Fünftüriger Kleinwagen mit Schrägheck: So fährt der Polo-Konkurrent aus Korea
Die Kleinwagenklasse im sogenannten B-Segment – gerne auch Polo-Klasse genannt – hat so ihre ganz eigenen Ansprüche und Anforderungen. Der Kampf um die Gunst der Kleinwagen-Käufer wird mit harten Bandagen geführt. Nachdem Kia im Jahre 2014 weltweit rund eine halbe Millionen Einheiten ihres Rio absetzen konnte, haben die Südkoreaner ihren Kleinwagen mit einem Facelift überarbeitet und 2015 die Formensprache nachgeschärft sowie Cockpit aktualisiert und aufgrund gesetzlicher Vorgaben die Motoren auf Euro 6 umgestellt. Grund genug für uns den aufgefrischten Polo-Gegner mal genauer im Rahmen eines ausführlichen Fahrbericht anzuschauen. Direkte Wettbewerber des produktaufgewerteten Kia Rio dürften neben VW Polo auch der Ford Fiesta, Peugeot 208 und Renault Clio oder auch Skoda Fabia bzw. Seat Ibiza oder das Schwestermodell Hyundai i20 sein.
Design und Optik
Der facegeliftete Rio des Modelljahr 2015 darf in seiner vierten Generation (seit 2011) als ausgereift und auf der Höhe der Zeit gelten. Somit waren allenfalls optische Aufrischungen angesagt. Ein schwarzer Grill im neuen Kia-Look, breiter ausgestellte Stoßfänger und verchromte „Flaps“ über den Nebelscheinwerfern verfehlen nicht ihre optische Wirkung. Der auch vorher nicht häßliche Kleinwagen gewinnt durch diese optischen Maßnahmen spürbar an Präsenz. Mit seinem flotten Design wirkt der neue Rio dynamisch und sportlich
Interieur
Der Innenraum präsentiert sich ebenfalls optisch aufgehübscht mit einem Mix aus Klavierlack- und Chrom-Applikationen. Den Koreanern gelang eine optisch ansprechende Gestaltung des Innenraum mit einem angenehmen Ambiente..Die Verarbeitung ist gut, die Materialqualität erfüllt die Erwartungen für einen Kleinwagen. Ein Teil der Armaturen besteht aus harten und kratzempfindlichen Kunststoffen und schmälern den insgesamt sehr positiven Qualitätseindruck. Ein schwarzes Armaturenbrett mit silbernen Details ziert das Interieur. nach dem druck auf den optionalen Start-Knopf, huschen rote Zeiger über die schick gestaltete Instrumentierung. Positiv empfanden wir die umfangreiche Serienausstattung. Die von uns gefahrene Top-Ausstattung „Spirit“ umfasst Klimaautomatik, Sitzheizung und Einparkhilfe. Weitere Optionen und Ausstattungspakete umfassen eine Lenkradheizung oder Rückfahrkamera, die aufgrund der nur mäßigen Rundumsicht ein durchaus sinnvolles Extra darstellt, um das Rückwärtsfahren zu erleichtern. Das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer sind durchaus großzügig dimensioniert und sorgen für ein angenehmes Raumgefühl. Auch große gewachsene Personen jenseits einer Körpergröße von 1,90 m finden noch gute Platzverhältnisse vor. Die üppige dimensionierte Kopffreiheit und große Innenbreite sorgen für gute Platzverhältnisse. Auf der Rückbank finden die Mitfahrer zwei vollwertige Sitzplätze und ein schmalen Mittelsitz.
Die sportlich anmutenden Sitze in Stoff-Kunstleder-Kombination sind optisch überzeugend und bieten guten Seitenhalt. Leichte Schwächen beim Sitzkomfort zeigen sie erst auf längeren Fahrten. Der für Kleinwagen ungewöhnlich lange Radstad von 2,57 Metern sorgt für gute Voraussetzungen in der Raumökonomie. Der Platz im Fond auf den hinteren Plätzen ist größer als bei vergleichbaren Modellen der direkten Wettbewerber. Der Kofferraum kann über einen weiten Teil bis zum Dach hoch beladen werden. Das Kofferraumvolumen von 288 beziehungsweise bis zu 923 Litern bei vollständig umgelegten Sitzen ist zwar nicht riesig, doch für die meisten Transportaugaben eines Kleinwagen im Alltag absolut ausreichend und voll auf Augenhöhe zum Klassenprimus aus Wolfsburg.
Antrieb
Zwei altbekannte Benziner (84 und 109 PS) sowie zwei Turbodiesel (75 und 90 PS) stehen dem Kia Rio zur Wahl. Wir fuhren den kleineren der beiden Beziner. Der Nachteil drehmomentschwacher Benziner kommt hier mit einer sensiblen Schaltcharakteristik voll zum Tragen. Der 1,2-l-Vierzylinder schöpft 84 PS und und ein maximales Drehmoment von 121 Nm bei hohen 4.000 U/min aus1,4 Liter Hubraum. So motorisiert schafft der Rio den Null-Hundert-Paradesprint egal ob als Zwei- oder Viertürer in gemächlichen 12,3 Sekunden. Der Rio braucht ordentlich Touren, um dann auf Tempo zu kommen. Da dieser kleinere von den beiden zur Wahl stehenden Benzinern zudem über keinen sechsten Gang verfügt, läuft der Rio so nur bis zu 166 km/h. Für einen Kleinwagen aber vollkommen ausreichend. Die Abstufungen des Fünfgang-Getriebes passen einwandfrei zur Leistungscharakteristik des Saug-Motors. Eine Automatik gibt es erst für den stärkeren 109-PS-Benziner. Dafür brilliert das von uns gefahrene Basis-Aggregat mit einem Normverbrauchvon 5,1 Liter je 100 Kilometer. Wir lagen auf Landstarßen laut Bordcomputer sogar darunter. Im Schnitt betrug unser Verbrauch nur 5,6 Liter – ein wahrlich guter Praxis-Wert für einen Kleinwagen. Einen Beitrag zum Spritsparen trägt wie in allen Rio-Versionen mit manuellem Getriebe eine Schaltpunktempfehlung bei. Die in unserem Testwagen vorhandene Start-Stopp-System ISG (Idle Stop & Go) trägt zusätzlich zu einer Verbrauchsreduktion bei. Das Start-Stopp-System ist bei der Topausstattung optional verfügbar und verringert die Normverbrauchsangabe des Herstellers um 0,1 Liter je hundert gefahrene Kilometer ab. Innerstädtisch verringert sich gemäß Herstellerangaben der Verbrauch sogar um 0,3 Liter.
Fahreigenschaften
Den Koreaner gelang eine gute und ingesamt komfortable Auslegung des Fahrwerks mit einer eher straffen Abstimmung. Die elektrische Servolenkung vermittelt ein gutes Kontrollgefühl. Das kleine vier Meter-Auto lenkt sich tadellos und wendig durch die Stadt und über Land uns ist bis 130 km/h auch angenehm geräuschzivilisiert auf der Autobahn unterwegs. Bei starken Bodenunbeneheiten neigt das straff abgestimmte Fahrwerk gelegentlich zum Poltern. Im Grenzbereich ist der Rio untersteuernd ausgelegt. Plötzliche Lastwechsel fängt das ESP gekonnt wieder ein.
Technische Daten Kia Rio 1.2L Spirit – ISG | |
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Hersteller: | Kia |
Karosserie: | Kleinwagen 5-türig |
Motor: | Vierzylinder Ottomotor |
Getriebe | 5-gang manuelles Getriebe |
Antrieb | Frontantrieb |
Hubraum: | 1.248 ccm |
Emissionsklasse | Euro 5 |
Leistung: | 62 kW / 84 PS bei 4.000 U/Min |
Drehmoment: | 121 Nm bei 4.000 U/Min |
Höchstgeschwindigkeit: | 166 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h) in s | 12,3 Sekunden |
Verbrauch (ECE) mit ISG | 4,7 Liter |
CO2-Ausstoß | 109 g/km |
Energieeffizienzklasse | B |
Kraftstoff: | Superbenzin |
Tankinhalt | 43 Liter |
Leergewicht | 1.154 – 1.263 kg |
Kofferraum | 281-923 Liter |
Zuladung | 446 kg |
Länge/Breite/Höhe/Radstand | 4.050/1.985/1.455/2.570 mm |
Wendekreis | 10,5 Meter |
Zul. Anhängelast (gebr./ 12%) | 1050 kg |
Rio 1,2 Spirit – ISG | 15.790 Euro |
Testwagenpreis inkl. Extras | 17.050 Euro |
Ausstattung und Preise
Nichts zu mäkeln gibt es dagegen an der umfangreichen Serienausstattung. Die Top-Ausstattung „Spirit“ fährt mit Klimaautomatik, Sitzheizung und Einparkhilfe vor. Zusätzlich lassen sich Details wie Lenkradheizung und sogar eine Rückfahrkamera ordern, die aufgrund der nur mäßigen Rundumsicht eine durchaus sinnvolle Ergänzung ist, um das Rückwärtsfahren zu erleichtern. Für den Rio werden aktuell zwei Benzinmotoren angeboten. Der stärkere 109 PS Saugmotor mit 1.4 l Hubraum kann jedoch weder mit Durchzugskraft noch mit einem niedrigen Verbrauch punkten. Die Dieselmotoren sollten daher die deutlich bessere Wahl sein. Insgesamt wirkt der Rio auch nach vier Jahren Bauzeit modern und punktet vor allem mit seiner Ausstattung und der langen Garantiezeit von sieben Jahren. Der Preis fällt mit 16.990 Euro noch akzeptabel aus.
FAZIT: Solider Polo-Gegner mit Qualitäten
Kia macht bei dem Rio eigentlich fast alles richtig. Neben viel Licht gibt es allenfalls eine kleine Schattenseite. Und das ist die des Antriebs, der nicht wirklich vollends zu überzeugen weiß, wie der Rest des Autos. Auf der Habenseite kann der Rio seine durchdachte Bedienung, das gute Raumangebot und die großzügigen Garantieleistungen verbuchen. Der neue Rio ist in jedem Fall ein interessantes Angebot, das mit üppiger Ausstattung zu einem angemessenem Preis punktet. Design, Verarbeitung und Materialanmutung des Vier-Meter-Wagen brauchen sich gegenüber Wettbewerbern – und seien sie auch aus Wolfsburg – nicht zu verstecken.
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