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ReFuels: Audi gibt viele V6-Dieselmotoren für regenerativen Kraftstoff frei

Viele aktuelle Audi-Modelle mit V6-Dieselmotoren bis einschließlich 210 kW (286 PS) sind für HVO-Kraftstoff freigegeben - Bildnachweis: Audi

 

Kraftstoffe der Norm EN 15940 wird die Bezeichnung XTL (X-to-Liquid)

Audi verfolgt – wie der gesamte Volkswagen Konzern – die Vision der CO2-neutralen Mobilität und will bis 2050 bilanziell klimaneutral werden. Dabei liegt der Fokus auf batterieelektrischen Fahrzeugen. Zusätzlich steigert Audi die Umweltverträglichkeit seiner Verbrennungsmotoren: Das Unternehmen gibt nun viele seiner aktuellen 6-Zylinder-Diesel für den regenerativen Kraftstoff HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) frei.

In Europa besteht zudem eine Freigabe für die seit Juni 2021 gebauten 4-Zylinder-Dieselaggregate im Audi A3, Q2 und Q3. In den Modellen, die auf dem modularen Längsbaukasten basieren, sind seit Mitte des letzten Jahres die R4 TDI in den Baureihen A4, A5, A6, A7 und Q5 in Schweden, Dänemark und Italien HVO-fähig, da in diesen Ländern die Marktnachfrage bisher am größten ist.

HVO-Diesel ist in Europa bereits an über 600 Tankstellen verfügbar – die meisten davon in Skandinavien, wo die Umweltauflagen besonders hoch sind. In Deutschland gibt es derzeit erst vereinzelte Tankstellen, die HVO anbieten – Tendenz steigend. Das liegt daran, dass die Kraftstoffnorm EN 15940 noch nicht im deutschen Regelwerk zur Qualität von Kraftstoffen (Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen – 10. BImSchV) aufgeführt ist – im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern in der EU.

Kompatibilität von Verbrennungsmotoren mit erneuerbaren Kraftstoffen (reFuels)

Mit verschiedenen Pilotprojekten, wie der Power-to-Gas-Anlage in Werlte, hat Audi wertvolle Erkenntnisse zur Herstellung von nachhaltigen Kraftstoffen gesammelt, die im gesamten Volkswagen Konzern genutzt werden. Diese Erfahrungen sind außerdem eine wichtige Grundlage für die Entwicklung von Konzepten für ein insgesamt nachhaltiges Energiesystem. Der Konzern arbeitet mit Mineralölherstellern sowie weiteren Energieversorgern zusammen und bringt seine technische Expertise ein, um die Kompatibilität bestehender Motoren mit reFuels sicherzustellen.

Seit März 2021 wird beispielsweise umweltschonender R33 Blue Diesel an Audi Werkstankstellen in Ingolstadt und Neckarsulm getankt. Dieser Diesel hat einen regenerativen Anteil von bis zu 33 Prozent, basierend ausschließlich auf Rest- und Abfallstoffen. R33 hat zwei große Vorteile: Zum einen spart er mindestens 20 Prozent CO2 gegenüber fossilem Diesel in der Well-to-Wheel-Bilanzbetrachtung. Zum anderen handelt es sich um einen Premiumkraftstoff, der sich durch spezielle Additive positiv auf Verschleiß und Lebensdauer auswirkt. R33 Blue Diesel erfüllt die heute übliche Norm EN 590 und ist dementsprechend für alle Dieselfahrzeuge – auch ältere – zugelassen. Der Volkswagen Konzern war an der Entwicklung des Kraftstoffs maßgeblich beteiligt und hat mit seiner Expertise zur Marktreife beigetragen. Außer an den Werkstankstellen von Audi und Volkswagen ist der Kraftstoff bereits an einigen öffentlichen Tankstellen erhältlich. Standard in Deutschland ist jedoch noch fossiler Dieselkraftstoff mit bis zu 7 Prozent Biodieselanteil, der mit dem Symbol „B7“ an Tankstellen gekennzeichnet ist. In Kürze folgt zudem der Kraftstoff R33 Blue Gasoline für Ottomotoren – das Benzinpendant zum R33 Blue Diesel. Er kann ebenso wie der umweltschonende Dieselkraftstoff in der gesamten Bestandsflotte eingesetzt werden.

Für die Zukunft planen Audi und der gesamte Volkswagen Konzern weitere Verbrennungsmotoren für erneuerbare synthetische Kraftstoffe freizugeben und werden so zur Defossilisierung beitragen.