MOTORMOBILES

Das Automagazin im Internet

Volvo XC60 Plug-in-Hybrid im Fahrbericht: Mit mehr Leistung, Reichweite und leistungsstarkem Infotainment  

Verlängerte E-Reichweite: Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered im Einzeltest - Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES

 



Seit 2020 mit zwei Plug-in-Hybrid-Antrieben

 
Nachhaltigkeit und Sicherheit eines der Steckenpferde Volvos. Bei der Elektrifizierung drücken die Schweden seit Jahren kräftig aufs Tempo; in allen Bereichen spielen sie aber nicht ganz vorne mit. Ein Beispiel sind die Plug-in-Hybrid-Antriebe: Ihnen fehlt es insbesondere an Reichweite. Diese Schwäche sucht Volvo jüngst zu beheben. Ob das beim Mittelklasse-SUV XC60 Plug-in-Hybrid MY23 gelingt? Wir sind gespannt und haben dazu den Volvo XC60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered im Rahmen eines ausführlichen Fahrbericht auf Herz und Nieren geprüft. Der XC60 ist der weltweite Bestseller im Volvo-Programm. Da der Zuspruch zum Diesel rapide nachlässt, gewinnt bei Volvo die Bedeutung von teilelektrifizierten Antrieben.

 
Verlängerte E-Reichweite: Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered MY 2023 im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES
 
 
Das Exterieur des skandinavischen SUV wirkt elegant und Volvo-typisch zurückhaltend.  Geschmackvoll inszenierte Chrom-Elemente und große Leichtmetallräder in (optionalen) 21 Zoll verfehlen ihre Wirkung nicht. Nur wenige Hersteller genießen bei deutschen Kunden ein Renommee  auf Augenhöhe zu den deutschen Premium-Herstellern. Volvo ist eine dieser wenigen Ausnahmen. Über eine erstklassige Verarbeitung, Ausstattung, Design, Komfort und eine Kernkompetenz in Sachen Sicherheit haben sich die Schweden das Image hart erarbeitet.
 
   
Verlängerte E-Reichweite: Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES
  
 

Aus jedem Blickwinkel wohlproportioniert

Seit 2017 und damit seit gut sechs Jahren ist die zweite Generation des fast 4,70 Meter langen XC60 bereits im Markt. Mit der turnusmäßigen Modellpflege in 2021 dürfte der Schwede erst Ende 2024 durch eine neue Generation abgelöst werden. Äußerlich wirkt das SUV in seinem zeitlosen skandinavischem Design zurückhaltend und aus jedem Blickwinkel gut proportioniert.

Interieur Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Interieur
  

Innen ist der XC60 aufgeräumt, was dem weitgehenden Verzicht auf Knöpfe und Schalter geschuldet ist. Die Sitze sind sehr bequem und straff bezogen. Vorbildlich sind Verarbeitung und das Qualitätsniveau der Innenraummaterialien. Das Ambiente wirkt edel und trotzdem wohnlich. Der Fünfsitzer profitiert dabei von der geräumigen Spender-Plattform der Businesslimousine S90. Vorne wie auch im Fond stehen immer genügend gute Platzverhältnisse für Knie, Schultern und Kopf zur Verfügung. Selbst für großgewachsene Mitfahrer reichen die Platzverhältnisse. In das Ladeabteil passen umgeklappt bis zu 1.410 Liter.

 

Interieur Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Die Klimasteuerung ist bei Volvo in die Bildschirmsteuerung gewandert. Viele kritisieren das. Wir kamen damit, so wie das Volvo realisiert hat, auf Anhieb gut zurecht. Überhaupt ist die UX/CX und Steuerung auf Basis von Andoid Automotive OS sehr gut. Von der Sprachsteuerung, über die Menüstruktur bis hin zur performanten Bedienung, stellte das System uns vor keine allzugroßen Rätsel. Der hochauflösende und kontraststarke Bildschirm ist mittlerweile in die Jahre gekommen und im Wettbewerbsumfeld relativ klein. Gestört hat uns dies nicht. Zudem ist das große virtuelle Cockpit ja eine Ergänzung zu dem Zentralmonitor.

Interieur Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Das Android-basierte Infotainment ist uns bereits aus den Polestar-Modellen bestens vertraut. Für eine extrem gute Navigationslösung sorgen tiefenintegrierte Dienste wie Google Maps und Google Assistant. Über Apps aus dem Playstore lassen sich Musik-Streamingdienste wie Tidal und Spotify integrieren. Die Sprachbedienung wird über das Keyword „Ok, Google“ aktiviert. Ab der Ausstattungslinie Momentum Pro befindet sich das System serienmäßig an Bord. Das Digitalpaket beinhaltet eine  vierjährige Daten-Flatrate. Weitere digitale Features sind beispielsweise das virtuelle Cockpit und eine Ladeschale zum induktiven Laden des Smartphones.

Verlängerte E-Reichweite: Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


PHEV-Allrad-Antrieb, Reichweite und Ladeeigenschaften
 

Wir sind den fast 400 PS starken T8-Plug-in gefahren. Volvo hat den PHEV Ende 2021 überarbeitet. Dieser kombiniert dank Turbo- und Kompressoraufladung einen 228 kW/310 PS starken Zweiliter-Vierzylinder mit einem 107 kW/145 PS starken E-Motor an der Hinterachse. Der E-Motor steuert 309 Newtonmeter Drehmoment ab der ersten Drehzahl bei und sorgt für den richtigen Punsch ohne jegliches Turboloch. Die Reichweitensteigerung im Rahmen der Modellpflege der PHEV-Version des XC60  haben die Schweden über den  Akku erreicht. Die Kapazitätserhöhung auf 18,8 kWh sind vor allem besseren Zellen und einer Verdichtung der Akkus zu verdanken. Die Batterie ist im Mitteltunnel verbaut, sodass vermieden wird, im Kofferraum unnötig Platz zu beanspruchen. Und auch der Elektromotor trägt zur Effizienzsteigerung bei. Der Elektromotor auf der Hinterachse mobilisiert nun fast die doppelte Peak-Leistung. Von ehemals 65 kW mobilisiert er nun 107 kW und legt ein ebenfalls gesteigertes Drehmoment von 309 Newtonmeter an. Damit schafft er das fast 2,2 Tonnen schwere SUV auch alleine antreiben. Durch das Plus an verfügbarer elektrischer Energie lässt sich der aktuelle Volvo XC60 Recharge in vielen Alltagssituationen ohne den Verbrenner betreiben. Bei Bedarf und Leistungsabruf schaltet er sich extrem schnell zu. Die Systemleistung profitiert übrigens von der gestiegenen Elektroleistung mit 350 PS (zuvor: 340 PS)nur geringfügig.

Im Zusammenspiel von E-Maschine, Benziner und Achtgang-Automatik erledigt der 2,2-Tonner den Null-Hundert-Paradesprint in unter 5 Sekunden. Ebenfalls souverän zeigt sich der XC60 beim Durchzug und Elastizität wie zum Beispiel bei Zwischensprints. Die perfekt schaltende 8-Gang-Automatik ist Garant, dass stets der richtige Gang zur Verfügung steht. Obwohl der Antrieb wohl auch Geschwindigkeiten weit jenseits der 200 Stundenkilometer erlauben würde, hat Volvo ihn wie seit Jahren bei all seinen Modellen auf 180 km/h limitiert.

 

Der Volvo T8 AWD Polestar Engineered fährt auf großen Rädern in 21 Zoll – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Bei voller Battterie (19 kWh) reicht der Stromvorrat für rund 80 Kilometer.  Das ist gut doppelt soweit wie viele bisherige PHEVs schafften. Dies ist deutlich weniger als es momentan der e-Mercedes GLC PHEV mit einer knapp 25 kWh-Batterie) verspricht. Den reinen E-Modus empfanden wir als durchaus spritzig. In der Stadt kommt man rein elektrisch weiter als Überland oder Autobahn. Wir schafften immerhin über 70 Kilometer, bevor das digitale Kombiinstrument eine erschöpfte Akkukapazität von 0 Prozent anzeigte. Mit leerem Stromspeicher geht es  dann hybridisch weiter. Im B-Modus lädt er auch etwas. Der Spritverbrauch betrug im reinen Hybridmodus bei extrem defensiver Fahrweise 6,0 Liter Superbenzin je hundert gefahrene Kilometer. Bei Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn wird der Verbrauch mit leerem Akku dann aber auch schnell zweistellig. Ein so großes Auto auf diesem Komfortlevel hat einen entsprechenden Energiebedarf. Wer strikt nachlädt und das elektrische Reichweitenpotential  beim XC60 Recharge T8 maximal ausnutzt, wird seinen Spritverbrauch und damit CO2-Emissionen deutlich senken können. Aufgrund der Ladezeiten (>3 h) lässt sich auf Langstrecken die Elektro-Karte ohne größere Pause nur einmal spielen. Plug-in-Hybride mit DC-Schnellladefunktion wie die Mercedes C-Klasse 300e sind noch die Ausnahme. Mit der zähen Ladeleistung bekommt man den Akku an den meisten öffentlichen Ladesäulen aufgrund der Blockiergebühr nach 180 Minuten oder anderen zeitlichen Begrenzungen nicht immer voll. Zuhause oder auf der Arbeit-Lader wird dieser Umstand hingegen nicht weiter stören. Neben dem – wenn auch geringen – Effizienzvorteil sorgt der Hybridmodus auf der Langstrecke und auf der Autobahn zudem auch für ein besseres Fahrgefühl. Der vollelektrische Modus ist leise und vollständig emissionsfrei und empfiehlt sich vor allem für den Stadtverkehr mit vielen Stop and Go-Phasen. Hier kommen die Vorteile dann voll zum Tragen.

Da der Schwede dank starker Rekuperation auf Wunsch auch das Ein-Pedal-Fahren beherrscht, kommt das Fahrgefühl in diesem Plug-in-Hybriden dem eines reinen Elektroautos schon sehr nahe.

Verlängerte E-Reichweite: Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered im Einzeltest – Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES

Fahreigenschaften
 

Der XC60 präsentiert sich – egal wie voll oder leer der Akku – stets auf Wunsch mit sehr agilen Fahrleistungen.  Die Federung arbeitet verbindlich. Die großen Räder mit den kleinen Reifenflanken leiten dann allerdings trotzdem schon mal die eine oder andere Unebenheiten an die Fahrzeuginsassen weiter. Trotz sportlicher Abstimmung ist der XC60 grundsätzlich auch sehr komfortabel zu bewegen. Mit dem sehr gut abgestimmten Fahrwerk und der leichtgängigen Lenkung ergibt das einen souveränen Reise- und Familienwagen.
Auch wenn es zwischen den Modi Unterschiede gibt, so bietet der XC60 in jedem eine perfekte Straßenlage. Bei Dunkelheit bieten die Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht (Active High Beam) exzellente Sichtverhältnisse.  Für eine in Anbetracht der Leistung angemessene Verzögerung sorgen in der Ausstattungsversion Polestar Engineered markante Akebono 6-Kolben-Bremssättel mit belüfteten Scheibenbremsen und Bremssätteln in Gold.
  


Technische Daten Volvo XC60 T8 Twin Engine AWD Polestar Engineered
Hersteller:Volvo
Karosserie:SUV - 5-sitzig
Motor:PHEV mit R4, vorn quer, Monoturbolader mit Wastegate
Getriebe:8-Gang Geartronic (Automatik)
Antrieb:Allrad
Hubraum:1.969 ccm
Emissionsklasse:Euro 6d
Systemleistung:390 PS (65 kW/87PS + 223 kW/303 PS)
Drehmoment:309 Nm E-Motor + 400 Nm Verbrenner
Von 0 auf 100:4,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit:180 km/h
Höchstgeschwindigkeit elektrisch:140 km/h
Verbrauch (kombiniert gem WLTP):1,2 Liter /100km
Stromverbrauch:20,2 kWh /100 km
Elektrische Reichweite (WLTP kombiniert)67-79 km
Elektrische Reichweite (WLTP innerorts)90 km
CO2-Ausstoß (Massenemission)27 g/km
CO2-EffizienzklasseA
Kraftstoff:Strom/Benzin
Batteriekapazität:18,8 kWh (Lithium Ionen)
Batterieaufladezeit (16 A / 10 A / 6A)5 / 7 / 12 Stunden
Wendekreis:11,8 Meter
Lenkung:Elektrische Servolenkung
Bereifung255/40 R21
Tankinhalt:70 Liter
Kofferraum:483-1.410
Liter
Höhe Ladekante:616 mm
Breite der Kofferraumöffnung:905-1.010 mm
Leergewicht:2.163 kg
Zuladung:497 kg
Anhängelast gebremst/ungebremst:2.250 kg/ 750 kg
Stützlast / Dach:100 kg /100 kg
Rampenwinkel:20,8 Grad
Böschungswinkel (vorne/hinten):21,2/23,4 Grad
Watttiefe:400 mm
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.708/1.902/1.656/2.875 mm
Garantie Neuwagen:2 Jahre ohne km Begrenzung
Garantie Batterie:8 Jahre - 150.000 km
Karosserie-Durchrostung / Lack:12 Jahre / 2 Jahre
Versicherungseinstufungen KH / VKN / TKN19/25/21
Service Ölwechsel nach:max. 30.000 km (max. 1 Jahr)
Grundpreis des Testwagen ab 77.100 Euro
Testwagenpreis inkl. aller optionalen Zusatzausstattungen93.380 Euro

 



Kein Schnäppchen: Preise und Extras
  

Für Doppelantrieb auf einem hohes Leistungsniveau und das vergrößerte Akkupaket verlangen die Schweden ihren Preis: Mindestens 77.390 Euro kostet der 335 kW/455 PS starke Recharge T8 in der Basisversion.

Wer sich für die von uns gefahrene höhere Ausstattung Polestar Engineered sowie dem Soundsystem von Browers & Wilkens und größeren Rädern entscheidet, landet bei über 88.000 Euro. Auf diesem Preisniveau werden von mittlerweile etlichen Herstellern, dazu gehört auch Volvo mit dem XC40, reichweitenstarke und schnell ladende E-SUV angeboten, bei denen man sich nicht mehr zwischen Benzin- und E-Fahrmodus entscheiden muss, sondern stets elektrisch und somit günstiger und sauberer unterwegs ist. In unserem Testwagen befanden sich neben der extrem gut klingenden Bowers & Wilkins-Anlage (2.680 Euro) zudem eine semielektrische Anhängerkupplung (1.070 Euro), eine Parkkamera inkl. 360° Surround View (650 Euro), abgedunkelte Seiten- und Heckfenster(450 Euro), Akustikverglasung für die Seitenfenster (990 Euro). Das alles zusammen erhöht den Testwagenpreis dann auf beachtliche 93.380 Euro.
Die Autobauer aus Torslanda haben dem T8 unter anderem den T6 zur Seite gestellt. Dieser fängt in der Basisausstattung schon zu Preisen ab 68.990 Euro an. Bei den höheren und dann zum T8 vergleichbaren Ausstattungen spart dieser gegenüber dem T8-PHEV bei den Anschaffungskosten gut 3.000 Euro brutto ein – in der Leistung sind das dann 50 kW weniger. Die Leistungsschere setzt Volvo ausschließlich beim 2,0-Liter-Benziner an, während die E-Maschine bei T6 und T8 mit identischen 65 kW unterstützt.

Viele elektronische Helferlein sind dem Selbstanspruch der Marke und Preisklasse ab Basis an Bord.  Aufpreis kosten je nach Ausstattungsversion Parksensoren und 360-Grad-Surroundview-Kamera (650 Euro). Eine sehr sinnvolle Anschaffung, da die Sicht aus dem 4,70 Meter langen und 2,13 Meter breiten Fünftürer mit breiten Dachsäulen dies wirklich erfordern. 

 

Der Volvo XC60 T8 AWD Polestar Engineered im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Fazit: Edler Teilzeit-Elektriker aus Schweden
 

Der Volvo XC60 stellt zwar nicht die technologische Spitze im Markt der Plug-in-Hybrids dar. Ist aber ausgereift und ein sehr gutes PHEV-SUV. Die Steigerung der elektrischen Leistung und die Reichweiten-Erhöhung von bisher 45 auf über 70 Kilometer sind ein deutliches Alltagsplus. Etwas mehr Ladegeschwindigkeit – idealerweise auch mit DC-Ladeoption und noch mehr Batteriekapazität für noch mehr Praxistauglichkeit wären dennoch wünschenswert. Die Technik entwickelt sich weiter und der Druck durch die direkten Wettbewerber nimmt zu. Überzeugend zeigte sich der XC60 in der großzügigen Innenraumgestaltung mit viel Platz und Komfort. Qualitativ ist der Volvo in Bezug auf Verarbeitung, Materialauswahl und Haptik über jeden Zweifel erhaben und dürfte hier immer noch in dem Segment den Benchmark inne haben. Viele Premiumhersteller haben hier in jüngster Zeit sichtbar den Rotstift angesetzt. Wir konnten den Wagen zwei Wochen testen und selten hat uns dies in Bezug auf gediegenen Komfort und Platz soviel Freude bereitet. Hierzu trugen auch das Infotainment auf Android Automative OS-Basis und die wirklich exzellent klingende Bowers und Wilkins-Anlage bei.

  

Volvo XC60 Recharge T8 AWD Polestar Engineered
« von 2 »