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Fahrbericht Honda e: Elektrokleinwagen im Retro-Style

Elektro-Kleinwagen für die Stadt: Der Honda e Advance im Einzeltest - Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES

 

Reichen Akkukapazität und Ladegeschwindigkeit?
   

Mit Anschaffungskosten von 34.000 bis 38.000 Euro vor Umweltprämie positioniert sich der Honda e sehr selbstbewusst im Vergleich zu den direkten Wettebewerbern wie beispielsweise den VW e-Up, Mini electric oder Fiat 500 e. Dafür punktet der Honda e mit üppiger Ausstattung. Im Segment der Kleinwagen punktet der Honda mit enormen Extras wie einem gigantischen Dashboard-Display, das sich komplett von links nach rechts erstreckt. Und auch die Außenspiegel und Rückspiegel sind kamerabasiert. Achillesferse des Honda e – dürfte der Akku mit seiner begrenzten Reichweite und die Ladegeschwindigkeit sein. Hier ist es spannend zu sehen, wie wintertauglich sich der kleine Stromer im Alltag bei winterlichen Temperaturen um die Null Grad zu schlagen vermag.

 

Interieur Honda e Advance – Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

Optisch ist der Honda e zweifelsohne gelungen. Auch im direkten Vergleich seiner Wettbewerber im Segment der elektrischen Kleinwagen. Die runden LEDs vorne, die beim Schlüsseldruck kreisen, sehen niedlich aus. Gleiches gilt für hinten. Seine großen Kulleraugen mit Niedlichkeitsfaktor aktivieren beim menschlichen Betrachter den Beschützerinstinkt. Die japanischen Designer liefern ein Kunststück im Kleinwagendesign ab. Die schnökellosen Charakterlinien des 3,89 Meter langen, 1,75 Meter breiten und 1,52 Meter hohen Honda sind sauber gezeichnet und punkten mit einer gewissen Zeitlosigkeit. Auffallend sind die Türhebel der Fronttüren, die blitzschnell automatisch herausfahren, wenn sich der Fahrer mit dem Schlüssel nähert.

  

Elektro-Kleinwagen für die Stadt: Der Honda e Advance im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Interieur

Im Innenraum punkten die verwendeten Materialien. Sie verschaffen dem Kleinwagen eine angenehme Lounge-Atmosphäre. Das Interieur präsentiert sich als futuristisches Wohnzimmer im Retro-Stil. Das Platzangebot ist im kleinen Flitzer vergleichsweise groß.  Die elektrische Architektur hat es Honda ermöglicht den Innenraum überraschend geräumig und offen zu gestalten. In unserem Testwagen kombinierte Honda graue Stoffsessel mit Holz-Applikationen an Mittelkonsole, Türen und Dashboard. Das sieht wirklich gut aus und überzeugt auch haptisch. Das ultrabreite Dashboard-Display ist eine zusammenhängende Fläche von fünf Displays (Kompartiments) und reicht über die gesamte Fahrzeugbreite. Da sich einige Menüpunkte so weit rechts auf der Fahrerseite befinden hat Honda eine Switch-Taste jeweils im linken und rechten Menüblock integriert. So lassen sich rechte und linke Menüblöcke tauschen und in Touchreichweite des Fahrers bringen. Humor bewiesen die Japaner mit ihrem Bildschirmschoner wie eine Aquariumsanzeige. Das erinnert ein klein wenig an das Lagerfeuer im Tesla.
 
Zudem bietet der Kleinwagen vorne sehr gute Platzverhältnisse. Die ungeteilte Rückbank erinnert in gewisser Weise an eine Couch. Zudem hat Honda es geschafft den bis zu zwei Fond-Passagieren genügend Kopf- und Beinraum zu verschaffen. Sehr gut gelöst sind auch die besonders weit öffnenden Türen zum bequemen Zusteigen. Als Viersitzer bewirbt sich der japanische Kleinwagen nicht um größere Familien.

Das breite Dashboard im Honda e Advance – Bildnachweis: MOTORMOBILES


 
Der Honda e verfügt über einen digitalen Innenspiegel, bei dem das System die Bilder einer zentralen Rückfahrkamera im Rückspiegel anzeigt. Wir hatten eine gewisse Lernkurve erwartet, aber tatsächlich unterscheidet sich die Verwendung der digitalen Außenspiegel oder des Rückspiegel kaum von herkömmlichen Glasspiegeln. Sollte die Sicht des Fahrers nach hinten durch Fahrgäste oder Gepäck verdeckt sein, hilft das extrem hochauflösende Display und Kamera den rückwärtigen Fahrzeugbereich gut im Auge zu behalten. Das System überzeugte uns tagsüber mehr als bei nächtlichen Fahrten. Bei Bedarf läßt sich das Kamerasystem des mittleren Rückspiegel abschalten und die Fahrerin oder der Fahrer blickt in einen klassischen Rückspiegel.


Der Honda e bietet nur vier Sitzplätze
 

Der Motor sitzt im Boden des Kofferraums, sodass das Kofferraumabteil nur über ein Fassungsvermögen von 171 Litern verfügt. Neben dem obligatorischen Ladekabel ist der Platz überschaubar. Klappt man die Rücksitze um, sind es aber immerhin gut nutzbare 861 Liter Stauraum. Der Honda verfügt über keinen weiteren Stauraum im Unterboden. Die Zuladung ist mit 245 Kilogramm bei einem Fahrzeuggewicht von 1.625 kg Leergewicht (inkl. Fahrer) sind zudem sehr knapp bemessen.

 

Elektro-Kleinwagen für die Stadt: Der Honda e Advance im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Infotainment

 

Die Kamerastummel, die die Außenspiegel ersetzen, sind keine Spielerei, sondern ermöglichen einen verringerten Windwiderstand und damit ein niedrigerer Stromverbrauch. Der Luftwiderstand ist rund 90 Prozent geringer. Allerdings scheint diese teure Maßnahme für ein Stadtauto maximal übertrieben. Hier setzt Honda sicherlich auch auf den optischen Effekt, als auf den Nutzen. Aber weil sie digital sind, können technisch über eine reine Seitenspiegel hinausgehen. Mit farbigen Hilfs-Linien in der Anzeige helfen die digitalen Seitenspiegel dem Fahrer zu signalisieren, ob genügend Platz vorhanden ist, um eine Lücke nutzen zu können. Zudem helfen sie wirkungsvoll, um den toten Winkel zu reduzieren. Neben vier USB-Anschlüssen (zwei vorne, zwei hinten) gibt es vorne einen HDMI-Anschluss um beispielsweise Spielkonsole oder auch einen Laptop anzuschließen und den Screen aufs Autodisplay wiedergeben zu können. Und im Advance findet sich sogar eine 220 V-Steckdose.

 

Elektro-Kleinwagen für die Stadt: Der Honda e Advance im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Umfangreiche Assistenzsysteme

 
Das umfassende Angebot an Fahrassistenz-Systemen (“Honda Sensing” ) bietet Sicherheit und Fahrkomfort. Die wichtigsten Assistenten sind ein präventiver Fahrerassistent, ein Kollisionswarnsystem, ein aktiver Spurhalteassistent (mit Lenkunterstützung), eine adaptive Geschwindigkeitsregelung (mit Stauassistent), Verkehrszeichenerkennung, intelligente Adaptive Geschwindigkeitsregelung, Anfahrassistent und eine Notbremsfunktion bei niedriger Geschwindigkeit. Alle Systeme funktionierten während unserer Testfahrten erwartungsemäß.

Antrieb
  

Der Honda e zeichnet ein Hinterradantrieb, ein tiefer Fahrzeugschwerpunkt und ein in Relation zu Fahrzeuggröße und – Gewicht leistungsstarker Elektromotor aus. Damit verfügt der Honda e über alle Voraussetzungen für Fahrspaß. Der Elektroantrieb des Honda e mobilisiert in der Basisversion 100 kW/136 PS. Der von uns gefahrenen Honda e Advance generriert 113 kW/154 PS. Beide Varianten besitzen ein identisches maximales Drehmoment von 315 Nm. Die Durchzugskraft des Honda e zeichnet eine gleichmäßigen Beschleunigung aus. Unser Testwagen mit Advance Paket erledigt den Null-Hundert-Paradesprint von 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden, die Basisversion benötigt mit 9,0 Sekunden geringfügig länger. Die abgeregelte Höchtgeschwindigkeit beträgt 145 km/h, was für einen Einsatz in der urbanen Umgebung und auch gelegtenteliche Autobahnfahrten vollkommen ausreicht.


Fahreigenschaften

 
Der Honda-e unterscheidet sich mit seinem Heckantrieb von den meisten seiner frontgetriebenen Wettebwerber im Kleinwagen-Segment. Neben dem One-Pedal-Driving ermöglicht das vorausschauende Beschleunigen und Verzögern mit nur einem Pedal. Zudem verfügt der Honda e über zwei Fahrmodi: Der „Normalmodus“ für die alltäglichen Fahrten durch die Stadt und der „Sportmodus“ in dem er direkter am „Gas“ hängt und etwas straffer abgestimmt ist. Mit dem von uns gefahrenem Advance-Modell und seinen 154 PS samt stolzem Drehmoment von 315 Nm steht auch genügend Dampf bereit. Genügend Power für echten Fahrspaß auch im urbanen Umfeld durch enge Kurven und Kreisverkehre. Das geht dank des drehomentstarkem E-Motor schon richtig gut bei so einem kleinen Auto. Wem dies – außerhalb geschlossener Ortschaften – noch zu wenig erscheint, schaltet den Sportmodus dazu, der dann den Honda von 0 auf 50 km/h in 4,5 Sekunden schiebt. Das Kurvenverhalten des Hecktrieblers bewegt sich im Grenzbereich nah am Driften. Der kleine Stromer zeichnet sich zudem über einen wunderbar engen Wendekreis von 9,2 Metern aus. Dies erweis sich in der Stadt als extrem nützlich. Dank des reinen Heckantrieb ermöglicht die Lenkung extrem große Einschlagswinkel der Räder. Ein Vorteil vieler Elektrofahrzeuge. Zudem verhält sich die Lenkung immer progressiver, je höher die Geschwindigkeit wird.

 

Der Honda e hat eine Batterie mit einer Bruttokapazität von 35,5kWh – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Energiespeicher und Ladeeigenschaften
  

Der vergleichsweise leichte Lithium-Ionen-Akku besitzt eine Brutto-Kapazität von 35,5 kWh. Der Nasenlader lässt sich laut Herstellerangaben per Schnellladefunktion in 30 Minuten wieder auf 80 Prozent füllen.
 
Wichtiger als die Bruttokapazität ist aber die Nettokapazität. Und diese kalkulieren wir über das Ladeverhalten mit ungefähr knapp 30 kWh. Beim Basismodell versprechen die Japaner damit eine maximale WLPT- Reichweite von bis zu 222 Kilometer. Der von uns gefahrene Honda e Advance mit größeren Rädern in 17 Zoll sind es nur 210 Kilometer (WLTP). Unsere Testfahrten mit hohem Kurzstreckenanteil unter winterlichen Bedingungen mit viel Stadt, einem Drittel Landtstraße und wenig Autobahn kamen wir im Winter rund 140 Kilometer weit. Wenn der Akku dann warm war betrug der Vebrauch nur 13 bis 17 kWh je hundert gefahrene Kilometer. D.h im Sommer dürfte die Reichweite deutlich höher sein. Im Winterbetrieb mit Heizung bewegt sich der Verbrauch zwischen 18 und bis zu 26 kWh je hundert gefahrene Kilometer.

Die Hauptgründe für Reichweitenverluste im Winter sind der höhere Energieaufwand für die Heizung sowie der nachteilige Einfluss tiefer Temperaturen auf den Innenwiderstand und damit die Leitfähigkeit innerhalb der Batterie. Sind die Batteriezellen kalt, nehmen sie schlechter Energie auf. Dadurch wird die Energieaufnahme beim Bremsen (Rekuperation)deutlich schwächer.

Der kleine Akku samt seiner nur bedingten Schnellladeeigenschaften prädestinieren dieses Fahrzeug nicht für schnell zu fahrende längere Strecken oder spontane Wochenend-Trips. Auf der Autobahn – sollten 22 bis 26 kWh/100 km kalkuliert werden – verliert der Wagen bei Richtgeschwindigkeit (130 Stundenkilometer) kräftig an Reichweite. Es zeigt sich auch hier: Reichweite hängt primär von Verbrauch und Batteriekapazität ab. Und bei 35 kWh Brutto-Energiegehalt sind keine großen Sprünge möglich. Zumal im Winter und der begrenzten Schnellladefähigkeit gerade mit kaltem Akku. Die Zielgruppen dieses elektrischen Kleinwagen sind also primär Pendler und Käufer eines Zweitwagen. Honda gibt die DC-Ladegeschwindigkeit mit bis zu maximal 56 kW an. Die höchste Ladeleistung soll bei einem SoC zwischen 10 und 20 Prozent anliegen. Unsere maximale Ladegeschwindigkeit bei einem warmen Akku mit einem State of Charge (SoC) von 15 % und halbwegs warmen Akku betrug kaum über 35 kWh. Allerdings dürften die Wintertemperaturen hier der limitierende Faktor gewesen sein. Es wäre spannend dieses Auto nochmal im Sommer zu fahren. Immerhin verfügt der Honda e zudem über eine flüssigkeitsgekühlte Batterie. Somit läßt sich die beim DC-Schnellladen anfallende Wärme – zur Vermeidung von Akkuschäden – gut abführen.

 

Technische Daten Honda e Advanced 113 kW
Hersteller:Honda
Karosserie:Kleinwagen fünftürig
Motor:Elektromotor
Leistung:113 kW (154 PS)
max. Drehmoment315 Nm
GetriebeAutomatik Elektroantrieb mit fester Getriebeübersetzung
Antrieb:Hinterradantrieb mit elektronischer Drehmomentsteuerung
Motor:vorne eingebauter Elektromotor
Batterie:Lithium-Ionen-Batterie
Batteriekapazität:50 kWh
Ladeleistung On Board Charger AC-Ladesystem (Typ2):6,6 kW
Ladeleistung DC-Ladesystem (CCS):56 kW
Elektrischer Energieverbrauch kombiniert WLPT:17,8 kWh/100 km
CO2:0 g/km
Effizienzklasse:A+++
Reichweite bei voller Batterie (WLPT 17 Zoll Felgen):210 km
Von 0 auf 100:8,3 s
Höchstgeschwindigkeit:145 km/h abgeregelt
Leergewicht minimal - maximal (Leergewicht mit Fahrer 75kg): 1.636 - 1.714 kg
Sitzplätze:5
Zuladung:381 - 459 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:2.020 kg
Kofferraum380 bis (umgeklappt) 1.215 Liter
Länge/Breite/Höhe/Radstand 3.894/1.752/1.512/2.538 mm
Grundpreis (Advanced)38.000 Euro (abzüglich Umweltprämie)

   

Preise und Extras
 

Der Honda e startet zu einem Basispreis in Höhe von 33.850 Euro. Mit dem Advance-Paket kostet der Honda e dann 38.000 Euro (vor Umweltprämie). Der hohe Preis des Advance relativiert sich in Anbetracht der guten (Voll)Ausstattung. Nur wenig wie die Metallic-Farbe kostet dann noch extra. In der Advance Variante verfügt der Honda e wahlweise über 16-Zoll- oder 17-Zoll-Alufelgen, ein Rückfahrkamera-System, eine sehr gut klingende Audio-Anlage, eine beheizbare Windschutzscheibe und ein beheizbares Lenkrad sowie den Honda Parking Pilot.

 

Fazit: Das perfekte Stadtauto? Es kommt darauf an…
 

In der Stadt vermag der Honda e seine Vorteile perfekt auszuspielen: Für den Einsatz in der City ist der japanische Mini-Stromer äußerst agil und wendig. Zudem präsentiert er sich mit einem sehr eigenständigen Charakter im knuffigem Design samt Retro-Anmutung und punktet mit einem im Kleinwagen-Sektor einzigartigen High Tech-Cockpit und außergewöhnlicher Interieur-Anmutung. Hier spielt der kleine Japaner seinen Premium-Anspruch aus. So sehr seine Auslegung in Design, Optik und Anmutung überzeugen – dies gilt inbesondere auch für den elektrischen Antrieb – so dominieren im Winter doch auch seine Schwächen bei der limitierten Batterie-Kapazität und Ladegeschwindigkeit. Für die Langstrecke mit Ladevorgängen unterwegs eignet sich das Auto nicht wirklich. Wer jedoch über ein entsprechendes Fahrprofil mit geringer täglicher Fahrstrecke und mit keinem oder geringem Autobahnanteil verfügt sowie eine Ladeoption in der heimischen Garage oder am Arbeitsplatz verfügt, für den dürften die Schwächen gar nicht so sehr ins Gewicht fallen und die Vorteile dieses außergewöhnlichen Kleinwagen überwiegen. Auch ein Jahr nach seiner Markteinführung drehen sich übrigens immer noch viele Menschen nach diesem Kleinwagen um. Der Honda e sticht aus der Masse der Kleinwagen.

 

 

Honda e Advance
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