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Kurztest: Mit dem Ora Funky Cat durch Lissabon

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest - Bildnachweis: MOTORMOBILES


Wie gut ist die China Katze?
  

Der vollelektrische Kleinwagen Ora Funky Cat erregt mit viel Lifestyle Aufsehen. Dies mit einer Formensprache deren Optik sich bei Porsche, Beetle, Fiat 500 und Mini zu bedienen scheint – aber dann formal sehr eigenständig daher kommt. Der Designer hatte übrigens auch mal für Porsche gearbeitet.  Das Retro-Design des Ora Funky Cat macht optisch eine gute Figur und setzt auf runde Linien anstelle scharfer Kanten.

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Die elektrische Marke Ora gehört zu Great Wall Motors, einem der großen chinesischen Autohersteller. Die Chinesen möchten nun auch Europa und v.a. Deutschland punkten. Im Test nach Euro NCAP vermochte er mit fünf Sternen als sicherster Kompaktwagen brillieren. Die E-Autos von Ora werden von Emil Frey nach Deutschland importiert und vertrieben. Als eine der größten Handelsgruppen Europas hat das Schweizer Autounternehmen eine langjährige Expertise im Importgeschäft. Der Ora Funky Cat startet – zumindest jetzt zur Markteinführung –  mit kurzen Lieferzeiten zu Preisen ab 38.990 Euro (abzüglich BAFA-Förderung und Herstelleranteil). Hier läuft sich übrigens so ganz nebenbei die Plattform für den kommenden BMW Mini warm. Die Münchner kooperieren mit GWM und setzen für den Elektro-Mini auf den gleichen Baukasten. 

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Die Aussichten hier erfolgreich in den Markt einzutreten stehen somit sehr gut. Wir sind gespannt auf die ersten Fahrerfahrungen und die weiteren technischen Parameter wie Ladegeschwindigkeit, Reichweite, Platzangebot und natürlich Verarbeitung und Materialauswahl. Der Name „Ora“ steht übrigens für „Open reliable alternative“. Zielgruppe ist eine Käuferschaft, die offen für neue Marken ist. Und genau diese Akzeptanz braucht die junge Marke. Und soviel sei schon vorweg verraten: China und billig war gestern – der neue Ora trumpft mit einer 1a Qualität auf. Der Kleinwagen punktet mit einer schnelle Lieferbarkeit von 4 Wochen. Beste Voraussetzungen für den deutschen Markt. Hierzulande geht der Viertürer jetzt ab 38.900 Euro – vor Umweltbonus und Innovationsprämie – an den Start.

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Wir fuhren die Katze rund um Lissabon. Hatten enorm viel Fahrspaß, und redeten mit ihr. Der Katze kann man sogar einen individuellen Namen als Keyword für den Sprachassistenten programmieren. Direkte Wettbewerber der Katze mit Kulleraugen sind alle Kompaktwagen im 4.20-Meter-Format. Als da wären der VW ID 3, Cupra Born, Renault Zoe, Peugeot e-208 oder auch MG 4 und der kommende BMW e-Mini.

 

Interieur Ora Funky Cat 400 Pro+ – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Bestes Fahrzeug in seiner Klasse beim Euro-NCAP Sicherheitstest

Das Elektroauto Ora Funky Cat von GWM (Great Wall Motors) konnte im Euro-NCAP-Test [LINK] ihr aktives und passives Sicherheitstniveau mit einer 5 Sterne-Bewertung mit Bravour und bemerkenswert guten Werten unter Beweis stellen. Ein Grund für diesen Erfolg ist die umfassende Sicherheitsausstattung. Der Wagen erzielte bei allen Prüfaspekten hervorragende Ergebnisse. In der Kategorie “Sicherheitsunterstützung” über Assistenzsysteme erhielt er mit 93 Prozentpunkten sogar einen Höchstwert. 92 Prozent für den Schutz erwachsener Insassen, 83 Prozent für den Schutz von Kindern, 74 Prozent für den Fußgängerschutz. “Wir haben in der Vergangenheit gute Ergebnisse von einigen chinesischen Herstellern gesehen, aber auch einige sehr schlechte. In diesem Jahr wird Euro NCAP mehr chinesische Autos testen als jemals zuvor, und Great Wall setzt wirklich den Standard”, urteilt Michiel van Ratingen, Generalsekretär von Euro NCAP. Auf den europäischen Märkten ist nicht nur das Image einer Marke wichtig, sondern auch die Sicherheit, die über den Erfolg oder Misserfolg eines Fahrzeugs einen signifikanten Einfluss haben dürften. Der Ora Funky Cat verfügt verfügt beispielsweise über eine serienmäßige autonome Notbremsung (AEB), die auch beim Rückwärtsfahren funktioniert, einen Spurhalteassistenten und einen Geschwindigkeitsbegrenzer, die alle für die höchste Sicherheitseinstufung erforderlich sind und damit über die meisten Systeme, die EuroNCAP in Autos erwartet. Für einen Kleinwagen vermisste EuroNCAP erstaunlich wenig: Nur bisher wenig verbreitete Sicherheitsfeatures wie Brust-/Becken-Airbags hinten, Knie-Airbags und eine aktive Motorhaube (die sich bei einem Unfall mit einem Fußgänger zur Verminderung des Verletzungsrisiko automatisch entriegelt) haben die Tester vermisst.

 

Interieur

Der Innenraum ist hervorragend verarbeitet, die Beinfreiheit vorn wie hinten fällt üppig bemessen aus – ganz im Gegensatz zum in der Grundkonfiguration arg engen Kofferraum.

 
Ein- oder zweifarbige Farbstrukturen werden angeboten, wir sitzen in einer Mischung aus Schwarz und Grau. Nicht nur die Verarbeitung ist sehr ordentlich, auch die durchweg lederfreien Materialien gefallen haptisch und optisch. Das gilt vor allem für die gesteppten Einlagen in den Türverkleidungen. Der Radstand ist groß und mit ihm der Sitzkomfort im Fond, selbst wenn der Kofferraum mit 228 Litern eher an Kleinwagen erinnert. Zum Vergleich: Der Kofferraum hinter den Rücksitzen fasst damit 160 Liter weniger als der gleichlange VW ID 3.

 

Interieur Ora Funky Cat 400 Pro+ – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Neben der Spracherkennung möchte GWM mit ihrer Submarke Ora auch mit fortschrittlichen Assistenzsystemen punkten. Auf den Testfahrten hat der serienmäßige Abstandsregeltempomat in Verbindung mit dem Lenkassistenten zuverlässig funktioniert. Zur Aktivierung und Einstellung gibt es einen eigenes Bedienelement links an der Lenkradsäule. etwas versteckt im totel Winkel, lässt er sich jedoch intuitiv bedienen. Im Fahrerdisplay werden die von den Sensoren identifizierten Fahrzeuge der Umgebung angezeigt.

Die Warnhinweise der Freihanderkennung erfolgen nach zehn Sekunden optisch und akustisch. Der Assistent verfügt nicht über einen eigenen Sensor und deaktiviert sich damit nicht über eine bloße Berührung des Lenkrads, sondern es bedarf schon eines gerinngfügiges Lenkmoments. Samt Insassen beträgt die maximale Zuladung nur 355 Kilogramm. Hier erfodert die schwere Batterie ihren Tribut. Unterm Strich bringt der kleine Chinese sympathischen neuen Wind in seine Klasse, punktet mit außergewöhnlich kompletter Ausstattung und vermag wohl auch die eher Elektro-skeptischen Fahrerklientel in ein BEV zu locken. Die Angst, keine Werkstatt zu finden, ist übrigens unbegründet. Verkauft wird der Ora vom selben Importeur wie die Traditionsmarke Mitsubishi.

 

 

Kofferraum Ora Funky Cat 400 Pro+ – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Statt vieler Knöpfe, Dreh- und Kippschalter hört die Funky Cat auf auf die Stimme seines Besitzers und lernt diese immer besser kennen, passt sich an und geht auf die Vorlieben ein.

 

Kofferraum Ora Funky Cat 400 Pro+ – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Antrieb und Ladeeigenschaften: Die 171 Elektro-PS machen Spaß

Im Ora Funky Cat (2023) sorgt ein 126 kW (171 PS) starker E-Motor an der Vorderachse für mächtig Dampf. Der E-Antrieb mobilisiert 250 Newtonmeter und testet bei Bedarf die Traktionshilfe samt Haftkraft der Reifen. Den Null-Hundert-Paradesprint ereledigt das Kätzchern in guten acht Sekunden und beschleunigt auf Wunsch weiter bis auf 160 Stundenkilometer.

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

DC-Ladeleistung ausbaufähig

Die Batterie hat 48 kWh, was bei einem Verbrauch von 16,7 kWh/100 km für eine Reichweite von 310 km (EAER – keine WLTP-Angabe genannt) reichen soll. Erst ein umfangreicher Test kann zeigen, ob er wirklich so gering ausfällt.  In der Disziplin Ladeleistung muss die Funky Cat federn lassen: Die AC-Ladeleistung (dreiphasig) von 11 kW an der Wallbox für die Lithium-Eisenphosphat als auch die Lithium-Batterie gehen zwar in Ordnung. Weniger überzeugend sind die 64 bzw. 67 kW an der DC-Schnellladesäule und die 43 bzw 48 Minutenfür den Ladehub bei einem SoC von fünfzehn auf 80 Prozent. Überzeugend zeigt sich bereits der aktuelle Software-Stand mit funktionierender Batterie-Vorkonditionierung für ein besseres Ladeerlebnis. Der kleine Akku, 48 kWh bedeuten 310 Kilometer Reichweite. Wir sind unterwegs mit der 64-kWh-Batterie – und hier sind bis zu 420 km drin. Die GT Version mit ebenfalls großer Lithium-Batterie bringt es auf 400 km. Auf die Batterie gewährt der Hersteller eine Garantie von acht Jahren respektive bis zu maximal 160.000 gefahrene Kilometer. Die Motorleistung beträgt ebenfalls 126 kW. Im NCAP Crashtest erhielt die Katze volle fünf Sterne.

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Fahreigenschaften
 

Die gefühlvolle Lenkung überzeugt mit Rückmeldung und ein sehr ordentlich abgestimmtes Fahrwerk. Das Lenkrad liegt gut in der Hand, auch wenn es etwas dicker ausfallen könnte. Die Spreizung der vier Fahrmodi ist nicht sehr gross, und sind eher eine leichte Justierung. Durch einen entsprechenden Sound erhät der Fahrer eine Rückmeldung über den Umstieg von Eco- auf Normal-, Auto- oder eben Sport-Modus mitgeteilt. Sieht es aber auch im Display hinter dem Lenkrad eingeblendet. Die Ansprache der Lenkung legt man dann allerdings wieder in einem der zig Untermenüs fest. Eine direkte, wenig straffe, aber durchaus angenehme Lenkung und eine gute Federung tragen zum Fahrkomfort bei.  Ora unterstützt im One-Pedal-Modus noch keine unterschiedlichen Rekuperationsstufen. Hier könnte sich aber sofgtwareseitig noch etwas tun. Im One-Pedal-Fahren sind weitergehende Bremseingriffe nur noch selten notwendig.

 

Motorraum ohne Frunk: Ora Funky Cat 400 Pro+ – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Preise und Extras – 13 verschiedene Außen- und 5 Innenraum-Farbvarianten
 

Der Ora Funky Cat 300 kommt die Rolle der Basisversion zu. Diese kommt bereits mit Voll-LED-Scheinwerfern, sieben Airbags, beheizbaren Außenspiegeln, einem Totwinkelwarner sowie zwei 10,25″ Bildschirmen und einem Sprachassistenten (Car-panion). Ora stellt 13 verschiedene Außen- und 5 Innenraum-Farbvarianten zur Wahl. In der 300 und 400 Pro-Edition gibt es noch elektrisch verstellbare Vordersitze und ein beheiztes Lenkrad. Kameras vorn, hinten und an den Außenspiegeln helfen beim Ein- und Ausparken. Die „Transparent Chassis”-Ansicht zeigt jeden Bordsteine oder andere niedrige Hindernisse. Das E-Auto wird zusätzlich in den beiden Varianten 400 Pro+ und GT angeboten. Die Version 400 Pro + öffnet die Kofferraumklappe mit einem Fusskick. Ein Glasschiebedach ermöglicht den Insassen den Blick nach oben. Die sportliche Variante nennt sich Funky Cat GT. Sie hat Leichtmetallfelgen sowie Stoßfängern, Grill, Dachspoiler und Sitze im GT-Design.

 

Ora Funky Cat 400 Pro+ im Kurztest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

Die Version 400 Pro Plus, die 47.490 Euro kostet, ist mit weiteren Komfortfunktionen ausgestattet. Dazu zählen unter anderem eine elektrische und sensorgesteuerte Heckklappe, eine Einparkhilfe vorn, ein automatischer Rückfahr- und Parkassistent, ein Panorama-Glasschiebedach, elektrisch anklappbare Außenspiegel, eine Memoryfunktion für Außenspiegel und Fahrersitz, belüftete Vordersitze mit Massagefunktion sowie eine Wärmepumpe. Letztere ist bei den Pro-Versionen für zusätzliche 900 Euro bestellbar.

Die GT-Version, noch einmal 2.000 Euro teurer, verfügt sogar über einen Launch-Control-Modus. Bei einem Drehmoment von 250 Newtonmetern wirkt das ein bisschen albern. Der Autobahnassistent ist dann in der Lage, auch die Spur zu wechseln, wenn der Fahrer den Blinker betätigt hat.

Der Importeur hofft dieses Jahr noch 6.000 Einheiten des Ora Funky Cat in Deutschland verkaufen zu können.

 

Technische Daten Ora Funky Cat 400 Pro 2023
Hersteller:Ora / GWM
Karosserie:Hatchback
Motor:Elektromotor
Leistung:126 kW (171 PS)
max. Drehmoment250 Nm
GetriebeStufenloses Automatikgetriebe, elektronisch gesteuert
Motor:Permanenterregter Synchronmotor
Antrieb:Vorderrad
Batterie:Ternäre Lithium-Battererie
Batteriespannung:350 V
Batteriekapazität:63 kWh brutto/ 59,3 kWh netto Batteriemodule
Ladeschnittstelle:AC: Typ 2 3phasig bis11 kW; DC: 67 kW
Ladedauer AC, 0-100%, Std. (ca.):6,5 h
Ladedauer DC, 15-80%, min. (ca.):48 Min
Stromverbrauch, kombiniert:16,5 kWh/100km
Bereifung:-215/50 R18
CO2:0 g/km
Effizienzklasse:A+++
Reichweite stadtisch: 420 km (nach WLPT)
Von 0 auf 100:8,2 s
Höchstgeschwindigkeit:160 km/h
Bremsen VA/HA:Scheibenbremsen VA und HA
Wendekreis:11,2 m
Lenkungsart:Elektrische Servolenkung
Sitzplätze:5
Leergewicht 1.615-1.655 kg
Zuladung:355 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:1.970 kg
Kofferraum:228 – 858 Liter (bei umgeklappten Rücksitzen)
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.235/1.825/1.603/2.650 mm
Grundpreis:ab 44.490 Euro

 

Fazit: Trotz späten Start sehr aussichtsreich

Unter Fördergesichtspunkten startet die junge GWM-Marke Ora in Deutschland wenige Wochen zu spät. Trotzdem sind die Aussichten sehr vielversprechend. Die Funky Cat kann qualitativ und technisch überzeugen und vermag mit ihrem Lifestyle-Faktor durchaus die Herzen vieler urban-orientierter Elektromobilisten im Sturm zu erobern. So richtig viele direkte Wettbewerber hat die „verrückte Katze“ noch nicht. Die Förderung in Deutschland wurde zum Jahreswechsel zwar reduziert – ist aber immer noch attraktiv. Zumal GWM bzw. Ora verspricht innerhalb weniger Wochen lieferfähig zu sein. Und welches Auto läßt sich schon einen Namen geben und hört dann sogar auch noch darauf.

 

Ora Funky Cat 400 Pro 2023
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