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DAT Diesel-Barometer: Situation beim Handel bleibt angespannt

Nur die Hälfte der Händler bildet Rückstellungen für drohende Verluste

 

Gebrauchtfahrzeugwerte für Diesel-Fahrzeuge bleiben unter dem Niveau des Vorjahrs, gebrauchte Benziner sind im Wert gestiegen. Der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) liegen die Ergebnisse einer erneuten Befragung beim Handel vor. Hier die Ergebnisse im Überblick:

1) Marktlage uneinheitlich: Betrachtet man die Zahlen des KBA, so liegt der Neuwagenmarkt leicht über Vorjahr, der Gebrauchtwagenmarkt leicht darunter. Im Detail zeigt sich: Seit Januar 2017 sind im Vergleich zum Vorjahr 12 % weniger Diesel neu zugelassen worden, gleichzeitig sind 12 % mehr neue Benziner auf den Markt gekommen. Der Diesel-Gebrauchtwagenmarkt liegt kumuliert seit Januar 3 % unter dem Vorjahr, bei den Benzinern mit -1 % nahezu auf Vorjahreswert.

2) Gebrauchte Diesel zu vermarkten ist schwieriger geworden: Eine Analyse der Befragungen im Trend seit Mai 2017 zeigt, dass eine gestiegene Zahl an Händlern (von 34 % auf 55 %) ihre Diesel-Gebrauchtwagen je nach Alter und Zustand über andere Kanäle vermarktet. Bei 87 % der Händler stehen gebrauchte Diesel länger. Dieser Wert lag im Mai noch bei 62 %. Ein Diesel-Gebrauchtwagen kostet derzeit pro Tag und Fahrzeug im Schnitt 28 Euro. Ebenfalls mehr Händler (von 40 % auf 58 %) gaben zudem an, dass die Bestelldauer von neuen Benzinern zugenommen habe.

3) Verbrennungsmotoren weiterhin stark nachgefragt: 53 % der befragten Händler berichteten, dass in den Kundengesprächen das Interesse an alternativen Antrieben zwar gestiegen sei. Gekauft werden allerdings nach wie vor nahezu ausschließlich reine Verbrenner. Von den rund 2,8 Mio. Neuzulassungen seit Jahresbeginn entfallen 93 Tsd. auf alternative Antriebsarten, das entspricht 3 %. Von den bislang rund 6,1 Mio. Besitzumschreibungen seit Anfang 2017 entfallen gut 105 Tsd. auf alternative Antriebe. Das entspricht 2 %. Bei den Neuzulassungen muss beachtet werden, dass nur rund ein Drittel aller neuen Pkw von Endverbrauchern gekauft werden.

4) Umweltprämien sorgen für steigendes Interesse an alternativen Antrieben: Im Vergleich zur letzten Händlerbefragung zeigt sich ein steigendes Interesse an mehr neuen Euro-6-Dieseln (+ 5 Prozentpunkte), ein steigendes Interesse an neuen Benzinern (+ 15 Prozentpunkte) und ein gestiegenes Interesse an neuen Pkw mit alternativen Antrieben (+ 14 Prozentpunkte). Nur noch 17 % der Händler berichtete, dass die Umweltprämien keine Auswirkungen hätten.

5) Diesel-Gebrauchtwagenwerte liegen erneut in diesem Jahr unter dem Vorjahresniveau: Die Werte von dreijährigen Diesel-Gebrauchtwagen über alle Modelle und Marken erreichten im Oktober einen Wert von noch 53,9 % des ehemaligen Listenneupreises. Damit ist der Rückgang weniger deutlich als noch im Sommer, allerdings liegen die Werte je nach Marke, Modell oder auch Fahrzeugsegment darunter oder darüber. Erfreulich ist die Entwicklung der gebrauchten Benziner. Dies zeigt, dass zahlreiche Menschen in Deutschland weiterhin auf individuelle Mobilität angewiesen sind und z.B. aufgrund der familiären Situation oder des Zustandes des bisherigen Fahrzeugs ein neuer/gebrauchter Pkw angeschafft werden musste. Aufgrund der weiterhin guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland sind die Menschen auch bereit, in ihre Mobilität zu investieren.

6) Standtage von gebrauchten Diesel-Pkw gestiegen: Nach der 101-Tage-Marke im August stehen gebrauchte Diesel-Pkw im Oktober durchschnittlich 100 Tage, bis sie verkauft werden. Die Differenz zu den vergleichbaren Benzinern liegt bei 19. Sie kommen auf 81 Tage.

7) Strategien des Handels: Die große Mehrheit der Händler (84 %) muss aufgrund der aktuellen Situation ihre gebrauchten Diesel mit höheren Abschlägen verkaufen und gleichzeitig auch die Inzahlungnahmen niedriger ansetzen. In diesem Zusammenhang berichteten nur 52 % der Händler, dass sie bereits Rückstellungen für drohende Verluste gebildet haben. Damit wird möglichen Risiken entgegengewirkt, die bei der Vermarktung zurückkommender Leasingfahrzeuge entstehen können. Zahlreiche Händler betreiben ein aktives Großkundengeschäft als zusätzliche Ertragssäule. Daraus resultieren stets Fahrzeuge, die der Handel nach einer vorher vereinbarten Laufzeit auf eigenes Risiko vermarkten muss. Um dieses Risiko weiter zu verringern, sprechen immerhin 22 % der Händler mit ihren Firmenkunden, um je nach Mobilitätsbedarf einen Teil der Diesel-Pkw in den Fuhrparks bei der nächsten Bestellung durch Benziner zu ersetzen. Allerdings ist die große Mehrheit der Firmenkunden aus Kostengründen weiterhin auf effiziente, sparsame Dieselmotoren angewiesen. Zudem sind diese nach aktuellem Stand aufgrund ihrer modernen Technologie nicht von möglichen Fahrverboten betroffen.

8) Umweltprämie führt zum Teil zur Verschrottung von Pkw: Die von den Automobilherstellern initiierten Umweltprämien führen beim Handel dazu, dass mehr Pkw mit neuester Antriebstechnologie verkauft werden. Die dafür vom Handel in Zahlung genommenen Gebrauchtwagen werden etwa zur Hälfte weiterverkauft. 44 % der Fahrzeuge werden verschrottet und damit dem Markt vollständig entzogen.

Marcus Stein, Geschäftsführer Autohaus Staiger GmbH, Stuttgart und Mitglied des DAT Experten-Arbeitskreises Diesel: „Seit Beginn der Diskussion um den Diesel spüren wir ein gestiegenes Interesse der Endverbraucher an alternativen Antrieben. In der Realität führen aber der Preis und auch die langen Lieferzeiten oftmals dazu, dass sich die Interessenten für einen Benziner entscheiden. Im Gespräch mit den Flottenkunden spüren wir dagegen, dass von der großen Mehrheit der Kunden kein Wechsel von Diesel-Pkw auf Benziner beabsichtig wird. Dies liegt neben den deutlich effizienteren Motoren auch daran, dass moderne Diesel nach derzeitigem Stand nicht von den Fahrverboten betroffen sind.

Was die verkauften Pkw insgesamt betrifft, so sehen wir, und das zeigen auch die KBA-Zahlen, dass die Volumen an gebrauchten Diesel-Pkw nur leicht zurückgegangen sind. Allerdings sind die Bruttoerträge an den Fahrzeugen deutlich gesunken. Auch bei den Standzeiten sehen wir seit Jahresbeginn kaum eine Veränderung, was damit zusammenhängt, dass jeder Händler ein für sich strategisches Maximum an Standtagen festlegen muss, bevor er sich von diesen Fahrzeugen trennt. Werden diese Fahrzeuge dann über Händler, Auktionen oder andere Kanäle vermarktet, bleibt an diesen Pkw kaum Ertrag für den Handel. Für 2018 erhoffen wir uns endlich klare Aussagen und belastbare Rahmenbedingungen seitens des Gesetzgebers, um die Unsicherheit bei Handel und Verbrauchern zu beseitigen.“