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Hyundai RN22e – Rollendes Labor für den vollelektrischen Motorsport

Hyundai RN22e: Elektrisches Rennsportfeeling für die Straße - Bildnachweis: Hyundai

 

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt kontinuierlich an
 


Motorsport-Enthusiasten bezweifeln zuweilen, dass Elektrofahrzeuge den Nervenkitzel, die Emotionen und die Fahrdynamik bieten können, die leistungsstarke Verbrennungsmotoren bieten. Hyundai Hochleistungsmarke N möchte diese Zweifler mit alltagstaugliche Sportwagen überzeugen. Im Fokus stehen dafür drei Produktsäulen: „Kurvenräuber“ (straffe, perfekt ausbalancierte Kurvenmaschine), „Rennstreckentauglichkeit“ (alle N Modelle sind für den Einsatz auf der Rennstrecke gebaut) und „Alltagssportwagen“ (für jeden und jedes Bedürfnis, nicht nur für Rennstrecken und Autobahnen).

 

RN22e zeigt die Vision der Marke N für die Elektrifizierung

 
Viele dieser Technologien des RN22e werden voraussichtlich in künftigen elektrifizierten Hochleistungsmodellen von Hyundai N zum Einsatz kommen, nachdem sie auf der Straße und auf der Rennstrecke strengen Tests und Prüfungen unterzogen wurden. Darüber hinaus könnten einige der innovativen Merkmale des RN22e, die Hyundai in Bezug auf Fahrleistung, Haltbarkeit und Sicherheit entwickelt hat, auch in zukünftigen Serienmodellen zum Einsatz kommen.

 

Als erstes vollelektrisches Hochleistungsmodell wird Hyundai 2023 den Hyundai Ioniq 5 N auf den Markt bringen. Einen ersten Vorgeschmack, wie emotional vollelektrische Hochleistungsfahrzeuge sein können, gibt der vor kurzem vorgestellte RN22e.

Der neue RN22e ist ein „rollendes Labor“ und kombiniert hierzu Motorsporttechnologie mit der Plattform E-GMP. Der RN22e ist Teil der nächsten Generation der Hyundai RN und Nachfolger des 2012 gestarteten RM-Projekts des Unternehmens. In den „rollenden Laboren“ testet und verifiziert Hyundai Hochleistungstechnologien aus den Rennsportserien WRC, WTCR und ETCR, bevor sie in die N Serienmodelle einfließen. Die „rollenden Labore“ dienen Hyundai als Sprungbrett für die Massenproduktion fortschrittlicher Hochleistungstechnologien. Beispiele sind das elektronische Sperrdifferenzial (E-LSD) und das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe N DCT, die in N Modellen wie dem i30 N und dem Kona N zum Einsatz kommen.

Mit dem RN22e stellte Hyundai N seine elektrifizierte Vision zusammen mit der Erneuerung seiner „Rollenden Labore“-Reihe vor. Hyundai hat den Namen RM in RN geändert, um das „R“ von „Rollendes Labor“ und das „N“ der Marke N zu vereinen. Die Nummer gibt das Baujahr an, während das „e“ auf die elektrifizierte Technik hinweist.

Neben der Namensgebung unterscheidet sich der RN22e auch in anderer Hinsicht von früheren RM-Projekten. Im Gegensatz zum RM20e, der zum ersten Mal ein Mittelmotorkonzept mit elektrischer Antriebstechnologie aufwies, basiert der RN22e auf der E-GMP (Electric Global Modular Platform) von Hyundai. E-GMP beinhaltet innovative Technologien wie das 800-V-Schnellladen und einen Getriebetrennschalter für den Allradantrieb. In den RN22e flossen außerdem viele Forschungserkenntnisse aus früheren RM-Projekten. Der RN22e ist das erste „rollende Labor“ mit Allradantrieb und leistungsstarken Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse.

Wissenstransfer vom Ioniq 6
 

In der Vergangenheit floss der Wissenstransfer bei den Modellen der Hyundai Hochleistungsmarke N von der Rennstrecke auf die Straße. So trägt beispielsweise der i20 N viele Gene des i20 WRC in sich. Beim RN22e ließen sich die Ingenieure hingegen vom neuen Ioniq 6 inspirieren.

So nutzt der RN22e die einzigartige Aerodynamik des Streamliner-Designs des Ioniq 6. Mit seinem einfach gewölbten Profil und den sorgfältig ausgearbeiteten Konturen bietet der Ioniq 6 den bisher niedrigsten Luftwiderstandsbeiwert von 0,21 bei Hyundai. Diesem Design wurde beim RN22e eine Reihe von Motorsport-inspirierten Details hinzugefügt. Durch eine niedrige Bodenfreiheit, betonte Schultern, einen Heckspoiler und einen großen Heckdiffusor wurde bei 4.915 mm Länge, 2.023 mm Breite, 1.479 mm Höhe und einem Radstand von 2.950 mm ein sehr dynamischer Look erreicht.

In technologischer Hinsicht ist der RN22e von verschiedenen Aspekten der Hochleistungsmarke N und der RM-Serie sowie von Hyundai Motorsport beeinflusst. Durch die Teilnahme an der elektrischen Tourenwagen-Rennserie ETCR sammelt die Motorsportabteilung von Hyundai Daten über das Fahren mit Elektrofahrzeugen unter schwierigen Bedingungen. Die im Rahmen des RM-Projekts gewonnenen Erkenntnisse unterstützen die Erprobung und Entwicklung von Technologien, die vom Motorsport inspiriert sind. E-GMP ist dank der leistungsstarken Elektromotoren und der reichweitenstarken Batterie die ideale Basis für die Entwicklung eines Hochleistungs-Elektrofahrzeugs wie den RN22e.

RN22e bietet Fahrspaß auf neuem Niveau
 

Der RN22e ist mit dem ersten Allradantrieb der Hyundai Hochleistungsmarke N ausgestattet. Dieser bietet eine optimierte Drehmomentverteilung in verschiedenen Fahrmodi und ermöglicht es dem Fahrer die Drehmomentstärke an den Vorder- und Hinterrädern nach seinen Wünschen anzupassen. Die maximale Leistung des vorderen Elektromotors beträgt 160 kW, die des hinteren 270 kW, also insgesamt 430 kW. Das maximale Drehmoment liegt bei 740 Nm. Der RN22e ist außerdem mit einer Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterrädern ausgestattet. Diese Technologie schaltet je nach Fahrsituation schnell zwischen Allrad- und Heckantrieb um, indem sie den Vorderradmotor abkoppelt. Ergebnis: Noch mehr Nervenkitzel hinter dem Lenkrad. Ein weiteres Beispiel im RN22e ist das Torque Vectoring (e-TVTC). Es verteilt die Antriebskraft auf die Hinterräder, indem es die Doppelkupplung des hinteren Elektromotors ein- und ausschaltet. e-TVTC kann bei Kurvenfahrten die gesamte Antriebskraft nur auf das linke oder rechte Hinterrad übertragen. Mit dieser Torque-Vectoring-Technologie gleicht der RN22e das aufgrund des höheren Gewichts von Elektrofahrzeugen bedingte Untersteuern in Kurven aus und sorgt so für ein dynamischeres Fahrverhalten. Ein weiterer Vorteil des abgetrennten Hinterradantriebs: Der RN22e ist dann besonders effizient unterwegs. Hyundai wird die e-TVTC-Software des RN22e für weitere Funktionen weiterentwickeln.

Da die vorderen und hinteren Elektromotoren und die schweren Batterien im unteren Teil des Fahrzeugs untergebracht sind, sorgt E-GMP zum einen für einen niedrigen Schwerpunkt und zum anderen für eine optimale Gewichtsverteilung. Der RN22e verwendet auch die von der WRC inspirierte IDA (Integrated Drive Axle). Sie kombiniert Antriebswelle und Radnabe in ein Bauteil, was einerseits das Gewicht reduziert und andererseits die Seitensteifigkeit erhöht. Die Steifigkeit der Karosserie wird durch einen Überrollkäfig und eine separate hintere Trennwand erhöht, 3D-gedruckte Aluminiumteile tragen zu einem geringeren Gewicht und damit zu einem besseren Kurvenverhalten bei.

Rennstreckentauglichkeit
 

Eines der Forschungs- und Entwicklungsziele des RN22e als „rollendes Labor“ ist die Verbesserung der Kühlung und der aerodynamischen Leistung. Besonders die Aerodynamik hat einen großen Einfluss auf Fahrstabilität, Kraftstoffeffizienz und Geräuschentwicklung von Hochleistungsfahrzeugen. Wie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist auch das Wärmemanagement wichtig. Elektrofahrzeuge müssen den Fahrtwind optimal nutzen, um die Wärme ihrer Batterien zu managen – besonders bei Hochleistungsmodellen ist das von größter Bedeutung. Das für Elektroantriebe spezifische Kühlsystem des RN22e hat Hyundai N mithilfe von Erkenntnissen aus dem Motorsport mit dem Veloster N ETCR und dem RM20e entwickelt.

Die effiziente Kühlung ermöglicht dem RN22e seine Performance auch auf längeren Strecken jederzeit abzurufen. Gleichzeitig optimiert die Batterievorkonditionierung den Zustand der Batterie vor und nach der Fahrt auf der Rennstrecke, um eine maximale Leistung zu erzielen. Diese Funktion hebt die Batterietemperatur vorher auf ein optimales Niveau an und senkt die Batterietemperatur danach, um das ultraschnelle 800-V-Laden von E-GMP zu ermöglichen. So lädt der RN22e seine 77,4 kWh-Batterie in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent auf. Für ein effizienteres Wärmemanagement der Batterie verfügt diese über ein von den Elektromotoren getrenntes und unabhängiges Kühlsystem. Ein breiterer Lufteinlass in der Front verbessert die Kühlleistung zusätzlich.

Ein weiterer Schlüssel für maximalen Fahrspaß auf der Rennstrecke sind die Bremsfähigkeiten des RN22e. Im Allgemeinen führen die schweren Batterien von Elektrofahrzeugen zu einer größeren Trägheit als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Wenn ein solch schweres Fahrzeug kurz vor einer Kurve plötzlich bremst, steigt die Belastung des Bremssystems aufgrund der erhöhten kinetischen Energie. Um Bremsfading und einen starken Abfall der Bremsleistung zu verhindern, verwendet der RN22e Hochleistungsbremsbeläge aus den N Modellen, 4-Kolben-Monobloc-Bremssättel und 400-mm-Hybridbremsscheiben. Die Hyundai Hochleistungsmarke N entwickelt derzeit eine für Hochleistungselektrofahrzeuge optimierte Bremskraftverstärkertechnologie, die ein schnelleres, bissigeres sowie gleichzeitig noch besser zu kontrollierendes Bremsverhalten in Kurven ermöglicht.

Der RN22e macht den Alltag zum Vergnügen

Der RN22e ist nicht nur vollgepackt mit Technologien, die pure Dynamik auf der Rennstrecke bieten, sondern auch mit Funktionen, die den Alltag angenehmer machen – wie einem besonderen Sound. Der Sound von Hochleistungsfahrzeugen weckt die Emotionen des Fahrers. Bei Elektrofahrzeugen ohne Motor- und Auspuffgeräusche ist das eine besondere Herausforderung. Der RN22e verfügt daher über N Sound+, der über Innen- und Außenlautsprecher wiedergegeben wird und das dynamische Fahrgefühl unterstützt. Dieser Sound verkörpert die Emotionen eines leistungsstarken Verbrennungsmotors, während die „N e-shift“-Funktion ein leistungsstarkes Vibrations- und Schaltgefühl integriert, um die Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug zu fördern. Hyundai entwickelt N Sound+ kontinuierlich weiter, um dem Geschmack verschiedener Fahrer gerecht zu werden.

Eine weitere fortschrittliche Technologie, die Hyundai mit dem RN22e entwickelt, ist ein intelligentes Niveauregulierungssystem mit einer Luftfederung. Dieses System sorgt eigentlich für den Fahrkomfort in Luxusfahrzeugen. Hyundai N hat es so angepasst, dass es darüber hinaus dynamisches Fahren auf der Rennstrecke ermöglicht. Es kann die Karosserie anheben, um Beschädigungen des Unterbodens beim Passieren von Rampen und Bodenwellen zu vermeiden, und absenken, um die Aerodynamik zu verbessern und den Schwerpunkt des Fahrzeugs auf der Rennstrecke abzusenken. Außerdem kann es nicht nur die Fahrzeughöhe anpassen, sondern auch die Druck- und Zugstufen der Federbeine.