Die GL-Familie bei Mercedes wächst
Viel Licht und bis zu sieben Sitze in praktischer Würfelform: Der Mercedes GLB muss im Test mit kräftigem Diesel und Allrad zeigen, was er kann.
Der GLB soll all das virtuos können, was der Mercedes GLA nicht beherrscht: Es ist groß, variabel und geräumig und ungemein praktisch. Ein Van im SUV-Kleid also. Für den Einzeltest haben wir uns für den Mercedes GLB 220d 4Matic mit leistungsstarkem 2,0-Liter-Diesel und Allradantrieb samt dritter Sitzreihe mit bis zu sieben Sitzplätzen entschieden. Die beiden hinteren Sitzplätze in Reihe 3 sind nur Notsitze und für Personen bis 1,68 Meter zugelassen, aber für Kinder genügt dies häufig. Montiert wird der neue GLB im Werk Aguascalientes (Mexiko) sowie für den chinesischen Markt in Peking.
Design
Die kraftvollen Proportionen des GLB unterstreichen das offroad-orientierte Design: Die Formgebung ist flächenbetont und arbeitet mit reduzierten Linien. Die aufrechte Frontpartie mit den markanten Scheinwerfern zeugt ebenso von Offroad-Genen wie die kurzen Überhänge vorne und hinten. Die über den Schweller greifenden Türen erhöhen zum einen den Einstiegskomfort, halten zum anderen die Türausschnitte von Verschmutzung frei und erhöhen den Aufprallschutz bei einem Seitencrash. Umlaufende und schützende Claddings gliedern die Gesamtproportion und unterstreichen ebenso wie der optische Unterfahrschutz vorne und hinten den Offroad-Charakter.
Der neue GLB präsentiert sich kastenförmig und hebt sich wohltuend von der Standard-Optik vieler Kompakt-SUV wohltuend ab. Der GLB strebt nach Nutzen und weniger nach einem zweifelhaften Coolness-Faktor. Dies ist beabsichtigt, da Mercedes den GLB auch als Van-Alternative vermarkten möchte. Hier zählt dann Variabilität und Raumökonomie. Bei den Abmessungen überragt der GLB mit einer Fahrzeuglänge von rund 4.646 mm und einer Breite von 2.020 mm (inkl- beider Spiegel) sowie eine Fahrzeughöhe von 1.701 mm (mit Dachreeling) sogar den höher positionierten GLC.
Interieur
Wer hinter dem Volant Platz nimmt, genießt einen hervorragenden Rundumblick durch große Fensterflächen. Das Raumgefühl ist luftig, wegen der großen Fenster und des nicht zu wuchtigen Armaturenbretts. Im Mercedes GLC, der eine Klasse höher rangiert, mag der Sitzkomfort marginal komfortabler ausfallen. Aber dafür ist der GLB übersichtlicher. Der Komfort im neuen Mercedes GLB (2019) kommt trotzdem nicht zu kurz. Die Sitze punkten auf allen Plätzen mit einem guten Seitenhalt und voller Langstreckentauglichkeit. Hierzu tragen die bequemen Komfortsitze vorn mit ausziehbarer Beinauflage (je nach Ausstattungsversion Bestandteil des Serienumfangs) bei. Insgesamt präsentiert sich das SUV als ein geräumiges und komfortabel sowie geschmackvoll eingerichtetes SUV.
Punkten kann der GLB auch über das bei Mercedes übliche Widescreen-Cockpit mit MBUX. Das Cockpit im neuen Mercedes GLB lässt sich den Präferenzen oder der vorherrschenden Stimmung anpassen: Neben klassischen Anzeigen mit edlem Ambiente gibt es die sportliche Hightech-Turbinen-Optik mit Schwarz/Gelb-Kontrast, eine auf progressiv getrimmte digitale Anzeigenwelt sowie einen Dezent-Modus mit stark reduzierten Informationen.
Das Rohrelement in gefräster Alu-Optik, das in der Instrumententafel vor dem Beifahrer platziert ist, sorgt für eine robuste Offroad-Optik und suggeriert Qualität. Offroad-typisch geht es auch auf der Mittelkonsole und an den Türverkleidungen weiter: Alu-Haltegriffe sorgen für einen rustikalen Look. Schick zu sein, das vermag der Mercedes natürlich auch – zumindest gegen ordentlich Zuzahlung. Gutes Beispiel sind die sauber eingepassten Holzelemente vor dem Beifahrer, hier aus offenporiger Linde, oder die hochwertigen Lederbezüge, die dem GLB sehr gut stehen. Harten Kunststoff gibt es zwar ebenfalls im GLB, aber immerhin haben die Schwaben ihn gut versteckt und v.a. auf den unteren Bereich begrenzt.
In Reihe zwei herrschen üppige Platzverhältnisse mit ausgezeichneter Kopf- Knie und Ellbogenfreiheit. Zudem läßt sich die Bank verschieben, die Rückenlehne kann in der Neigung verstellt werden. Das funktioniert bedienfreundlich mit feiner Rasterung über Schlaufen oder Hebel in den Lehnen. Die Rückenlehne im Testwagen ist dreigeteilt, der mittlere Teil muss jedoch separat umgelegt werden. Die beiden zusätzlichen Einzelsitze in der dritten Reihe sind für Kinder und kleinere Erwachsene durchaus bequem und dank der längs verschiebbaren zweiten Sitzreihe gut erreichbar. Die abfallende Dachlinie sorgt für wenig Kopffreiheit. Komfortdetails in der dritten Reihe sind zwei Getränkehalter zwischen den Sitzen sowie zwei Ablagefächer mit gummierter Einlage links und rechts in der Laderaumverkleidung, ausgestattet jeweils mit einer USB-Ladebuchse. Die zwei Notsitze lassen sich bei Nichtbenutzung mit einem Handgriff schnell im Ladeboden eben versenken.
Platz gibt es für bis zu sieben Personen oder 1.800 Liter Gepäck
Der Kofferraum fasst – je nach Einstellung der variablen Rücksitzbank – 515 bis 1.805 Liter. Die gute Raumökonomie sowie die Variabilität ermöglicht der lange Radstand, der hier mit 2,83 Metern die üppigen Maße der C-Klasse erreicht. Das Kofferraumvolumen im kompakten Mercedes-SUV beträgt bis zu 565 Liter, mit dritter Sitzreihe im Siebensitzer sind 500 Liter übrig. Doch der Laderaum bleibt eben, die Ladekante liegt für ein SUV recht niedrig. Maximal bringt der GLB 1.680 Liter auf ebener Fläche unter. Fehlt die dritte Sitzreihe, sind es sogar 1.800 Liter. Viel Platz also für Freizeit und Familie.
MBUX
MBUX steht für „Mercedes-Benz User Experience“ und beinhaltet die komplette Anzeige im Cockpit, also Tacho und hochauflösendem Infodisplay. Das in unserem Testwagen verbaute MBUX-Highendsystem ist ab der Ausstattung Stlye erhältlich und besteht aus einer Festplatten-Navigation, Smartphone Integration, Kabelloses Ladesystem für mobile Endgeräte Multifunktions-Telefonie, Konnektivitäts-Paket Navigation, Volldigitales Instrumenten-Display, MBUX Augmented Reality für Navigation und Verkehrszeichen-Assistent. Mit dem Verkehrszeichen-Assistenten mit Hilfe der Kamera und der Navigationsdaten sind die gültige Geschwindigkeit immer im Blick. In komplexen Verkehrssituationen vernetzt MBUX Augmented Reality für Navigation die virtuelle Welt mit der realen. Die Technik blendet grafische Navigations- und Verkehrshinweise in Live-Bilder ein. Die Visualisierung funktioniert erstaunlich gut.
Antrieb
Den Einstieg markiert der GLB 200 mit 1,33-Liter-Benziner (163 PS) und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Hier beträgt der Preis knapp 36.377 Euro. Der kleinste Diesel startet als GLB 180d (116 PD, 8G-DCT) ab mindestens 37.560,80 Euro. Die 190 PS des von uns gefahrenen GLB 220 d 4Matic sorgen dabei für gute Fahrleistungen. Der SCR-gereinigte Selbstzünder stemmt dabei ein Drehmoment von 400 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. In 7,6 Sekunden beschleunigt der Schwabe laut Werk auf Tempo 100. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei 220 km/h Spitze. Dabei verhält sich der Verbrauch noch moderat. Die Werksangabe beträgt : Wir hatten einen kombinierten Testverbrauch von 7,1 Litern Diesel je hundert gefahrene Kilometer bei einer flotten Gangart und Allradantrieb. Das sind gut 2 Liter mehr als die NEFZ-Herstellerangabe. Aufgrund der Fahrzeuggröße in Kombination mit Allrad und Automatik, respektive der abgerufenen Fahrleistung geht der Vebrauch absolut in Ordnung.
Fahreigenschaften
Im Gegensatz zum größeren GLC bieten die Schwaben für den GLB keine Luftfederung an. Trotzdem ist der Mercedes GLB ein typischer Mercedes. Das Stahlfeder-Fahrwerk ist dafür über jeden Zweifel erhaben. Es verfügt n allen Versionen über die millionenfach bewährte Mercedes-Mehrfachlenker-Hinterachse. Eine Empfehlung ist die unserem Testwagen verbaute optionale adaptive Dämpferregelung. Er rollt für ein Kompakt-SUV mit 19-Zoll-Rädern komfortabel über Unebenheiten. Während unserer Testfahrten punktet der GLB mit sensiblem Ansprechverhalten: Kleine Fahrbahnunebenheiten bügelt das Fahrwerk gekonnt aus, Schlaglöcher und schlechte Wegstrecken gelangen nur sehr gedämpft zu den Insassen durch. Kurze, harte Stöße vermag das Fahrwerk nicht vollständig zu kaschieren. Bei zügiger Fahrweise mit unerwünschten Nachschwingen empfiehlt sich der Sport-Modus. In diesem Modus spricht die präzise und feinfühlige Lenkung etwas direkter an und 30 statt 20 Prozent des Drehmoments an die Hinterhand geleitet. Mit dem in unserem Testwagen verbauten Verstellfahrwerk strafft sich dann spürbar die Federung, lässt trotzdem noch genügend Komfort übrig und hält die Wankneigung in Grenzen. Der Mercedes GLB punktet mit überzeugenden Geradeauslauf, präsentiert sich aber dennoch agil und kurvenwillig.
Das permanent einsatzbereite Allradsystem 4Matic bietet eine vollvariable Momentenverteilung. Im Offroadmodus wird die Allradkupplung als Längssperre verwendet, wodurch der GLB auch etwas schwierigere Passagen abseits der Straße zu meistern vermag, als er jemals im Alltag bewältigen muss. Der maximale Böschungswinkel liegt bei 19,4 Grad vorne, bzw. 24,8 Grad hinten. Zudem profitiert das Fahrzeug von der enormen Bodenfreiheit (133 mm) im Kompaksegment, sowie dem Offroad-Fahrprogramm mit Bergabfahrhilfe (DSR) und enormen Kletterfähigkeiten bis 30% und mehr.
Technische Daten Mercedes GLB 220d 4Matic 8G-DCT | |
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Hersteller: | Mercedes |
Modelljahr / Baujahr seit: | MJ 2020 - ab 09/2019 |
Karosserie: | Kompakt-SUV |
Motor: | Zweiliter-Diesel |
Getriebe: | 8G-Doppelkupplungsgetriebe (DCT automatisch) |
Antrieb: | Allrad 4Matic |
Hubraum: | 1.991 ccm |
Emissionsklasse: | Euro 6d ISC-FCM |
Leistung: | 140 kW / 190 PS bei 3.800 U/min |
Drehmoment: | 400 Nm ab 1.600 -2.600 U/min |
Von 0 auf 100: | 7,7 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 220 km/h |
Verbrauch (ECE): | 5,1 – 4,8 Liter |
CO2-Ausstoß | 134 – 128 g/km |
CO2-Effizienzklasse | A |
Abgasreinigung | SCR mit AdBlue |
Kraftstoff: | Diesel |
Wendekreis: | 11,4 Meter |
Kofferraum: | 565 bis 1.800 Liter |
Ladekantenhöhe | 720 mm |
Anhängelast ungebremst / gebremst 12% | 750 / 2.000 kg |
Tankinhalt: | 60 Liter |
Leergewicht/Zuladung; | 1.735 kg / 515 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4.634/1.834/1.659/2.829 mm |
Testwagen Basispreis 200d 4 Matic - 190 PS | ab 44.219,20 Euro (16 % MWSt) |
Preise und Extras
Für die von uns getestete Version des GLB 220d 4Matic startet die Preisliste ab mindestens 44.219 Euro. Die volle Hütte des Testwagen nähert sich unweigerlich der magischen 70.000 Euro Schwelle. Das teuerste Extra aus der Preisliste sind das Navigation-Premium-Paket (u. a. mit Augmented Reality-Navigation) sowie das Technik-Paket mit adaptiven Dämpfern und Matrix-LED-Scheinwerfern, das nie ohne Assistenzpaket ausgeliefert wird. Nicht zu vergessen das Leder-Paket und die im Testwagen vorhanden Ausstattung Progressive mit allerlei optischen Zutaten. Alle aktuellen Mercedes-Benz Modelle sind serienmäßig mit dem Mercedes-Benz Notruf ausgestattet. Dieser ist über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeuges für die Kunden kostenfrei aktiv.
Fazit: Mercedes großer Wurf
Mit dem GLB unterbreitet Mercedes ein attraktives Angebau für die Zielgruppe derjenigen, denen der GLA zu klein und der GLC zu teuer ist. Er ist nicht schöner als der GLC aber deutlich praktischer. In der Summe seiner Eigenschaften ist der GLB zweifelsohne das geräumigste und praktischste Fahrzeug aller Modelle auf der Kompaktklassen-Plattform (MFA) von Mercedes. Platztechnisch verweist der GLB selbst die B-Klasse auf die Plätze. Zwar steht der GLB auf Basis der A und B-Klasse, doch er bietet enorm viel Platz und ist rundherum hochwertig verarbeitet. Das spiegelt sich dann letztlich auch bei der Preisgestaltung wider. Die Montage des GLB im Werk Aguascalientes (Mexiko) – hat aus unserer Sicht keine negativen Einfluß auf die Qualität. Unser Testwagen gab sich wie ein echter Mercedes ohne erkennbare Qualitätsmängel.
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