Kombis sind die mobilen Helden im Alltag der Deutschen
Der Peugeot 508 ist seit Anfang 2020 neben Benzin- und Dieselversionen auch als Plugin-Hybrid mit der Bezeichnung Hybrid 225 e-EAT8 erhältlich – wir testeten den dynamisch designten Kombi in der gehobenen Ausstattungsvariante GT. Die aktuelle zweite Generation startete im Herbst 2018 mit einem schicken neuen Design von Peugeot-Chefdesigner Gilles Vidal. Nun gibt es das Auto auch als Plug-in-Hybrid. Dabei wird ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit einem Elektromotor und einer Achtgang-Automatik kombiniert. Zum aktuellen Modelljahr wurde die Batteriekapazität geringfügig erhöht.
Expressives Design
Der dynamische Gallier mit tiefer Dachlinie und rahmenlosen Türen konnte sich im Test überzeugend . Die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung werden allesamt dem Anspruch Peugeots gerecht, die Marke deutlich höher positionieren zu wollen als bisher. Neben seinem gelungenen Design sind dies vor allem die guten Fahrleistungen. Vorzüge, über die ein Kombi heutzutage zwingend verfügen muss, um sich gegen die immer beliebteren SUVs behaupten zu können.
Interieur
Wie auch der normale 508er besitzt die GT- Version das i-Cockpit mit kleinem Lenkrad und dem darüberliegenden Cockpit. Das bei allen neuen Peugeot-Modellen eingesetzte i-Cockpit ordnet ein kleines Lenkrad unterhalb der Armaturen an. Das im 508 serienmäßige Instrumentendisplay hat zwar noch nicht die Tiefenwirkung der 3D-Optik über zwei Ebenen wie beim 208 und 2008. Trotzdem präsentiert sich der 508 SW mit einem hochauflösenden und sehr brillanten virtuellen Cockpit samt schöner Grafiken, das sich in weiten Grenzen von ganz schlicht bis anspruchsvoller 3D-Darstellung vielfältig individualisieren läßt. Im Armaturenbrett steht der Multimediabildschirm und verschafft dem 508 ein sehr eigenständiges und sportliches Ambiente.
Die Franzosen setzen auf ein reduziertes Cockpit mit möglichst wenigen Hardwaretasten. Vielen Funktionen werden primär über das Infotainmentsystem gesteuert. Neben einem FM und DAB-Radio mit Bluetooth-Freisprechanlage ist ein Navigationssystem serienmäßig dabei. Der Klang des Focal-Soundsystem mit 10 Lautsprechern und 12-Kanal-Verstärker überzeugt und ist beim GT immer an Bord. Über die integrierte SIM-Karte
lassen sich drei Jahre unentgeltlich Echtzeit-Verkehrsinformationen sowie Infos über Tank- und Ladestationen, sowie Wetter etc abrufen. Always online lässt sich so per Smartphone der Ladevorgang und Fahrzeugstatus überwachen. Eine Handyablage mit induktiver Ladefunktion bietet die Löwenmmarke gegen Aufpreis. Für eine gute Konnektivität sorgen mehrere USB-Anschlüsse und eine AUX-Audioeingang. Komplettiert wird die Smartphone-Anbindung über
Android Auto oder Apple CarPlay – allerdings noch nicht wireless.
Im Interieur ergänzt Peugeot das ganze in optischer und haptischer Hinsicht sehr gediegen mit hochwertigen Materialien. Gut gefallen hat uns zudem das griffige Lederlenkrad. Damit lässt sich der fast 4,8 Meter lange Kombi sehr agil steuern. Dazu kommen das relativ straffe Fahrwerk und die Sitze mit ihrem guten Seitenhalt.
Der Teilzeitzstomer in der Variante SW glänzt mit den klassischen Kombi-Tugenden, wie eine niedrige Ladekante, eine weit öffnende Heckklappe und viele (z.T. optionale) Details vom Gepäckraum-Trennnetz über die Verzurrösen bis zum (optionalen) Schienensystem oder auch Kofferraum-seitige Sitzentriegelung oder 12 Volt-Buchse adeln den Lademeister. Unser Testwagen mit Focal-Soundsystem und Subwoofer seitlich im Kofferraum bietet unter seiner Kofferraumabdeckung ein Stauvolumen von 435 Litern. Entfernt man die Abdeckung und nutzt den Stauraum dachhoch, erweitert sich der Kofferraum auf 750 Liter. Wird auch noch die geteilte Rückbank umgelegt passen bis zur Fensterunterkante 820 Liter in das Ladeabteil. Mit dachhoher Beladung läßt sich der Stauraum auf bis zu 1.490 Liter vergrößern.
Unter der Kofferraumabdeckung befindet sich ein praktisches Minifach mit einem Volumen von 15 Litern – ideal für das Ladekabel (sofern der Kofferraum leer bleibt). Der Akkuposition ist noch vor der Hinterachse und vor dem Treibstofftank. Am Kofferraum brauchten die Ingenieure von Peugeot keine Hand anzulegen. Allerdings wurde der Tank von 55 auf 43 Liter verkleinert. Die maximal mögliche Zuladung beträgt lediglich 450 kg. Das ist relativ wenig und der schweren Batterie geschuldet. Auf dem Dach ist serienmäßig eine Reling verbaut, an der sich geeignete Träger montieren lassen. Ab er auch hier: Die maximal zulässige Dachlast beträgt lediglich 65 kg. Als Stützlast auf der Anhängerkupplung sind bis zu maximal 62 kg zulässig. Genug für Fahrradkupplungsträger samt E-Bike.
Der 508 Hybrid hat Frontantrieb
Der Hybrid-Antrieb kombiniert einen Vierzylinder-Turbobenziner (181 PS) und einen E-Motor (110 PS). Die daraus resultierende Systemleistung von bis zu 224 PS erzeugt ein maximales Drehmoment von 360 Nm, das die elektrifizierte Achtstufen-Automatik auf die Vorderräder überträgt. Der 1,6-Liter-Turbobenziner mit 181 PS ist auch ohne Elektrounterstützung im Angebot. Das Aggregat wurde ursprünglich von BMW für den Mini entwickelt und im Rahmen einer Kooperation von PSA gebaut. Technisch interessant am Layout des Wagens ist die Positionbierung des rund 80 kW starke Elektromotor links vorne neben dem quer eingebauten Verbrenne in der Achtgang-Automatik, wo beim konventionellen Auto der Drehmoment-Wandler der Automatik sitzt.
Der über 1,8 Tonnen schwere Franzose ist mit dem PHEV-Antriebsduo dynamisch unterwegs, sodass der Sprint von 0 auf 100 km/h in halbwegs sportlichen 8,2 Sekunden erledigt läßt. Das Fahrgefühl ist sportlicher wie im 508 SW 1.6 Puretech mit 133 kW. Der Kombi konnte seine Vorzüge im Test als lokal emissionsfreies E-Mobil unter Beweis stellen. Wenn der Akku noch über eine Kapazität verfügt, dann startet der 508 automatisch im E-Modus. Dabei muss das Gaspedal nicht wie bei den meisten PHEVs nur behutsam genutzt werden, ohne dass sich gleich der Verbrenner einmischt. Im Gegenteil: Rein elektrisch sind bis zu maximal 135 Stundenkilomter möglich. Peugeot verspricht eine elektrische Reichweite nach WLTP-Norm von 50 bis 54 Kilometern, im Test sind es jedoch nur gut 45 Kilometer. Das bestätigt der 508 Hybrid auch im dauerhaften Alltagsbetrieb unter gemischten Fahrbedingungen in der Stadt und über Land. Ist die 12,4-kWh-Batterie (brutto-Kapazität) voll geladen, zeigt das Display im Cockpit meist nicht mehr als 44 Kilometer elektrische Reichweite an. Für diese Prognose werden dann neben der die Fahrweise auch die aktuellen Wetter- beziehungsweise Temperatur-Bedingungen berücksichtigt. Der Onboard-Charger schafft in der Basisversion über einphasiges Laden 3,7 kW. Um den 11,8 kWh-Akku (netto-Kapazität) zu füllen benötigt der Wagen 3 Stunden und 20 Minuten. Optional läßt sich die Ladegeschwindigkeit über 3 phasiges Laden auf 7,4 kW erhöhen.
Eine bedeutsame Einstellmöglichkeit ist die Wahl zwischen den Modi D und B, wobei B für Brake (Bremsen bzw. Bremsenergierückgewinnung) steht und unter „B“ eine stärkere Rekuperation steuert. Die technisch maximal mögliche Rekuperationsleistung von etwa 80 kW (die Leistung der E-Maschine) wird primär bei höherem Tempi eingebremst, bei niedrigem Tempo deutlich reduzierter. Der B-Modus wird aktiviert, indem man den Getriebehebel zu sich heranzieht. Das Fahrwerk ist straff ausgelegt. Unser Testwagen hatte die (optionalen) adaptiven Dämpfer an Bord. Diese bieten eine technische Besonderheit: Sie werden über eine Kamera hinter der Frontscheibe gesteuert. Wird eine Unebenheit identifiziert, werden die Dämpfer auf durchlässiger (=weicher) eingestellt.
Im Vergleich zu den 508-SW-Versionen mit Verbrennerantrieb ohne PHEV-Elektrounterstützung, die im kombinierten Verbrauch 5,1 Liter (180 PS) bzw. 5,4 Liter (225 PS) benötigen, ist die Verbrauchsreduktion relativ überschaubar. Gespart wird, wenn er so oft wie nur möglich geladen wird, um eine möglichst hohe Quote des rein elektrischen Fahrens zu schaffen. Den NEFZ-Verbrauch gibt Peugeot mit 1,4 Liter Benzin (NEFZ) und 1,3 Liter (WLPT) je hundert gefahrene Kilometer an. Hier kommt es auf das Fahrprofil an, ob dieser Wert realistisch schaffbar ist.
Technische Daten Peugeot Peugeot 508 SW GT 1.6 Hybrid 225 e-EAT8 - 165 kW | |
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Hersteller: | Peugeot |
Karosserie: | Mittelklasse-Kombi |
Hybridantrieb: | Hybrid-Antrieb kombiniert einen Vierzylinder-Turbobenziner (181 PS) und einen E-Motor (110 PS) |
Verbrennungsmotor: | Vierzylinder-Turbobenziner |
Hubraum: | 1.598 ccm |
Leistung Verbrennungsmotor: | 133 kW (181 PS) bei 6.000 Umdrehungen pro Minute |
Drehmoment Verbrennungsmotor: | 300 Nm bei 3.000 Umdrehungen pro Minute |
Schadstoffnorm: | Euro 6d |
Leistung E-Motor: | 81 kW (110 PS) bei 2.500 Umdrehungen pro Minute |
Maximales Drehmoment Elektromotor: | 320 Nm |
Systemleistung: | 165 kW (225 PS) |
Getriebe | Elektrifiziertes 8-Stufen-Automatikgetrie (EAT8) |
Von 0 auf 100: Handschalter | 8,0 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 250 km/h |
Höchstgeschwindigkeit im Elektromodus: | 135 km/h |
Kraftstoffverbrauch gewichtet, kombiniert in l/100 km (WLTP) | 1,4 bis 1,2 Liter |
CO2-Emissionen gewichtet, kombiniert in g/km (WLTP) | 31 bis 26 g/km |
Effizienzklasse: | A |
Kraftstoff: | Benzin Super (E5 und E10) |
Batterie / Kapazität: | Lithium-Ionen / 12,4 kWh |
Ladegeschwindigkeit an AC Typ2: | 3,7 kW 1-phasig (serienmäßig), 7,4 kW 1-phasig (optional) |
Ladedauer AC 3,7-kW / Ladeadapter an der Steckdose (1,8 kW) | 3h 40 / 6h 55 |
Kofferraumladekante | 635 mm |
Kofferraum | 530 bis 1.780 Liter |
Wendekreis | 10,8 Meter |
Tankinhalt | 43 Liter |
Felgen | Serie Linie GT: 18 Zoll Leichtmetall "Spereone" |
Reifen | 235 /45 R 18 98Y |
Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4.778/1,859/1.420/2.793 mm |
Leergewicht | 1.820–1.959 kg |
Zuladung | 331 bis 470 kg |
Stützlast: | 62 kg |
Anhängelast gebremst / ungebremst: | 1.340/ 745 kg |
Dachlast: | 80 kg |
Grundpreis (Allure) ab: | 53.150 Eurro |
Testwagenpreis (GT) ab: | 54.400 Euro |
Testwagenpreis: | 57.880 Euro |
Preise und Extras
Der Aufpreis der Plug-in-Version mit 225 PS gegenüber dem konventionell angetriebenen 508 SW Puretech 130 (mit 96 kW) beträgt 7.700 Euro. Eine rechtzeitige (aber mittlerweile eher unwahrscheinliche) Lieferung und Zulassung bis zum 31.12.2022 würde noch eine BAFA-Prämie ermöglichen. Diese würde den Aufpreis stark reduzieren. Aktuelle beträgt die Lieferzeit 5 bis 7 Monate.
Fazit: Gediegener Komfort und stilvoller Auftritt
Auch die jüngste Evolutionsstufe des Peugeot 508 SW Hybrid – mit vergrößertem Akku – ist – wie die meisten der PHEV-Wettbewerber – keine wirkliche Alternative für die kilometerfressende Dienstwagenfraktion, die sich bisher aus dem Diesel-Lager bediente.
Eine Stärke des 508 PHEV in der von uns gefahrenen GT-Variante liegt in seinem gediegenen Komfort und seinem sehr kräftigen und kultivierten Antrieb. Pluspunkte sammelt der Gallier zudem über sein (optionales) adaptives Fahrwerk. Verbesserungswürdig erscheint uns allenfals die elektrische Reichweite von 40+ Kilometern samt Ladegeschwindigkeit. Überzeugend sparsam ist er allerdings nur, wenn der Elektromodus maximal und konsequent genutzt wird. D.h. die Fahrzeugbatterie regelmäßig geladen wird, um eine möglichst hohe Elektroquote zu haben.
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