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Flottenmanagent: Erst sechs Prozent der Firmenwagen sind in Deutschland rein elektrisch unterwegs

Ford E-Transit - Bildnachweis: Ford

   

Ford-Studie „Game Changer – Elektrifizierung und Digitalisierung werden Fuhrpark- und Flottenmanagement verändern

   

Die Elektromobilität hat in deutschen Firmenfuhrparks noch immer einen deutlichen Aufholbedarf. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie „Game Changer – Elektrifizierung und Digitalisierung werden Fuhrpark- und Flottenmanagement verändern“, die das Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag von Ford Pro Deutschland umgesetzt hat. Jedoch zeigt die Online-Umfrage unter rund 250 Entscheidern in Unternehmen, die einen eigenen Fuhrpark besitzen, ebenso deutlich: Die Mehrheit der Unternehmen will in den nächsten Jahren E-Fahrzeuge anschaffen, gut ein Drittel sogar innerhalb der kommenden 24 Monate. Auch das Thema Telematikdienste findet zunehmend das Interesse der Fuhrparkentscheider.

Ford Pro, das „Pro“ steht für „Produktivität“, ist der Name einer 2021 unter dem Dach der Ford Motor Company gegründeten Fahrzeugdienstleistungs- und Vertriebs-Einheit, die weltweit agiert. „Ford Pro“ ist zugleich auch der Sammelbegriff für ein modernes Vertriebs- und Servicekonzept, das sich mit einem breiten Angebot an Fahrzeugen und praxisrelevanten Dienstleistungen aus einer Hand an Gewerbekunden aller Branchen und Größen richtet. Das Ford Pro-Angebot bezieht sich auf die Bereiche Fahrzeuge, Service, Charging, Software sowie Financing und unterstützt die Nutzer bei der Steigerung ihrer Produktivität

14 Prozent der Firmenwagen mit alternativem Antrieb

Die HRI-Analyse ergab: Vor allem ökologische und ökonomische Aspekte spielen für die Fuhrparkverantwortlichen eine immer wichtigere Rolle. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass die positiven Umwelt- und Nachhaltigkeitseigenschaften für sie zu den zwei wesentlichsten Argumenten für einen E-Firmenwagen zählen. Knapp ein Viertel (24 Prozent) nannten geringere Betriebs- und Unterhaltskosten, während jeder Zweite auf Steuervorteile beziehungsweise staatliche Förderungen in Form der Innovationsprämie oder eines Umweltbonus hofft. Stand August 2022 hatten 14 Prozent der Firmenwagen einen alternativen Antrieb, bei sechs Prozent war er bereits vollelektrisch. In jedem vierten Fuhrpark fuhren mehr als zehn Prozent der Autos lokal emissionsfrei.

Dabei schreitet die Entwicklung der Elektromobilität dynamisch voran – auch weil vermeintlichen Nachteilen in der Praxis eine zunehmend geringere Bedeutung beigemessen wird. Beispiel Reichweite: 2010 ermöglichte der damalige Stand der Technik pro Batterieladung einen durchschnittlichen Aktionsradius von lediglich 127 Kilometern (Quelle: EIA). Heute fährt ein vollelektrisch angetriebenes Auto im Durchschnitt 349 Kilometer weit. Dies entspricht nahezu einer Verdreifachung. Viele weitere Pluspunkte kommen hinzu.

Dennoch sprechen sich noch immer 27 Prozent der befragten Flottenmanager und Geschäftsführer gegen elektrifizierte Firmenwagen aus. Worauf basiert diese skeptische Grundeinstellung, die auch vom vergleichsweise hohen Preisniveau und der noch eingeschränkten Modellauswahl sowie langen Bestell- und Lieferfristen genährt wird? Die exklusive Studie des HRI für Ford Pro Deutschland hat nachgefragt: Mehr als jeder zweite Befragte (53 Prozent) führt die geringe Reichweite von Elektrofahrzeugen als Hindernis an, 22 Prozent beklagen eine nach wie vor fehlende oder lückenhafte öffentliche Lade-Infrastruktur. Andere (12 Prozent) begründen ihre Zurückhaltung mit fehlenden Langzeiterfahrungen mit E-Autos. 40 Prozent zweifeln an der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit der lokal abgasfreien Antriebstechnologie.

Vor allem der Dieselmotor erfreut sich in deutschen Firmenfuhrparks noch immer großer Beliebtheit: Laut Deutscher Automobil Treuhand (DAT) hatten im April 2022 nahezu drei von vier Fahrzeugen (72 Prozent) im Flottenbestand einen Selbstzünder unter der Haube. Doch ihre Zeit läuft ab: Zugunsten des Klimaschutzes tritt voraussichtlich ab 2035 ein EU-weites Verkaufsverbot für Fahrzeuge in Kraft, die Treibhausgase emittieren. Ford und viele andere Automobilhersteller haben aus diesem Grund angekündigt, bereits früher Modelle mit Verbrennermotoren komplett aus dem Programm zu nehmen.

Ford geht bei der Elektromobilität „all in“

Bei Ford sieht die Strategie, bezogen auf Europa und auf Pkw, so aus: Ab 2026 wird Ford in jeder Pkw-Baureihe mindestens ein Plug-in-Hybrid- oder ein vollelektrisches Modell im Angebot haben. Ebenfalls ab 2026 will Ford in Europa jedes Jahr bereits mehr als 600.000 Elektrofahrzeuge — Pkw und Nutzfahrzeuge – verkaufen. Ab 2030 wird das Pkw-Angebot des Unternehmens in Europa dann nur noch aus rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen bestehen. Ähnlich ehrgeizig sind die Ford-Elektrifizierungsziele für den Nutzfahrzeugbereich. Ford geht bei der Elektromobilität also „all in“.

Wo, wann und vor allem: Womit werden Elektro-Flottenfahrzeuge geladen?

Unternehmen, für die Elektromobilität bereits zur Realität gehört, zeigen sich bei der Bereitstellung einer eigenen Lade-Infrastruktur erstaunlich fortschrittlich: Rund 61 Prozent der entsprechenden E-Auto-Fahrer können ihr Fahrzeug auf dem Betriebsgelände ihres Arbeitgebers laden. 30 Prozent der Nutzer schließen das Fahrzeug aber auch an die heimische Wallbox an. Weitere 29 Prozent „tanken“ an einem frei zugänglichen Ladepunkt. Dabei vertritt mehr als die Hälfte der vom HRI befragten Fuhrparkverantwortlichen (56 Prozent) die Meinung: Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur kommt nur schleppend voran.

Dort, wo Firmenwagennutzer ihr Elektromobil an der eigene Wallbox laden, stellt sich aber auch die Frage nach den Installationskosten. Auch danach hat sich das HRI im Auftrag von Ford Pro Deutschland erkundigt. Die Antwort: 44 Prozent der größeren Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten zeigen sich bereit, Dienstwagenfahrer bei der Einrichtung einer privaten Lademöglichkeit zu Hause (Wallbox) zu unterstützen. Bei kleinen Firmen mit bis zu fünf Mitarbeitern erreicht dieser Wert lediglich 28 Prozent. Diese Gruppe lehnt eine solche finanzielle Beteiligung mit 50 Prozent auch am klarsten ab.

Ebenfalls interessant: Jedes fünfte E-Fahrzeug wird einmal täglich geladen und 44 Prozent über Nacht. Aus 84 Prozent der privaten Steckdosen fließt dabei Ökostrom, bei Ladepunkten am Arbeitsplatz beträgt dieser Anteil immerhin 81 Prozent. Bei öffentlichen Schnell-Ladestationen, so eine Erhebung des Fraunhofer ISI-Instituts, sinkt der Wert hingegen auf 75 Prozent.