
Deutschland | Q2/2023
Stefan Schneck, Dr. Bastian Grühn – Bildnachweis: AutoScout24

 

Am 19. Juli 2023 wurde in Grünwald bekannt gegeben, dass in den letzten drei Jahren der Gebrauchtwagenmarkt von knappen Lagerbeständen und kontinuierlich steigenden Fahrzeugpreisen geprägt war. Faktoren wie die Corona-Pandemie, Materialknappheit, der Ukraine-Krieg und Inflation haben den Gebrauchtwagenkäufern wenig Freude bereitet. Doch diese Zeiten könnten vorüber sein, denn der AutoScout24 MarktReport für das zweite Quartal deutet auf eine Trendwende hin. Die Daten zeigen ein wachsendes Angebot bei gleichzeitig verhaltener Nachfrage, was zu längeren Standzeiten der Fahrzeuge führt. Die Preise für Gebrauchtwagen sind gesunken, bewegen sich jedoch immer noch auf einem hohen Niveau. Besonders die Vermarktung von gebrauchten Elektrofahrzeugen stellt eine Herausforderung für den Automobilhandel dar.

Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24, erklärt: „Seit dem Ausbruch der Pandemie haben wir mit Lieferengpässen und Unsicherheit zu kämpfen gehabt, aber auch mit lukrativen und schnellen Fahrzeugverkäufen zu Höchstpreisen. Seit Ende 2022 bzw. Anfang 2023, insbesondere aber im zweiten Quartal dieses Jahres, hat die Verfügbarkeit von Gebrauchtwagen nachhaltig zugenommen, was zunächst für Käufer und Händler positiv ist. Allerdings passen die teuren, jungen Gebrauchtwagen oft nicht zu den begrenzten Budgets der Kunden. Besonders die Vermarktung gebrauchter E-Autos erfordert im Handel Kreativität.“

Ein Blick auf den deutschen Neu- und Gebrauchtwagenmarkt zeigt, dass die Neuwagenzulassungen im Juni laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) um rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 280.139 Fahrzeuge gestiegen sind. Auch die Umschreibungen von Gebrauchtwagen haben im Juni mit 536.458 Einheiten, einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, fast das Vorkrisenniveau erreicht. Das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt erholt sich ebenfalls, mit einem Anstieg der Händler-Bestände um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Nachfrage liegt zwar 18 Prozent über dem niedrigen Niveau des zweiten Quartals 2022, bleibt jedoch insgesamt verhalten und liegt 6 Prozent unter dem ersten Quartal 2023. Die Preise für Gebrauchtwagen sind nach fast drei Jahren kontinuierlichen Anstiegs wieder gesunken und liegen im Juni durchschnittlich bei 28.485 Euro, was etwa 700 Euro unter dem Allzeithoch im März liegt. Dennoch bewegen sich die Preise immer noch auf einem hohen Niveau (der AutoScout24 Gebrauchtwagen-Preisentwicklungs-Index (AGPI)).

Die Kombination aus hohen Preisen und gedämpfter Nachfrage führt dazu, dass sich Gebrauchtwagen derzeit langsamer verkaufen. Die Standzeiten, also die Zeit, die ein Fahrzeug auf dem Handelsplatz verbringt, sind im zweiten Quartal auf durchschnittlich 93 Tage gestiegen, etwa zwei Wochen länger als während des Tiefstpunktes 2022.

Günstige, ältere Fahrzeuge sind weiterhin stark nachgefragt, während teurere junge Gebrauchtwagen sich teilweise schwerer verkaufen lassen. Die Wiedervermarktung von gebrauchten Elektrofahrzeugen stellt den Autohandel ebenfalls vor neue Herausforderungen. Die Nachfrage kann mit dem stark wachsenden Angebot von gebrauchten E-Fahrzeugen nicht Schritt halten: Das Angebot an Elektrofahrzeugen ist etwa vier Mal höher als im Vorjahresquartal (+276 Prozent), während die Nachfrage nur um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Dies hat zu einem Preisverfall bei E-Fahrzeugen geführt, der durch Faktoren wie das Ende der Subventionen, die gestiegene Produktion von neuen Elektrofahrzeugen und Preisanpassungen einiger Hersteller verstärkt wurde. Im Juni lagen die Preise im Schnitt bei 36.155 Euro, etwa 4.000 Euro niedriger als im März 2023.