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PwC: Batteriefahrzeuge werden mit 77% Wachstum zum Treiber der weltweiten Elektromobilität

 

Elektroauto (Opel Ampera) an Ladestation – Bildnachweis: Opel

Die USA ziehen an China vorbei

Eine aktuelle PwC-Analyse zeigt interessante Trends im Bereich der Elektromobilität auf: Die Zahl der neu zugelassenen Elektro- und Hybridautos ist in den ersten drei Quartalen weiter kräftig gestiegen. Zudem zeigt sich ein wachsender Segmentanteil vollelektrischer Fahrzeuge – insbesondere in den USA. Plug-In-Hybride legen dagegen in China stark zu. PwC-Experten erwarten Aufholjagd in Deutschland ab 2019 – dank neuer Produkte und staatlicher Unterstützung.

Weiter wachsende Marktbedeutung in 2018

Elektro- und Hybridfahrzeuge erfreuten sich in den ersten drei Quartalen weiter wachsender Marktbedeutung: Die Zahl der Neuzulassungen summierte sich in China, den USA und auf den fünf wichtigsten europäischen Märkten auf mehr als 1,7 Millionen, was einer Wachstumsrate von 48,2 Prozent entspricht, während im Vorjahr das Wachstum der Kernmärkte erst bei 36,1 Prozent gelegen hatte. Das zeigt der aktuelle „E-Mobility Sales Review“, der quartalsmäßige internationale Trendbericht zur Elektromobilität von PwC Autofacts.

Besonders gefragt waren vollelektrische Fahrzeuge, bei denen die Neuzulassungen um 77 Prozent zulegten. Das gilt insbesondere in den USA, wo durch die verbesserte Verfügbarkeit von wichtigen Produkten die schon bestehende Nachfrage verstärkt befriedigt werden konnte, z.B. durch Tesla Model 3. Das hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich das Wachstum bei den Neuzulassungen vollelektrischer Fahrzeuge in den ersten drei Quartalen von immerhin 20,5 Prozent in 2017 auf 93,9 Prozent beschleunigte. Dieses wird von einigen Marktbeobachtern als Bestätigung des erwarteten exponentiellen Nachfragezuwachses gewertet, wie man ihn bisher nur aus der IT- und Technologieindustrie kannte.

Mit diesem Wachstum lag der US-Markt sogar vor China, wo sich das Wachstum mit 81,6 Prozent auf hohem Niveau stabilisierte. Deutschland hinkt bei den Zulassungen vollelektrischer Fahrzeuge dagegen weiter hinterher: Mit 55 Prozent halbierte sich der Zuwachs im bisherigen Jahresverlauf fast und fiel zudem spürbar niedriger aus als in den USA und China. Dies ist zunächst mit dem knappen Angebot von elektrischen Fahrzeugen zu erklären, auf das auch die langen Lieferfristen aktueller Fahrzeuge hinweisen.

Deutscher Markt: Spannung für 2019

Daran dürfte sich auch im laufenden Quartal nichts ändern, meint Christoph Stürmer, Global Lead Analyst von PwC Autofacts. „Es gelingt den Herstellern hierzulande noch nicht, die hohe Nachfrage nach Elektro-Fahrzeugen schnell genug zu bedienen.“ Das Wachstum der Zulassungen bleibe deshalb deutlich hinter den Möglichkeiten zurück – allerdings werden verfügbare staatliche Kaufprämien auch weiterhin nicht ausgeschöpft.

Dieses Bild sollte sich nach dem Jahreswechsel drastisch ändern. „Dann werden endlich etliche Elektro-Autos der zweiten Generation verfügbar sein, die die heimischen Hersteller im Rahmen ihrer Elektromobilitätsoffensive seit Langem ankündigen“, sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. „Da diese Modelle mit deutlich leistungsfähigeren Vertriebsorganisationen und bekannteren Marken in den Markt gebracht werden, dürfte dies dem Absatz und damit den Neuzulassungen einen kräftigen Schub geben.“ In den USA könne man derzeit beobachten, was möglich ist, wenn attraktive Elektro-Fahrzeuge in hohen Stückzahlen auf den Markt kämen. Allerdings sind die USA auch ein warnendes Beispiel dafür, dass einmal etablierte Subventionen nicht gestrichen werden sollten, wie sich an den klar rückgängigen Zulassungen von Hybridfahrzeugen zeigt. Statt des bisherigen Nebeneinanders von Hybrid- und Elektrofahrzeugen zeigt sich dort eine immer stärkere Polarisierung des Marktes zwischen klassischen Verbrennungsmotoren und rein elektrischen Fahrzeugen.

Niedrigere Steuern, bessere Infrastruktur

Neben den Herstellern haben inzwischen auch die politisch Verantwortlichen einen Gang hochgeschaltet. „Die trotz hoher Wachstumsraten enttäuschenden Zulassungszahlen haben offenbar zu einem Umdenken geführt“, sagt Kuhnert. Erst im September hatte die Nationale Plattform Elektromobilität bekanntgegeben, dass das Ziel von einer Million vollelektrischer Fahrzeuge und Plug-In-Hybride auf Deutschlands Straßen vermutlich nicht vor 2022 erreicht werden könne. Verantwortliche versuchen deshalb auf mehreren Ebenen, zu einer höheren Dynamik beizutragen. So hat die Bundesregierung wie berichtet Steuervorteile für Elektro-Dienstwagen angekündigt, die bereits ab Anfang 2019 greifen sollen. Zugleich investieren Kommunen und Stadtwerke verstärkt in die Lade-Infrastruktur. „Steuervorteile und ein dichteres Netz an öffentlichen Ladestationen sind für viele Interessenten wichtige Argumente“, sagt Stürmer. „Ebenso haben Energieversorger zunehmend das private elektrische Laden als Absatzpotential und Kundenbindungsinstrument entdeckt und arbeiten intensiv an innovativen Konzepten.“

Flotten-Fahrzeuge: Von China lernen?

Von der staatlichen Unterstützung dürften auch chinesische Hersteller profitieren, die bereits in hohen Stückzahlen produzieren und damit gut lieferfähig sind: Allein im dritten Quartal wurden in China laut „E-Mobility Sales Review“ 206.624 vollelektrische Fahrzeuge neu zugelassen. Das macht China klar zum größten Markt für E-Fahrzeuge weltweit, setzt aber bisher kaum internationale Trends- wie zum Beispiel die bevorzugte Zulassung von elektrischen Taxis oder alternative Ladekonzepte wie der schnelle Batterietausch. „Interessant sind Fahrzeuge chinesischer Hersteller hierzulande zunächst für gewerbliche Flotten“, sagt Stürmer. Das zeige zum Beispiel ein Pilotversuch in Frankfurt, wo ein Möbelhaus seinen Kunden neuerdings Elektro-Transporter aus China anbietet, um ihre Einkäufe nach Hause zu transportieren.

Jenseits des gewerblichen Bereichs ist Stürmer jedoch noch skeptisch. „Die Modelle chinesischer Hersteller erfüllen die Erwartungen privater Käufer aus Industrieländern in der Regel noch nicht – zum Beispiel, was den Komfort und die Leistungsfähigkeit angeht.“ Erfahrungen aus China ließen sich deshalb nur in eingeschränktem Maße auf den europäischen Markt übertragen – die technische Kompetenz z.B. in der Batterieherstellung wird allerdings auch dort zunehmend nachgefragt, wie jüngste Inventionsankündigungen chinesischer Unternehmen gezeigt haben.