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Schon gefahren: Unterwegs im Jaguar XE

Angetestet – Der neue Jaguar XE S

Schon gefahren: Der Jaguar XE S im Kurztest
Schon gefahren: Der Jaguar XE S im Kurztest   –  Bildnachweis  MOTORMOBILES  2015

Jaguar kehrt in die Mittelklasse zurück

Mit dem neuen Jaguar XE treten die Briten erneut in der Mittelklasse an. Unter der Regie von Ford boten die Briten von 2001 bis 2009 den X-Type an. Doch das Mondeo-Derivat fand nie die Akzeptanz der Kunden. Zwischenzeitlich hat sich bei Jaguar viel getan. Um diesmal erfolgreicher anzutreten und gegen die deutsche Premium-Wettbewerber bestehen zu können, besinnen sich die Briten diesmal auf ihre Stärken und Traditionen. Mit dem XE stellt Jaguar in der bezahbaren Mittelklasse ein echtes Brit-Car auf die Räder. Der völlig neu konstruierte XE steht bereits ab dem 13. Juni bei den Händlern. Wir hatten bereits Gelegenheit den XE auf einer ausgiebigen Probefahrt sowie auf einem Rennkurs erste Fahreindrücke zu sammeln.

Der neue Mittelklasse-Brite mit Premium-Ambitionen wird direkt gegen die etablierte und dichte Formation der deutsche Konkurrenz bestehend aus BMW 3er, Audi A4, VW Passat und Mercedes C-Klasse antreten.

Typische Mittelklasse-Limousine auf dem Niveau der deutschen Wettbewerber

Inzwischen hat Jaguar neue Eigentümer. Der indischen Tata-Konzern als neue Mutter von Jaguar/Land Rover gaben dem Dualbrand-Autohersteller wieder die Freiheit zurück, um sich bei ihren Fahrzeugen voll und ganz auf ihre britische Auto-Wurzeln zu besinnen. Zu den traditionellen Primär-Tugenden der Briten zählen ganz sicherlich die Attribute Eleganz und Sportlichkeit. Und der Erfolg gibt ihnen recht  In den letzten Jahren hat Jaguar Milliarden in die Entwicklung seiner Fahrzeuge gesteckt. Momentan haben Jaguar und Land Rover einen richtig guten Lauf. Seit 2010 geht es kontinuierlich und steil nach oben.

Jaguar XE S
Sehr sportlich: Der 340 PS starke Jaguar XE S musste sich auf dem Rundkurs beweisen.                                    Bild  Redaktion  MOTORMOBILES  2015

Wichtige Voraussetzungen um gegen die Platzhirsche Audi A4, 3er BMW und C-Klasse von Mercedes-Benz bestehen zu können ist ein klares authentisches Profil. Etwas was den Japaner bisher immer noch noch zu fehlen scheint und erklären könnte, warum Toyota mit seiner Premium-Marke Lexus auf vielen Märkten immer noch Schwierigkeiten hat, die deutsche Premium-Konkurrenz ernsthaft herauszufordern.

So neu wie ein Auto nur sein kann

Wer dynamisch sein will, muss Gewicht reduzieren. Die Briten setzen deshalb beim XE auf konsequenten Leichtbau. 75 Prozent der Karosserie des XE besteht aus dem Leichtmetall Aluminium. Der Karosserie aus hoch- und höchstfesten Stählen wird über ein neues Klebe-Schweiß und Nietverfahren zusammengehalten. Die Briten sind besonders stolz darauf, dass Ihr XE das einzige Fahrzeug seiner Klasse mit einer Monocoque-Karosserie aus Aluminium sei. Die Monocoque- Bauweise ist ein wesentliches Gestaltungs- und Konstruktionsmerkmal des Flugzeugbau und hilft auch bei Autos das Gewicht zu reduzieren. Der hohe anteil von Aluminium ist zwar nicht völlig neu – aber in der Mittelklasse dennoch selten anzutreffen. Auch das Fahrwerk besteht aus einem intelligenten Verbund aus Leichtmetall. An der Vorderachse kommen doppelte Querlenker aus Aluminium zum Einsatz. Die „double wishbone“ Konstruktion des XE wurde hierzu übrigens weitgehend aus dem Jaguar F-Type adaptiert.

An der Hinterachse dagegen kommt eine Aluminium-Integral-Konstruktion zum Einsatz. Auch dies ein Ausstattungsmerkmal, das in der Mittelklasse bisher seltener anzutreffen ist. In Verbindung mit einer neuen elektromechanischen Servolenkung, die erstmalig im Jaguar im XE zum Einsatz kommt, sollen die konstruktiven Grudnvoraussetzungen des Fahrwerka den XE besonders fahraktiv machen.

Jaguar XE S My 2016 - Redaktion MOTORMOBILES
Exterieur Jaguar XE S
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Optik

Die Briten sprechen vollmundig von einem Design mit Mehrwert ohne Kompromisse. Chefdesigner Ian Callum gelang hierein Meisterwerk. Viele spannende Linien greifen das traditionelle Jaguar-Design auf. Die Proportionen sind typisch Jaguar. Der lange Radstand von 2.835 Millimeter und die niedrige Sitzposition sorgen für ideale Proportionen und ein coupéartiges Profil. weniger gut gelungen ist das Heck, dass irgendwie unfreiwillig Assoziationen an Citroen aufruft.

Interieur

Der Fahrer sitzt tief wie in einem Cockpit mit breiter Mittelkonsole. Mit einem Radstand von 2,83 Metern übertifft der Brite viele seine Wettbewerber und ist Vorausetzung für die Beinfreiheit im Fond. weniger gut gelungen ist die Kopffreiheit. Die fällt zugunsten der stark abfallenden Dachlinie etwas geringer aus, als beim Wettbewerb.

Besonders stolz sind die Briten zu recht auf das neue innovative Infotainmentsystem „InControl“ vom deutschen Zulieferer Bosch mit intuitiv gestalteter Bedienoberfläche. Der hochauflösende und gut ablesbare Touchscreen ist mit 8 Zoll relativ gross. Ergänzt wird von uns als intuitiv Bedienführung durch eine Sprachsteuerung, um die Aufmerksamkeit des Fahrers nicht mehr als nötig zu beanspruchen.

Das Volant liegt gut in der Hand. Der Fahrer wird über gut lesbare Rundinstrumente und ein aussagekräftiges Mittelfarbdisplay informiert. Die Zahl der Knöpfe und Schalter ist überschaubar und deren Belegung häufig selbsterklärend.

In Verbund mit der 8-Gang-Automatik ausgestattet thront auf der Mittelkonsole der Jaguar Drive Selector . Ist der Motor über den Start-Stopp-Schalter gestartet fährt das edel gestaltete Drehrad aus der Mittelkonsole. Im Ruhezustand senkt er sich dort wieder ab. Zum Einlegen der Fahrstufen wird hier also nicht mehr gezogen oder geschoben, sondern am Rad gedreht

Jaguar hat neben 5 Ausstattungslinien, 18 Farben und 160 Zubehörartikel viele luxuriöse Materialien im Angebot. Die in bester Jaguar Tradition sorgfältig ausgewählten und gut verarbeiteten Materialien verleihen den Oberflächen im Innenraum des neuen XE ein besonderes haptisches Flair. Technische Stoffe, feinnarbiges Leder und – je nach Ausstattung – doppelte Kontrastnähte und zweifarbig gestaltete Türverkleidungen und Sitze verleihen der Kabine eine Jaguar-typische Anmutung. Sie zeugen ebenso von hochwertiger Handwerkskunst wie Dekoreinlagen in glänzend Schwarz, strukturiertem Aluminium, Holz oder Kohlefaser. Die Möglichkeiten zu individualisieren sind breit gefächert. Optisch gut gelungen fande wir die sogenannte „Riva-Spange“ die aus dem italienischen Bootsbau stammt und sich um das Cockpit herumspannt.

Das Kofferaumvolumen beträgt 455 Liter. Eine Kombi-Variante haben die Briten aktuell nicht eingeplant und betonen, dass es diese praktische Version des XE vermutlich auch nicht geben wird. Warten wir mal ab….




Wir durften die Topversion „S“ des Jaguar XE in Begleitung von Horst von Saurma über den Parcourskurs auf dem ADAC-Gelände Hansa nahe Lüneburg scheuchen. Der heckgetriebene Jaguar XE S erwies sich als extrem gut ausbalanciert, geht gut ums Eck und der Sechszylinder liegt fantastisch gut am Gas. Die Achtstufenautomatik von ZF trug zu diesem guten Gesamteindruck ebenso wie die gefühlvolle Lenkung bei.


Antriebe

Beim Antrieb reicht das Leistungsspektrum von 163 bis 340 PS mit zwei Diesel- und drei Benzinvarianten. Allradantrieb ist (noch) kein Thema.

Der Jaguar XE S stellt mit dem aus dem F-Type bekannten Sechszylinder die Topmotorisierung der Mittelklasse dar. Übertragen wird die Kraft über ein gut abgestufte 8-Gang-Automatik von ZF. Mit einer Leistung von 340 PS samt bärenstarken Drehmoment von 450 Newtonmetern gelingt dem S der null-hundert-Paradesprint innerhalb von 5,1 Sekunden. Damit das auch ungeübten Fahrern gelingt, verfügt der Jaguar XE über eine Anfahrhilfe. Bei Geschwindigkeiten zwischen 3,6 und 30 Kilometern pro Stunde sorgt sie für maximale Haftung der Räder. Das funktioniert übrigens selbst auf extrem rutschigem Untergrund und ohne dass der Fahrer dazu irgendein Pedal betätigen müsste.

Ergänzt wird der Spitzenbenziner von einen zwei Liter großen Vierzylinder-Ottomotor. Ihn gibt es in den beiden Leistungsstufen mit 200 PS (XE 20t) sowie 280 Newtonmeter Drehmoment sowie als XE 25t mit 240 PS und 340 Newtonmeter Drehmoment. Auch dieser Motor bringt seine Kraft über eine 8-Automatik von ZF auf die Straße.

Last but not least, kann sich auch Jaguar – zumindest in Europa – nicht der Nachfrage nach modernen und sparsamen Selbstzündern verschließen. Hierzu haben die Briten deshalb eine  völlig neue Diesel-Motoren-Generation aufgelegt. Diese neuen Ingenium-Diesel kommen erstmal im XE zum Einsatz. Zur Markteinführung des XE sind zwei Versionen des Euro6-Motors verfügbar. Im XE 20d stemmt der zwei Liter große Vierzylinder-Turbodiesel 180 PS und satte 430 Newtonmeter Drehmoment auf seine Kurbelwelle. Dazu gibt es einen 163 PS starken Motor, der mit einem Normverbrauch von 3,8 Litern glänzt. Mit dieser XE E-Performance genannten Variante nimmt Jaguar die Vorgaben im zunehmend wichtigeren Flottenmanagement ins Visier. Der Verbrauch während unserer Testfahrten im Großraum Lüneburg betrug 4,5 Liter Diesel je hundert Kilometer.

Fünf Modell-Linien

Beim Jaguar XE stehen fünf Modell-Linien zur Wahl: Pure, Prestige, Portfolio, R-Sport und S. Die Basisausstattung Pure zeigt sich im Interieur mit einem glänzend schwarzes Finish für diverse Verkleidungen. In der höheren Ausstattungsversion Prestige wertet Leder mit Kontrastnähten und klimatisierte Sitze sowie eine phosphorblaue Ambiente Beleuchtung den Innenraum auf. Die Mitelkonsole und Türtafeln tragen Oberflächen in gebürstetem Aluminium. Die Ausstatungsversion Portfolio Zeigt sich mit einer Lederveredlung im Fischgrätmuster. Das Finish von Instrumententräger und Türverkleidungen sind in einem zweifarbigen Kontrastton gehalten. Die R-Sport-Ausstattung bietet Sportsitze in Leder – aber mit Mittelbahnen aus speziellen Gewebe. Applikationen und Türabdeckungen bestehen aus einem lasergravierten Aluminium. An Türeinstiegsleisten und am Sportlederlenkrad deuten „R-Sport“-Logos auf die Ausstattungsversion hin. Bei dieser Version gibt es auch einige Aufwertungen beim Fahrwerk und Exterieur.

Die Maßnahmen umfassen hier einen dezenten Heckspoiler, chromierte seitliche Luftauslässe sowie ein werkseitiges Sportfahrwerk. Die Topausstattung „S“ wird ausschließlich mit dem 3,0 Liter großen V6-Kompressor-Motor erhältlich sein. Der XE S erhöht den Komfortlevel über Ledersitzen mit Velourseinsätzen. Hier zeigen sich Türeinstiegsleisten und Sportlederlenkrad mit einem „S“-Logo. Die Applikationen an den Türverkleidungen und Armaturenbrett sind in Aluminium mit einer Maschenoptik gehalten. Die Mittelkonsole kontrastiert mit einem Finsh in Hochglanz-Schwarz. Beim Exterieur zeigen größere Lufteinlässe im vorderen Stoßfänger, ausgestellte Türschweller sowie eine Doppelrohr-Auspuffanlage in einem glänzend schwarz lackierten Heckstoßfänger um welches Modell es sich hierbei handelt. Ergänzt wird dies von rot lackierten Bremssättel. Gegen Aufpreis liefern die Briten werkseitig 20 Zoll große Leichtmetallfelgen mit dem besonderen Speichendesign in „Propeller“-Optik.

Technische Daten Jaguar XE-S 3,0
Hersteller: Jaguar
Karosserie: 5-Türig
Motor: 3,0-Liter-Ottomotor, Twin-Vortex-Kompressor,
strahlgeführte Direkteinspritzung, DOHC
Zylinderanordnung V6
Abgansnorm
Euro6
Hubraum: 1.248 ccm
Leistung Benzinmotor: 250 kW (340 PS) bei 6.500 U/min
Drehmoment Motor: 450 bei 4.500 U/min
Antrieb
Heckantrieb
Getriebe:
ZF 8HP45 8-Stufen-Automatik
Von 0 auf 100 5,1 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Verbrauch (ECE) 8,1 Liter
CO2-Ausstoß 194 g/km
Kraftstoff: Benzin
Tankinhalt 63 Liter
Kofferraumvolumen (nach VDA-Norm) 455 Liter
Länge/Breite/Höhe/Radstand in mm 4.672/2.075/1.416/2.835
Leergewicht 1.665 kg
Jaguar XE S ab 54.600 Euro

Kraftentfaltung und Fahrdynamik

In der Region Lüneburg sowie auf dem ADAC Fahrsicherheitszentrum Hansa hatte unsere Redaktion Gelegenheit zu Testfahrten mit dem neuen Jaguar XE. Neben dem XE 20d waren wir auch mit dem S unterwegs. Mit vernünftigem Selbstzünder verliert der XE etwas von seinem Reiz. Der 180 PS starke Motor läuft absolut frei von Vibrationen. Dazu tragen (vermutlich) die Ausgleichswellen des Motors bei. Zudem gibt es Details wie eine Akustikabdeckung der Ölwanne.

Der deutlich schärfere S ist ein anderes Kaliber. Der Jaguar XE S hat das Potenzial auch eingefleischte BMW-Fans zu erobern. Die (gegen ausfpreis erhältliche) adaptive Dämpfung des Sportlers macht den S ausgesprochen ausgewogen. Wie selten bei einem (Mittelklasse!-)Fahrzeug zuvor stehen Komfort und Dynamik beim Jaguar XE S im Einklang. Die neu entwickelte elektromechanische Lenkung empfande wir als wunderbar präsent, präzise und absolut direkt.
Preisübersicht Jaguar XE  (unverbindliche Preisempfehlungen inkl. 19 % Mwst.)

PURE Leistung
kW (PS)
Preis
in € inkl. Mwst.
XE E-Performance 120 (163) 36.500,00
XE 20d 132 (180) 36.500,00
XE 20t 147 (200) 36.450,00
XE 25t 176 (240) 39.750,00
PRESTIGE
XE E-Performance 120 (163) 38.750,00
XE 20d 132 (180) 38.750,00
XE 20t 147 (200) 38.700,00
XE 25t 176 (240) 42.000,00
PORTFOLIO
XE E-Performance 120 (163) 41.300,00
XE 20 d 132 (180) 42.000,00
XE 20t 147 (200) 41.950,00
XE 25t 176 (240) 45.250,00
R-SPORT
XE E-Performance 120 (163) 39.700,00
XE 20d 132 (180) 40.400,00
XE 20t 147 (200) 40.350,00
XE 25t 176 (240) 43.650,00
S
XE S 250 (340) 54.600,00

Der satte Sound des S haben die britischen Sounddesigner gut hinbekommen. Von zurückhaltend bis aufdringlich ist mit diesem Sechszylinbder alles möglich. Die Maschine verfügt über eine gehörige Portion Wumms. Dank des hohen Drehmoments läßt sich auf Wunsch aber genausogut untertourig cruisen. Auf kurvigen Strassen ist die heckgetriebene Limousine in ihrem Element: Die extra für den XE entwickelte Mehrlenkerhinterachse sorgt für eine geradezu magische Kurvenstabilität. Auf der Autobahn sorgt die elektronisch auf 250 Kilometer pro Stunde limitierte Höchstgeschwindigkeit für eine Begrenzung des Vortriebs.

Das Basismodell markiert den Einstieg zu Preisen ab mindestens 36.450 Euro. Das liegt auf dem Niveau der Wettbewerber. Für den Jaguar XE S müssen mindestens 54.600 Euro angelegt werden. 

Fazit: Eine Alternative im anflug

Die Briten sind zurück. Mit dem XE hat Jaguar jetzt eine Limousine im Angebot, die in der gehobenen Mittelklasse für reichlich Wettbewerb sorgen dürfte. Ein Top-Design, moderne Antriebe und aufwändige Fahrwerksabstimmungen sorgen neben Komfort auch für jede Menge Fahrspass. Das neue Angebot in der Mittelklasse stellt eine echte Alternative zu den deutschen Platzhirschen dar. Soviel ist sicher – der BMW 3er, die Mercedes C-Klasse sowie Audi A4 können sich schon mal warm anziehen.

Jaguar XE S My 2016
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