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Geheime Absprachen? Fünf Autohersteller unter Kartellverdacht

Neben Daimler sollen auch BMW, Audi,Porsche und Volkswagen an den geheimen Beratungen teilgenommen haben

 

Was ist dran an den Gerüchten?

Heute am 21. Juli 2017 geraten die Hersteller Volkswagen, Audi, BMW und Daimler sowie dem früher noch selbständigen Porsche in den Verdacht bereits seit den 90er Jahren geheime Absprachen getroffen zu haben. Das berichtet der Spiegel. Der Meldung zufolge sollen die fünf größten deutschen Autobauer, VW, BMW, Mercedes, Porsche und Audi über zwei Jahrzehnte hinweg geheime Absprachen über Technik, Preise für Bauteile und Auswahl der Zulieferer getroffen haben. Im Rahmen des Kartells wurden auch die Grundlagen für den aktuellen Diesel-Abgasskandal gelegt. Noch sind dies alles nur Gerüchte und Spekulationen. Sollte sich diese allerdings bewahrheiten ist mit saftigen Kartellstrafen seitens der Wettebewerbsbehörden zu rechnen. Der Nachrichtenmagazin Spiegel-Online berichtet ferner, das Volkswagen bereits am 4. Juli 2016 einen Schriftsatz bei den Wettbewerbsbehörden eingereicht haben soll. In diesem Schreiben bezichtigt sich Volkswagen selbst dem Verdacht eines „kartellrechtswidrigen Verhaltens“. Dies komme damit einer Selbstanzeige gleich. Und auch der Wettbewerber Daimler habe gegenüber den Behörden ein sich selbst belastendes Schreiben hinterlegt. Durch Offenlegung versprechen sich die Hersteller geringere Strafzahlungen. Diese dürften in Anbetracht der langen Dauer des Kartells sogar höher ausfallen als im aktuellen LKW-Kartell. Dort hatte die EU-Kommission Geldbußen in Höhe von insgesamt 2,93 Milliarden Euro verhängt. Mit dem Aufkommen der ersten Gerüchten über bevorstehende Medienberichte – u.a. des Spiegel – gingen am späten Vormittag die Aktienkurse der betroffenen Autohersteller deutlich auf Tauchstation. Die Volkswagen-Aktie verlor in der Spitze knapp 5%.

 

Ein Kartell…

ist ein Zusammenschluss von Unternehmen des gleichen Wirtschaftszweiges, die auf diesem Wege zum Beispiel durch Preis- oder Normierungsabsprachen den Wettbewerb auszuschalten versucht.

Wettbewerbsverstöße gehen immer zu Lasten der Endkunden.

Aber Kartellrecht ist enorm komplex. Noch gilt die Unschuldsvermutung. Nicht jede Absprache die Konzerne miteinander treffen ist auch gleich illegal. Und nicht immer wird Wettbewerb und/oder Fortschritt behindert.

 

Geheime Abspachen?

Der weitergehende Verdacht bezieht sich darauf, dass neben diversen Technikstandards auch Absprachen zur Abgasreinigung bei Dieselmotoren und das Fassungsvermögen des AdBlue-Tanks getroffen worden sein könnten. Brisante Entscheidungen die bis auf Vorstandsebene mitgetragen worden sein könnten.

Die Folgen des Kartells könnten die Ausmaße des Abgasskandals in den Schatten stellen

Gemäß der Spiegel-Berichterstattung sei in über 60 Arbeitsgruppen von 200 Mitarbeitern zwischen den Herstellern über Kosten, Zulieferer, Märkte und Strategien beraten worden. Als eine Art Beifang sollen Behörden bereits im Sommer 2016 bei Durchsuchungen von Räumlichkeiten des VW-Konzerns auf belastendes Material gestossen sein. Erst zwei Wochen später erfolgte laut des Berichterstattung auf Spiegel-Online die Selbstanzeige durch Volkswagen.

 

Bildnachweis: Bundeskartellamt