
Das SUV-Flaggschiff Rexton von SsangYong mit 181 PS starkem Turbodiesel, Allrad und Siebenstufen-Automatik musste sich im Fahrbericht von MOTORMOBILES beweisen - Bildnachweis: MOTORMOBILES
2.200 Kilo schwerer Korea-Koloss
Mit seinem erneuerten Flaggschiff Rexton möchte Ssangyong in Deutschland Marktanteile gewinnen und durchstarten. Der neue Rexton ist komplett neuentwickelt. Die vierte Generation sieht nicht nur ansprechend aus und ist technisch auf dem neuesten Stand, sondern punktet auch mit einem sehr günstigen Preis. Nach der Weltpremiere auf der Seoul Motor Show im Frühjahr 2017 und dem anschließenden Europadebüt auf der Frankfurter IAA im September startete SsangYong dann im November 2017 den neuen Rexton in Deutschland.
Modernes Design und moderne Technik
SsangYong bietet mit dem Rexton einen robusten Offroader mit hohem Nutzwert zum günstigen Preis ab 32.890 Euro (2WD) bzw. 34.890 Euro (4WD). MOTORMOBILES war dem Flaggshiff auf Testfahrt. Wir sind das große SUV als volle Hütte in der Topausstattung Sapphire (Listenpreis ab mindestens 45.590 Euro) in nahezu Vollausstattung gefahren. Die Zeiten in denen SsangYong – übrigens mittlerweile zur indischen Mahindra-Gruppe gehörig – nur den Billigheimer mimte, gehören damit der Vergangenheit an.
Zwar dürfte Ssangyong für die meisten Menschen in Deutschland nach wie vor ein Exot unter den Automarken darstellen. Aber von Modellerneuerung zu Modellerneuerung steigen Zustimmung und Imagewerte. Für die Neuauflage des Flaggschiffs haben sich die Designer Unterstützung von den Auftrags-Designern Pininfarina geholt. Dieses macht sich bei dem Flaggschiff in optischer Hinsicht überaus positiv bemerkbar. Das Exterieur steht Oberklassen-SUV europäischer Herkunft nur wenig nach. Die Formen sind weicher geworden, die Linienführung ist glatt und schnörkellos. Insgesamt wirken die Proportionen bis zum hinteren Dreiecksfenster stimmiger. Der Kühlergrill präsentiert sich – ähnlich wie beim Tivoli – als ausgebreiteter Flügel. Die Linienführung ist glatt und schnörkellos. Das Motiv des ausgebreiteten Flügel gilt inzwischen als Erkennungszeichen aller neuen Ssangyong-Modelle.
Alles in allem ist der Rexton ein Bolide. Mit 1,96 Metern Breite und 1,83 Metern Höhe bewegt sich das große SUV auf dem Niveau eines BMW-X5, Mercedes-GLE oder Hyundai Santa Fe. Die Linienführung und Optik sind stimmig. Die Designer haben hier eine saubere Arbeit geleistet.
Interieur mit Wohlfühlfaktor
Besonders beeindruckend ist aber das neue gediegene Qualitätslevel des Südkoreaner im Interieur. Die Abmessungen und das schiere Leergewicht von 2,2 Tonnen lassen zwar keine Bestwerte beim Verbrauch erwarten, dafür aber überragende Platzverhältnisse.
Neben dem guten Platzangebot und seinen praktischen Qualitäten beeindruckt das Interieur auch haptisch und optisch. Gut ablesbare Anzeigen und einfache Bedieneinheiten sorgen für eine gute Bedienbarkeit. Wir störten uns einzig an dem überfrachteten Blinkhebel. Bereits nach kurzer Eingewöhnung funktioniert die Navigation der verschiedenen Untermenüs des Multifunktionsdisplays ohne Umwege. Die Klimatisierung wird separat gesteuert – das meiste läuft jedoch über Lenkradtasten oder einen 9,2 Zoll großen Touchbildschirm. Die Konnektivität bietet auf Wunsch auch Apple CarPlay und Android Auto. Zahlreiche praktische Ablagen und ordentliche Oberflächen und Applikationen tragen zu dem Ambiente und Nutzen bei. Selten zuvor bot ein SsangYong ein derart gediengenes Wohlfühl-Ambiente. In unserem Testwagen in der Top-Ausstattung Sapphire sowie Voll-Leder bewegen sich die Oberflächen, Materialien – aber auch die Verarbeitung auf sattem Oberklasse-Niveau. Statt über graues Hartplastik schweift der Blick über hübsche Konsolen mit Holz- und Chromoberflächen, das helle, weiche und überaus feine Leder in den Türen und auf den Sitzen trägt ein gestepptes Rautenmuster in „Quilting-Optik“ . Auch die die bisher altbacken wirkende Instrumentierung ist nun einem kontrasstarkem hochauflösendem Display gewichen.
Der 4,85-Meter-Riese bietet reichtliche Platz
Die Platzverhältnisse für bis zu sieben Personen (optionale dritte Sitzreihe 800 Euro) sind gigantisch. Nachdem sich die elektrische Heckklappe erstmal geöffnet hatte, stehen hinter der zweiten Sitzreihe 820 Liter Ladevolumen zur Verfügung. Bei umgeklappten Sitzen (5-Sitzer-Version) erhöht sich das Stauvolumen auf enorme 1.977 Liter. Das sind zwei Kubikmeter. Hilfreich sind dabei auch die maximale Zuladung von 686 Kilogramm. Die zweite Sitzreihe klappt im Verhältnis 60:40 um. Werden nur die Lehnen umgelegt, entsteht allerdings eine kleine Stufe. Die Harken für Einkaufstaschen und die 220V-Steckdose sind praktisch. Die diversen Staufächer, Getränkehalter und Seitenfächer in den Türen bieten reichlich Platz. Das Infotainment beherrscht Apple CarPlay und Android, ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden.






Antrieb
Keine Wahl hat der potenzielle Kunde beim Antrieb, da der SsangYong Rexton zumindest in Europa nur als e-XDi 220 angeboten wird, der von einem 2,2 Liter großen Vierzylinderdiesel befeuert wird. Der Turbodieselmotor mobilisiert 181 PS, dessen maximales Drehmoment ab 1.600 U/min laut Herstellerangaben 420 Newtonmeter beträgt. Die von uns gefahrene Automatikvariante soll sich durchschnittlich mit 8,1 Liter Dieselkraftstoff je 100 Kilometer begnügen. Das haben wir im realen Fahrbetrieb nur auf Langstrecke geschafft – aber da sogar auch zum Teil mit defensiver Fahrweise geringfügig unterbieten können. Auf Kurzstrecke mit Kaltstart lag der Verbrauch immer deutlich zweistellig. Schließlich ist man mit einem beinahe fünf Meter langen (4.850 mm) und zwei Meter breiten (1.960 mm) sowie fast zwei Meter hohen (1.825 mm) und deutlich über zwei Tonnen (2.153 kg) schweren SUV unterwegs. Der Selbstzünder wirkt kraftvoll und schlägt sich trotz der Masseträgheit durchaus passabel. Der Selbstzünder sorgt für einen guten Durchzug. Im Vergleich zum Vorgänger hält er sich außerdem akustisch angenehm zurück: SsangYong dämmt den neuen Rexton deutlich besser als zuvor. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 185 km/h und der SCR-gereinigte Diesel erfüllt die aktuelle Schadstoffnorm Euro 6d-TEMP. Direkt neben dem Tankeinfüllstuzen befindet sich auch gleich der Einfüllstutzen für die Harnstofflösung Adblue zur Abgasnachbehandlung per SCR.
Anlaß zur Kritik – aber auf hohem Niveau – gibt die siebenstufige Automatik. Sie wirkt mitunter etwas träge und trübt die ansonsten vorbildliche Leistungscharakteristik des Selbstzünders unnötig ein. Die Schaltkulisse erfordert eine Zickzacktour quer durch die Kulisse. Auch läßt sich der Automatikwählhebel nur bei laufenden Motor in die Stellung „P“ bringen.
Fahreigenschaften
Wer seinen Rexton artgerecht fährt, erhält ein entspanntes SUV mit robusten Nehmerqualitäten. Der Diesel und die sanfte Siebenstufen-Automatik (2.500 Euro) aus dem Hause Mercedes sorgen für brauchbare Fahrleistungen. Das Fahrwerk mit Mehrlenkerachse und Schraubenfedern hinten ist primär eher auf Komfort ausgelegt. Unebenheiten dringen nur gefiltert zu den Insassen vor. Vibrationen, Fahr- und Störgeräusche haben die Südkoreaner mittels neuer Motorlager und reichlich Dämmmaterial gekonnt reduziert. Schnelle Lastwechsel wie Spurwechsel, Ausweichmanöver und schnell gefahrene Kurven sind naturgemäß nicht so sehr Sache des Rexton. Dafür ist er zu schwer und zu hoch. Bauartbedingt neigt die Karosserie sich spürbar und tendiert zuweilen auch ins Schaukeln.
Technische Daten SsangYong Rexton Sapphire 2.2 L e-XDi Diesel (5-Sitzer) | |
---|---|
Hersteller: | Ssangyong |
Karosserie: | SUV (Midsize) |
Motor: | 2.2 L e-XDi Diesel - Vierzylinder Reihe |
Start/Stopp-System | Ja |
Getriebe | 7-Stufen-Automatikgetriebe (nur für 4WD) |
Antrieb | Allrad |
Hubraum: | 2.157 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6d - Temp |
Leistung: | 181 PS/133 KW bei 4.000 Umdrehungen pro Minute |
Drehmoment: | 420 Nm bei 1.600~2.600Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 185 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) in s | - |
Kombinierter Normverbrauch (ECE) | 8,2 - 8,0 Liter /100 km |
CO2-Ausstoß | 217 - 213 g/km |
Effizienzklasse | D |
Kraftstoff: | Diesel |
Tankinhalt | 70 Liter |
Leergewicht | 2.170 - 2.301 kg |
Testwagenbereifung | Optional: 20"-Leichtmetallfelgen mit Hochglanzfinish und Bereifung 255/50 R20 |
Kofferraum | 393 bis zu max. 1.977 Litern |
Wendekreis | 11,0 m |
Bodenfreiheit | 203 mm |
Böschungswinkel vorn / hinten | 21° / 22° |
Zuladung | 690 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 2.170 - 2.301 kg |
Max. Anhängelast gebremst | 3.500 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.850/1.960/1.825/2.865 mm |
Basispreis Testwagen | ab mind. 45.590 Euro |
Preise und Extras – In der Topversion knapp 50.000 Euro teuer
Mindestens 32.890 Euro verlangen die Südkoreaner für den Rexton als Fünfsitzer mit Heckantrieb und Sechsgang-Getriebe. Die beliebte Variante mit Allradantrieb und Automatik in der Einstiegsversion Crystal startet zu Preisen ab 37.390 Euro. Bei der Ausstattung mit Komfort- und Sicherheitssystemen kommen dem Rexton die Innovationen seiner kleineren Schwestermodellen zu Gute. Immer dabei sind Notbrems-Assistent mit Frontkollisionswarner und Fußgängererkennung sowie Spurhalte- und Fernlichtassistent sowie die sehr gut funktionierende Verkehrszeichenerkennung als Bestandteil der Serienausstattung. Ebenfalls Bestandteil der Serienausstattung sind unter anderem Klimaanlage, Rückfahrkamera und 17-Zoll-Felgen. Der Spurwechselassistent samt Totwinkelüberwachung und Querverkehrswarner ist den höheren Ausstattungslinien vorbehalten. Neben den neun Airbags gehört erstmals auch ein Knieairbag. Das ebenfalls neue 3D-Kamerasystem vereinfacht mit seiner 360-Grad-Rundumsicht das Manövrieren in unübersichtlichen Situationen. Auf der Optionsliste finden sich darüber hinaus LED-Scheinwerfer, Kunstleder und belüftete Sitze.
Unser Testwagen hatte Extras (20 Zoll Leichtmetallfelgen, Elegance-Paket mit Nappa-Leder-Paket und elektr. Heckklappe im Wert von 5.500 Euro an Bord. Damit kommt das SUV auf einen Gesamtpreis von 51.090 Euro. Egal ob basal ausgestattet für 32.890 Euro oder volle Hütte für deutlich über 50.000 Euro. Der neue Rexton bietet immer ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fazit: Der Rexton ist noch ein echter Geländewagen
Der Rexton soll so etwas wie ein Neuanfang für Ssangyong sein. Hierfür hat Ssangyong eine komplett neu entwickelte Generation des Rexton auf den Markt gebracht. Der Südkoreaner kann in seiner Größenklasse so günstig wie kaum ein anderes Groß-SUV bis zu 3,5 Tonnen (gebremste) Anhängelast an den Haken nehmen. Der SsangYong Rexton e-XDi 220 4WD ist noch ein echter Kerl und kein weich gespülter Crossover mit Offroadoptik und Pseudo-Beplankungen. Dafür bietet er in der von uns gefahrenen Topausstattung jeden erdenklichen Luxus. Als talentierter Geländewagen verfügt er über einen ausgeklügelten Allradantrieb und eine echte Allraduntersetzung, Bergabfahrhilfe sowie bis zu 22 Zentimeter Bodenfreiheit. Weitere Zutaten sind ein robuster Leiterrahmen mit Doppelquerlenker-Vorder- sowie Mehrlenker-Hinterachse. Wettbewerber aus Japan sind bei ähnlicher Ausstattung preislich gut und gerne 20.000 Euro höher positioniert. Den Süd-Koreanern ist mit der vierten Generation ihres Flaggschiffs zweifelsfrei ein großer Wurf gelungen. Trotz seiner stattlichen Größe ist er ansehnlich gezeichnet, von enorm guter Qualität und Verarbeitung, opulent ausgestattet und angemessen angetrieben. Ohne wesentliche Schwächen wird sich zeigen, ob das Flaggschiff in der Lage ist die Marke aus der Nische herauszuführen. Das Potenzial dazu hat er – nunmehr ohne exotischen Außenseiter-Status.
Ähnliche Berichte
Volvo EX30 Cross Country 2025: Preis, Technik, Ausstattung – alle Infos
Der Mitsubishi ASX Intro Edition 1.3 Turbo mit Doppelkupplungsgetriebe im Einzeltest: Ist der Mildhybrid eine Empfehlung?
Eon und der Bund treiben Ausbau der Ladeinfrastruktur voran – 7.000 neue Ladepunkte bis 2027