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Ist der Cupra Born der bessere VW ID.3? Die 231 PS-Version mit 77 kWh-Batterie im Test

Der Cupra Born mit Boostzuschlag auf 170kW/231 PS und großer 77 kWh-Batterie - Bildnachweis: MOTORMOBILES

   

 

Leistungsplus per Booster

Das spanische Ableitung des VW ID.3 hört auf den Namen Cupra Born und baut auf dessen Technologie-Stack. Im Detail gibt es dann aber dennoch deutliche Unterschiede. Wir sind deshalb sehr gespannt auf das Fahrzeug.

Der VW-Konzern nutzt alle Optionen, um seine breit angelegte Elektrostrategie in Schwung zu bringen. Während die Kunden bei den MEB-SUV bereits einige Alternativen zum ID.4 haben, bildet der Born die derzeit einzige Kompakt-Variante neben dem ID.3. Die Fokussierung auf das rein elektrische Fahren überläßt Seat seiner erfolgreich etablierten Submarke Cupra. Und die Entscheidung für Cupra statt Seat macht Sinn. Einen Cupra können die Spanier noch schärfer und dynamischer auslegen als ihre Mutter. Zum einen optisch und technisch – zum anderen aber auch beim Image und Glaubwürdigkeit. Der Cupra Born ist das erste Elektroauto des sportlichen Seat-Ablegers. Wie die ID-Modelle von VW (ID.3, ID.4 oder ID.5), der Skoda Enyaq IV und der Audi Q4 e-tron ist der fünftürige Kompaktwagen ein Abkömmling der MEB-Plattform (Modularen Elektro-Baukasten) des VW-Konzerns. Es sind vor allem optische Aspekte um sich von den Konzerngeschwistern abzuheben. Die technischen Rahmenbedingungen sind vom MEB klar definiert. Der Born präsentiert sich mit einer gehörigen Prise Sportlichkeit. Hier bedienten sich die Spanier einer geringfügigen Tieferlegung und geschickt platzierte Sicken und Kanten für einen grimmigen Blick. Des weiteren tragen Seitenschweller und Dachspoiler samt Diffusor am Heck zur optischen Differenzierung bei. Wie bei Cupra üblich, finden sich allerorten Details in Cupras Signaturfarbe Kupfer, vom Markenlogo bis hin zum Cupra-Schriftzug am Heck. Die Seitenschweller und die Heckschürze mit angedeutetem Diffusor erinnern eher an einen Rennwagen als an ein elektrisches Alltagsauto der Golf-Klasse. Von den fetten 20-Zoll-Felgen im zweifarbigen Design mit Kupfer-Elementen ganz zu schweigen. Der Testwagen steht uns in der Topversion mit 231 PS und 77 kWh großem Akku zur Verfügung.

 

Gleiche Plattform wie der ID.3, gleiche Technikplattform des ID.3 – aber sportlich ausgereizter – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Das Interieur präsentiert sich deutlich hochwertiger als beim VW ID.3

Einer besonderen Erwähnung bedarf das Bedienkonzept. Nur noch wenige Schalter und Knöpfe finden sich im Cupra. Das Bedienkonzept erfolgt analog dem ID3 im Wesentlichen über Touchtaster, Slider und den 12-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole samt all seiner Vor- und Nachteile. Der Monitor liegt relativ weit vom Fahrer entfernt und lässt sich deshalb etwas schwierig bedienen. Durchs unten abgeflachte Lenkrad schaut man auf ein trapezförmiges 5,3 Zoll Kombiinstrument, an dem rechts wie ein Satellit der Fahrschalter angebracht ist, ähnlich wie im ID.3. Das 5,3-Zoll-Cockpitdisplay ist nicht etwa im Armaturenträger integriert, sondern thront auf der Lenksäule. Dies ermöglicht erfreulich viel Stauraum in der Mittelkonsole. Weil Cupra seinen Ursprung von „Cup Racing“ hat, erweisen die Spanier eine kleine Reminiszenz an den Motorsport. Die beiden Knöpfe unterhalb der Lenkradspangen, der rechte zum Starten, der linke für die verschiedenen Fahrmodi. In der Menüstruktur des Infotainmentsystems (Softwarestand V. 3.0) haben wir uns auf Anhieb zurecht gefunden. Dank Sitzbelegungserkennung versetzt sich der Born automatisch in Fahrbereitschaft. Auch die Ablesbarkeit der Digitalinstrumente, ist selbst unter ungünstigen Bedingungen direkter Sonneneinstrahlung immer gewährleistet.

 

Interieur Cupra Born – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Die Fokussierung auf die beiden Bildschirme relativiert sich eh, wenn man in der Preisliste das Head-up-Display angekreuzt hat. Erstmals in einem Cupra, gibt es Augmented Reality. Also Verschmelzung von digitalen Hinweisen in die reale Umgebung über die Projektion in die Windschutzscheibe. Zusätzliche Informationen wie beispielsweise Abbiegepfeile werden exakt so in das Blickfeld der Windschutzscheibe projiziert, dass man denkt, sie lägen vor einem auf der Straße.

Ein weiteres zunehmend bedeutsameres Bedienelement sind Sprachbefehle. Man muss nur das Keyword „Hola Hola“ sagen, dann gehts los. Bei Verständlichkeit und Interpretation von komplexeren Sprachbefehlen happert es noch häufig. Aber es geht schon vieles über Sitzheizung, Song und Radiosender-Wahl oder auch die Eingabe von Navigationszielen.

 

Durchs unten abgeflachte Lenkrad schaut der Fahrer auf ein trapezförmiges 5,3 Zoll Kombiinstrument – Bildnachweis: Cupra

 

Cupra Born bietet eine ausgezeichnete Qualitätsanmutung

Das beim ID.3 vielgescholtene Kapitel Qualitätsniveau der Innenraum-Materialien trifft so gar nicht auf den Cupra zu. Verarbeitung und Haptik sind natürlich dem Kostendruck geschuldet. Aber die Spanier haben ggü. dem ID3 das Niveau mit feinerer Materialauswahl, Bezügen, Gestaltung und Verarbeitung deutlich angehoben. Nur noch sehr punktuell kommen Kunststoffe ohne Premium-Anspruch zum Einsatz. Aber dies wirklich nur an Stellen die zwar nicht wehtun – aber dennoch das kritische Auge von Testern und Kunden zu enttäuschen vermögen. Das gilt zum Beispiel für Teile der obere Türverkleidung, die Spiegelverstellung, die Fronthauben-Arretierung, die dazu noch wenig robust wirkt.

Der Kofferraum bietet ein Ladevolumen von recht ordentlichen 385 Litern. Ein zusätzliches Staufach unter der Fronthaube (Frunk) bietet der Born nicht an. Zumindest verfügt er über einen doppelten Gepäckraumboden, was bei Elektroautos von besonderem Interesse ist, der Verstaumöglichkeit für die Ladekabel wegen. Eine elektrisch zu betätigende Heckklappe findet sich in der Aufpreisliste ebensowenig wie eine Anhängerkupplung. Mit einem Kupplungsträger für Fahrräder braucht man dem Born also gar nicht erst zu kommen.

 

CUpra Born 170 kW und 77kWh an der Schnellladesäule – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Antrieb


Seine permanenterregte E-Synchron-Maschine leistet 204 PS und 310 Nm ab der ersten An­kerum­drehung. Alternativ gibt es den Born auch mit kleinem Leistungsplus 170 kW/231 PS. Das Leistungs-Plus ermöglicht ein kurzzeitiger – maximal 30 Sekunden langer Extra-Boost zu. Die Antriebseinheit ohne Boost findet sich noch bei weiteren Marken aus dem VW-Konzern in verschiedenen Modellen. Diese e-Boost-Variante lässt sich wie mit unserem Testwagen dann auch mit einer größeren 77-kWh-Batterie kombinieren. Allradantrieb ist für den Born nicht vorgesehen. Den nötigen Strom saugt der E-Motor aus einem wassergekühlten Lithium-Ionen-Akku mit nutzbaren 58 kWh Kapa­zität (brutto 62 kWh), crashsicher untergebracht im Fahrzeugboden. Über ein Ein-Gang-Getriebe werden die Hinterräder angetrieben.

 

Cupra Born: Der bessere VW ID.3? Die 231 PS-Version mit 77kWh-Batterie im Test – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Batterie und Ladeeigenschaften
 

Der MEB ist in seiner Basis-Struktur als Heckantriebsplattform ausgelegt. Beim heckbetriebenen Born sind der E-Motor und das Eingang-Getriebe an der Hinterachse platziert. Die Einstiegsversion des Cupra Born muss sich mit einer E-Maschine begnügen, die 110 kW (150 PS) mobiliert. Darüber rangiert die von uns gefahrene 150-kW – respektive 204 PS-Variante. Im Gegensatz zum ID.3 verfügt sie über eine e-Boost-Funktion. Will heißen: Für einen kurzen Zeitraum kann der Elektromotor bis zu 170 kW (231) mobilisieren und somit den Null-Hundert-Paradesprint in nur 6,6 Sekunden erledigen lassen. Der E-Motor verfügt im Vgl. zu dem ID.3 über das identische Drehmoment von 310 Newtonmeter.

Volkswagen hat den MEB so ausgelegt, dass drei unterschiedlich Batterie-Pakete in der Bodengruppe untergebracht werden können. So kann der Kunde wählen, was für sein tägliches Nutzungsprofil am besten passt. Wer nicht unbedingt die größte Reichweite von rund 540 Kilometern mit der vioon uns gefahrenen 77-kWh-Batterie benötigt, kann auf 58 oder auf 45 kWh ausweichen und spart beim Gewicht – die große Batterie als täglicher Ballast – und der Anschaffung.


Über einen 350 Kilometer langen Autobahn-Abschnitt kamen wir bei 15 Grad Aussentemperatur auf einen kombinierten Verbrauch von 17,2 kWh/100km, das Reisetempo lag wenn möglich zwischen 100 und 130 km/h. Am Ende der Fahrt betrug der SoC noch 21%. Zu Fahrtbeginn betrug der SoC 96% mit einer prognostizierten Reichweite von 429 Kilometer. Somit sind auch auf Autobahnen Reichweiten von 400 Kilometern bei mäßiger Fahrt und halbswegs idealen Bedingungen möglich. Laut Herstellerangaben wären mit prall gefülltem Akku und bei vorausschauender Fahrweise gemäß WLPT bis zu 550 Kilometer drin.

 

Fahreigenschaften – 231 PS (E-Boost) – Born to be wild

Die Beschleunigung des 204 bzw. 231 PS starken Motors genügt für einen kurzen Sprint in der Stadt oder einen Überholvorgang auf der Landstraße. Bei höheren Tempi wird die Beschleunigung deutlich unelastischer. Durch einen Knopfdruck kann der Born in einen Sportmodus gesetzt werden.

Alles in allem verhält sich der Cupra nicht so dynamisch, wie es die sportive Optik annehmen lässt. Und doch reicht die gebotene Leistung in allen Lebenslagen allemal aus. Ansatzlos zügig und spurtstark strebt der Cupra voran und dürfte ein Sprintduell gegen die meisten Kompaktsportler der alten Verbrenner-Welt für sich entscheiden. Vorteilhaft wirken sich hier der niedrige Schwerpunkt und die ausbalancierte 50:50-Gewichtsverteilung aus. Punktet tut der Spanier zudem mit seiner direkt arbeitenden Progressivlenkung. Hier lässt es der Spanier durchaus sportlich angehen und folgt souverän seiner Linie. Auch der Komfort kann überzeugen, nur Querfugen reicht er zuweilen etwas unsanft an die Insassen weiter. Hier kommt das hohe Gewicht mit großer 77 kWh-Batterie zum Tragen.

Verschiedene Fahrprogramme – Range, Comfort, Performance und Individual – stellen eine Anpassung des Fahrverhaltens zur Wahl. Die Spreizung ist nicht allzu  groß. Unterschiede werden hierbei nur bedingt spürbar. Außerdem gibt es einen B-Modus für verstärkte Rekuperation, die aber nicht für ein echtes One-Pedal-Driving reicht, bei dem das Fahrzeug – etwa beim Zurollen auf eine Ampel – auch ohne Zutun des Bremspedals komplett zum Stehen kommt.

 


Technische Daten Cupra Born - 170 kW (231 PS) / 77 kWh Batterie - 4-Sitzer
Hersteller:Cupra / Volkswagen
Karosserie:Kompaktklasse 5-türig
Motor:Permanentmagneterregte
Synchronmaschine (PSM)
Emissionsklasse:AX
Getriebe 1-Gang-Automatik
AntriebHinterradantrieb
Leistung:170 kW / 231 PS
Drehmoment:310 Nm
Batterietyp:Lithium-Ionen
Batterieenergieinhalt:77 kWh (netto) / 82 kWh (brutto)
Nennspannung:240–408 Volt
Ladeschnittstelle CCS (bei 77 kWh Batterie):max. AC-Ladeleistung: 11 kW

max. DC-Ladeleistung 170 kW
Ladedauer AC 11 kW 0-100% SoC:07:30 h
Ladedauer DC 170 kW 5-80% SoC:00:30 h
Elektrische Reichweitenspanne (kundennah):550 km
Von 0 auf 100: 7,0 s
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Energieeffizienzklasse:
A+
Verbrauch (ECE):17,5 bis 15,8 kWh/100 km
CO2-Ausstoß:0 g/km
Wendekreis:10,15 Meter
Räder:19"-Leichtmetallräder „Typhoon Black/Silver“, glanzgedreht,
7,5J x 19", Reifen 215/50 R 19 mit Self-Sealing-Funktion
Räder Testwagen:20"-Leichtmetallräder „Firestorm Black/Silver“, glanzgedreht mit Michelin Pilot Sport 4 S - 235/40R20
Leergewicht:1.950 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:2.300 kg
Kofferraum:385 bis 1.267 Liter
Zuladung:541 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.3241 / 1.809 /1.540 / 2.766 mm
Versicherungsklassen:KH 16 / VK 18 / TK 20
Basispreis ab (Stand 15.10.2022):45.917 Euro
Testwagenpreis brutto inkl. aufpreispflichtiger Extras 20" Räder, AR-HUD, Beats Audio Soundsystem, CargoPack, Dynamica Microvlies, Wärmepumpe, Pilot M+-Pack, Privacy Glas, Diebstahlwarnanlage, Tech L-Paket :53.812 Euro

  

Preise und Extras
 


Der Cupra Born ist in drei unterschiedlichen Ausführungen bestellbar. Von uns im Test das Flaggschiff mit einer Leistung von 170 kW (231 PS) und einer 77 kWh-Batterie. Dann bieten die Spanier eine Version des Born mit 170 kW und 58 kWh-Batterie. Den Einstieg markiert die 150 kW-Version mit 58 kWh-Batterie.

Die von uns gefahrene Topversion des Born 170 kW (231 PS) 77 kWh ist bereits serienmäßig reichlich bestückt und glänzt mit einer grauen Außenlackierung, 19 Zoll Leichtmetallfelgen (unser Testwagen hatte optionale LM-Felgen in 20 Zoll), Cupra Sportschalensitzen und viele Assistenzsystemen. Alle Versionen des Cupra Borns werden mit Ambientebeleuchtung in der Türverkleidung, beleuchtete Sonnenblenden mit Make-up Spiegel, Sportpedalerie in Aluminiumoptik und Wärmeschutzverglasung ausgeliefert. Bei der Basisversion gibt es ebenfalls eine grauen Außenlackierung, allerdings nur 18 Zoll Leichtmetallfelgen.
Zusätzlich gibt es auch noch eine Climatronic mit elektronischer Temperaturregelung, 2 USB-C-Schnittstellen vorne und 2 USB-C- Ladebuchsen für die 2. Sitzreihe, eine Bluetooth-Schnittstelle mit integrierter Freisprechanlage und Audio-Streaming. Gut gefallen hat uns die serienmäßige Sprachsteuerung, Full Link – Android Auto(tm), Apple CarPLay(r) inklusive Full Link Wireless.

 

Frontscheinwerfer – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Neben dieser Serienausstattung bietet der Cupra Born auch noch zusätzliche optionale Assistenzsysteme, die den Fahrer bei der Fahrt gezielt unterstützen und die für Sicherheit bei der Fahrt sorgen. Dazu gehören unter anderem Airbags für Fahrer und Beifahrer mit Beifahrerairbag-Deaktivierung, ein Geschwindigkeitsbegrenzer, eine Müdigkeitserkennung, Spurhalteassistent, Reifenkontrollanzeige und ein intelligentes Umfeldbeobachtungssystem.
Beim Cupra Born erhält der Kunde zuzdem eine Hersteller-Garantie von 8 Jahren bzw. 160.000 km auf die Batterie. Auf das gesamte Fahrzeug gibt es eine Garantie von 2 Jahren.


Fazit: Zielgruppe ist nicht nur das jüngere Publikum

Das BEV-Debüt von Cupra ist voll geglückt. Beim Born handelt es sich um ein hochmodernes Elektroauto mit einer effizienten und sehr performanten Ladeleistung und guten Fahrleistungen samt akzeptabler Reichweiten. Im Test punktet der Born mit seinen Assistenzsystemen, die auch eingreifen, wenn der Fahrer eine Situation falsch einschätzt, falsch reagiert oder einzuschlafen droht. Der Born ist optisch sehr gelungen, fährt perfekt austariert und bringt zudem das notwendige Rüstzeug für ein vollwertiges Erstauto im Haushalt mit. Ein Sonderangebot ist der Born nicht, er kostet mehr als der direkt vergleichbare VW ID.3. Aber Die Spanier haben geschickt die Schwächen des ID.3 wie die der Innenraumanmutung gezielt angegangen.

 

Cupra Born 170 kW/230PS und 77 kWh-Batterie - 2022
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