Solider Lademeister mit viel Platz im Test
Geräumiger Kombi der Golf-Klasse
Mit dem Civic Tourer greift Honda wieder im Segment der kompakten Kombis an. Die Chancen sich im Wettbewerb zu VW Golf Variant, Seat Leon, Ford Focus, Opel Astra und Toyota Auris zu etablieren stehen nicht schlecht. Wir haben nun den Honda Civic Tourer in der sparsamen Variante als 1.6 i-DTEC gefahren. Dieses Modell schaffte es mit neun Tankfüllungen 13.498 Kilometer weit zu kommen und damit ein Guinness-Weltrekord aufzustellen. Gemäß des Reglement musste es sich bei dem Honda Civic Tourer um ein unmodifiziertes Serienmodell handeln. Wir sind gespannt, ob sich der Civic auch auf unseren Testfahrten im Alltagsbetrieb so sparsam zeigt. Soviel sei jetzt schon verraten – wir waren überrascht wie kräftig – aber auch wie sparsam sich der Civic-Kombi zeigte.
Optik
Das Segment der kompakten Kombis ist eng besetzt und hart umkämpft. Trotzdem versuchen die Japaner nach fast zwölf Jahren Abstinenz wieder Civic-Kombis – bei Honda heissen diese Tourer – im Markt zu etablieren. Gebaut wird der Civic Tourer wie die andere Civics im britischen Werk Swindon. Ob der Japaner optisch gut gelungen sein mag, sei dahingestellt. Unser Testwagen in weiß perleffekt präsentiert sich optisch durchaus ansprechend. Stilistisch bewegt sich die futuristische Formensprache außerhalb der typischen Konventionen für die Kompaktklasse. Der Tourer setzt die Linie des 5-Türers fließend fort. Die lange, schräge Front, mit einem spitz zulaufendem Heck verleihen dem Civic Tourer eine unverwechselbare Optik. Das design mag eventuell polarisieren, auf jeden fall differenziert sich der Civic Tourer deutlich von anderen Kombis in seinem Segment. Die Formensprache mag zwar zunächst gewöhnungsbedürftig sein, ist aber seine einzigartigkeit auch auch einprägsam und auf keinen Fall langweilig. Punkten kann der Honda mit augesprochen guten Scheinwerfern. Die Fernlichtautomatik erweist sich dagegen als nicht genügend reagibel.
Interieur
Im Innenraum setzt sich die sportliche Linienführung fort. Das Cockpit ist fahrerorientiert gestaltet worden. Der neue Civic Tourer basiert auf dem des Modelljahr 2015 und kommt damit direkt in den Genuss des Facelift. Hierzu haben die Japaner auch im Interieur den Civic und Civic Tourer kräftig aufgerüstet. Neue Sitzbezüge, verchromte Türgriffe und eine in mattschwarz gehaltene Mittelkonsole.
Mit einem Stauvolumen von 624 bis 1.668 Litern schmeisst der 4,54 Meter lange Japaner sein wichtigstes Argument in die Wagschale. Er übertrifft damit die meisten seiner typischen direkten Wettbewerber der kompakten Kombis um mindestens 90 Liter. Zum Vergleich: Selbst ein VW Passat Variant verfügt mit 603 bis 1.731 Litern über nur wenig mehr Fassungsvolumen. Die Japaner erreichen dieses Satuwunder über einen Trick. Sie haben dazu den 50-Liter-Tank unter den Vordersitzen platziert.um mit dieser Maßnahme Platz im Heck zu schaffen. Damit haben die Japaner den Nachteil in Kauf genommen, dass groß gewachsene Europäer auf den vorderen Plätzen relativ hoch sitzen und der flach verlaufenden Dachverkleidung recht nahe kommen. Auch der Fußraum im Fond wird damit beschnitten. Dafür erweisen sich die Sitze als äußerst bequem. Punkten kann der Civic Tourer mit seinen Magic-Seats. Die geteilten Rücksitze lassen sich wahlweise in einem Zug flach zu einer ebenen Ladefläche umlegen oder wie Kinosessel nach oben klappen. Im Unterboden befinden noch zwei große Fächer. Die Fernentriegelung zum Umklappen ist serienmäßig. Die maximale Zuladung von 507 Kilo ist üppig. Im Segment der kompakten Kombis kann hier dem Honda Civic Tourer keiner auch nur annähernd das Wasser reichen. Desweiteren punktet der Honda mit niedriger und extrabreiter Ladekante. Die mit Edelstahl bewehrte Ladekantenhöhe ist mit 55,5 Zentimetern vorbildlich niedrig. Auch läßt sich die große Heckklappe kinderleicht öffnen.
Während die Platzverhältnisse in der ersten Reihe identisch zu denen des Fünftürers sind, fallen sie im Fond großzügiger aus – dies macht sich besonders bei der Kopffreiheit bemerkbar. Das verschachtelte Cockpit des Tourer entspricht dem der Civic-Llimousine auf zwei Ebenen. Es ist zwar schön um den Fahrer herum gebaut, der Schalthebel optimal erreichbar. Doch die Instrumente im Motorrad-Stil sind tief in runden Abdeckungen vergraben: Ein zentraler Drehzahlmesser, zwei kleine Rundinstrumente. Der ausschließlich digitale Tacho sitzt in einer weiteren Kunststoff-Höhle darüber. An die verteilten Instrumente gewöhnten wir uns während der Testfahrten allerdings sehr schnell. Vor allem das ambietnte des Nachtdesign erwies sich als angenehm und mit gut ablesbarenm Anzeigen.
Der Kombi verfügt über große Ablagen und Becherhalter. Die Anschlüsse (USB, 12 Volt, Aux-In, Video befinden sich in der großen Mittelkonsole unter separaten Klappen geschützt untergebracht. Die Verarbeitung ist erstklassig, die haptische Materialanmutung mit viel Kunstsoff – früher Anlass für Kritik – hat sich deutlich gebessert und geht in Ordung. Die futuristische Formgebung gerweist sich als nachteilig für die Sicht nach Hinten. Am Heck gewährt nur nur ein schmales Fenster den Bick nach hinten.
Visual Computing Module auf Tegra-Basis
Das Infotainmentsystem „Honda Connect“ basiert auf einem Embedded Android 4.0.4. Die Bedienung funktioniert über die vom Smartphone bekannte Touchscreen-Bedienung auf dem 7 Zoll großen Monitor. Viele Funktionen wie Bluetoothpairing zur problemlosen Smartphone-Integration, Bluetooth-Audiostreaming, DAB-Radio, CD und auch eine Navigation-App von Garmin beherrscht das System. Alles in allem bedarf die Bedienerfreundlichkeit und Menüführung noch etwas Feinschliff. Per Wlan- oder Bluetooth-Tethering bspw. via Smartphone oder Hotspot-Modem läßt sich das System auch an das Internet anbinden. Der kapazitive Touchscreen sitzt in der Mittelkonsole, bietet einen anpassbaren Startbildschirm und unterstützt eine Gestensteuerung über Wischen, Vergrößern oder Verkleinern. Das Panel ermöglicht den Zugriff auf Anwendungen zur Musikwiedergabe, Navigation, dem Telefon und auf Hondas App Center, das allerdings erst wenige Apps beinhaltet. Als Grafikeinheit kommt Nvidias leistungsstarker Tegra K1 zum Einsatz Damit ist Honda nach Audi, Lamborghini, Bentley, BMW, Porsche und Tesla usw. bereits einer von 20 Autoherstellern, der einen oder mehrere Tegra-VCMs in ihren Fahrzeugen implementieren. Der Grafikspezialist Nvidia baut seine Vormachtstellung in der Automotive-Branche weiter aus. Die Tegra-SoCs finden hier zumindest auffällig mehr Zuspruch als bei den Smartphone- und Tablet-Herstellern.
Antrieb
Honda gelingt die Spagat zwiwchen sparsamen aber noch ausreichend kräftigen Diesel. Der Civic ist mit dem modernen 1,6 Lliter Diesel kein Verkehrshindernis und trotzdem extrem knauserig mit dem kostbaren Sprit. Das aggreagt leistet 120 PS, und wuchtet ab 2.000 Touren ein maximales Drehmoment von 300 Nm auf die Kurbelwelle. Der Dieselmotor ist selbst bei niedrigen Drehzahlen durchzugsstark und sorgt für eine angemessene Beschleunigung. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 195 km/h. Den Normverbrauch gibt Honda mit 3,9 Litern an. Unser Testverbrauch unter Alltagsbedingungen mit zügiger Fahrweise betrug nur 5,4 Liter Diesel. Ein fantastisch niedriger Wert für ein Auto dieser Größenklasse. Bei sparsamer Fahrweise konnten wir den Wert sogar knapp unterbeiten. Die Start-Stop-Automatik hilft beim Spritsparen und arbeitet vorbildlich performant. Bei Bedarf steht der Antrieb sofort wieder zur Verfügung. Der Null-hundert-Paradesprint dauert 10,5 Sekunden und gibt sich gefühlt deutlich flotter an, als es dieser Papierwert erahnen lässt. Der goße Kompaktkombi fährt sich durchaus sportlich und hängt angenehm am Gas. Hierzu trägt sicherlich auch das kräftige Drehmoment von 300 Nm bei. Die gelungene Motor-Getriebe-Kombination mit präzisen Gangwechseln ist sehr überzeugend. Ein Automatikgetriebe ist übrigens den Benziner-Varianten vorbehalten.
Fahreigenschaften
Eine Innovation stellen die ausschließlich an der Hinterachse verbauten adaptiven Dämpfer dar. Über einen Taster an der Mittelkosole stehen drei Modi (Comfort, Normal, Dynamic) zur Wahl. Während sich der Comfort- und Normal-Modus für Langstrecken anbietet, ist der Civic Tourer im Dynamic-Modus deutlich straffer unterwegs. Die ein oder andere Unebenheiten wird dann deutlich ungemildeter an die Insassen weitergereicht. Dafür bedankt sich der Civic mit erfreulich viel Fahrspaß und Agilität. Der Civic Tourer wird damit seinem Image als sportlich-dynamisches Kompaktfahrzeug voll gerecht. Der Japaner leistet sich keine gravierenden Fahrschwächen. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn bleibt er stabil und ist erstaunlich leise. Auch Seitenwind bereite keine Probleme. Die Lenkung ist leichtgängig aber dennoch präzise. In schnell gefahrenen Kurven hält sich das Wankverhalten trotz des Wagenaufbau noch in akzeptablen Grenzen.
Technische Daten Honda Civic Tourer Lifestyle 1.6 i-DTEC 120 PS | |
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Hersteller: | Honda |
Karosserie: | Kombi der Kompaktklasse 5 Türer |
Motor: | 1.6 Vierzylinder Turbo-Diesel |
Getriebe | 6-Gang manuell |
Hubraum: | 1.597 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6 |
Leistung: | 88 kW / 120 PS bei 4.000 Umdrehungen pro Minute |
Drehmoment: | 300 Nm bei 2.000 Umdrehungen pro Minute |
Von 0 auf 100: Handschalter | 10,5 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 195 km/h |
Verbrauch (ECE) | 3,9 Liter |
CO2-Ausstoß | 103 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Felgen | 17x7J mit 225/45R17 91V bereift |
Wendekreis | 11,1 Meter |
Leergewicht | 1412 kg |
Kofferraum | 624 bis 1.668 Liter |
Tankinhalt | 50 Liter |
Zuladung | 498 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.590 / 1.770 / 1.480 / 2.595 mm |
Testwagenpreis (Lifestyle) ab: | ab 28.940,- Euro |
Preise und Extras
Mindestens 21.890 Euro verlangt Honda für seinen Civic Tourer mit Dieselantrieb in der Basisversion S. Der Aufpreis für unseren Testwagen in der zweithöchsten Ausstattung in der Version Lifestyle beträgt mindestens 7.050 Euro. Damit ist der Civic Tourer in der von uns getesteten Variante ab 28.940 Euro im direkten Klassenvergleich nicht mehr als sonderlich günstig zu betrachten. Serienmäßig gibt es als Sicherheitsfeature ab der Ausstattungsversion „Comfort“ den City-Notbremsassistenten (CTBA). Bis zu einem Tempo von 32 km/h leitet das System auf Radarbasis automatisch eine Bremsung ein, wenn eine Kollision droht. Honda bietet für den Civic Tourer zur weiteren Erhöhung der aktiven Sicherheit ab der Ausstattungsversion Elegance diverse Assistenen wie einen Spurhalteassistenten, Totwinkel-Warner, Fernlichtautomatik, Ausparkassistent sowie Verkehrszeichenerkennung an. Alle Assistenten gibt es im Fahrerassistenz-Paket für nur 750 Euro.
FAZIT: Der Honda Civic Tourer 1.6 i-DTEC erweist sich als ein sparsamer und solider Kombi mit viel Platz
Kommt der beste Kompakt-Kombi eventuell von Honda? Der Honda Civic Tourer erweist sich in unserem Fahrbericht als echter Geheimtipp für Kombis im Golf-Segment. Sein riesiges gut nuzbares Gepäckabteil stellt sogar einige Mittelklasse-Kombis in den Schatten. Dazu kommt ein sparsamer Antrieb und solide Verarbeitung. Auch in Sachen Konnektivität, Infotainment und Assistenzsysteme kann der Japaner mithalten. Auch der häufig kritisierte Fahrkomfort ist dank der adapiven Dämpfer absolut wettbewerbsfähig. Einzig sein futuristisch gestaltetes Cockpit bedarf einer gewissen Gewöhnung. Andersherum ist der Honda auch kein Schnäppchen. Die Japaner rufen selbstbewußte Preise für den Civic Tourer auf. Das er das wert ist, konnte er in unserem Fahrbericht deutlich unter Beweis stellen.
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