Neue Mild-Hybridantriebe (HEV) für die beiden kompakten Jeep-Modelle
Die Stellantis-Marke Jeep bringt eine neue elektrifizierte Motorengeneration für seine beiden kompakt-SUVs Renegade und Compass heraus. Nicht jeder hat eine Garage mit Steckdose oder Wallbox. Die neuen HEV-Jeeps ergänzen ab sofort das Angebot der vor einem Jahr eingeführten PHEV-Modelle. Renegade und Compass sind entsprechend dann zukünftig noch als Hybrid- oder Plug-in-Hybrid erhältlich.
Damit gibt es in Deutschland keinen Jeep mehr, der nicht zumindest über einen teilelektrifizierten Antriebsstrang verfügt. Das ist bei einer Marke, die sich über Geländewagen und SUVs definiert, eine grosse Herausforderung. Jeep setzt damit konsequent seinen Elektrifizierungsplan fort, der 2020 mit der Einführung der 4xe-Plug-in-Hybrid-Technologie für die SUVs Compass und Renegade und später für den Wrangler begonnen wurde. Aber gerade für Kunden ohne oder zu seltenen Ladeoptionen sind der Compass und Renegade e-Hybrid eine Option. Anfang 2023 folgt dann das erste vollelektrische SUV (BEV).
Die HEVs nutzen verbrennerseitig als Hauptantrieb den neuen 1,5-Liter-Turbobenziner mit Miller-Technik. Das Triebwerk ersetzt neben den bisherigen 1,3-Liter Benziner auch den 1,6-Liter-Diesel. Der 130 PS leistende Benziner (240 Nm) wird von einer E-Maschine im Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe mit 15 kW unterstützt. Mit dieser können bei Schleichfahrt auch kürzere Strecken rein elektrisch zurückgelegt werden. Eine externe Lademöglichkeit bieten die HEVs des Renegade und Compass nicht an. Der Batteriespeicher wird über Rekuperation (Bremsenergierückgewinnung) und den Benzinmotor geladen. Im direkten Vergleich zu den bisherigen Benzinern soll die Verbrauchsreduktion durch die milde Hybridisierung auf 48 Volt-Basis ungefähr 15 Prozent betragen.
Wir hatten Gelegenheit in Frankfurt den Jeep Compass wie auch den Renegade mit nahezu identischem e-Hybrid-Antrieb zu fahren. Der Jeep Compass hat Mitte des vergangenen Jahres, anlässlich des 80. Jubiläums der Marke, ein Facelift erhalten, das neben kosmetischen Korrekturen beim Exterieur vor allem im Interieur zu einer hochwertigeren Materialauswahl und zu intuitiverer Bedienung geführt haben.
Neuer Turbo-Benziner mit Miller-Technik
Das Uconnect-Infotainmentsystem wird mit angepassten Darstellungsoptionen für den Hybrid-Betrieb aufgerüstet. Darunter ist auch eine Darstellung für die Anteile des rein elektrischen Betriebs auf der zurückgelegten Strecke. Das System ist über die „Uconnect Box“ angebunden und läßt sich auch smart mit der Mobiltelefon-App steuern, ein Navigationsziel vom Smartphone in das Fahrzeug übertragen oder den Fahrzeugstatus abzufragen.
Bei den Upland-Versionen von Compass und Renegade handelt es sich um besonders umweltfreundliche Version, deren Ausstattung auf Nachhaltigkeit setzt. Zum Einsatz kommen besondere Lacke und Recyclingmaterial für Verkleidungen, Dachhimmel, Teppiche und Sitze. Für die Kunststoffverkleidungen kommen vorrangig Recycling-Kunststoffe zum Einsatz, die Sitzbezüge und die neu designten Fußmatten und der Dachhimmelwerden mit „Seaqual“ gewebt, das aus im Mittelmeer gesammeltem Kunststoff-Abfall gewonnen wird. Von außen sind die Upland-Jeeps unter anderem an der neuen Farbe Azure Green, dem schwarz abgesetzten Dach und Hauben-Aufklebern erkennbar.
Antrieb und Fahreigenschaften
Der milde Hybrid-Antrieb basiert auf einem modernen 48-Volt-Bordnetz. Basis ist der 1,5 Liter große Vierzylinder-Turbobenziner, der 130 PS mobilisiert und ein Drehmoment von 240 Newtonmetern auf die Kurbelwelle stemmt. Unterstützung erfährt der Turbobenziner von einem Elektromotor der im Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe integriert ist. Er leistet je nach Fahrphase bis zu 15 kW (20 PS) und trägt dann ein Drehmoment von bis zu 55 Newtonmetern bei. Das System entscheidet beim Fahren komplett automatisch, welcher Antrieb genutzt wird.
Gespeist wir der kleine E-Antrieb von einer wassergekühlten Lithium-Batterie mit einer Kapazität von etwas weniger als einer Kilowattstunde (kWh). Das reicht zur Unterstützung beim Anfahren und erlaubt den Betrieb im Stop-&-Go-Verkehr, ohne dass der Verbrennungsmotor gestartet werden muss. Eine externe Ladeoption des Akku fehlt. Beim Start des Verbrenners sorgt ein riemengetriebene Starter-Generator-Kombination für ein ruckfreies Anspringen. Auch die Gangwechsel des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes zeigen sich überaus sanft. Alles greift ruckfrei und elastisch ineinander. Der Antrieb erweist sich als sehr leise und kultiviert, obwohl der Tubobenziner im etwas rau-laufenden Miller-Cycle-Verfahren mit früher schließenden Einlassventilen arbeitet. Der Turbomotor zeichnet zudem ein relativ hohes Verdichtungsverhältnis von 12,5:1 aus. Während unserer Testfahrten hatten wir im Renegade wie auch im Compass nicht das Gefühl, untermotorisiert unterwegs zu sein. Beim zügigen Anfahren kaschiert die elektrische Anschubhilfe geschickt das Turboloch des aufgeladenen Verbrenners.
Jeep gibt für den Compass einen WLTP-Verbrauch von 5,7 bis 6 Liter an. Dieser Wert reduziert den Verbauch des Vorgänger-Benziners um gut 15 Prozent. Der Verbrauch während unserer nicht repräsentativen Testfahrt betrug 7,2 Liter mit hohem städtischen Fahranteil. Auf der Fahrt über Landstraßen meldete der Bordcomputer 6,5 Liter auf 100 Kilometer. Verbrauchswerte die in Anbetracht eines 1,6 Tonnen schweren SUV einen akzeptablen Verbrauchswert darstellen. Den Null-Hundert-Sprint erledigt der mild hybridisierte Compass in 10 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 193 Stundenkilometer. Der Renegade konsumiert laut WLPT-Herstellerangabe 5,7 bis 6,1 Liter je hundert gefahrene Kilometer. Den Null-Hundert-Paradesprint erledigt der Renegade in 9,7 Sekunden. Unser Testverbrauch betrug knapp über 7 Liter bei defensiver Fahrweise. Für genauere und repräsentative Angaben war die Testfahrt zu kurz.
Per e-Creeping lassen sich beide Modelle auf langsamer Fahrt kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen. Nach dem Loslassen des Bremspedals springt der Elektromotor an. Auch das Wiederanfahren mit sanften Tritt auf das Gaspedal aktiviert zuerst den e-Motor um sanft, leise und im reinen Elektromodus zu starten.
Alles in allem halten die mild hybridisierten Mini-SUV von Jeep ihr Versprechen eines geringfügig geringeren Verbrauch gekonnt mit Fahrspaß zu verbinden. Das gefühlte Fahrverhalten vermittelt kaum Unterschiede zu einem herkömmlichen Verbrenner-Modell. Der e-Hybrid päsentiert sich hellwach und harmonisch abgestimmt. Der Antrieb schaltet sich beim Anfahren blitzschnell zu und vermittelt auch in Last-Situationen einen Souveränen Leistungseindruck, da der E-Motor das benötigte Drehmoment augenblicklich beisteuert.
e-Parking
Ein besonderer Betriebsmodus des Hybridsystems ist das e-Parking. Mit dieser Technologie lassen sich Parkmanöver vollelektrisch, geräuschlos sowie lokal emissionsfrei absolvieren. Dank seiner Assistenzunterstützungen wie dem neuen Autobahn-Assistenten (Highway Assist) beherrscht der Jeep Compass sogar Level 2 des autonomen Fahrens. Dieses System erhält der Compass als erstes Jeep-Modell in Europa.
Preise
Den Mehraufwand läßt sich Jeep vergüten. Die Preise für die ab sofort bestellbaren Modelle liegen über den bisherigen Benziner- und Dieselversionen, die zugunsten der HEVs aus dem Programm genommen werden. Die Preisliste des Jeep Renegade E-Hybrid in der Ausstattungsversion „Limited“ starten ab mindestens 31.700 Euro. Das Upland-Modell startet zu Preisen ab 34.700 Euro und für die S-Ausstattung verlangt Jeep mindestens 36.700 Euro. Für den Compass E-Hybrid verlangt Jeep mindestens 39.600 Euro in der Basis-Version Limited. Zu Preisen ab 42.100 Euro startet der Compass in der Version „Upland“ und 44.100 Euro in der Topversion „S“. Die Ausstattung des Renegade ist ordentlich, da zum Beispiel Abstandsradar, Notbrems- und Spurhalteassistent ebenso serienmäßig sind wie eine gut funktionierende Verkehrszeichenerkennung, Einparkhilfe und manches mehr.
Technische Daten Jeep Renegade e-Hybrid 2022 | |
---|---|
Hersteller: | Jeep Stellantis |
Karosserie: | SUV der Kompaktklasse, viertürig mit 5 Sitzplätzen |
Motor: | 1,5 Liter - 4-Zylinder, in Reihe; quer eingebaut |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Antrieb | 2WD Front |
Hubraum: | 1.469 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6d Final |
Leistung: | 130 PS / 96 kW bei 5.500 U/min |
Drehmoment: | 240 bei 1.500 U/min |
Leistung e-Maschine | 20 PS / 15 kW |
Drehmoment e-Maschine: | 55 Nm (135 Nm am Getriebeeingang |
Batteriekapazität: | 0,8 kWh |
Batteriebauart und -Nennspannung | 48 V |
Batteriegewicht: | 13 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 191 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) in s | 9,7 Sekunden |
Kombinierter Normverbrauch (WLPT) | 6,1 - 5,7 Liter /100 km |
CO2-Ausstoß | 139 - 130 g/km |
Kraftstoff: | Benzin |
Tankinhalt | 48 Liter |
Leergewicht | 1.420 kg |
Kofferraum | 351 bis 1.297 Liter |
Zuladung | k.A. |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.236/1.805/1.723/2.570 mm |
Wendekreis | 11,0 Meter |
Anhängelast gebr./ungebremst | k.A. |
Grundpreis Testwagenpreis | ab 31.700 Euro (Limited) |
Technische Daten Jeep Compass e-Hybrid 2022 | |
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Hersteller: | Jeep / Stellantis |
Karosserie: | Kompakt-SUV |
Motor: | 1,5 Liter 4-Zylinder, in Reihe; quer eingebaut (1.5 l GSE T4 48 V e-Hybrid) |
Getriebe: | 7-Gang-Automatik |
Antrieb: | Frontantrieb |
Hubraum: | 1.368 ccm |
Emissionsklasse: | Euro 6 Final |
Leistung: | 96 kW (130 PS) bei 5.500 U/min |
Drehmoment: | 240 Nm bei 1.500 U/min |
Leistung e-Maschine: | 15 kW / 20 PS |
Drehmoment e-Maschine: | 55 Nm (135 Nm am Getriebeeingang |
Batteriekapazität: | 0,8 kWh |
Batteriebauart und -Nennspannung | 48 Volt |
Batteriegewicht: | 13 kg |
Von 0 auf 100: | 9,7 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 191 km/h |
Verbrauch (WLPT): | 6,1 - 5,7 Liter |
CO2-Ausstoß | 139 - 129 g/km |
Kraftstoff: | Benzin |
Wendekreis: | 11,07 Meter |
Böschungswinkel vorn/hinten | 15,8 Grad / 30.8 Grad |
Rampenwinkel | 21,8 Grad |
Kofferraum: | 438 - 1.387 Liter |
Anhängelast ungebremst/gebremst | 600 / 1.525 kg |
Tankinhalt: | 55 Liter |
Leergewicht: | 1.575 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht: | 2.045 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4.404/1.874/1.629/2.636 mm |
Grundpreis (Limited) ab: | 39.600 Euro |
Fazit: MHEV vs PHEV – Bis Ende Mai sind die Plugin-Varianten spannender
Die beiden auf den urbanen Einsatz konzipierten SUVs im Kompaktsegment mit einem milden Hybrid-Antrieb lohnt sich vor allem für Autokäufer ohne Ladeoption. Dank der Umweltprämie sind die entsprechenden PHEV-Varianten nur unwesentlich teurer. Auf eine staatliche Förderung müssen Käufer eines Mild-Hybrid-Jeeps mangels einer ausreichenden rein elektrischen Reichweite verzichten. Mangels Allradantrieb muss zudem auch auf ernst gemeinte Ausflüge ins Gelände verzichtet werden. ABER: Das Ablaufdatum für die PHEV-Förderung ist bereits absehbar. Jeep garantiert übrigens bei einer Bestellung vor dem 31. Mai eine Auslieferung noch vor dem Jahresende, was den Umweltbonus und Innovationsprämie zusammen in Höhe von ca. 6.750 Euro sichert. Dieser Betrag kann vom Listenpreis (Compass mindestens 44.100 Euro; Renegade mindestens 38.900 Euro) abgezogen werden. D.h. ab dem 1. Juni wird die Bestellung eines PHEV vermutlich deutlich teurer. Und ab dann, wenn ein Lieferdatum noch in diesem Jahr nicht mehr gesichert erscheint, schlägt die Stunde der hier getesteten beiden e-Hybrdvarianten von Jeep.
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