408 PS starker E-Allradantrieb
Der XC40 Recharge ist das erste Elektroauto von Volvo. Ab 2040 will Volvo ein klimaneutrales Unternehmen sein. So wird sukzessive auf tierisches Leder in der Produktion verzichtet und bereits seit 2020 sind alle Neufahrzeuge bei einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h abgeregelt. Ab 2030 sollen nur noch vollelektrische Modelle vom Band rollen. Der Volvo XC40 Recharge Pure Electric war das erste Modell, das Crossover-Modell C40 ist das zweite Modell, welches rein auf Strom setzt. Wir waren zwei Wochen mit dem Volvo XC40 Recharge Pure Electric auf Tour.
Die beiden Achsen werden jeweils von einem 150-kW-Elektromotor angetrieben. Wie der technische Pendant Polestar 2 mobilisiert der Elektro-XC40 eine Systemleistung von 408 PS und legt ein Drehmoment von 660 Newtonmetern an. Der Allradantrieb ermöglicht eine hohe Traktion und sorgt für enorme Fahrleistungen. Wir haben überprüft, wie gut der 408 PS starke E-Antrieb mit dem Kompakt-SUV harmoniert. Zudem interessierte es uns, wie es um die Alltags- und Autobahn-Reichweite des XC40 Recharge Pure Electric steht.
Im Segment der boomenden Kompakt-SUVs präsentiert sich der Schwede mit dem etwas anderen Design und mit speziellen technischen Lösungen. Direkte Wettbewerber sind der Mercedes EQA, Fisker Ocean, Aiway U5 oder SsangYong Korando e-Motion. Und nicht zu vergessen die Phalanx des bei den Elektro-Crossovern besonders breit aufgestellten VW-Konzern. Dieser bringt mit VW ID4 und 5, sowie Skoda Enyaq iV / Coupé und Audi Q4 e-Tron/ Sportback gleich mehrere starke Alternativen zum Volvo XC40 Recharge Pure Electric.
Interieur
Der XC 40 punktet mit Volvo-typischen Tugenden. Im Innenraum präsentiert er sich mit hochwertigen Materialien und makelloser Verarbeitung. Türen und Haube schließen satt. Das Cockpit sieht 1:1 so aus wie bei einem normalen XC40, doch das Instrumentendisplay scheint eine andere grafische Aufteilung aufzuweisen. Im hochkant gestellten Zentral-Display deutet der Google Playstore an, dass hier als OS das Android Automotive von Google am Werk ist. Wie im Polestar 2 gibt es damit die Option aus vielen Apps auszuwählen und sie nativ am Touchscreen nutzen zu können. Das Betriebssystem zeichnet zudem Over-the-air-Updates (OTA) aus. Für Aktualisierungen, der Software muss dann nicht mehr eine Werkstatt aufgesucht werden. Updates mit Verbesserungen oder neuen Sicherheitstechnologien werden nun – ähnlich wie man es vom Smartphone kennt – always online eigenständig geladen und über Nacht installiert. Das Android-Betriebssystem (OS) von Google erweist sich als ergonomisch und funktioniert vorbildlich flüssig und zählt wohl zu dem aktuell besten System auf dem Markt. Die Menüstruktur und die Visualisierung der Inhalte präsentiert sich dabei sehr reduziert. Ohne eine Überfrachtung, hilft dies auch Neulingen sich schnell in dem System zurecht zu finden. Sehr überzeugend auch die Sprachbedienung über den Google Assistant. Die Smartphone-Kopplung klappte ebenfalls problemlos. Besitzer von iPhones dürften allenfalls eine Spiegelung per Apple CarPlay vermissen. Zur Navigation steht aber immerhin Google-Maps nativ im System zur verfügung.
Der sehr kommode XC40 punktet mit einem sehr guten Raumgefühl in Reihe eins und immer noch ordentlichen Platzverhältnissen im Fond. Der Sitzkomfort ist vorne sehr gut, die hohe Position sorgt für eine gute Um- und Übersicht. Der Volvo XC40 vermittelt ein gutes SUV-Gefühl. Auf den Rücksitzen ist der Kopfraum mindestens ausreichend auch für Großgewachsene. Dies selbst mit Panoramadach unseres Testwagens, das ja häufig eher den Raum einschränkt.
Mit einer Länge von 4,42 Metern positioniert sich der XC40 als kurzes SUV im Segment der kompakten SUVs. Das Kofferraum-Volumen beträgt 413 bis 1.342 Liter. Dies ist geringfügig weniger als im normalen XC40 (460 bis 1.336 Liter). Vorne wird dieser aber dafür noch von einem praktischen Frunk mit 31 Litern ergänzt. Gerade genug für das Ladekabel.
Batterie und Antrieb
Volvo orientiert sich an Tesla und verzichtet auf den Startknopf ein. es geht tatsächlich auch ohne. Vermisst haben wir das Drücken eines Schalters nicht. Auch so kann Progressivität aussehen. Volvo hat die neue Generation Elektroautos mit einem Topmodell gestartet. Hier übernehmen zwei E-Motoren den Antrieb, einer pro Achse. Jeder leistet 150 kW (204 PS) und legt ein Drehmoment von 330 Newtonmeter ab der ersten Drehzahl an. Kumuliert sind dies 408 PS Systemleistung und 660 Nm Systemdrehmoment.
Das neue Elektro-SUV von Volvo ist technisch ähnlich mit dem ebenfalls rein elektrisch angetriebenen Polestar 2. Wie dieser basiert er auf der CMA-Plattform. So beträgt die Batterie-Kapazität wie beim Polestar 78 kWh brutto (75 kWh netto). Während der Polestar 2 damit 500 Kilometer schafft, genügt die Kapazität beim XC40 Recharge Pure Electric nur 400 Kilometer nach WLTP. Aber obwohl der XC40 deutlich über zwei Tonnen auf die Waage bringt, beschleunigt er mit seinen zwei Permanent-Magnet-Motoren vehement und nahezu ansatzfrei. Den Null-Hundert-Paradesprint erledigt der XC40 in unter fünf Sekunden. Für einen 2,2-Tonner ist diese Norm-Sprint-Zeit ein beeindruckender Wert mit Sportwagen-Charakter. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei der abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Auf diese Höchstgeschwindigkeit programmiert Volvo aktuell alle seine Fahrzeuge – auch Verbrenner. Der Umgang mit der Leistung zeigt sich im XC40 sehr souverän. Trotz der Seitenneigung in Kurven fährt sich der Volvo agil und stets gut kontrolliert. Bei höheren Tempi fällt v.a. die enorm niedrige Geräuschkulisse auf. Der akustische Komfort ist top. Allenfalls moderate Windgeräusche sind zu vernehmen. Für ein Elektroauto ungewöhnlich ist, dass der Wagen bis zu 1,5 Tonnen an den Harken nehmen darf.
Die 78 kWh-Batterie kann unter optimalen Bedingungen eine Reichweite von mehr als 400 Kilometern ermöglichen. Das Laden der Akkus kann per AC (Wechselspannung) bis 11 kW oder DC (400 Volt Gleichspannung) erfolgen. Eine AC-Aufladung von 0 auf 80 % an einer Wallbox und öffentlichen Ladestation mit Typ-2-Kabel mit 11 kWh dauert mindestens 7,5 Stunden. Noch länger dauert das Laden mit einem Standardkabel an einer gewöhnlichen Haushaltssteckdose. Ein solcher Ladevorgang auf bis zu 80 % beträgt bis zu 30 Stunden. Das (Schnell)Laden mit Gleichstrom (DC) gestaltet sich je nach Temperatur, Ladestation, State of Charche (SoC) im Idealfall deutlich performanter. Mit einer Ladegeschwindigkeit von bis zu 150 kWh dauert das Laden auf 80 % Ladekapazität dann nur 40 Minuten. Warum nur bis 80 % Laden? Weil dies die Akkulebensdauer verkürzt und den Ladevorgang unnötigerweise verlängern würde. Volvo garantiert bei dieser Vorgehensweise selbst nach acht Jahren noch mindestens 78 % der Ausgangs-Akkukapazität. Je nach Ladezustand des Akkus und unter winterlichen Bedingungen konnten wir DC-Ladeströme bei bis zu 110 kW verzeichnen. Maximal 150 kW verspricht Volvo.
Wir fuhren den XC40 im Winter und kommen gleich zur primären Schwäche nahezu aller Elektroboliden bei tiefen Temperaturen auf der Autobahn wie auch bei Kurzstrecken. Ein kombinierter Brutto-Stromverbrauch von 27 kWh / 100 km, sind mehr als ein Mercedes EQC oder Audi Q4 aber auch sogar größerer Audi e-Tron konsumieren. Dafür hat der Volvo XC40 mit seinem beiden Motoren auch mehr Power. Die von Volvo versprochene Reichweite von über 400 Kilometern dürfte man im Winter auf der Autobahn derzeit nur im Windschatten eines Lkw erreichen. Im Alltag – je nach Temperatur – sind gute 250 Kilometer realistisch. Das bedeutet auf Langstrecken, dass man mit dem Recharge Pure Electric nach 180 bis 200 Kilometern eine Schnellladestation ansteuern sollte.
Bei erwärmter Batterie sank unser kombinierter Verbrauch auf gut 21 kWh laut Bordcomputer. Das ist immer noch viel, aber in Anbetracht der Fahrzeugleistung und Nutzung der Heizung angemesen. Im Sommer sollten Verbräuche unter 20 kW/100 Kilomter möglich sein.
Technische Daten Volvo XC40 D3 AWD Momentum Pro - 2020 | |
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Hersteller: | Volvo |
Karosserie: | SUV der Kompaktklasse, viertürig mit 5 Sitzplätzen |
Motor: | Vierzylinder-Turbodieselmotor |
Getriebe | 8-Gang Geartronic Automatikgetriebe mit Start/Stopp |
Antrieb | Allradantrieb mit Instant Traction |
Hubraum: | 1.969 ccm |
Emissionsklasse | Euro 6 |
Leistung: | 150 PS / 110 kW bei 5.000 bis 6.000 U/min |
Drehmoment: | 320 Nm bei 1.750 bis 3.000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) in s | 10,4 Sekunden |
Kombinierter Normverbrauch (ECE) | 6,4 Liter /100 km |
CO2-Ausstoß (NEFZ/WLPT): | 141/167 g/km |
Abgasnorm | Euro 6d-TEMP |
Abgasnachbehandlung: | SCR-Kat mit AdBlue und Dieselpartikelfilter (DPF) |
Kraftstoff: | Super Benzin |
Tankinhalt | 54 Liter |
Leergewicht | 1.742 kg |
Kofferraum | 460 Liter |
Zuladung | 615 kg |
Wendekreis | 11,4 m |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.425/1.841/1.652/2.702 mm |
Bereifung | 235/50 R 19 |
Zul. Zuggewicht (gebr./ 12%) | 2.240 kg |
Grundpreis Testwagen | ab mindestens 43.150 Euro |
Testwagenpreis inkl. optionaler Zusatzausstattung | 56.930 Euro |
Fahreigenschaften
Beim Losfahren rollt der Xc40 leicht summend los und lässt seinen Antrieb akustisch nur durch minimales Pfeifen erahnen. Kein Straßenbahneffekt wie wir es von anderen Stromern kennen und zuweilen nicht immer schätzen. Volvo hat den XC40 straff abgestimmt. Bei niedrigen Tempi rollt er über Unebenheiten straff aber nicht zu hart ab. Insgesamt gelingt den Sknadinaviern ein feiner Kompromiss aus Komfort und Kontrolle. Nichts poltert oder kracht aus den Radkästen, der Volvo rollt gut gedämpft über Kanten und durch Schlaglöcher. Wird die volle Leistung abgerufen, wird es beeindruckend kraftvoll – ja sogar brutal – wie sich die 408 PS über ein brachiales Drehmoment von 660 Newtonmeter über alle vier Pirelli P Zero in Vortrieb verwandeln. Nicht nur längsdynamisch gibt sich der XC40 Recharger verdammt sportlich. Ein Sprint auf gerader Strecke – Null-Hundert in 4,9 Sekunden – sind beeindruckend. Aber auch querdynamisch durch kurviges Geläuf kann sich der XC40 Recharge gekonnt in Szene setzen. Der XC40 verhält sich hier stets neutral ohne direktes Über- oder Untersteuern. Schade nur, dass die Lenkung etwas zu weich abgestimmt wurde und mit zu wenig Rückmeldung wirkt. Dies wohlebemerkt als Jammern auf sehr hohem Niveau. Im Infotainment-Menü läßt sich die Lenkung etwas straffer konfigurieren.
Preise und Extras
Bisher gab es die batterielektrische Version des XC40 unter dem Namen Volvo XC40 Recharge Pure Electric P8 AWD. Hierfür verlangsten die Skandinavier happige 62.000 Euro. Diese von uns gefahrene Version mit je einem 150-kW-Motor vorne und hinten heißt nun XC40 Recharge Pure Electric Twin und ist künftig ab 59.250 Euro zu haben. Aktuell führt Volvo gerade eine günstigere Version ein. Der neue XC40 Recharge Pure Electric mit Frontantrieb besitzt einen 170-kW-Motor an der Vorderachse. Das Drehmoment (330 Nm) ist das gleiche wie bei den 150-kW-Aggregaten. Hier beginnt die Preisliste schon bei 48.650 Euro. Der über 10.000 Euro niedrigere Einstiegspreis ist allerdings auch auf die abgespeckte Serienausstattung zurückzuführen.
Fazit: Sympathisches Elektro-SUV
Der elektrische Volvo XC40 ist gelungenes Elektro-SUV mit guten Allround-Eigenschaften. In der von uns gefahren Twin-Version mit jeweils 150 kW an der Vorder- und der Hinterachse präsentiert sich enorm leistungsstark. Insgesamt kommt dem SUV die Rolle einer interessanten Alternative zu. Größte Schwäche ist sein hoher Preis in Relation zu Größe und Reichweite. Spannend könnte hier v.a. die günstiger positionierte Frontantriebsversion sein, die diese Woche eingeführt wurde.
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