Insgesamt großes Nachfragepotenzial lässt eine spürbare Veränderung des Mobilitätsverhaltens in Deutschland erwarten
Das geplante „49-Euro-Ticket“ in Deutschland wird auf eine große Nachfrage treffen. So sind mehr als 40 Prozent der befragten Personen bereit, für ein bundesweit gültiges ÖPNV-Ticket 49 Euro zu bezahlen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland [LINK]. Während das Nachfragepotenzial unabhängig vom Geschlecht hoch ist, zeigt sich mit Blick auf die Altersstruktur, dass das Ticket insbesondere bei den unter 50-Jährigen beliebt ist.
49-Euro-Ticket stößt auch bei Neu- und Gelegenheitskunden auf Interesse
Laut Umfrage beläuft sich das Nachfragepotenzial auch bei denjenigen Personen, die aktuell über keine ÖPNV-Zeitkarte (z. B. Monatsticket) verfügen, auf fast ein Drittel, was auf den möglichen Zugewinn von zahlreichen Neukunden hindeutet. Knapp 40 Prozent der befragten Personen, die über einen Pkw verfügen, äußerten Interesse. Daraus wird deutlich, dass der ÖPNV durch das Deutschlandticket als attraktive Alternative zum Pkw an Bedeutung gewinnen dürfte.
Die Nachfrage hängt vom Einkommen ab
Deutliche Nachfrageunterschiede ergeben sich hinsichtlich des Einkommens. So können beziehungsweise wollen sich viele einkommensschwache Personen oder Haushalte das Deutschlandticket nicht leisten. In diesem Zusammenhang interessant ist die Beobachtung, dass das Nachfragepotenzial bei einem Preis von 39 Euro auf über 50 Prozent und bei einem Preis von 29 Euro auf etwa zwei Drittel steigen würde. Zudem würden sich bei allen drei Ticketpreisen (49 Euro, 39 Euro und 29 Euro) die Einnahmen aus dem Ticket in etwa auf dem gleichen Niveau befinden. „Nicht zu vernachlässigen sind aber die Kannibalisierungseffekte beim übrigen Ticketangebot“, sagt Hansjörg Arnold, Partner Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland. „Zudem hat eine hohe Qualität des Mobilitätsangebots auch ihren Preis.“
In ländlichen Räumen fällt das Nachfragepotenzial geringer aus
Sowohl zwischen den Regionen in Deutschland als auch bei der Lage des Wohnortes zeigen sich teils größere Unterschiede: Das Nachfragepotenzial reicht vom Norden mit 38 Prozent bis zu 45 Prozent im Süden. Und während in den Metropolen mit über einer Million Einwohnern fast jede zweite Person bereit wäre, 49 Euro für ein bundesweit gültiges ÖPNV-Ticket zu bezahlen, gilt das in den Kleinstädten mit weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern nur noch für etwas mehr als jede dritte Person. Damit haben die Größe des jeweiligen Wohnorts bzw. das dort verfügbare Mobilitätsangebot einen starken Einfluss auf die Nachfrage.
Starke Zunahme der ÖPNV-Nutzung zu erwarten
Durch die Einführung des Deutschlandtickets ist mit einer starken Zunahme der ÖPNV-Nutzung zu rechnen. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der Anstieg über alle Verkehrszwecke erstreckt, und sich nicht nur auf den Freizeitverkehr bezieht“, ergänzt Gabriel Flore, Manager Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland. „Diese positiven Aussichten stellen die ÖPNV-Branche aber gleichzeitig vor große Herausforderungen.“
Das Deutschlandticket führt zu einer Vereinfachung der ÖPNV-Nutzung, erfordert aber einen Angebotsausbau
Wie bereits beim 9-Euro-Ticket stellt die einfache Nutzung des Deutschlandtickets einen großen Mehrwert für die Kundinnen und Kunden dar. Da der ÖPNV, insbesondere in den Metropolräumen, bereits jetzt oft an seine Kapazitätsgrenzen stößt, ist ein deutlicher Kapazitätsausbau notwendig, wofür entsprechend hohe Finanzmittel notwendig sind. Dabei ist es jedoch bereits jetzt für die Verkehrsunternehmen schwierig, genug qualifiziertes Personal zu finden.
Zudem steht die ÖPNV-Branche vor der Herausforderung, das Deutschlandticket sinnvoll in die bestehenden Tarifstrukturen zu integrieren. „Trotz Deutschlandticket sind weiterhin attraktive und einfache Tariflösungen für die übrigen Kunden notwendig“, so Gabriel Flore. „Dabei ist die gesamte Tarifstruktur von den Kunden aus zu denken, um den Tarifdschungel in Deutschland zu lichten und damit die Attraktivität des ÖPNV weiter zu erhöhen.“
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