Revolutionäre Studie?
Mercedes Vans hat mit der Studie Vision Urbanetic ein autonomes Mobilitätskonzept vorgestellt, das je nach Modul im Gütertransport oder zur Beförderung von Personen eingesetzt werden soll. Eine elektrische Version des Mercedes-Benz-Transporters, der E-Sprinter, soll 2019 kommen. Mit dem Vision Urbanetic geht Daimler jetzt noch einen konsequenten Schritt weiter – dabei handelt es sich laut dem Konzern um ein neues Mobilitätskonzept.
Die autonom fahrende Fahrplattform (Level-5-Niveau) des Vision Urbanetic verfügt über einen Batterie-elektrischen Antrieb. Die Studie hebt die Trennung von Personenbeförderung und Gütertransport auf und ermöglicht eine bedarfsgerechte, nachhaltige und effiziente Beförderung von Personen und Gütern. Das Konzept reduziert die Verkehrsströme, entlastet innerstädtische Infrastrukturen und trägt zu einer verbesserten urbanen Lebensqualität bei.
Bei einer Fahrzeuglänge von 5,14 Meter realisiert die Studie eine Laderaumlänge von 3,70 Metern. Zudem integriert das Konzept eine IT-Infrastruktur, die in Echtzeit Angebot und Nachfrage in einem definierten Gebiet analysiert. Daraus resultiert eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant werden. All dies soll ein Vision Urbanetic zu einem bahnbrechenden Konzept für die urbane Mobilität der Zukunft machen.
Mercedes verspricht sich gravierende Vorteile über das vollvernetzte Mobilitätskonzepts: „Auf einer nahezu unveränderten Straßeninfrastruktur sollen mehr Personen und Güter mit weniger Fahrzeugen befördert werden, um Innenstädte zu entlasten, CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig kontinuierlich wachsende Mobilitätsanforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen“, heißt es bei Daimler.
Der Wechsel der Module erfolgt automatisiert oder manuell
Dank Vollvernetzung, Auswertung lokaler Informationen – zum Beispiel über Konzerte und Veranstaltungen – und einer intelligenten Steuerung kann das System nicht nur aktuelle Bedarfe analysieren, sondern auch daraus lernen. So ist es in der Lage, zukünftige Bedarfe zu antizipieren und darauf zu reagieren. Damit können Prozesse optimiert und beispielsweise Warte- oder Lieferzeiten verkürzt und Staus vermieden werden. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im Vehicle Control Center – einer Steuerungszentrale, in der die Bedarfe gebündelt und analysiert werden –, beispielsweise eine Menschengruppe in einem gewissen Bereich. Es kann Fahrzeuge dorthin schicken, die den gesteigerten Bedarf schnell und effizient bedienen. Das System kann also flexibel reagieren und basiert nicht auf starren Routen oder festen Fahrplänen.
Der Vision Urbanetic läßt sich je nach Einsatzzweck mit unterschiedlichen Wechselaufbauten ausstatten. Als Ride-Sharing-Fahrzeug mit People-Mover-Aufsatz bietet der Vision Urbanetic bis zu zwölf Passagieren Platz. Der Wechsel der Module erfolgt automatisiert oder alternativ manuell und dauert im automatisierten Ablauf nur wenige Minuten. Die Voraussetzung dafür schafft eine autonom fahrende Fahrplattform, auf der die jeweiligen Aufbauten verankert werden. In dieser sind alle Fahrfunktionen untergebracht, so dass das autonome Chassis auch ohne Aufbau zum nächsten Einsatzort gelangen kann. Ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren redundante Komponenten für alle relevanten Aktionen wie Lenken, Bremsen oder Beschleunigen. Ein weiteres Highlight ist das digitale Shadowing im Bereich der Seitentür. Mehrere hundert Leuchteinheiten stellen die Konturen von sich nähernden Personen auf der Seitenwand dar und signalisieren diesen so, dass sie vom Fahgrzeug wahrgenommen wurden.
Das Cargo-Modul dient als klassischer Gütertransporter. Dank seines flexibel einsetzbaren Ladebodens kann es in zwei Ebenen unterteilt werden und bis zu zehn EPAL-Paletten transportieren. Das Laderaumvolumen liegt bei 10 m3. Alternativ lässt sich das Fahrzeug mit vollautomatisierten Laderaumsystemen ausstatten und kann als mobile Paketstation zur Auslieferung auf der letzten Meile genutzt werden. Darüber hinaus sind weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar, da das Konzept mit unterschiedlichsten Aufsätzen für weitere Branchen und Anwendungsfälle ausgerüstet werden kann.
Die Routen der Mercedes Studie soll anhand von Echtzeitverkehrsinformationen permanent angepasst werden. Der Einsatz ist in abgegrenzten Bereichen wie einem Werks- oder Flughafengelände, aber auch im Straßenverkehr denkbar.
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