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Fahrbericht: Subaru BRZ 2.0i Sport+ – Ein moderner Sportwagen alter Schule

Im Test der 200 PS starke Subaru BRZ Sport+ des Modelljahrgang 2020 - Bildnachweis: MOTORMOBILES

Der Subaru BRZ präsentiert sich mit den Proportionen und der sehnigen Optik eines klassischen Sportwagens

 

Boxermotor und Heckantrieb

 

Toyota und Subaru bauen seit 2011 gemeinsam einen ab 1.239 Kilogramm schweren heckhgetriebenen Sportwagen. Der 200 PS starke Saugboxer ist der  Tradition im  Segment verpflichtet. Neun Jahre später fahren wir das frisch überarbeitete Modelljahr 2020 mit viel Feinschliff und moderner Konnektivität und Infotainment. Wir haben überprüft, ob die  Modellpflege des Subaru BRZ als Sport+ immer noch so leichtfüßig durch den Scheitelpunkt geht. Direkte Wettbewerber des Subaru sind im VW Scirocco, Mazda MX-5 oder Audi TT zu suchen – aber in der Auslegung grundlegend anders.




Ideale Sportwagen-Proportionen

 

Der Subaru BRZ präsentiert sich mit den Proportionen und der sehnigen Optik eines klassischen Sportwagens: lange Haube, weit hinten platzierte Frontscheibe, kurzes Heck und leicht ausgestellte Kotflügel. Die Dimensionen von 4,24 Metern Länge, 1,78 Meter Breite und 1,32 Metern Höhe bewegen sich übrigens nahezu exakt auf dem Niveau der Ur-Elfer (1963) von Porsche.  

Wegen der flachen Bauweise des Boxermotors kann die Frontpartie niedrig ausfallen. Mit 365 Millimeter Durchmesser ist das Lenkrad sehr klein geraten, und es steht so steil wie in einem Rennwagen. Das ist zunächst ungewohnt und der Verstellbereich dürfte noch etwas größer sein, doch damit hat man den Wagen sehr gut im Griff. Das auf das wesentliche reduzierte Cockpit präsentiert sich befreit frei von unnötigem Schnickschnack und fügt sich gut in diesen Sportwagen.

   

Der Subaru BRZ ist ein 200 PS starkes Sportcoupé mit Boxermotor und Heckantrieb – Bildnachweis: MOTORMOBILES

   

 

Interieur

 

Subaru bezeichnet den BRZ als Viersitzer. Der Fond kann allenfalls als Notsitze bezeichnet werden. Ein angemessener Raum für die Füße und Kopfbereich ist praktisch nicht vorhanden. Die vorderen mit Leder-Alcantara ausgekleideten Sportschalensitze überzeugen mit gutem Seitenhalt und erweisen sich auch langen Strecken – selbst für großgewachsene – als ausgesprochen bequem. Dank vielfältiger Verstellmöglichkeiten für Sitz und Lenkrad findet hier fast jeder eine passende Position.

Das Cockpit ist übersichtlich gestaltet und gibt den Blick frei auf die gewölbte Motorhaube und die runde Linie der Scheinwerfer. Auch die Sicht nach hinten ist erstaunlich gut. Einzig bei Regenwetter vermissten wir zuweilen einen Heckscheibenwischer. Durch Umklappen der Lehnen ergibt sich ein ebener Ladeboden der dann immerhin 330 Liter Volumen bietet; genügend Stauvolumen für das Gepäck von zwei Reisenden für einen längeren Urlaub. Aber letztlich soll der Subaru BRZ ja keine Umzugskartons transportieren, sondern Emotionen.

Ein bisschen anders als die Konkurrenz

Der BRZ hat etwas was keiner der aufgepumpten frontgetriebenen Einkaufswagen a la ST, Hyundai i30N oder Civic Type R GT aufweisen kann: eine ausgeglichene Gewichtsverteilung, ein niedriges Gesamtgewicht und Heckantrieb.

  

Subaru BRZ Sport+ 2020
- Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Saugboxer-Herz

 

Auch im Modelljahr 2020 ist der BRZ unverändert mit einem 200 PS starken 2,0-Liter-Boxer-Vierzylinder ausgestattet. In der heutigen Zeit mit aufgeladenen kleinvolumigen Turbomotoren ist so ein Kontrastmotor ein Quell der Freude. Die konstruktiven Merkmale des Boxermotors ermöglicht zudem eine Einbaulage, die mit zu dem niedrigen Fahrzeugschwerpunkt – 46 cm (!) über dem Asphalt – des BRZ beiträgt. Der tief an der Mittelkonsole angebrachte Starterknopf erweckt den Boxer zu Leben. Sein Klang ist rau und kehlig aber nie wirklich angriffslustig. Stieß ein Vierzylinder-Boxer schon im neuen Porsche 718 Cayman nicht auf viel Zustimmung, sorgt im Cayman doch zumindest noch ein Turbo für die entsprechende Sounduntermalung. Ein bisschen mehr Sounddesign und sportliche Akustik aus den beiden Endrohren wäre bei dem gemeinsam von Toyota und Subaru entwickelte Sportler durchaus wünschenswert gewesen. Der Boxermotor benötigt keinen Turbo, dafür allerdings Drehzahlen und fleißiges Schalten, wenn man wirklich schnell unterwegs sein will. Da die volle Leistung erst bei 7.000 Touren anliegt, will der Motor hoch gedreht werden. Erst bei 7.500 Touren regelt der Drehzahlbegrenzer ab. Auch das maximale Drehmoment von 205 Newtonmetern liegt erst oberhalb der Marke von 6.000 U/min an. Akustisch wird der raue Boxersound nach oben immer grölender. Der Zweiliter-Benziner arbeitet mit kombinierter Direkt- und Saugrohr-Einspritzung sowie einer variablen Nockenwellensteuerung auf der Ein- und Auslassseite. Dank seiner Elastizität ermöglicht der Boxer ein hoch wie auch niedertouriges Fahren. Bis 4.000 Touren verhält er sich sparsam und ab 6.000 Touren geht die Post ab – aber auch der Verbrauch schellt dann in die Höhe. Ein niedertouriges Mitschwimmen im Stadtverkehr zwischen 1.500 und 2.500 Umdrehungen sind übrigens problemlos möglich. Unser Testverbrauch – bei ausgewogen bis sportlicher Fahrweise – verhielt sich mit knapp  über neun Litern noch im akzeptablen Bereich. Für echten Fahrspaß auf der Straße ist im allgmeinen erfahrungsgemäß ein gehöriger Verbrauchsaufschlag fällig. Doch der Mehrverbrauch des BRZ hielt sich bei unseren Testfahrten in erfreulichen niedrigen Grenzen. Den WLPT-Normverbrauch gibt Subaru mit 8,6 Litern Superplus an. Dieser Wert bewegt sich auf Augenhöhe mit dem Spritbedarf von Wettbewerbern. Gut gefallen hat uns zudem das präzise zu bedienende Handschaltgetriebe mit kurzen knackigen Schaltwegen.

  

Direktes Fahrverhalten macht von Kurve zu Kurve mehr Spaß

 

Seine Kraft überträgt der BRZ zudem ausschließlich auf die Hinterachse. Ein Allrad, wie man es bei einem Subaru ja hätte erwarten können, wäre hier kontraproduktiv gewesen, da ein Allrad-System die hart erarbeiteten Vorteile des konsequent angewendeten Leichtbau wieder geopfert hätte. Der Agilität des BRZ kommt sein geringes Gesamtgewicht bei fast perfekter Gewichtsverteilung (von 47:53) zugute. Der Subaru BRZ filtert nichts weg, macht genau das was der Fahrer wünscht, auch fernab extremer Leistungsorgien. Wo sich die Wettbewerber mit immer neuen und ausgeklügelteren Assistenz-, Regelungs- und Fahrdynamik-Systemen überbieten, setzt der BRZ auf sein unkompliziertes, grundehrliches und dynamisch überzeugendes Konzept.

Das gut ausbalancierte Fahrwerk erweist sich von feiner Güter. Hierzu trägt die wie im Rennsport von Doppelquerlenkern geführte Hinterachse, ein Torsen-Sperrdifferenzial sowie ein sensibel regelendes ESP bei. Doch trotz seiner sehr straffen Grundabstimmung reagieren Federn und Dämpfer nicht steif, sondern feinfühlig.  Sportlich erwünscht spürt man die Straße unmittelbar. Dass der BRZ bei schneller Anfahrt oder in Kurven gerne mal mit dem Heck austeilt, ist beabsichtigt und passt herrlich zur sportlichen Attitüde diese Hecksportlers. Das Fahrzeug neigt zum leichten, aber stets beherrschbaren Übersteuern. Bereits mit einfachen Korrekturen folgt der Wagen dann wieder willig der vorgegebenen Richtung, wirkt niemals nervös oder unkontrollierbar. Das Stabilitätsprogramm regelt und begrenzt im Sportmodus zwar extrem spät, aber ohne die Sicherheit vollständig aus dem Auge zu verlieren.

Hinter der Schaltkulisse auf der Mittelkonsole sind zwei Schalter sichtbar, von denen der Rechte mit einer Flagge und dem Begriff „Track“, sowie einem ESP-Symbol und „Off“ bezeichnet ist. Hierüber findet keine vollständige Abschaltung der Traktionskontrolle und des Stabilitätsprogramms statt, sondern verändert die Abstimmung und Kennlinie des Motors zu einer sportlichere Abstimmung.

   

Technische Daten Subaru BRZ Sport+ 2020
Hersteller:Subaru
Karosserie:Sportwagen 2+2 Sitzer
Sitze:2 + 2
Motor:4-Zylinder-Leichtmetall-Boxermotor, 16V, flüssigkeitsgekühlt
Getriebe6-Gang
AntriebHeckantrieb
Hubraum1.998 ccm
EmissionsklasseEuro 6d-TEMPEVAP-ISC
Leistung200 PS / 257 kW bei 6.500 U/min
Drehmoment205 Nm von 6.400 - 6.600 U/min
Höchstgeschwindigkeit226 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s7,6 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) WLPT: 8,6 Liter/100 km
CO2-Ausstoß 196 g/km
EnergieeffizienzklasseG
Kraftstoff:Super Plus
Tankinhalt50 Liter
Leergewicht 1.245 kg
Kofferraum VDA243 / 330 Liter
Zuladung310 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.240/1.775/1.325/2.570 mm
LenkungServo elektrisch
Wendekreis10,8 Meter
Leergewicht1.245 kg
Zul. Gesamtgewicht 1.670 kg
Grundpreis Testwagenpreis ab 34.590 Euro
Testwagenpreis BRZ Sport+ ab:ab 36.590 Euro
Testwagenpreis 39.180 Euro

  

Preise und Extras

 

Ein BRZ ist schnell konfiguriert und verlangt seinem Käufer keine allzugroßen Entscheidungen ab. Der BRZ bietet eine Karosserie, ein Motor, zwei Getriebe, zwei Ausstattungsversionen  und zwei aufpreispflichtige Extras. Die von uns gefahrene Ausstatungsversion Sport+ ist die Variante, bei der der Kunde von Subaru bereits alle Optionen erhält, die der BRZ so zu bieten hat. Aufpreise für Kleinigkeiten wie Fußmatten (91 Euro) oder Innenraumfeinfilter für 35 Euro fallen da weniger ins Gewicht als der happige Kaufpreis von über 34.590 Euro. Wer es im Innenraum schick haben möchte, wählt für 2.590 Euro die Lederinnenausstattung. Fahrerassistenzsysteme? Keine! Hier ist der verantwortungsbewusste Mensch noch uneingeschränkter Chef über die Maschine.


Fazit: Fahren in seiner reinsten ursprünglichen Form

 

Der alltagstaugliche Subaru BRZ gehört zu der aussterbenden Spezies der bezahlbaren Sportwagen. Ein möglicher Nachfolger ist noch offen. Trotz der Kooperation mit Toyota sind die Verkaufszahlen zu gering, um die Entwicklungskosten wieder reinzuholen.  Zumal Toyota den Nachfolger des GT 86 möglicherweise mit BMW entwickeln wird. Damit wäre der Subaru BRZ in der Tat eine aussterbende Spezies. Was wir sehr bedauern würden. Die frei saugende Natur des Japan-Boxers ist trotz des gewissen Sounddefizits ein Genuss auf kurvigen Landstraßen und eine willkomme Abwechslung zum zwangsbeatmeten Einheitsbrei im Segment der Kompaktsportler. Der tiefe Schwerpunkt und die ausgewogene Gewichtsverteilung harmonieren gut mit dem Boxer-gespeisten Heckantrieb. Käufer des 2+2-Sitzer erhalten einen klasssichen Sportwagen, der in seiner kompromisslosen Auslegung technisch und emotional überzeugt und zudem in Deutschland seltener als ein Ferraris anzutreffen ist.  Man sieht diesen Sportwagen mit der Bezeichnung BRZ extrem selten auf unseren Straßen. Und wo er steht oder fährt, fällt er dann auf. Wir hatten kürzlich gerade den Porsche Cayman im Fahrbericht und dem Subaru schauten nicht weniger  Leute hinterher als diesem in freier Wildbahn anzutreffenden höchst exklusiven Subaru. Im Gegensatz zum Einstiegs-Porsche wurden wir mehrfach zum Subaru angesprochen. Der BRZ ist für all jene das perfekte Fahrzeug, die sich auf der Suche nach längst verloren geglaubten Sportwagen-Tugenden befinden. Der Subaru setzt auf ein das Wesentliche reduziertes Konzept mit geringem Gewicht und tief liegendem Schwerpunkt. Alles, was die Längs- und Querbeschleunigung beeinträchtigen könnte, wurde geschickt vermieden. Die durchaus vorhandenen Schwächen verzeiht man ihm im Vergleich zu den meist deutlich teureren Wettbewerbern. 2007 folgte der Startschuss für die Entwicklung dieses Sportwagens. Was die Relation von Anschaffungspreis zu Fahrspaß angeht, reicht auch 2020 ihm immer noch keiner der Wettbewerber das Wasser.

Subaru BRZ Sport+ 2020
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