BEV der Kompaktklasse
Mit Elektroantrieb in coupéhafter Crossover-Optik in sympathischen Dimensionen, lassen den e-C4 als willkommene Alternative zu ID.3 und Co erscheinen. Kann der Citroen seine hohen Erwartungen erfüllen? Dies betrifft insbesondere den Antrieb, zumal auf der Architektur des C4 auch Verbrenner angeboten werden.Wählbar sind drei verschiedenen Varianten: Benziner, Diesel oder vollkommen elektrisch. Wir fuhren ihn als Stromer und sind gespannt. Montiert wird der e-C4 – wie auch die Verbrenner-Versionen – im PSA-Werk Madrid/Spanien.Unsere Erwartungshaltung ist hoch: Der Citroen e-C4 als praktischer Elektro-Allrounder in familientauglicher Auslegung und leistungstarkem batterieelektrischem Antrieb. Ist der Stromer wirklich so universell oder gibt es doch die ein oder andere gravierende Schwäche!? Wir haben den Wagen im Herbst gefahren, bereits mit erstem Kälteeinbruch und Nachtfrost. Kälte und tiefe Temperaturen mögen die Batterie von Elektroautos nicht und schränken die Reichweite des e-C4 – aber auch der meisten anderen Elektroautos – massiv ein.
Optik und Design
Der Citroen C4 schließt seit Ende 2020 die Lücke, die sein Vorgänger Anfang 2018 hinterlassen hat. Damit verfolgen die Franzosen nicht mehr das Ziel, den C4 Cactus als Kompaktwagen etablieren zu wollen. So betragen die Abmessungen 4,36 × 1,53 × 2,03 Meter. Der e-C4 bringt ein Gewicht von 1.700 Kilogramm auf die Waage (inklusive Fahrer). Von den hausinternen Wettbewerbern wie dem DS 4 und dem Peugeot 308 hebt sich der C4 mit seiner ungewöhnlichen Formgebung wohtuend ab. Karosserieform und Design emfinden wir als gelungen. Am C4 kommen viele neue Designelemente, wie schon beim Facelift des Citroen C3 zum Tragen. Auffällig sind die pfeilförmigen Chromleisten an der Front. Die Frontscheinwerfer sitzen ausgelagert unter den Tagfahrlichtern. Mit einem Crossover-Mix aus klassischer Limousine und robustem SUV setzt der Citroen C4 (2020) ein selbstbewußtes Design-Ausrufezeichen im hart umkämpften Segment der Kompaktklasse.
Interieur
Die optisch schöne Silhouette der abfallenden Dachlinie sieht gut aus aber nimmt den Fond-Passagiere wertvollen Platz. Der Knieraum im Fond ist ebenfalls knapp bemessen. Drei Personen sitzen im Fond schon recht eng beieinander. Die 1.632 Kilogramm Leergewicht ermöglichen nur 368 Kilogramm Zuladung. Für die Kompaktklasse arg knapp bemsssen. Somit sind fünf Erwachsene samt Gepäck an Bord eher theoretischer Natur, da der Wagen dann schnell überladen wäre. Beim Gepäckvolumen unterscheiden sich die beiden nicht. Zwar ist das Souterrain unter dem höhenvariablen Ladeboden beim e-C4 schon mit den Ladekabeln arg vollgeräumt, doch droht eine Urlaubsreise mit dem e-C4 sehr viel weniger am Stauraum zu scheitern als vielmehr an einem Mangel an Reichweite. Das Basisvolumen des Ladeabteil beträgt 380 Liter. Bei einem Umlegen der geteilten Rückbank erhöht sich das Fassungsvermögen auf bis zu 1.250 Liter und es entsteht eine ebene Ladekante. Ergänzt wird dies über 16 verschiedene Ablagefächer vorne und hinten, die zusammen 39 Liter Fassungsvolumen bieten.
Im Innenraum präsentiert sich dem Fahrer ein modern gestaltetes Interieur mit einem großen Touchdisplay in der Mitte. Bedienknöpfe und Schalter hat Citroen reduziert. Eine Leiste aus Schaltern zur Direktsteuerung von Klimaanlage, Sitzheizung und beheizbaren Front- und Rückscheiben durften bleiben. Alles andere wird über den 10 Zoll-Touchscreen gesteuert. Auf den Automatik-Wähl-Hebel haben die Franzosen ebenfalls verzichtet. Die Fahrstufe wird über einen kleinen Regler in der Mittelkonsole gesteuert. Nach dem Drücken des Start-Kopfs klappt sich oberhalb des Lenkrads ein Head-Up-Display auf, dass dem Fahrer Informationen, wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Navigationshinweise, präsentiert.
Die Sitze sind gut gepolstert, mit Kunstleder überzogen und für einen Aufpreis (im Paket Hype Black für Euro 1.500 Euro) sogar mit einer Massagefunktion ausgestattet. Auf echtes Leder wird aus Gründen der Nachhaltigkeit bewusst verzichtet. Der gewisse Hauch von Leder besteht aus veganem (Kunst)Leder oder genarbten Kunststoffen mit hartem und weicher Haptik. Hier fehlt ein gewisses Premium-Feeling wie wir es zum Beispiel im DS 3 empfanden. Daür ist es robust und leicht zu reinigen. Dezente Farbdetails – mit eingefügten blauen Streifen – erinnern daran in einem Elektroauto zu fahren. Das Glanzschwarz in der Mittelkonsole führt leiderzu sichtbarem Staub und schmierenden Fingerabdrücken.
Der neuen Welt von KI und Konnektivtät trägt Citroen beim e-C4 mit seinem Infotainment samt Sprachsystem Rechnung. Dies kann einige der Ergonomie-Probleme umgehen. Via Sparchbefehl lässt sich ein Radiosender einstellen. Das Infotainment-System konzentriert sich auf die Primärtugenden Radio, Navigation und Telefonieren. Es gibt kabelgebundene Unterstützung für Apple CarPlay und Android Auto über die USB-Verbindungen, während die obere Verkleidung auch ein kabelloses Qi-Ladegerät für kompatible Geräte bietet. Im direkten Vergleich unterliegt die native Navigation hier deutlich einer Smartphone-basierten Navigation via Google Maps über Android Auto oder Apple CarPlay.
Das e-C4 brachte in unserem Testwagen ein praktisches Feature für Tablet-Benutzer mit. Dafür hat Citroen extra eine flache Schublade vor dem Beifahrer integiert. Die Halterung kann eine Reihe von Tablet-Größen inklusive Tablett aufnehmen. Auf dem Armaturenbrett befindet sich eine Halterung für Tablets. Öffnen Sie die Schublade und Sie finden eine Abdeckung mit einem Sichtschutz auf der Vorderseite, die eine große bandbreite gängiger Tablet-Größen aufnehmen kann, jedoch primär auf normalen iPad-Größen abstellt. Unser 9,7 Zoll iPad passte hervorragend wie auch ein 10 Zoll Android-Tablet.
Antrieb, Batterie, Reichweite und Lade-Optionen
Die CMP-Plattform (Common Modular Platform) des PSA-Konzerns war von Anfang auch für den Batterielektrischen Antrieb ausgerichtet, um Elektro-Antriebs- und -Nebentechnik ohne zusätzlichen Platzbedarf integrieren zu können. Wir haben auf unseren Testfahrten einen schwankenden Verbrauch zwischen 16 und 22 kWh/100 km ermittelt. Bei moderater Fahrweise waren auch Verbräuche um die 14 bis 15 kWh/100 km möglich. Für den Winter ist wiederum eher mit Verbräuchen klar oberhalb 20 kWh je hundert gefahrene Kilometer zu kalkulieren. Bei eisigen Temperaturen bedient sich auch die Heizung mit am Hauptakku. Ausgehend vom 50-kWh-Akku (mit geringerer nutzbarer Netto-Kapazität) ergibt sich dann die reale „Winter-Reichweite“. Ausgehend vom 50-kWh-Akku mit entsprechend geringerer nutzbarer Netto-Kapazität ergibt sich dann die Herbst-Reichweite von nur 250 Kilometern. An einem warmen Herbsttag präsentiert sich unser Wagen immerhin voll aufgeladen und warmer Batterie laut Bordcomputer mit 330 km Reichweite. Auf der Autobahn bei hohen Tempi reduziert sich dies deutlich. Immerhin läßt sich der e-C4 an einer HPC-Ladesäule im Optimalfall in rund einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent Kapazität aufladen. Im schlechtesten Fall an einer Haushaltssteckdose dauert die komplette Füllung jedoch deutlich über 20 Stunden.
An einer AC-Wallbox konnte unser Testwagen dreiphasig mit knapp 11 kW laden und benötigt dann je nach SoC 3 bis 4 Stunden. Die breite Ladeklappe befindet sich beim e-C4 übrigens hinten links auf der Fahrerseite.
Fahreigenschaften und Komfort-Orientierung
Über seine Plattform setzt PSA in zahlreichen Modellen, so auch im e-C4, auf einen 100 kW (136 PS) starken Elektroantrieb, der mit verschiedenen Akku-Paketen kombiniert werden kann. Im e-C4 findet sich die 50-kWh-Batterie wieder. Der Elektromotor stemmt ein maximales Drehmoment von 260 Nm und die Höchstgeschwindigkeit beträgt (el. abgeregelt) 150 Stundenkilometer. Keine spitzenwerte aber für den Alltag vollkommend ausreichend. Der Fahrer kann aus drei verschiedenen Fahrmodi auswählen: Sport, Normal und Eco. Im Sportmodus erledigt der e-C4 den Null-Hundert-Paradesprint in 9,7 Sekunden. Damit liegen die Beschleunigungswerte auf dem Niveau des C4 mit 1,2-Liter-Dreizylinder-
Der e-C4 ist ein gut beherrschbares und leicht zu manövrierendes Auto. Der Stromer fährt sich komfortabel. Die Lenkung ist leichtgängig. Die Federung spricht leicht an und filtert die meisten Unebenheiten gekonnt von den Insasen. Komfort und Federung gehören zur DNA der Marke Citroen. Selbst gröbere Bodenwellen reduziert Citroens „Advanced Comfort Federung“ gekonnt weg und lässt uns komfortabel dahingleiten. Wie alle E-Modelle auf der CMP-Plattform stützt der e-C4 sich hinten statt auf die Verbundlenker-Konstruktion der Verbrenner auf eine Starrachse mit Panhardstab. Trotzdem kann das Ergebnis überzeugen. auch wenn die Zuladung höher sein dürfte.
Die Sicht und Straßenpositionierung ist überzeugend. Hier hilft das optionale 360-Vision-System. Weniger gelungen ist die begrenzte Sicht zum Hecks aufgrund der geteilten Heckscheibe und der fehlende Scheibenwischer. Hier wurde der Optikgewinn durch das Fließheck höher bewertet. Die optische Anzeige für Hindernisse vorne und eine nützliche Rückfahrkamera erleichtern das rangieren und Einparken.
Den angestrebten hohen Komfortlevel mit sanftem Abrollverhalten in bequemen Sitzen in einem angenehmen Ambiente vermarkten die Franzosen unter dem neuen Attribut „Advanced Comfort“ und beziehen neben dem Sitz-Komfort auch das Fahrwerk und die Federung als Vorausetzungen zum sanften Dahingleiten mit ein.
Technische Daten Citroen e-C4 - 2021 | |
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Hersteller: | Citroen |
Karosserie: | Crossover mit Coupé-Heck |
Motor: | Elektromotor |
Leistung: | 100 kW (136 PS) |
30-Minuten-Leistung: | 57 kW / 77 PS |
max. Drehmoment | 260 Nm |
Getriebe | Automatik Elektroantrieb mit fester Getriebeübersetzung |
Antrieb: | Frontantrieb mit elektronischer Drehmomentsteuerung |
Motor: | vorne eingebauter Elektromotor |
Batterie: | Lithium-Ionen-Batterie |
Batteriekapazität: | 50 kWh |
On Board Charger: | 11 kW 3phasig (serienmäßig) |
Ladedauer AC, 11 kW-Wallbox 3phasig (0 bis 100%): | Ca. 5 Stunden |
Ladedauer DC, 100-kW-öffentliche Ladestation (0 bis 80%): | Ca. 30 Minuten |
Elektrischer Energieverbrauch kombiniert WLPT: | 15,6 bis 15,4 kWh/100 km |
CO2: | 0 g/km |
Effizienzklasse: | A+++ |
Reichweite bei voller Batterie: | 347 - 353 km |
Von 0 auf 100: | 9,7 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 150 km/h abgeregelt |
Leergewicht minimal - maximal (Leergewicht mit Fahrer 75kg): | 1.636 - 1.714 kg |
Sitzplätze: | 5 |
Zuladung: | 381 - 459 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht: | 2.020 kg |
Kofferraum | 380 bis (umgeklappt) 1.215 Liter |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.355/1.800/1.520/2.670 mm |
Grundpreis (Feel) | 34.640 Euro (abzüglich Umweltprämie) |
Testwagenpreis (Shine) brutto | 37.340 Euro (abzüglich Umweltprämie) |
Preise und Extras
Neben einer (theoretischen) Reichweite von 350 Kilometern, soll der e-C4 vor allem mit seinem Preis überzeugen. Nach Förderprämien startet der e-C4 knapp oberhalb 24.000 Euro. Wettbewerber wie den MX-30 toppt er an einer empfindlichen Stelle des MX-30. Statt 200 Kilomter schafft der e-C4 deutlich mehr. Die größere Batterie kann je nach Fahrprofil von entscheidem Vorteil sein. Der ab 34.640 Euro teure e-C4 gehört (ohne Förderung) preislich in die Mittelklasse. In der Basisvesion „feel“ ist noch recht spartanisch ausgestattet. Wir fuhren ihn in der Top-Linie „shine“ mit umfangreiche Multimediapaket und den wichtigsten Assistenzsysteme wie ein Totwinkelassistent mit. So kostet der e-C4 jedoch mindestens 37.340 Euro. Gut gefallen hat uns die umfangreiche Serienausstattung vor allem im Bereich der Sicherheit. Ebenfalls überzeugend das LED-Licht bei Nacht. Bereits das normale Abblendlicht leuchtet die Straße sehr gut aus. Der Fernlichtassistent lässt hier wo möglich noch einmal weiter blicken und erkennt – im Unterschied zu vielen anderen – nicht nur entgegenkommende, sondern auch vorausfahrende Fahrzeuge und blendet rechtzeitig selbsttätig ab. Punkten kann der C4 zudem mit seinem Radar-Warner (inkl. Section-Control-Anzeige), der sich sowohl akustisch als auch im Navi warnt. Verschweigen wollen wir aber auch nicht, dass sich der C4 wie auch der e-C4 beim Euro-NCAP-Test mit vier von maximal fünf Sternen begnügen musste.
Fazit: Ein Siegertyp mit mittlerer Elektro-Reichweite
Mit dem e-C4 bietet Citroen im C-Segment ein attraktives und großartiges BEV an. Es zeichnet sich über eine vernunftbetonte Konfiguration aus, die weitgehend auf unnötige und avantgardistische Mätzchen verzichtet. Insgesamt bietet der e-C4 ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der französische Stromer ist für all jene spannend, die bei ihrem Fahrprofil mit einer knapp bemessenen mittleren Reichweite zurechtkommen. Im Test erwies sich der Stromer trotz kleiner und verzeihlichen Schwächen als ein echtes schnellladefähiges Elektroauto mit hohem Komfort-Level und guten Allround-Eigenschaften aus.
Das Testmodell auf den Fotos war definitiv mit einer Lederpolsterung ausgestattet. Diese hat zusätzlich eine elektrisch verstellbare Lendenwirbelstütze und einen teilelektrisch verstellbaren Fahrersitz.
Das Kunstleder gibt es bei der Shine-Ausstattung nur in der Serienausstattung. Diese hat dann noch Stoffapplikationen am vorderen Bereich der Sitze und am oberen Bereich der Lehnen/Kopfstützen und die Sitze und die Lendenstütze sind mechanisch verstellbar.
Das hier gezeigte Fahrzeug hat aber die Echtlederausstattung „Hype Siena“, was meiner Meinung nach gar nicht zum „Sauber-Anspruch“ eines Elektrofahrzeugs passt. Das muss Citroen dringend noch mal neu überdenken.