Seit über 40 Jahren hat Mitsubishi das Arbeitstier L200 im Programm. Wir haben uns bei unserem Testwagen für den L200 mit Doppelkabine, Automatik-Getriebe und 133 kW (181 PS) entschieden. In der von uns gefahrenen Top-Ausstattung müssen mindestens 40.790 Euro investiert werden. Der permanente Allrad (mit abschaltbarem Vorderachsantrieb) 2,4 Liter Dieselmotor ist ein Statement. Für ein Pickup steckt der L200 in einem eleganten Blechkleid. Auf überflüssige Rundungen verzichtet der Japaner. Die „Body-on-frame“-Karosseriestruktur des L200 aus hoch- und höchstfesten Stählen und einem verstärkten Fahrgestellrahmen verspricht dank deutlich erhöhter Steifigkeit auch eine hohe Dauerhaltbarkeit samt passiver Sicherheit. Weitere typische Qualitätsmerkmale die hiervon profitieren sind zum einen das Handling sowie Komfort und Geräuschverhalten. Die Qualität profitiert zudem von dem hohen Gesamtanteil an korrosionsbeständigen Stählen bei Fahrgastzelle und Ladepritsche (62 Prozent bei der Doppelkabine). Hier punktet der Hersteller mit einer umfassenden Korrosionsvorsorge mit zwölf Jahren Durchrostungsgarantie.
Das Design zeigt sich überaus dynamisch und gefällt mit einer sehr harmonischen Linienführung. Mit einem chromblitzenden Kühlergrill und rahmenlos integrierten Scheinwerfern stellt sich die hohe Frontpartie selbstbewusst maskulin in den Fahrtwind. Sehr markant sind dabei auch die Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht. Die Leuchten unterstreichen den modernen Gesamteindruck des Pickups.
Interieur und Ladefläche
Ein Pick-up (aus englisch pick up – was auf Deutschen soviel wie „aufnehmen“ oder „mitnehmen“ bedeutet) ist Geländewagen mit ebener, offener Ladefläche (Pritsche) und Allradantrieb. Pickups kauft man sich eigentlich entweder aufgrund seines Freizeitverhaltens oder aus beruflichen Gründen. Damit ergibt sich die Frage nach der Alltagstauglichkeit nicht, denn der Pickup ist eben die ideale Lösung für den eigenen spezifischen Alltag. Unser Testwagen mit Doppelkabine verfügt über vier Türen und bietet Platz für bis zu 5 Passagieren. Mitsubishi denkt beim L200 sogar an die kleinen Mitfahrer und hat in den beiden äußeren Rücksitzen ISOfix (plus Top Tether) Halterungen mitgegeben.
Die Tiefe der Sitze ist auch für längere Oberschenkel ausreichend. Das ermöglicht auch auf längeren Strecken eine ermüdungsfreie Fahrt und kann selbst im Gelände von Vorteil sein.
Die wenigen Bedienelemente erschliesen sich schnell und stellen niemanden vor große Herausforderungen. Über das Multifunktionslenkrad lassen sich Tempomat und Freisprechanlage steuern. Das Informationsdisplays zwischen Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige informiert über den Durchschnittsverbrauch, Restreichweite und gefahrene Kilometer. Um zwischen den jeweiligen Anzeige-Modi zu wechseln, muss der Fahrer hinter dem Lenkrad einen kleinen Knopf unterhalb der Anzeige drücken. Die Bedienung des nicht mehr zeitgemäßen Infotainment-Systems mit Radio, Navigationssystem und Telefonfunktion erweist sich als sehr umständlich.
Wichtiger sind bei einem Pickup die Zuladekapazität und die Anhängelast. Mit einer Ladefläche von 1,52 Metern Länge bei der Doppelkabine, 47,5 Zentimetern Bordwandhöhe und Zuladungskapazitäten von 935 bis 960 kg (je nach Ausstattung) erweist sich der L200 als schwerlasttauglicher Kleintransporter. Nicht zu vergessen auch seine bis zu 3,1 Tonnen gebremster Anhängelast prädestinieren ihn als potentes Zugfahrzeug.
Antrieb
Zum Gesamtbild des L200 trägt auch dessen 2,4 Liter große Dieselmotor bei. Das Aggregat unter der Haube verhehlt nicht, ohne laut zu werden, seine Arbeistweise als Selbstzünder. Wir fuhren den 2,4 DI-D+-Diesel in der Leistungsstufe mit kernigen 181 PS. Als Getriebe steht sowohl ein Automatikgetriebe als auch ein Schaltgetriebe zur Wahl. Die Automatik arbeitete zuverlässig und läßt sich auch über Lenkradpaddel beeinflußen. Zudem verfügt die Automatik über einen sequenziellen Sportmodus.
Das ClearTec-Aggregat überzeugt mit einer beachtlichen Durchzugskraft und spricht willig auf alle Gasbefehle an. Der Motor verlangt auch keine hohen Drehzahlen um den L200 auf Touren zu bringen. 181 PS stellt der Direkteinspritzer unseres Testwagens bei 3.750 Umdrehungen zur Verfügung. Damit ist der L200 mehr als ausreichend motorisiert. Mit dem Aggregat ist der Pickup kein Sportwagen aber durchaus ambitioniert unterwegs. Die Nutzwert-Orientierung steht beim Mitsubishi L200 im Vordergrund. Trotzdem ermöglicht der Antrieb eine durchaus druckvolle Fahrweise. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmeter stemmt der Vierzylinder zwischen 2.000 und 2.850 Umdrehungen pro Minuten auf die Kurbelwelle. Der Motor punktet mit einem ruhigen Lauf. Der aus dem Pajero bekannte Allradantrieb Super Select 4WD ist ebenfalls im L200 verbaut- Wer eine Start/Stopp-Funktion erwartet muss zum manuellen Schaltgetriebe greifen. Für das Automatikgetriebe steht diese nicht zur Verfügung. Hier hat es Mitsubishi bei einer nicht mehr zeitgemäßen Fünf-Stufen-Lösung belassen. Das Automatikgetriebe hat uns sonst gut gefallen. Dies ausdrücklich, obwohl die Automatik relativ träge reagiert. Gerade mit großen Lasten oder Offroad ermöglicht sie aber eine gut dosierte Leistungsabgabe. Im Alltag mussten wir häufig über die Schaltwippen das Getriebe zum Hochschalten bewegen, um den Spritkonsum einzugrenzen. Der Verbrauch konnte im Vergleich zum Vorgänger-Aggregat um stolze 17 Prozent gesenkt werden. Den kombinierten Normverbrauch gibt der Hersteller mit 7,5 Litern an. Wir hatten während unserer Testfahrt einen Durchschnittsverbrauch von knapp unter 10 Litern. Der kräftige Motor empfiehlt den L200 als Lastesel. Zudem darf das Pickup eine Anhängelast von drei Tonnen ziehen. Genug für zwei Pferde oder auch ein größeres Boot. Der lange Radstands sorgt auch im Gespann mit Anhänger für einen stabilen Geradeauslauf.
Macht nicht nur auf der Straße eine gute Figur
Dass der Japaner im Grunde seines Herzens ein echter Lastesel ist, wird auch am Fahrwerk deutlich. Die große Stunde des Mitsubishi L200 schlägt, wo die Straße zu Ende ist. So bewahrt er sich seine blattgefederte Starrachse hinten. Der beachtliche Radstand von drei Metern, die Bodenfreiheit von 20 Zentimetern, dazu die große Pritsche und die Doppelkabine sprechen für sich. Zudem punktet der L200 mit einem stabilen Kastenrahmen. An der Vorderachse weist der L200 eine ausgeklügelte Einzelradaufhängungen mit vier stabil ausgelegten Dreieckslenkern auf. Ergänzt werden diese von vier Halbwellen, um alle Räder anzutreiben. Sämtliche Varianten sind mit einer Geländeuntersetzung ausgerüstet. Unser Testwagen mit der Top-Motorisierung verfügt über permanenten Allrad samt Mitteldifferenzial mit Planetenradsatz und Viskosteuerung. Demnach ist eine variable Kraftverteilung (40:60) oder Sperrung per Knopfdruck möglich, während die Ausführungen mit Grundmotor über einen starren Durchtrieb plus Sperre hinten verfügen. Alle Versionen können auf Tastendruck auch per Heckantrieb fahren.
Statt des 2. Schaltknüppel für die Wahl des Allrad-Modus verfügt der L200 über ein Wahlrad in der Mittelkonsole. Die intuitive Bedienung gibt hier keinerlei Rätsel auf. Der Fahrer kann während der Fahrt und bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h zwischen Hinter- oder Allradantrieb wechseln.
Im 4H-Modus verteilt das Mittendifferenzial die Antriebsleistung zu gleichen Teilen hälftig an die Vorder- und Hinterachse. Schon dieser Allradantriebsmodus sorgt in vielen Situationen auch unter anspruchsvollen Bedingungen für ein sicheres Durchkommen mit einem hohen Traktionsniveau. Gegenüber den Lösungen vieler Wettbewerber kommt dem Japaner die Jahrzehntelange und und facettenreiche Allrad-Expertise im Pick-up-Bereich zu Gute, um sich von der Konkurrenz in vielen Einsatzgebieten abzusetzen. Zusätzlich existiert auch eine Geländeuntersetzung für besonders anspruchsvolle Passagen. Das Viskodifferenzial sorgt auch in schwierigen Situationen für eine ausgezeichnete Kraftverteilung und ausreichend Traktion.
Auf der Autobahn spart der Zweirad-Modus „H2“ zwar etwas Treibstoff. aber auch hier wie auf Landstraßen empfiehlt sich der Allrad-Modus (H4). Der Mitsubishi L200 fährt sich mit vier angetriebenen Rädern gutmütiger und beruhigt das in der Zweiradstellung durchaus als geringfügig nervös empfundende Heck.
Das relativ geringe Leergewicht darf als aussagekräftiges Effizienzmerkmal herangezogen werden. Beim Doppelkabiner 2.4 DI-D+ MIVEC 4WD mit manuellem Schaltgetriebe berägt das Leergewicht „nur“ 2.027 Kilogramm. Der Wettbewerb ist hier unbeladen häufig mit „deutlich“ mehr als zwei Tonnen unterwegs. Auch hier zeigt sich die jahrzehntelange Erfahrung von Mitsubishi beim Bau guter Pickups. Der L200 mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2.850 Kilogramm verfügt in Deutschland über eine Zulassung als Lastkraftwagen. Das spart knapp 300 Euro Steuern pro Jahr.
Der Mitsubishi L200 ist der fahrende Beweis, dass man auf dem Weg zur Baustelle oder abseits befestigter Wege nicht zwingend auf Komfort mit Wohlfühlfaktor verzichten muss.
Im urbanen Umfeld punktet der 5,28 Meter lange Pick-up mit einem verhältnismäßig kleinen Wendekreis. Der fällt mit 11,8 Metern geringer aus als bei manchem Großkombi. Der klassenbeste – will heißen kleinste – Wendekreisdurchmesser ermöglicht dem L200 sogar anspruchsvolle Rangierarbeiten in engeren Platzverhältnissen. Die Rückfahrkamera erleichtert das Rangieren. Die eingeblendeten Begrenzungsmakierungen zeigt beim Parken präzise an, wieviel Platz benötigt wird. Als Manko empfanden wir die fehlenden Parksensoren vorne.
Technische Daten Mitsubishi L200 2.4 DiD+ AT Top Doppelkabine | |
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Hersteller: | Mitsubishi |
Karosserie: | Pickup mit Doppelkabine, 5 Sitzplätze |
Motor: | 2.4 Turbodiesel DOHC ClearTec |
Getriebe: | Automatik (el. gesteuerte 5-Gang INVECS II) |
Antrieb: | Allradantrieb |
Hubraum: | 2.442 ccm |
Abgasnachbehandlung: | Dieselpartikefilter |
Emissionsklasse: | Euro 6 |
Leistung: | 133 kW (181 PS) bei 3.500 U/min |
Drehmoment: | 430 Nm bei 2.500 U/min |
Von 0 auf 100: | 11,8 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 177 km/h |
Verbrauch (ECE): | 7,5 Liter |
Effizienzklasse: | C |
CO2-Ausstoß: | 196 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Wendekreis: | 11,8 Meter |
Laderaumlänge: | 1.520 mm |
Ladekantenhöhe: | 474 mm |
Laderaumbreite: | 1.470 mm |
Anhängelast ungebremst/gebremst | 750/3.100 kg |
Tankinhalt: | 75 Liter |
Leergewicht: | 2.027 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 5.285/1.815/1.780/3.000 mm |
Grundpreis Testwagen: | 40.790 Euro |
Ausstattung und Extras
Der L200 wird in drei verschiedenen Karosserievarianten angeboten. Mitsubishi bietet den L200 mit Einzelkabine wie aber auch als Club Cab und Doppelkabine an. Der Unterschied besteht in Sitzplatzanzahl und Außenabmessungen. Weiterhin ist die Einzelkabine nur in der Basisausstattungslinie ab 24.290 Euro erhältlich. Der L200 präsentiert sich für einen Pickup opulent ausgestattet und bietet deutlich mehr als erwartet. Für unseren Test haben wir uns für den umfassend ausgestatteten L200 in der Ausstatuinsgversion Top entschieden, der automatisch mit dem 181 PS starken 2,4 Liter-Dieselmotor kombiniert wird. Hier starten die Brutto-Preise ab 36.490 Euro. So verfügt er über ein Paket von sieben Airbags, einen Spurhalteassistenten, eine Bergabfahrhilfe sowie eine Anhängerstabilisierung. Hinzu kommen hier noch Tempomat, extrem gute Xenon-Scheinwerfer, Ledersitze, Spurhalteassistent, Allradantrieb (Super Select 4WD ), eine 2-Zonen-Klimaautomatik, Navigationssystem inkl. Touchscreen (MMCS) sowie ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem nebst einer Rückfahrkamera und vielem mehr. Beim Euro NCAP Chrashtest schaffte der L200 beachtliche vier Sterne. Im Segment der PickUps stellt dies ein absolutes Spitzenergebnis dar. Die Herstellergarantie gilt bis zu 100.000 km.
Fazit: Dieser Pickup verbindet Nutzwert mit Alltagstauglichkeit
Der L200 steht mächtig breitbeinig auf der Straße und lässt augenscheinlich jede Alltagstauglichkeit vermissen. Dem ist aber überhaupt nicht so. Es ist erstaunlich, welche Alltagstauglichkeit und Nutzwertorientierung dieser Pritschenwagen mit seiner großen Doppelkabine aufweist. Zwar empfiehlt sich der Mitsubishi L200 auch als Arbeitsgerät im Garten- und Landschaftsbau sowie für Forstbetriebe und Handwerker – aber er eignet sich mindestens genauso gut für Freizeitkapitäne und lifestyleorientierte Autofahrer. Das erklärte Ziel von Mitsubishi die Neuauflage des L200 vor allem beim Interieur auf SUV-Niveau zu heben, haben die Japaner zweifelsohne erreicht. Der L200 punktet im Interieur mit PKW-Feeling und leistet sich aber auch unter harten Offroad-Bedingungen keine gravierenden Schwächen. Ganz im Gegenteil. Abgerundet wird der gute Eindruck über einen Selbstzünder, der dem L200 eine agile Fahrweise ermöglicht und dennoch genügsam mit dem Treibstoff umgeht.
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