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VDA passt Markt- und Produktionsprognosen an

Bildnachweis: VDA

 

Größtenteils Wachstum 

 

Internationale Pkw-Märkte verzeichnen nach dem ersten Halbjahr größtenteils ein Wachstum – USA, Europa und Japan bleiben weiter unter dem Vorkrisenniveau, während das Wachstum in China und Indien nachlässt.

Die weltweiten Automobilmärkte zeigten im ersten Halbjahr dieses Jahres überwiegend einen Anstieg der Neuzulassungen. Das turbulente erste Halbjahr des Vorjahres 2022, das den Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und umfangreiche Lockdowns in chinesischen Metropolregionen umfasste, führte zu einem geringeren Marktvolumen. Daher beobachten wir in diesem Jahr teilweise überdurchschnittliche Wachstumsraten. Die verbesserte Verfügbarkeit von Fahrzeugen in der ersten Jahreshälfte führte zu einer gesteigerten Fahrzeugverfügbarkeit. Die Automobilmärkte konnten von dieser Entwicklung profitieren, so dass der Verband der Automobilindustrie (VDA) seine Marktprognosen nach oben anpassen kann. Dennoch sind die aktuellen positiven Zahlen trügerisch: Die rückläufige gesamtwirtschaftliche Nachfrage aufgrund hoher Inflationsraten und Geldentwertung in vielen Regionen wird in den kommenden Quartalen eine große Herausforderung darstellen.

Auf dem europäischen Pkw-Markt (EU, EFTA & UK) wurden im ersten Halbjahr gut 6,6 Mio. Fahrzeuge neu zugelassen, ein Anstieg um 18 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres, als der europäische Markt besonders unter den Auswirkungen des Ukraine-Krieges litt. Trotzdem liegt der europäische Pkw-Markt derzeit knapp 22 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019, da die Erholung nur langsam voranschreitet.

Im Juni wurden fast 1,3 Mio. Einheiten neu zugelassen, ein Anstieg von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Für das Gesamtjahr prognostiziert der VDA nun ein Wachstum von 9 Prozent auf knapp 12,3 Mio. Einheiten (bisher +7 Prozent und 12,0 Mio. Einheiten). Für den deutschen Pkw-Markt erwartet man nun ein moderates Wachstum von 6 Prozent (bisher 4 Prozent) auf 2,8 Mio. Pkw. Damit würde das Vorkrisenniveau von 2019 um 22 Prozent unterschritten.

Die inländische Pkw-Produktion und der Pkw-Export steigen ebenfalls, liegen jedoch noch deutlich unter den Vorkrisenniveaus.

Die Entwicklung des europäischen Pkw-Marktes beeinflusst auch die Fahrzeugfertigung in Deutschland. Aufgrund der verbesserten Verfügbarkeit von Vor- und Zwischenprodukten sowie der etwas dynamischeren Entwicklung der Neuzulassungszahlen im ersten Halbjahr hat der VDA seine Prognosen für die Pkw-Produktion in Deutschland und den Pkw-Export angepasst. Es wird nun erwartet, dass die Pkw-Produktion um 15 Prozent auf 4,0 Mio. Einheiten steigt (bisher +9 Prozent und 3,8 Mio. Einheiten). Dennoch liegt die Pkw-Produktion in Deutschland immer noch 14 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019.

Der Pkw-Export wird voraussichtlich um 16 Prozent auf knapp 3,1 Mio. Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr ansteigen (bisher +10 Prozent und 2,9 Mio. Einheiten). Auch hier bleibt das Vorkrisenniveau außer Reichweite, da im Jahr 2019 noch 3,5 Mio. Pkw aus Deutschland exportiert wurden.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont, dass trotz des Produktionsanstiegs keine Entspannung in Sicht ist. Die Pkw-Produktion in Deutschland liegt immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau und den früheren Höchstständen. Die Entwicklung im ersten Halbjahr ist lediglich ein Rückblick, und für die kommenden Quartale wird keine positive Entwicklung erwartet, da die Auftragseingänge seit einiger Zeit rückläufig sind.

Die Entwicklungen auf anderen Märkten: Der chinesische Pkw-Markt verzeichnete im ersten Halbjahr dieses Jahres mit über 11,1 Mio. verkauften Einheiten ein Wachstum von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der chinesische Markt lag bereits 2022 über dem Vorkrisenniveau und liegt nach dem ersten Halbjahr 2023 um 12 Prozent über dem Verkaufsvolumen von 2019. Im Juni verzeichnete der Markt jedoch nur noch ein Wachstum von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Aufgrund des starken zweiten Halbjahres 2022 und der damit verbundenen hohen Vergleichswerte wird auch in den kommenden Monaten ein abnehmendes Wachstum erwartet. Der VDA geht weiterhin von einem Wachstum des chinesischen Pkw-Marktes um 3 Prozent auf 23,9 Mio. Einheiten im Gesamtjahr 2023 aus.

In den Vereinigten Staaten stiegen die Light-Vehicle-Verkäufe (Pkw und Light Duty) im ersten Halbjahr um deutliche 13 Prozent. Insgesamt wurden knapp 7,7 Mio. Fahrzeuge verkauft, und der Markt liegt noch knapp 9 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019. Im Juni stiegen die Verkäufe überdurchschnittlich um 20 Prozent auf knapp 1,4 Mio. Einheiten. Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert der VDA ein Wachstum von 7 Prozent auf knapp 14,7 Mio. Light Vehicles (bisher +4 Prozent und 14,3 Mio. Einheiten).

In Japan entwickelte sich der Absatz von fabrikneuen Pkw weiterhin dynamisch. Aufgrund des schwachen ersten Halbjahres 2022 verzeichnete der Markt im aktuellen Jahresverlauf ein Wachstum von 20 Prozent auf ein Volumen von 2,0 Mio. Fahrzeugen. Die Absatzlücke zum Vorkrisenniveau von 2019 beträgt jedoch noch gut 10 Prozent. Im Juni wurden 332.000 Pkw verkauft, knapp 24 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet der VDA ein Wachstum von 13 Prozent auf 3,9 Mio. Einheiten (bisher +9 Prozent und 3,8 Mio. Einheiten).

Der indische Pkw-Markt setzte seinen Wachstumskurs im ersten Halbjahr weiter fort und verzeichnete einen Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wurden 2,0 Mio. Pkw verkauft. Der indische Pkw-Markt liegt somit um 27 Prozent über dem Niveau von 2019. Im Juni verlangsamte sich das Wachstum jedoch, mit einem Anstieg von nur 2 Prozent gegenüber Juni 2022. Der VDA erwartet für das Gesamtjahr 2023 weiterhin ein Wachstum von 6 Prozent auf ein Volumen von 4,0 Mio. Einheiten.

Der brasilianische Light-Vehicle-Markt (Pkw und Light Duty) entwickelte sich im ersten Halbjahr dieses Jahres positiv. In den ersten sechs Monaten wurden knapp 934.700 Einheiten verkauft, ein Anstieg von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2022. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau von 2019 liegt der Markt jedoch immer noch um 25 Prozent im Minus. Im Juni wurden 179.900 Light Vehicles verkauft, ein Plus von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Für das Gesamtjahr 2023 erwartet der VDA weiterhin ein Wachstum von 5 Prozent auf knapp 2,1 Mio. Einheiten.

Insgesamt geht der VDA nun davon aus, dass der Pkw-Weltmarkt im Jahr 2023 um 6 Prozent auf 75,7 Mio. Einheiten wachsen wird (bisher: +4 Prozent und 74,9 Mio. Einheiten).