MOTORMOBILES

Das Automagazin im Internet

Der Rennwagen Skoda 1100 OHC zählt zu den Meilensteinen der 120-jährigen Motorsportgeschichte des Automobilherstellers

Die Entwicklung des zweisitzigen Sportwagens Skoda1100 OHC begann im Frühling 1956 - mit einem erklärten Ziel: Der Bolide sollte an die bis dato erste und einzige Teilnahme eines Skoda Werkswagens am prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans (1950) anknüpfen - Bildnachweis: Skoda / Petr Homolka

 

Der schöne Traum von Le Mans

 

Ende 1957 ging der Bau des Rennwagens Skoda 1100 OHC in die letzte Phase. Intern mit der Bezeichnung 968 versehen, war das Fahrzeug ursprünglich für lange Rundstreckenrennen gedacht. Zunächst entstanden zwei Fahrzeuge mit offener Karosserie, auf die 1959 zwei Coupés folgten. Der offene, rot lackierte Rennwagen ist Teil der Sammlung des Skoda Museums in Mladá Boleslav. Neben der kompletten Auswahl an Bildern zu dieser Pressemitteilung auf dem Medienportal skoda-media.de steht auch eine 32-seitige Broschüre in englischer Sprache zu verschiedenen Themen aus 120 Jahren Skoda Motorsport bereit.

  

Der Skoda 1100 OHC wird von einem vorne längs eingebauten Vierzylinder-Reihenmotor mit im Zylinderkopf liegenden Nockenwellen angetrieben. Aus einem Hubraum von 1.089 cm3 schöpfte er eine Leistung von 68 KW (92 PS) bei 7.700 min/1 das Drehzahl-Maximum liegt bei 8.500 Touren – Bildnachweis: Skoda / Petr Homolka

 

Die Entwicklung des zweisitzigen Sportwagens begann im Frühling 1956 – mit einem erklärten Ziel: Der Bolide sollte an die bis dato erste und einzige Teilnahme eines Skoda Werkswagens am prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans (1950) anknüpfen. Das Rennfahrzeug basierte auf einem aus dünnwandigen Stahlrohren verschweißten Gitterrahmen. Damit unterschied es sich von den Vorläufermodellen Skoda Sport und Supersport, die eine modifizierte Version des robusten Fahrwerks aus dem Serienmodell Skoda 1101 nutzten. Um ein möglichst gutes Fahrverhalten zu erreichen, verteilte man die Last ideal auf beide Achsen. Kupplung, Fünfganggetriebe sowie das Verteilergetriebe waren im Heck verbaut, wo sie eine zusammenhängende Montageeinheit bildeten.

Für den Antrieb des Skoda 1 100 OHC sorgte ein vorne längs eingebauter Vierzylinder-Reihenmotor mit doppelter Zündung und zwei im Zylinderkopf liegenden Nockenwellen. Aus 1.089 ccm Hubraum schöpfte er eine für die damalige Zeit beachtliche Leistung von 92 PS bei 7.700 min/1 (die maximale Drehzahl lag bei 8.500 min/1), was einer Literleistung von knapp 85 PS entsprach. Ursprünglich verbrannte der Motor hochoktaniges Flugbenzin, das in zwei Doppelvergaser der tschechoslowakischen Marke Jikov und später des italienischen Herstellers Weber floss.

 

 

Skoda 1100 OHC (1957)

 

Eine wichtige Rolle kam auch der Einzelradaufhängung zu: Während vorne eine Trapezquerlenkerachse verbaut war, wurden die im Abstand von 2.200 mm laufenden hinteren Räder an einer Pendelachse mit Längslenkern geführt. Die ebenso präzise wie direkte Lenkung erfolgte über ein Dreispeichenlenkrad, das sich zum besseren Einsteigen auch abnehmen ließ. Ein weiteres, für die sp&au ml;ten 1950er-Jahre fortschrittliches Element: die Drehstabfederung der 15-Zoll-Speichenräder von Borrani.

Dank der Verwendung von glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) wog der 3.880 mm lange, 1.430 mm breite und 964 mm hohe Rennwagen lediglich 583 Kilogramm. Dies ermöglichte dem Skoda 1100 OHC konkurrenzfähige Beschleunigungswerte und eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 190 und 200 km/h, je nach Übersetzung. Mitverantwortlich dafür war außerdem der geringe Luftwiderstand der von Konstrukteur Jaroslav Kindl geschaffenen Karosserie. Passend zur Kombination aus Zweckmäßigkeit und Eleganz verfügte die erste Modellvariante über zwei Klappscheinwerfer, die jedoch bald einer praktischeren, rennsporttauglicheren Lösung weichen mussten: Das zweite Exemplar fuhr daher mit zwei fest eingebauten Scheinwerfern vor, die unter aerodynamischen Glasabdeckungen verbaut waren.

Die öffentliche Premiere de s Skoda 1100 OHC fiel gleich mit einem Sieg zusammen: Auf der städtischen Rundstrecke in Mladá Boleslav entschied der versierte Werksfahrer Miroslav Fousek Ende Juni 1958 das Rennen für sich. Am Steuer der Fahrzeuge saßen in den folgenden Jahren auch die Rennfahrer Václav Bobek Sen., Václav Čížkovský, Josef Vidner und Jaroslav Bobek. Neben Motorsport-Events im Inland fuhren die Skoda Piloten auch im Ausland Erfolge ein – allerdings beschränkte sich der Auftritt des Skoda 1100 OHC angesichts der schwierigen politischen Lage am Ende der 1950er- und 60er-Jahre auf sozialistische Länder. Zur geplanten Teilnahme am 24-Stunden-Rennen von Le Mans kam es nicht.

Den zwei Fahrzeugen mit offener GFK-Karosserie, die Ende 1957 und Anfang des Jahres 1958 gefertigt worden waren, folgten im Jahre 1959 zwei geräumigere Coupé-Varianten mit geschlossenen Karosserien aus Aluminiumblech. Dennoch gelang es den Ingenieuren, die Coupés auf ein Gewicht von jeweils nur 555 Kilogramm zu bringen und die hohe Spitzengeschwindigkeit beizubehalten.

Die beiden geschlossenen Skoda 1100 OHC wurden bei Unfällen im privaten Betrieb zerstört. Aktuell arbeiten die Experten aus der Restaurierungswerkstätte des Skoda Museums jedoch am Neuaufbau eines Skoda 1100 OHC Coupé anhand erhaltener Komponenten wie Rahmen, Fahrwerk und Motor.

Die offenen Versionen des Rennwagens sind nach wie vor intakt. Das Exemplar aus dem Skoda Museum nimmt regelmäßig an Oldtimerveranstaltungen im In- und Ausland teil. Das zweite Fahrzeug befindet sich im Eigentum von Skoda UK und wird zu Werbezwecken vor allem in Großbritannien eingesetzt.