Japanischer Kleinwagen erstaunlich talentiert
Toyota, Peugeot und Citroen teilen sich eine Kleinwagen-Plattform. Dennoch sorgen unterschiedliche Ausstattungsoptionen für die nötige Differenzierung und Abstand zueinander.
Der Aygo ist der kleinste Toyota und erhielt 2018 eine neue Front und eine Aktualisierung des Infotainment-Systems samt seiner Konnektivität. Wir hatten nun die Gelegenheit den pfiffigen Kleinwagen mit Faltdach im Alltag zu fahren.
Der Aygo, der sich Plattform und Technik mit Citroen C1 und Peugeot 108 teilt, wurde 2014 eingeführt und erhielt 2018 eine Auffrischung. Hierzu muss man wissen, dass Kleinstwagen im A-Segment mit Verbrenner sind eine bedrohte Spezies. Den Smart Fortwo den Skoda Citigo und Seat Mii gibt es nur noch elektrisch. Umso bemerklenswerter ist der Erfolg von Mitsubishi Spacestar und Toyyta Aygo. Selbst Ford und Opel verabschieden sich aus dem A-Segment mit dem Ford Ka respektive Opel Karl. Kein Segment ist härter umkämpft als das A-Segment, weil nirgendwo die Nachfrage so preisreagibel ist und die Kunden so sehr auf den Euro schauen.
Optik
Mit seiner modernen Optik kann sich der kleine Toyota sehen lassen. Die Frontpartie mit stilisiertem X des 3,47 Meter kurzen Stadt-Kleinwagens präsentiert sich mit dreidimensionaler herausgearbeiteter Nase. Neben dem X in der Nase offeriert Toyota frische Farben und jede Menge Deko-Elemente und ein seit der Modellpflege 2018 aufgefrischtem Kombiinstrument. Der Dreizylinder in seiner jüngsten Evolutionsstufe mobilisiert seit 2018 nun 72 PS und ist das einzige Triebwerk.
Interieur
Die Sitzposition vorne ist nicht nur für einen Kleinstwagen außerordentlich gut. Vorne sitzt man im Aygo auch jenseits der 1,85 durchaus kommod. Selbst für großgewachsene Personen der 1,9 Meter-Klasse erstaunt die Kopf- und Schulterfreiheit. Das Platzangebot im Fond des Viersitzer ist dagegen eher dürftig. Nach vorne sind die Sichtbedingungen für den Fahrer sehr gut. Bei dem getesteten Fünftürer schränken die breite C-Säule und das nach oben zulaufende Seitenfenster die Sicht nach hinten ein. Diesem Umstand begegnet Toyota mit einer Rückfahrkamera. Das Kofferraumvolumen beträgt 168 Liter. Störend sind hier die hohe Ladekante über die das Ladegut gehievt werden muss. Mehr Platz läßt sich durch Umklappen der im Verhältnis 50:50 geteilten Rücksitze schaffen.
Antrieb
Die Auswahl beim Antrieb ist übersichtlich. Nach wie vor steht ausschließlich ein Dreizylinder mit einem Liter Hubraum für den Vortrieb zur Wahl. Ein Hybridantrieb ist zwar in Aussicht gestellt – aber immer noch nicht erhältlich. Der Benziner schickt 72 PS und 95 Nm an die Vorderräder. Das reicht dem 910 Kilogramm schweren Zwerg für 14,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und immerhin zu 160 km/h Spitze. Geschaltet werden kann per manuellem Fünfganggetriebe wie in unserem Testwagen oder einer automatisierten Schaltbox. Die Höchstgeschwindigkeit des Aygo wird mit 160 km/h angegeben. Trotzdem empfiehlt sich der Kleine primär für die Stadt und deren Umland – die Autobahn ist nicht das bevorzugte Revier des 72-PS-Saugmotors. Der kernig klingende Motor muss recht hochtourig gefahren werden, um richtig in Schwung zu kommen. Der Hersteller gibt einen Normverbrauch von 4,1 Litern pro 100 Kilometer an und bewegt sich damit im klassenüblichen Durchschnitt. Wir fuhren den Kleinwagen mit knapp unter 5 Litern. Bei schneller Autobahnfahrt sind 6 Liter realistisch.
Fahreigenschaften
Insgesamt sind wir von den Fahrleistungen und -qualitäten sowie Komfortniveau des gemeinsam mit PSA entwickelten Kleinwagens sehr positiv überrascht. Hierzu trägt vor allem das ausgeklügelte Fahrwerk des Aygo bei. Die neu entwickelte Torsionslenker-Hinterachse überzeugt in der Kombination mit der McPherson-Vorderachse. Auch Lastwechsel sind für den stets gut beherschbaren und zum untersteuern neigenden Toyota Aygo kein Problem. Übertreibt man es, schiebt der Aygo ganz fronttriebler-typisch über die Vorderräder, lässt sich aber wieder gut einfangen. Die Lenkung erweist sich als präzise und direkt. Ein enger Wendekreis von nur 9,60 Metern machen ihn unschlagbar wendig. Der Toyota bremst zuverlässig. Auch wenn an der Hinterachse nur Trommel-Bremsen verbaut sind, die aber dennoch einen guten Job erledigen.
Technische Daten Toyota Aygo X-Sky (AB2) - 5-Türer | |
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Hersteller: | Toyota |
Karosserie: | Kleinstwagen |
Motor: | 1.0 Liter Dreizylinder VVT-i |
Getriebe: | 5-gang manuell |
Antrieb: | Frontantrieb |
Hubraum: | 998 ccm |
Emissionsklasse: | Euro 6d-ISC-FCM |
Drehmoment: | 95 Nm bei 4.300 U/min Ottomotor |
Von 0 auf 100: | 14,2 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Verbrauch (ECE): | 4,1 Liter |
CO2-Ausstoß: | 93 g/km |
CO2-Effizienzklasse | B |
Kraftstoff: | Benzin |
Wendekreis: | 9,6 Meter mit Bereifung in 14" |
Kofferraum: | 168 bis 812 Liter |
Dachlast: | 50 kg |
Tankinhalt: | 36 Liter |
Leergewicht/Zuladung: | 915 kg/325 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 3.465/1.615/1.460/2.340 mm |
Basispreis X-Sky: | 15.002,02 Euro (16% MWSt) |
Preise und Extras
Die Basis des Aygo startet ab 10.274,29 Euro. Aber dann ist der Aygo eher eine rollende 3-türige Verzichtserklärung für Komfort-Verächter. Trotzdem umfasst bereits hier die Grundausstattung unter anderem sechs Airbags, ESP, einer Berganfahrhilfe, ein Reifendruckwarnsystem und höhenverstellbares Lenkrad samt Servo-Unterstützung. Auch Bordcomputer und Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten sind Bestandteil des Serienumfang ab Basis.
Mit Klimaanlage, Zentralverriegelung und Radio geht es ab 12.399,33 (5-türig: 12.740,50) in der Variante „x-play connect“ inkl. Internet-Anbindung, Multimedia-Bildschirm und Rückfahrkamera weiter. Die von uns gefahrene Variante „X-Sky“ mit Faltdach und jede Menge Luft nach oben startet ab mindestens 15.002,02 Euro.
Dass der Aygo die Spur hält, nach vorne blickt und zur Not selbst bremst, ist nicht Bestandteil der Serie – der Aufpreis für das „Safety-Sense“-Paket hält sich mit 341,80 Euro allerdings in fairen Grenzen. Diese Ausgabe ist gut investiert. Der Toyota Aygo Facelift (2018) schneidet im NCAP-Crashtest ohne optionale Sicherheitsausstattung nur mit drei von fünf Sternen ab. Mit Sicherheitspaket kommt der Kleinstwagen auf respektable vier Sterne.
Ausblick auf das Modelljahr 2021
Bei allen Aygo-Modellen ab Juni 2020 bietet das Audiosystem Digitalradio (DAB+). Unser Testwagen verfügte noch über das alte Infotainment-System. Alle neuen Fahrzeuge erfüllen außerdem die Abgasnorm Euro 6d-ISC-FCM, die ab Januar 2021 verpflichtend ist. Nach wie vor sorgt der bekannte Dreizylinder-Motor mit 1,0 Liter Hubraum und 72 PS für den Vortrieb.
Zusätzlich können Kunden die Vorteile von MyT Connected Services ohne Zusatzkosten nutzen. Dazu gehört eine Smartphone-App, die für Apple- und Android-Geräte kostenlos erhältlich ist. Sie bietet nach der Registrierung von Fahrer und Fahrzeug einen Parkpositionsfinder (zum Auffinden des geparkten Aygo) und eine Fußgängernavigation.
Die App verschafft auch Einsicht in Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Beschleunigung oder Laufleistung und erinnert, wenn Inspektionen oder auch Batteriewechsel anstehen. Außerdem kann über die App auch ACN (Automatic Crash Notification) genutzt werden. Ein Erschütterungssensor im Fahrzeug benachrichtigt per App, wenn der geparkte Aygo durch ein anderes Auto beschädigt wird.
Fazit: Hoher Nutzwert mit frechem und selbstbewussten Auftritt
Kleinstwagen mit Verbrenner sind eine aussterbende Spezies: Umso überzeugender präsentiert sich der Aygo. Der Kleinwagen punktet mit seinem formal sehr eigenständigen Design, seinen überdurchschnittlich guten Multimedia-Möglichkeiten sowie auch seinen Fahrleistungen und Variabilität auf kleinstem Raum. Wirklich gut ist auch das Faltdach. Die insbesondere im Stadtverkehr vollkommen ausreichenden Fahrleistungen des sparsamen 72 PS-Dreizylinder machen ihn zu einem guten Alltagsbegleiter, der genügend Platz für Beifahrer und Einkäufe bietet.
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