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Lexus NX 450h+ (2022): Plug-in-Hybrid im Test – Technik, Preis, Reichweite und Komfort

Der Lexus NX 450h+ (2022) mit Plug-in-Hybrid im Test - Bildnachweis: MOTORMOBILES

    

Design


Der neue NX 450h+ ist der erste Plug-in-Hybrid von Toyotas Edelmarke Lexus. Direkte Wettbewerber sind die eher braven deutschen Premium-SUV vom Schlage eines Audi Q5, BMW X3 oder Mercedes GLC.

 

Heckpartie Lexus NX 450h+ (2022) – Bildnachweis: MOTORMOBILES



Der hier getestete Lexus NX 450h+ 2022 gehört nach sieben Jahren Bauzeit der Vorgängergeneration (seit 2015) zur zweiten Generation des bildhübschen Crossover-SUVs aus Japan. Erstmalig wird er als Plug-in Hybrid (PHEV) mit Stecker angeboten und kann dank relativ großer Batterie auch größere Strecken bis 74 km (WLPT) rein elektrisch zurücklegen. Lexus verspricht fahrdynamische Verbesserungen erreicht zu haben. Des weiteren soll der NX ein vernetzteres Fahrerlebnis, ausgebaute Multimedia-Funktionmen und eine verbesserte Konnektivität sorgen und ganz nebenbei mehr Sicherheit und Komfort bieten. Ob Lexus die Versprechungen einhält, verrät unser erster Test. Wir fuhren dieses Modell, welches seit Ende 2021 auf dem deutschen Markt debütierte und sind gespannt ob Lexus seine Versprechen einlöst.

 

Pferilförmiges LED-Tagfahrlicht – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Bei kaum veränderten Außenmaßen (Länge und Breite jeweils plus zwei Zentimeter) sind 95 Prozent der Teile neu. Außerdem steht er auf der modularen GA-K-Plattform. Es ist die gleiche Architektur, auf der auch der Toyota-Bruder RAV4 aufbaut. Daher hat der 4,66 Meter lange NX bei den Abmessungen nur minimal zugelegt. Am höchsten ist der Zuwachs beim Radstand, der mit 2,69 Metern um drei Zentimeter gewachsen ist. Das verschafft vor allem den hinteren Passagieren etwas mehr Platz.

Der Lexus NX zeigt sich mit seinen scharf gezeichneten Kanten, Linien und Sicken bereits rein optisch als Dynamiker unter den PHEV-SUVs. Als Erkennungszeichen trägt auch die Neuauflage des NX den markanten, riesigen Sechseck-Kühlergrill an seiner Frontpartie, jedoch wird er von schlanken Bi-LED-Scheinwerfern flankiert. In den höheren Ausstattungsstufen bestehen die Lichtelemente wie bei unserem Testwagen aus elf LED-Einheiten, die darüber hinaus mit adaptivem Fernlicht die Umgebung besser ausleuchten. Einen sportlichen Eindruck hinterlässt der NX auch von hinten. Im Gegensatz zu der sonst kantigen Formensprache wurde das Heck jedoch glattflächig und rund gestaltet. Am Heck entfällt das traditionelle L-Emblem. Stattdessen prangt nun der Schriftzug „LEXUS“ quer über das Heck. Die neu gestalteten Rückleuchten ziert zudem ein durchgängiges LED-Band.

 

Interieur Lexus NX 450h+ (2022) mit Luxury Paket – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 


Interieur

 

Mit dem Update hat der NX einen großen Schritt nach vorne getan. Das Interieur präsentiert sich exzellent verarbeitet und der Materialmix ist so, wie man es von einem Auto mit einem Startpreis oberhalb von 50.000,- Euro erwarten darf. Das Leder für die Sitzbezüge überzeugt optisch und haptisch. Und ist nicht nur in Braun wie in unserem Testwagen sondern auch in Schwarz, Weiß und Rot verfügbar. Neu ist die Ambiente-Beleuchtung mit bis zu 64 verschiedenen Farben für Fußraum, Türverkleidungen und Mittelkonsole, die bevorzugte Stimmung lässt sich in den Profileinstellungen speichern. Über die Lexus Link App kann der Innenraum jetzt auch schon vorab geheizt oder gekühlt werden. Nicht alltäglich ist auch das Mark Levinson Premium-Sound-System mit 17 Lautsprechern.

Auch auf Kopfsteinpflaster knistert oder wackelt nichts. Ins Auge fällt vor allem der riesige fahrerorientierte Multifunktions-Screen. Die Bedienführung und Menüstruktur lassen sich intuitiv bedienen, um schnell die gewünschten Funktionen zu finden. Die Klimatemperatur wird per Drehknopf eingestellt. Lexus hat hat einen ausgewogenen Kompromiss gefunden, gerade so viele Knöpfe zu verbauen, wie es für eine gute User-Experience (UX) notwendig ist. Es gibt im NX aber immer noch physische Drehregler zur Steuerung von Elementen wie der Klimaanlage und der Lautstärke des Audiosystems. Weitere Technik im Innenraum sind ein 7,0-Zoll-Kombiinstrument und ein optionales 10-Zoll-Head-up-Display. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die nervösen und mehrfach belegten Sensortasten im Lenkrad.

 

Das Ladevolumen beträgt 545 bis 1.436 Liter – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Das Platzangebot geht vorn und hinten in Ordnung. Dies alles ohne besonders üppig auszufallen. Wettbewerber bieten in dieser Klasse zuweilen eine bessere Raumökonomie. Der Kofferraum bewegt sich mit seinem Stauvolumen von 545 bis 1.436 Litern eher im unteren Durchschnitt. Auch erlaubt ihm die maximale Anhängelast nur bis zu 1,5 Tonnen an den Harken zu nehmen. Dafür sind die manigfaltigen Ablagemöglichkeiten großzügig. Für das Smartphone gibt es zwei Ladeanschlüsse in günstiger Position. Unlogisch ist nur der überdimensionierte Fahrmodi-Drehregler in der Mittelkonsole.


Safe Exit Assist

 
Eine Neuheit sind auch die komfortablen Türöffner. Statt an einem Hebel zu ziehen, entriegelt sich dieser auf Druck. Dann kann die Tür vom Insassen aufgestoßen werden. Am elektronischen gesteuerten Türgriff gilt das Motto „PUSH-OPEN“. So ein elektronischer Türöffner erhöht signifikant die Sicherheit. Dazu ist der Safe Exit Assist mit dem Bord-System samt Zugriff auf Sensordaten verbunden, die rechtzeitig ein herannahendes Fahrzeug oder Radfahrer zu erkennen vermag und dann die gefährliche Türöfnung blockiert. Das System ist auf Fahrer und Beifahrerseite verbaut. Die auf Tastendruck elektromechanisch entriegelnden Türen – sind am Anfang etwas ungewohnt, dann aber auch ganz bequem. Lexus geht hier in den Lead – aber viele weitere Hersteller sind dabei mit ählichen Schutzfunktionen dem Beispiel der Japaner zu folgen, um die gefährlichen Türunfälle zu vemeiden.

 

Der Lexus NX 450h+ (2022) mit Plug-in-Hybrid im Test – Bildnachweis: MOTORMOBILES


Fahreigenschaften sowie PHEV-Allrad-Antrieb, Reichweite und Laden

  
Die kumulierte Systemleistung beträgt 309 PS. Die Batterie des PHEV-Systems läßt sich mit 6,6 kW laden. Im vollelektrischen EV-Modus schaffte der NX bei uns im Test bei defensiver Fahrweise immerhin 68 Kilometer. Das ist Top. Das SUV fährt sich komfortabel leise. Alle Antriebsmodi greifen geschmeidig ineinander. Schaltet sich der Verbrenner hinzu, reagiert das von Toyota stetig perfektionierte Hybridsystem mit einer zügigen Beschleunigung. Das Gas und/oder Strom-Pedal lässt sich gut dosieren, die Übergänge erfolgen überaus sanft.
Die langjährigen Hybrid-Erfahrung und Expertise zeigt sich an vielen Details dieses überaus harmonisch abgestimmten PHEV-Systems. Die Batterie entlädt sich nie vollständig. Wenn man im rein elektrischen EV-Modus die Batterie weitgehend leergefahren hat, bewegt sich der NX 450h+ als immer noch sparsamer Vollhybrid, der sich durch zurückgewonnene Bremsenergie grundversorgt. Nicht alle Hersteller sind in der Lage wie Toyota und Lexus das Potenzial eines solchen Systems voll zu heben. Während in diesen Betriesbmodi viele Wettebewerber Schwierigkeiten haben, das Effizienz-Potenzial auszuschöpfen, betont Lexus seine (Voll-)Hybrid-Erfahrung und gibt an, bei nicht geladener Batterie bis zu 30 Prozent sparsamer als die Konkurrenz zu sein. Wir überließen bei unseren Testfahrten dem System die Entscheidung zwischen Sprit und Strom. Solange die Akkus Energie haben, kamen wir auf 1,2 Liter je hundert gefahrene Kilometer. Unsere Verbrauchswerte über alles betrugen weniger als 5 Liter auf einer Strecke von 700 km und nur zwei Voll-Ladungen der Batterie. Bis Tempo 120 km/h überwiegt das Gefühl des unangestrengten Dahingleitens. Die 676 Kilometer Gesamtreichweite konnten wir locker überbieten. Laden ist beim Lexus mit 6,6 kW möglich. Damit dauert das Laden zweieinhalb bis 3 Stunden und dauert zu lange um davon auch unterwegs auf der Langstrecke Gebrauch zu machen. Eine heimische Wallbox ist bei dem NX somit von wesentlichem Vorteil. In 6,3 Sekunden sind 100 km/h erreicht, aber bei 200 km/h wird der Lexus abgeregelt.

 

 

Der Lexus NX 450h+ (2022) mit Plug-in-Hybrid im Test – Bildnachweis: Laura Fleischhacker / MOTORMOBILES



Die Spreizung der Fahrmodi Eco, Normal, Sport und Sport plus ist deutlich spürbar. In den beiden dynamischen Fahrprogrammen reagiert der 2.050 Kilogramm schwere Crossover engagiert auf die Pedal-Befehle und strebt zwischen 70 und 100 km/h souverän voran. Das stufenlose CVT-Getriebe meistert seine Aufgabe ganz manierlich. Rein elektrisch ist der Lexus NX 450h+ bis zu 135 km/h schnell, was für viele Fahrsituationen ausreicht. Geht man es ruhig an, bleibt der NX akustisch zurückhaltend auf Premium-Niveau. Auf der Langstrecke blieb der Lexus seinem Charakter treu und konnte bei zurückhaltendem Leistungsabruf immer seine Contenance bewahren. Dieser Eindruck zum CVT-Getriebe ändert sich jedoch schlagartig beim sportlichen Leistungsabruf: Ab etwa 4.000 Touren übernimmt das Jaulen des Verbrenners deutlich wahrnehmbar die Akustik. Toyota gibt einen realitätsfernen koombinierten Normverbrauch von 1,1 l/100 km respektive 14,3 kWh/100 km an.

Das Fahrverhalten des NX 450h+ ist souverän und der Wagen läßt sich präzise dirigieren. Die Lenkung arbeitet stets direkt und vermittelte ausreichend Feedback. Der Übergang zwischen Bremsen und Rekuperieren geschieht vorbildlich geschmeidig. Auch in allen anderen Disziplinen der Arbeitsteilung zwischen Verbrennungsmotor und E-Antrieben zeigt sich die über Jahrzehnte erworbene Expertise des Toyota-Konzerns.

Fahrtechnisch erweist sich der NX als ein überaus komfortabler Begleiter, der mit einem vernünftigen Fahrwerk aufwartet. Die rein elektrische Reichweite von 74 Kilometern bescherrte dem neuen NX zu seiner Makteinführung noch den Benchmark. Die dritte Generation des Mercedes GLC kontert seit September 2022 mit einer höheren Reichweite von fast 100 Kilometern. Im Grenzbereich bleibt der NX zunächst neutral, neigt dann relativ schnell zum Untersteuern und wird frühzeitig nötigenfalls vom ESP sicher eingebremst. Hier ist spürbar, dass der elektrische Allradantrieb eben kein vollwertiger Allradantrieb und das Gewicht des SUVs in Fahr-physikalischer Hinsicht seinen Tribut fordert. Sehr gut abgestimmt empfanden wir den weiterentwickelten Tempomaten, der jetzt über ein ausgeklügeltes Kurvengeschwindigkeitsmanagement verfügt, dass die Geschwindigkeit und die Anpassung an den Verkehr beibehält und auch Kurven angemessen sicher berücksichtigt.

 

Technische Daten Lexus NX 450h+ E-Four PHEV 2022
Hersteller:Lexus
Karosserie:SUV fünfsitzig
Motor:Benziner Plug-in Hybridantrieb
Getriebe:8-Gang-Automatik
Antrieb:Elektrischer Allradantrieb (E-FOUR)
Hubraum:2.487 ccm
Emissionsklasse:Euro 6AP
Max. Leistung E-MotorenVA: 134 kW / 182 PS
HA: 40 kW / 54 PS
Max. DrehmomentVA: 270 Nm/min
HA: 121 Nm/min
Systemleistung:227 kW (309 PS)
Leistung Verbrenner:136 kW (185 PS) bei 6.000 U/min
Drehmoment Verbrenner:227 Nm bei 3.200 bis 3,700 U/min
Batteriekapazität:18,1 kWh
Elektrische Reichweite:74 bis 96 km (WLPT)
Höchstgeschwindigkeit:200 km/h (Hybridmodus abgeriegelt);
140 km/h (EV-Modus)
Stromverbrauch kombiniert:17,4—16,5 kWh/100km
Ladezeiten (von 0 % auf
100 % der Batteriekapazität)
AC-Ladestation
ca 2,5 bis 9 h
Kraftstoffverbrauch kombiniert:1,5 L/100km (WLPT) - 2,2 L/100km (NEFZ)
CO2-Ausstoß 5—22 g/km
Kraftstoffart:Super Benzin ROZ 95
Kofferraum:545 - 1.436 Liter
Wendekreis:12,4 m
Anhängelast ungebremst750 kg
Anhängelast gebremst1.500 kg
Tankinhalt:55 Liter
Leergewicht2.065—2.125 kg
Zulässiges Gesamtgewicht:2.540 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand:4.660/1.865/1.670/2690 mm
Grundpreis NX 450h+ Grundversion (Allradantrieb E-Four)Mindestens 62.200 Euro
Grundpreis Testwagen (Paket Luxury) inkl. Sonderausstattung:71.650 Euro (abzüglich Prämie bis 31.12.2022)

 


Preise und Extras

 

Wer ein Auto sucht, welches nicht zu häufig auf Deutschlands Straßen anzutreffen ist, dürfte mit dem NX gut bedient sein. Obwohl der PHEV im Kreise seiner Konkurrenten nicht gerade ein Sonderangebot darstellt, schneidet er – insbesondere, wenn sich noch die bis Ende 2022 dann auslaufende staatlichen Subventionen berücksichtigen lassen – exzellent ab. Mit dem recht hohen Einstandspreis liefert Lexus aber auch eine umfangreiche und hochwertige Serienausstattung, die kaum Wünsche offen läßt. Als 450h+ ist der NX ein Plug-in Hybrid und startet ab 59.950 Euro, besitzt immer einen (elektrischen) Allradantrieb und ist in den Versionen Basis sowie mit Business-, Executive-, Luxury- sowie als F-Sport-Paket erhältlich. Voll ausgestattet wie unser Testwagen mit Luxury-Paket kostet dieses Modell knapp 72.000 Euro und lässt sich dann immer noch mit einer Vielzahl von weiterem Zubehör ausstatten.

 

Fazit: Ein außergewöhnliche gut abgestimmte PHEV-Komposition
 

Kann das japanische Edel-SUV den deutschen Premium-Anbietern in die Parade fahren? Ja kann es! Der neue Lexus NX ist ein erstaunlich gutes SUV geworden und bewegt sich nun mit der deutschen Premium-Konkurrenz auf Augenhöhe als eine vollwertige Alternative zu Audi Q5, BMW X3 und Mercedes GLC. Diese Feststellung bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf den Premium-Preis.

 

Lexus NX 450h+ E-Four PHEV 2022
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