Ein VW Caddy-Ableger? Ja und nein…
Der Hochdach-Kombi Tourneo Connect befördert Fracht und Passagiere seit über zwei Jahrzehnten. Er hat sich dabei bei privaten wie gewerblichen Nutzern einen Namen gemacht. Nun ging vor einem halben Jahr die 3. Generation an den Start. Diese wird bei Volkswagen Nutzfahrzeuge gebaut und ist nahezu baugleich zum VW Caddy. Die direkten Wettbewerber sind beispielsweise der Opel Combo, der Renault Kangoo etc. Die Kölner beschreiben ihren Tourneo Connect als multifunktionelles Fahrzeug mit viel Platz für Familie und Arbeit.
Die Vorgänger-Generation des Tourneo Connect nutzte noch den Erfolgsvan Ford C-Max, um ihn zum Hochdachkombi auszubauen. Die Produktion des C-Max lief allerdings 2019 aus. Die dritte Generation des mittleren der drei Ford-Hochdachkombis ist eine grundlegende Neuentwicklung, welche die Kölner im Rahmen des Ringtausch mit VW bei den Nutzfahrzeugkollegen aus Hannover-Stöcken beziehen. Die Entwicklung neuer Fahrzeuge verschlingt enorme Kosten und lohnt sich bei großen Stückzahlen. Aus diesem Grund schließen sich immer mehr und mehr Autohersteller zusammen. Der Tourneo Connect ist der Auto gewordene Auftakt der intensiveren Zusammenarbeit zwischen Ford und VW. VWN übernimmt im Gegenzug für ihre neue Amarok-Generation den Pick-up von Ford. Des weiteren wird Ford den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) für einen Teil seiner BEVs einsetzen.
Unser Testwagen in „Boundless Blue Metallic“ punktet mit vielen Outdoor-Features. In der Ausstattungsvariante Active präsentiert er sich mit schwarzen Radläufen und Seitenschwellern mit einerm Hauch Offroad. Die 17-Zoll-Felgen und getönten Heckscheiben tragen ebenfalls zur tollen Optik bei. Wir sind gespannt, in welchen Punkten sich der Ford vom Caddy unterscheidet.
Optisch am Auffälligsten Differenziert sich der neue Tourneo Connect mit einem im Vergleich zum Caddy deutlich modifizierten Front mit markantem Kühlergrill. Und schafft es allein daüber sich optisch eine eigene Identität zu verpassen. Eine große zentrale Kühlergrillöffnung wird von deutlich anders gestalteten und auch Ford-gebrandeten Voll-LED-Scheinwerfern flankiert. Am Heck stellen die vertikal angebrachten, schlanken LED-Heckleuchten das Hauptaugenmerk dar. Dazwischen befindet sich ein waagerechtes Chrom-Element, welches dem Tourneo Connect optisch etwas mehr Breite verleiht. Darüber hinaus haben sich die Designer der Heckklappe und den Rückleuchten mit sprichwörtlich überschaubaren Modifikationen gewidmet. Jede Blechänderung geht halt ins Geld. So hat sich Ford sehr zurückgehalten.
Hochdachkombis mit dem Fokus auf maximales Ladevolumen und Praktikabilität stechen nur selten durch modernes Design und optische Raffinesse hervor. Ford und VW haben es dennoch verstanden, dass sich ihre Hochdachkombis nicht verstecken müssen.
Interieur ohne Nutzfahrzeugcharme
Alle Modellvarianten und -ausstattungen verfügen über hintere Schiebetüren auf beiden Seiten. Ergänzt wird die Praktikabilität über eine Vielzahl an Stau- und Ablagefächern, Getränkehaltern nebst diversen Lade- und Anschlussmöglichkeiten für elektronische Geräte wie Smartphone. Auch die Konnektivität zeigt sich auf dem neusten Stand. Smartphones, lassen sich per Apple CarPlay und Android Auto auf dem zentralen Touchscreen spiegeln. Ab Basis misst der Touchscreen 8,25 Zoll und ist optional gegen Aufpreis 10,0 Zoll. Wer sich für den größeren Bildschirm entscheidet, erhält automatisch das FordPass-Connect-Modem, mit dem der Tourneo Connect auch unterwegs stets online ist. Der Ford Tourneo Connect bietet Komfort auf hohem Niveau. Auch die Bedien-Ergonomie ist einfach und unkompliziert. Dem Innenraum merkt man natürlich die Verwandtschaft zum Caddy aus Hannover-Stöcken an. Das Infotainment- und Navigationssystem funktioniert hervorragend und lässt keine Fragen offen. Von Volkswagen kennen wir aber auch dessen Nachteil der nicht beleuchteten berührungsempfindlichen Flächen (Touch) zur Anpassung der Lautstärke und der Klimaregelung. Wer sich daran stört, kann ja auf die Lenkrad-Tasten ausweichen.
Den Tourneo Connect wird in zwei Radstandversionen angeboten, die jeweils auch als Siebensitzer bestellbar sind. Es gibt ihn in der Länge mit 4,50 Metern sowie als Grand Tourneo mit ca. 4,85 Metern. Mit der Länge variiert auch der Radstand von 2,76 bzw. 2,97 Metern. Neben genügend Platz für Passagiere besteht natürlich auch viel Raum für Gepäck. Im Fall der von uns getesteten Langversion ist das Gepäckabteil auf rund 3.100 Liter erweiterbar. In der kürzeren Standard-Version sind maximal – aber immer noch gewaltige – 2.556 Liter möglich. Dank einer flach umlegbaren Beifahrerlehne lassen sich bis zu drei Meter lange Gegenstände einladen. Die Heckklappe ist groß und öffnet hoch, die Ladekante sitzt angenehm tief. Ebenfalls praktisch sind die serienmäßigen beidseitigen Schiebetüren für den Fond. Die Schiebetüren ermöglichen die kinderleichte Beladung des Tourneo auch in engen Parklücken und Parkhäusern. Bleiben die Sitze der zweiten und dritten Reihe ungenutzt, lassen sie sich nach vorne umklappen oder ganz herausnehmen. So entsteht ein nochmals größerer Stauraum. Das Herausnehmen geht relativ einfach – aber die Sitze sind allerdings auch rel. schwer. Und man benötigt Platz, um sie wettergeschützt zwischenzulagern.
Antrieb
Für den Tourneo Connect steht außer einem EcoBoost-Turbobenziner mit 84 kW (114 PS) auch ein EcoBlue-Turbodiesel in den beiden Leistungsstufen 102 und 122 PS zur Wahl. Diese stemmen 280 respetive 320 Nm auf die Kurbelwelle. Alternativ zum serienmäßigen manuellen 6-Gang-Schalters unseres Testwagens ist für den Benziner und für die stärke Leistungsstufe des Selbstzünders auch ein automatisches Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen erhältlich. Der Top-Diesel mit manuellem Schaltgetriebe lässt sich darüber hinaus auch mit Allradantrieb kombinieren. In Kombination mit dem 122 PS starken Diesel und 6-Gang-Schaltgetriebe verbessert es die Traktion auf glatten Untergründen deutlich. Das Drehmoment wird in Abhängigkeit von den Straßen- und Verkehrsbedingungen automatisch und kaum merklich zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt Ford gibt für den Tourneo Connect 2.0 EcoBlue Diesel mit 122 PS einen kombinierten Normverbrauch von 4,9 Liter des bis 5,0 Liter Diesel gemäß WLTP an. Ein Wert der aich im alltag bei defensiver und vorausschauender Fahrweise nicht unrealistisch erscheint. Der Stickoxidausstoß der Dieselmotoren verspricht Ford mit dem „Twin-Dosing“-System eingedämmt zu haben. Hier wird AdBlue vor den beiden Abgaskatalysatoren eingespritzt.
Der Selbstzünder ist gut gedämpft. Auch die langen Schaltwege des Sechsganggetriebes empfanden wir als angenehm.
Der Selbstzünder ist gut gedämpft. Auch die langen Schaltwege des Sechsganggetriebes empfanden wir als angenehm.
Fahreigenschaften – ein hohes Maß an Sicherheit im Straßenverkehr
An der Feder/Dämpferabstimmung merkt man den Kompromiss, den die Entwickler hier bzgl. maximaler Zuladung und Fahrkomfort eingehen mussten. Der lange Grand Tourneo schluckt enorm viel Gepäck und kann deshalb auch mit viel Zuladung (600 kg) umgehen. Ohne schwere Beladung spürt man dann allerdings beim Überfahren von Unebenheiten die auf hohe Last ausgelegten Federn des Familien-Vans. Kurze Bodenwellen sind im unbeladenem Zustand nicht die Paradedisziplin des Fahrwerk.
Erst bei Tempi oberhalb der Autobahnrichtgeschwindigkeit (130 Stundenkilometer) werden die Windgeräusche bauartbedingt vernehmbar lauter. Bauartbedingt ist dies der hohen Karosserie und der klassentypischen Geräuschdämmung geschuldet ist. Ein Parkassistent unterstützt bei der Ausfahrt, das Automatikgetriebe sorgt für ein angenehmes Fahrerlebnis und nimmt den einen oder anderen Handgriff ab. Der Spurhalteassistent unterstützt das Sicherheitsgefühl.
Erst bei Tempi oberhalb der Autobahnrichtgeschwindigkeit (130 Stundenkilometer) werden die Windgeräusche bauartbedingt vernehmbar lauter. Bauartbedingt ist dies der hohen Karosserie und der klassentypischen Geräuschdämmung geschuldet ist. Ein Parkassistent unterstützt bei der Ausfahrt, das Automatikgetriebe sorgt für ein angenehmes Fahrerlebnis und nimmt den einen oder anderen Handgriff ab. Der Spurhalteassistent unterstützt das Sicherheitsgefühl.
Preise und Extras
Spannend ist im Kapitel „Preise und Extras“ die Differenzierung von Ford und VW. Gebaut werden beide Hochdachkombi im VW-Werk Posen in Polen. Und trotzdem sind sie nur schwer vergleichbar. Da die Ausstattungslinien immer etwas variieren und nie 1:1 sind. Um das günstigste Angebot im Vergleich der technisch gleichen oder zumindest ähnlich ausgestatteten Hochdachkombi zu identifizieren, kommt man nicht umhin, die beiden Preislisten bzw. Konfiguratoren genau zu analysieren. Wir kommen zu dem Schluss, dass die preisliche Unterschied relativ geringfügig ist. Der neue Ford Tourneo Connect wird bei den Ford Partnern in den vier Ausstattungslinien Trend, Titanium, Sport und Active angeboten.
Bereits das Einstiegsmodell Trend ist serienmäßig u.a. mit automatischem Notbremsassistent, Einparkhilfe vorn und hinten sowie einem Tempomaten ausgerüstet und somit eine gute Wahl für Preisbewusste. Auch die Sicherheit kommt ab Basis nicht zu kurz: Hierzu verfügt der neue Tourneo Connect serienmäßig über einen sogenannten Interaktions-Airbag. Dieser öffnet sich im Falle eines Unfalls in Sekundenbruchteilen zwischen Fahrer und Beifahrer und verhindert auf diese Weise, dass Fahrer und Beifahrer zusammenstoßen und sich gegenseitig verletzen können.
Technische Daten - Ford Grand Tourneo Connect Active 2.0l EcoBlue Diesel 122 PS | |
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Karosserie: | Hochdach Van |
Motor: | CommonRail - 4-Zylinder Diesel (mit Abgasturbolader und SCR/AdBlue-Reinigung) |
Start/Stopp-System | Ja |
Getriebe | 6 Gang manuell |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum: | 1.968 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6d-ISC-FCM |
Leistung: | 95,00 kW bei 2.750 - 4.250 Umdrehungen pro Minute |
Drehmoment: | 320 Nm bei 1.600 - 2.500 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 186 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) | 11,4 s |
Kombinierter Normverbrauch (ECE/WLPT) | 4,7 l/100km |
CO2-Ausstoß ECE/WLPT | 124 g/km |
Kraftstoff: | Diesel |
Tankvolumen Diesel /AdBlue: | 50 l / 15 l |
Wendekreis | 12,1 m |
Böschungswinkel, vorn/hinten | 14,6 ° / 15,9 ° |
Rampenwinkel | 12,9 ° |
Ladekantenhöhe | 563 mm |
Gepäckraumbodenlänge | 1.913 mm |
Gepäckraumbodenlänge am Boden bis 1.Sitzreihe (2-Sitzer-Modus) | 2.238 mm |
Ladehöhe max. | 1.211 mm |
Seitliche Schiebetür(en), Breite x Höhe | 701 x 1.072 mm |
Zuladung: | 618-387 kg |
Leergewicht mit Fahrer; | 1.682 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 2.300 kg |
Zul. Stützlast: | 75 kg |
zul. Dachlast: | 100 kg |
Max. Anhängelast gebremst | 1.500 kg |
Max. Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Zulässiges Gesamtzuggewicht 12% | 3.800 kg |
Länge/Breite/Höhe m. Dachreling/Radstand | 4.868 /1.855/1.835/2.970 mm |
Basispreis Grand Tourneo Connect 1.5l EcoBoost Benzin 84 KW (114PS) | ab 32.900 Euro |
Die Ausstattungslinie Titanium differenziert sich mit Chromapplikationen am Kühlergrill optisch aufgewertet und punktet auch mit einer besseren Grundausstattung. Die Ausstattungsversion Titanium umfasst – ähnlich dem VW Caddy Life – u.a. 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Dachreling, Spurhalteassistent und eine manuelle Klimaanlage. Für Freizeitaktivisten gibt es die von uns getestete Ausstattungslinie Active, welche mit robusten Kunststoffanbauteilen einen Hauch Offroad Character vermittelt. Zur Serienausstattung der Ausstattungslinie Active gehören zudem elektrisch einstellbare, beheizbare und anklappbare Außenspiegel, Dachreling (silberfarben), Fahrspur-Assistent inklusive Fahrspurhalte-Assistent, Geschwindigkeitsregelanlage mit einstellbarem Geschwindigkeitsbegrenzer, Klimaanlage (manuell), Leder-Multifunktionslenkrad, Müdigkeitswarner, Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, Park-Pilot-System vorne und hinten sowie getönte Wärmeschutzverglasung ab der 2. Sitzreihe. Der Tourneo Connect Active präsentiert sich über blau abgesetzte Akzente sowie Polsternähte in blauer Kontrastfarbe. Optional ist das Fahrzeug – wie unser Testwagen – auch mit ergonomischen Vordersitzen (Aktion Gesunder Rücken e.V. kurz AGR) lieferbar. Das Gestühl zeichnet sich unter anderem durch eine verlängerte Beinauflage sowie eine vierfach elektrisch einstellbare Lendenwirbelstütze aus.
Als teuerste Topversion rangiert dann die Ausstattungslinie Sport mit Kontrastbeklebung, schwarzem Kühlergrill und schönen Leichtmetallfelgen. Der Tourneo Connect läßt sich mit bis zu 19 Assistenzsystemen und elektronischen Helferlein ausstatten. Angefangen von einem Pre-Collision-Assist inklusive Auffahr-Warnsystem mit Fußgänger- und Radfahrer-Erkennung, Abstandstempomat, Verkehrszeichenerkennung bis hin zu einem Anhänger-Rangier-Assistenten, der das Rückwärtsfahren mit einem Hänger erleichtert. Wer den Tourneo Connect mit Automatikgetriebe bestellt, erhält eine intelligente adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Verkehrsschild-
Fazit: Lademeister mit überragendem Familien- und Freizeit-Talent
Hochdachkombis werden wegen ihrer Kombination auf einem flexibel nutzbaren Innenraum und in Relation zu anderen PKWs wegen ihrer günstigen Anschaffungskosten geschätzt. Der Ford Grand Tourneo präsentiert sich hier als alltagstauglicher Praktiker mit bis zu sieben Sitzenplätzen und viel Frachtvolumen. Das muss man VW und Ford lassen, Sie haben beim Grand Tourneo aus der Grundfläche das absolute Maximum an Innenraum und Variabilität gezaubert. Der neue Ford Tourneo Connect ist vor allem ein praktischer Freizeit-und Familien-Van und konnte uns im Test als „Grand Tourneo Connect“ von seinen vielseitigen Talenten bei hoher Alltagstauglichkeit überzeugen. In dem Zusammenhang auch noch erwähnenswert ist der enorm niedrige Vebrauch des gut im Saft stehenden 122 PS-Diesel.
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