Die Spanier sind Technologieführer bei CNG-Fahrzeugen im VW Konzern
Der Anteil von Erdgasfahrzeugen auf deutschen Straßen ist nach wie vor gering. Dies möchte VW und insbesondere Seat ändern. Der VW-Konzern räumt dem Thema emissionsarmes CNG nach wie vor eine hohe Priorität ein. Hierzu trägt nicht zuletzt die noch fortdauernde Dieselkrise bei. Derzeit findet man bei fast jeder Konzern-Marke CNG-Modelle. Und da sind Bestseller wie VW Golf, VW Up, Skoda Octavia, Seat Leon oder Audi A3 dabei. Die bisherige Zurückhaltung ist unverständlich. Dabei spricht so vieles für diesen alternativen Kraftstoff. Seit wenigen Monaten bietet Seat auch den Arona mit CNG an. Wir haben uns das kleine Crossover-SUV auf Sylt mal etwas näher angeschaut.
Seat baut seine CNG-Palette weiter aus. Nach dem Kleinstwagen Mii, dem Ibiza und dem Leon ist der Arona bereits das vierte Erdgas-Modell. Und man kann gespannt sein, ob es der VW-Tochter gelingt, gerade mit ihrem kleinen SUV mehr Kundinnen und Kunden für diesen effizienten Antrieb zu begeistern. Der neue Seat Arona TGI verfügt dabei über ein deutlich größeres Fassungsvolumen an Erdgas (13,8 Kilogramm) als an Benzin (9 Liter). Damit ist er zwar nach wie vor bivalent unterwegs, aber das Gros der Strecke kann mit ihm mit Erdgas zurückgelegt werden – und damit muss man entsprechend auch seltener an eine der bundesweit knapp 900 und damit immer noch zu wenigen Erdgastankstellen fahren.
Unsere mobile (mittel- bis langfristige) Zukunft dürfte elektrisch sein. Nur sind sich selbst die Experten darüber völlig uneinig wie, wann und warum das eigentlich so sein sollte. Die CNG-Initiative aus dem VW-Konzern und hier insbesondere die Tochter Seat demonstriert eindrücklich, dass der Verbrennungsmotor noch lange kein Auslaufmodell darstellt. Zweifelsfrei steckt noch viel Entwicklungspotential in dieser Technologie. Im urbanen Bereich werden E-Mobilität, Erdgas- und Benzinantriebe eine größere Rolle spielen. Doch mit Blick auf Ökologie und Wirtschaftlichkeit, bietet sich Erdgas nicht nur als Brückentechnologie an. Erdgas bietet sich je nach Wohnort und CNG-Tankstellenverfügbarkeit im näheren Umfeld an, um die Zeit bis zum Elektrozeitalter zu überbrücken oder auch als langfristige Alternative.
Klimavorteile für Erdgas
Der Erdgas-Antrieb (CNG = Compressed Natural Gas) fristet nach wie vor unter allen Antrieben nur ein Schattendasein. In Zeiten, in denen über Diesel-Fahrverbote und klimafreundliche Mobilität diskutiert wird, müssten CNG-Modelle einen Run erleben. Schließlich stößt Erdgas im Vergleich zum Diesel nach Angaben der Brancheninitiative Zukunft Erdgas bis zu 90 Prozent weniger Feinstaub und 80 Prozent weniger Stickoxide aus. Die CO2-Emissionen können zudem um rund ein Viertel reduziert werden. Trotz dieser gravierenden Vorteile wurden 2018 in Deutschland nur 96.531 CNG-Fahrzeuge (davon 80.826 Pkw) neu zugelassen. Der Zuwachs von fünf Prozent relativiert sich in einem Gesamtmarkt von 3,2 Millionen Fahrzeugen.
Dem Seat Arona könnte hier die besondere Rolle eines Game-Changer zuteil werden und dem CNG zu mehr Popularität verhelfen. Das Segment kleiner SUVs erfreut sich aktuell einem enormen Zuspruch. Der Arona verbindet auf vortreffliche Art und Weise die Vorzüge eines SUVs mit dem Kosten- und Klimavorteilen von CNG. Das Konzept von CNG wird über den steigenden Anteil von erneuerbarem Biogas immer nachhaltiger und bedeutet zunehmend weniger fossiles Erdgas im klassischen Sinne. Das rund 4,14 Meter lange SUV gewinnt momentan einen Vergleichstest nach dem anderen. Sogar gegen den deutlich jüngeren konzerninternen Rivalen VW T-Cross. Die Basis stimmt also schonmal. Mit großen Reifen und seiner robust anmutenden schwarzen Schwellerverkleidung macht der Seat Arona zwar optisch auf Gelände ohne über einen in der Stadt verzichtbaren Allradantrieb zu verfügen. Dies ist typisch für das Segment der Crossover. Seat bewirbt ihn aber auch nicht als Offroader, sondern als Alltagsauto für den urbanen Dschungel. Im Vergleich zum Seat Ibiza, verfügt der Arona über großzügige Proportionen. In der Höhe überragt das Crossover den Ibiza um ganze 99 mm und bietet im Vergleich zum Ibiza damit nicht nur eine größere Bodenfreiheit für Offroad-Fahrten, sondern deutlich mehr Platz für Insassen und Gepäck.
Dass der Kofferraum der CNG-Variante des Arona nur 282 Liter statt 400 Liter fasst ist den Erdgastanks geschuldet. Gravierend ist dies aber nicht. Störender kann hier schon sein, dass der Arona dann (noch) nicht mit virtuellem Cockpit oder Anhängerkupplung erhältlich ist. Sieht man einmal von diesen Mankos ab, gibt es wenig, was man am Arona monieren kann. Die Preisliste startet bei 19.820 Euro. Der Innenraum – gerade auch der von uns gefahrenen Ausstattungslinie Xcellence – ist wertig verarbeitet, die Sitze sind bequem und bieten auch bei schneller Kurvenhatz einen guten Seitenhalt. Die gute Rundumsicht, das üppige Platzangebot und die hohe Sitzposition sind eine der Stärken des Arona. Hinten wurden die Sitze sechs Zentimeter angehoben, bis zum Dachhimmel sind drei Zentimeter mehr Luft als beim Ibiza. Somit bleibt im Fond auch großen Mitfahrern noch genug Platz zwischen Knie und Vordersitz.
Gepflegt (Erd)Gas geben
Technisch nutzt die bivalente Motorisierung den modifizierten Dreizylinder 1.0 TSI. Als 1.0 TGI-Motor leistet er dann 90 PS. Der Antrieb wird eins zu eins vom Ibiza TGI, der bereits im Markt eingeführt ist, übernommen. Das maximale Drehmoment von 190 Nm liegt zwischen 1.900 und 3.500 Touren an. Im Gegensatz zum Ibizia erhält der Arona jedoch ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Die höhere Karosserie des Arona lässt die Fahrleistungen etwas milder dastehen: Die 100 km/h werden erst nach 13,2 Sekunden erreicht. Der Verbrauch des Seat Arona wird mit 3,7 Kilogramm Erdgass auf 100 Kilometer angeben (CO2 101 g/km). Bei unseren Testfahrten auf Sylt kamen wir auf einen Verbrauch von 3,8 bzw. Kurzstrecken mit Kaltstartphase von 4,9 Kilogramm. Doch auch der erhöhte Verbrauch ändert nichts daran, dass der Arona TGI einen guten Gesamteindruck hinterließ. Der CNG-Arona fährt sich ohne Einschränkungen wie ein ganz normales Auto. Mit seinen 90 PS und maximalem Drehmoment von 160 Nm ist der Arona zwar kein Ausbund an Sportlichkeit und Kraft. Doch die Sprintzeit ist ebenso alltagstauglich, wie eine Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h.
Wie unser Test mit dem Arona TGI zeigte erfolgt das Umschalten auf Benzin bei leerem Gastank so unauffällig, dass der Fahrer es kaum bemerkt. Der Arona TGI soll Benzin lediglich als Alternativkraftstoff für den Fall verwenden, dass die CNG-Tanks leer sind. Das einzige Anzeichen dafür, dass der Wagen mit Benzin und nicht mit Erdgas fährt, ist eine Anzeigeleuchte im Kombiinstrument. Der Arona ist für den Betrieb mit CNG ausgelegt, es kann nicht zwischen den Kraftstoffarten manuell umgeschaltet werden. Ist der CNG-Vorrat aufgebraucht, wird automatisch auf Benzinbetrieb umgeschaltet. Dies fällt nicht weiter auf, so wie auch der CNG-Betrieb selbst. Der kleine Dreizylinder klingt im CNG-modus eine Spur rauer, das leicht verminderte Temperament fällt im Stadtbetrieb nicht auf.
Der Arona kann 13,8 kg komprimiertes CNG tanken. Bei unserer Testbetankung passt noch deutlich mehr komprimierter Treibstoff in den Tank. Die Behälter dafür sind unterflur angeordnet. Dies sorgt für eine Reichweite von bis zu 400 km im CNG-Betrieb, der Benzintank mit 12 Litern bietet weitere 160 km.
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