MOTORMOBILES

Das Automagazin im Internet

Qualität kostet: Auf- und Absteiger im ADAC Autotest

Verarbeitung: Wird die Qualität von neuen Autos schlechter? Zum Teil leider ja - Bildnachweis: ADAC

 

 

580 Fahrzeuge auf Verarbeitungs- und Materialqualität geprüft

Qualität kostet – das ist das Ergebnis einer Auswertung von 580 Fahrzeugen im ADAC Autotest, wenn es um die Verarbeitungsqualität geht. Zu den Aufsteigern gehören die aktuelle Dreierreihe von BMW und der neue rein elektrische Fiat 500e. Auch die Neuauflagen von Skoda Fabia, Toyota Yaris und Nissan Leaf können den jeweiligen Vorgänger hinter sich lassen, schneiden absolut gesehen jedoch nur durchschnittlich ab. 

 

Der ADAC hat 580 Fahrzeuge auf Verarbeitungs- und Materialqualität geprüft. V.a. der 3er BMW und Fiat 500e haben sich verbessert – Bildnachweis: ADAC / Martin Ruhdorfer

 

Modellwechsel: Qualität ist keine Einbahnstraße 

In den meisten Fällen bieten die teuren Premiummodelle eine peniblere Verarbeitung und vor allem wertigere Materialien im Innenraum. Es gibt aber auch Ausnahmen. Zu den Absteigern zählt der Audi A3 Sportback, bei dem unter dem Kofferraumboden beispielsweise blankes Blech zum Vorschein kommt – beim Vorgängermodell war die Reserveradmulde noch mit Teppich ausgekleidet. Auch der Golf 8 hat im Vergleich zur 7. Generation Federn gelassen. So wurde beispielsweise die Gasdruckfeder für die Motorhaube durch einen günstigeren Haltestab ersetzt. Genauso die Hyundai-Modelle i20 und i10, die in der jüngsten Fahrzeuggeneration in puncto Verarbeitungsqualität merklich nachließen.

 

ADAC Qualitätstest 2022


Bei den Aufsteigern der Materialqualität gewinnt der Renault Zoe mit ansprechendem Interieur – und das in der Kleinwagenklasse und dem besonders preissensiblen Segment der E-Autos. Den größten Abstieg zeigt die neue Mercedes C-Klasse: Die verwendeten Materialien im Innenraum sind nur noch im oberen Bereich weich, unterhalb des Sichtbereichs kommt harter und damit kratzempfindlicher Kunststoff zum Einsatz.

 

Wellenbewegung bei der Qualität

Wird die Qualität nun insgesamt schlechter oder besser? Verallgemeinern kann man das nicht. „Die Material- und Verarbeitungsqualität ist oftmals Wellenbewegungen ausgesetzt“, sagt ADAC Testingenieur Alexander Werner, der sich jeden Testwagen im Rahmen des mehr als 300 Punkte umfassenden ADAC Autotests sehr genau ansieht. „Während die Entwickler um eine bestmögliche Qualität bemüht sind, wollen die Controller selbst Centbeträge einsparen, um die Rendite zu steigern.“

Werde zu viel gespart und gebe es entsprechend negative Rückmeldung von Presse und Kunden, werde beim Nachfolgemodell allerdings gegengesteuert – die verwendeten Materialien sowie die Verarbeitungsgüte würden wieder besser. Gut zu beobachten ist die Wellenbewegung laut Werner beispielsweise bei den kleinen und mittleren BMW-Baureihen (1er, X1, 3er), deren aktuellen Vertreter sich deutlich hochwertiger präsentieren als ihre Vorgänger.

 

Auch bei den meisten Neuerscheinungen aus dem VW-Konzern fällt die Verarbeitungs- und Materialqualität der neuen Modelle deutlich schlechter aus als bei den Vorgängern und liegt inzwischen bei einigen Fahrzeugen sogar unter dem Klassendurchschnitt. Dies ist umso ärgerlicher, da die Einsparungen gleichzeitig mit immensen Preiserhöhungen einhergehen. Teilweise verteuerten sich die Fahrzeuge in den vergangenen Monaten um mehrere tausend Euro.

Einige Hersteller versuchen aber, den Kunden trotz vergleichsweise günstiger Fahrzeugpreise eine gute Materialqualität zu bieten. So z.B. der Mazda 3, dessen Interieur für einen Kompaktwagen in bemerkenswert hoher Qualität präsentiert.

Im ADAC Autotest wird die Material- und Verarbeitungsqualität anhand von 34 Bewertungskriterien beurteilt. Bei der Verarbeitung der Karosserie sind das die Güte der Spaltmaße, fehlende Türrahmenverkleidung, scheppernde Türen bei geöffnetem Fenster und kratzempfindliche Kunststoffe. Bewertet werden aber auch die Material- und Verarbeitungsqualität im Innenraum, wie z.B. knarzende Kunststoffteile, unverkleidete Blechteile, ungeschäumte Kunststoffe an Armaturenbrett oder Türverkleidungen oder Dachsäulen ohne Stoffbezug.