Dieses Auto will nicht erwachsen werden
Nissan hat den Juke erneuert und irgendwie auch neu erfunden. Der einst kleine Crossover hat in seiner Neuauflage der zweiten Modellgeneration in nahezu allen Dimensionen zugelegt und startet mit seiner außerordentlichen Optik in unseren Fahrbericht. Wir sind gespannt wie sich das kleine Crossover mit 3-Zylinder Benziner und Direktschaltgetriebe im rauhen Alltag schlägt. Als Testwagen stand uns der Juke in der Topausstattung N-Design zur Verfügung und wir sind gespannt, ob die Japaner mit dem Juke II ihren Überraschungserfolg erfolgreich wiederbeleben können.
Die zweite Modellgeneration des Nissan Juke startete in Deutschland Ende 2019. Auch der Juke II besticht vor allem durch seine geschwungenen Linien, die sich mit harten Kanten abwechseln in Kombinastion mit einer hohen Front und weit nach hinten gezogenen Hauptscheinwerfern. Die hohe Gürtellinie, die extrabreiten Kotflügel und das dynamische Schrägheck verleihen dem kleinen kompakten SUV eine unverwechselbare Silhouette. Der Neue vermittelt dem Betrachter auf den ersten Blick einen deutlich erwachseneren Eindruck. Trotz des neuen Formats hat der Juke II – er bedient sich einer neuen Konzernplattform – beim Gewicht abgespeckt und bringt nun 23 Kilogramm weniger auf die Waage.
Beim Debüt der ersten Generation im Jahre 2010 war der Juke das erste SUV seiner Art. Weit und breit war kein Crossover so herrlich schräg und provozierend gezeichnet wie er. Nissan bezeichnet den Juke übrigens als Coupé-Crossover. Hier hat sich Nissan wirklich etwas getraut. Doch die Welt und der Automarkt haben sich zwischenzeitlich enorm verändert. Das Wettbewerbsumfeld hat sich stark verdichtet und SUVs sowie Crossover boomen. Hier war Nissan gefordert zu reagieren und den Juke neu auszurichten. Provozierend und polarisierend ist er unverändert. Und hat wie bisher kugelrunde Scheinwerfer, weit ausgestellte Kotflügel wie ein Sportwagen und das herrlich gezeichnete Schrägheck eines Coupés. Vor allem aber ist er aber auch größer und praktischer geworden.
In der zweiten Modellgeneration nutzt der Juke wie auch die beiden Renault-Modelle Clio und Captur die neue CMF-B-Plattform von Renault-Nissan. Im Vergleich zum Plattform-Bruder Renault Captur positioniert Nissan den Juke übrigens preislich attraktiv. Neben der Entwicklungskooperation teilen sich die Hersteller auch technische Komponenten. Wie bereits die erste Modellgeneration des Nissan Juke, läuft auch das neue Modell im englischen Produktionswerk Sunderland vom Band.
Das Exterieurdesign ist zwar nicht mehr so extrovertiert wie noch beim Vorgänger, aber immer noch alles andere als langweilig-konservativ.
Interieur mit erstaunlich großem Ladeabteil
Das Interieur in der hier getesteten Top-Ausstattungsversion N-Design prässentiert sich kontrastreich mit vielen farblichen Akzenten. Alternativ stellen die Japaner auch einen einfarbig gehaltenen Innenraum in schwarzem Teilleder mit Alcantara zur Wahl. Im Kapitel Materialauswahl, Haptik und Verarbeitungsqualität gibt es keinerlei Beanstandungen. Dies ist umso beachtlicher, wen man sieht was sich Wettebewerber so leisten. Wohin der Blick oder die Hände auch wandern mögen alles wirkt sehr solide und wertig. Sieht man von Hartplastik an den Brüstungen der Türen und den A-Säulen ab, wirkt die Verarbeitung deutlich wertiger als im Vorgänger. Zudem sind viele Oberflächen in „soft-touch“ ausgeführt. Ein Lob gilt gilt auch dem Bedienkonzept, welches den Fahrer vor keine großen Rätsel stellt. Alles findet sich dort, wo man es erwartet. Passend dazu ist die gute Rundumsicht, um das Verkehrsgeschehen gut im Blick zu behalten.
Damit sich das stylische Crossover auch im Alltag besser schlägt, ertreckt sich der neue Nissan Juke (2019) in der Länge auf 4,21 Meter Länge und geht auf 1,80 Meter Breite sowie 1,60 Meter Höhe. Weil der Radstand ebenfalls um knapp elf Zentimeter wächst, profitieren Mitfahrer im Fond wie auch der Kofferaumvolumen. Hinten gibt es gute fünf Zentimeter mehr Knie- und immerhin einen Zentimeter mehr Kopffreiheit. Hiervon dürften vor allem Erwachsene profitieren. Die Sitze selbst bieten guten Seitenhalt und angenehmen Langstreckenkomfort. Die hohe Sitzposition, die den Nissan Juke bei älteren Kunden bisher so beliebt gemacht hat, haben die Japaner bei der Neuauflage erhalten.
Der Kofferraum präsentiert sich sich sehr variabel mit schmaler Ladekante und stabilen Kofferraumboden, mit dem sich der Gepäckraum teilen lässt. Das Ladevolumen im Nissan Juke fasst 422 Liter – das ist mehr als im VW Golf. Durch das Umlegen der geteilten Rücksitzbank passen bis zu 1.302 Liter in den kompakten Crossover.
Das Infotainment-System liefert eine gute UX. Es ist übersichtlich und optisch ansprechend gestaltet. Es verfügt zur Spiegelung des eigenen über Apple CarPlay und Android Auto. Per USB lässt sich dann das eigene Smartphone mit dem Auto verbinden. Ausgewählte Inhalte, wie beispielsweise Google Navigation oder Streaming Apps lassen sich dann im Fahrzeug wiedergeben und auch über die Fahrzeug-Bedienelemente oder per Sprachbefehl über den Google Assistant steuern. Aber auch das integrierte Navi auf TomTom-Basis mit Live Verkehrsführung funktioniert verlässlich und schnell.
Mit der NissanConnect Services App lassen sich einzelne Fahrzeugdaten aus dem Bordcomputer abrufen und sogar Fahrziele an das Navigationssystem schicken. Die NissanConnect Services lassen sich sogar mit dem Google Assistant steuern. Das Bose-Soundsystem hat seine Schallwandler Ohrnah in den Kopfstützen integriert..
Antrieb – Dreizylinder mit Doppelkupplungsgetriebe
Antriebseitig läßt sich Nissan von der Vernunft leiten. Die Auswahl ist auf einen einzigen 1,0 Liter großen Dreizylinder-Benziner reduziert. Dieser mobilisiert 117 PS und vermag die vom Design abgeleiteten Anspruch kaum einzulösen. Das maximale Drehmoment per Kickdown steigt für 25 Sekunden von 180 auf 200 Newtonmeter. Dies ermöglicht den Null-Hundert-Paradesprint innerhalb von 10,4 Sekunden zu erledigen. Eine weitere Beschleunigung endet auf Wunsch erst bei 180 km/h, den Diesel haben die Japaner wegen der hohen Anforderungen an die gestiegenen Anforderungen an die Abgasreinigung gleich ganz aus dem Programm genommen. Der kombinierte Verbrauch des Dreizylinders beträgt 4,9 Litern. Mit den von uns gefahrenem Juke der seine Kraft über ein hervorragendes 7-Gang- Doppelkupplungsgetriebe überträgt erhöht sich der Verbrauch auf 5,2 Liter. Das ist immer noch knapp ein Viertel genügsamer als der ähnlich starke und für seinen hohen Verbrauch bekannte 1,6-Liter-Benziner des Vorgängers. Unser kombinierter Testverbrauch betrug bei zurückhaltender Fahrweise 6,2 Liter. Bei zügiger Autobahnfahrt und vehementen Leistungsabruf steigt der Verbrauch in den Bereich deutlich über 7 Liter/100 km. Alles in allem handelt es sich bei dem Dreizylinder um ein sehr kultiviertes und leises Aggregat, auch dank einer sehr guten Geräuschdämmung. Im Alltag gibt er sich weitgehend frei vom sonst so typischen Dreizylinder-Sound. Allenfalls in hohen Drehzahlregionen macht sich das Konstruktionsprinzip des Benziner bemerkbar. Der Motor erfüllt bereits die Euro 6d-Norm.
Ausgewogene Fahreigenschaften
Der Nissan Juke der zweiten Generation will sicher kein Rennwagen sein. Schnell angefahrene Kurven räubert sich der Juke mit Zurückhaltung. Gut gefallen hat uns hier aber die hervorragende Abstimmung der Lenkung. Nissan gelang das Kunststück diese einerseits sehr zielgenau aber auch genügend progressiv auszulegen. Das Fahrwerk empfanden wir als ausreichend straff. Bodenwellen und Schlaglöcher reicht der Juke II dank des längeren Radstand nur stark gemildert an die Insassen durch. Dies ist übrigens umso bemerkenswerter da unser Testwagen mit Winterrädern im 19 Zoll Format stand. Die Juke-Basis startet mit Leichtmetallfelgen in 17-Zoll.
Schon serienmäßig fährt der Juke mit drei Assistenzsystemen vor und erkennt Verkehrsschilder, blendet automatisch ab und hilft dem Fahrer, die Spur zu halten. Zuweilen auch mit spürbarem Lenkeingriff. Gegen Aufpreis hält der Pro Pilot in Verbindung mit Automatikgetriebe im Stau Abstand, Geschwindigkeit und Spur. Der Fahrer muss dann nur noch die Hände am Lenkrad lassen, den Rest erledigt der Assistent. Auf der Autobahn gibt sich der Juke als durchaus angenehmer Reisewagen – allerdings nehmen die Windgeräusche bei höherer Geschwindigkeit deutlich zu.
Technische Daten Nissan Juke N-Design 1.0 DIG-T 117 DCT - 2020
Hersteller: Nissan
Karosserie: Kompaktklasse 5-Sitzer, 5-türig
Motor: 1.0 DIG-T
Start/Stopp-System Ja
Getriebe 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT)
Antrieb Frontantrieb
Hubraum: 999 ccm
Emissionsklasse Euro 6d-ISC-FCM
Leistung: 114 PS /84 kW bei 5.000 U/min
Drehmoment: 200 Nm bei 3.000 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h) in s 11,8 Sekunden
Kombinierter Normverbrauch (ECE) 5,0 bis 5,2 Liter /100 km
CO2-Ausstoß (16 bis 19 Zoll Felge) 114-119 g/km
Effizienzklasse B
Kraftstoff: Benzin
Tankinhalt 46 Liter
Leergewicht 1.343 kg
Kofferraum 422 bis 1.305 Liter
Zuladung 382 kg
Zul. Gersamtgewicht 1.725 kg
Zul. Stützlast 75 kg
Zul. Anhängelast 12% Steigung Gebremst 1.250 kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.210/1.983/1.595/2.636 mm
Wendekreis 10,57 Meter
Grundpreis N-Design ab mindestens 27.490 Euro
Testwagenpreis Juke N-Design 1.0 DIG-T 117 DCT inkl. Bose-Soundsystem, Navi, ProPilot und Sonderlackierung 31.720 Euro
Preise und Extras
Der Juke startet bei knapp 19.990 Euro. Immer an Bord sind ab Basis ein Multifunktionslenkrad, LED-Leuchten vorn und hinten inkl. Fernlicht-Assistenten sowie Verkehrszeichenerkennung. Für 21.000 Euro kommen mit der zweiten Ausstattungslinie Acenta 17-Zoll-Alufelgen und ein acht Zoll großer Touch-Screen hinzu. N-Connecta ab 24.090 Euro ergänzt Konnektivitätsfunktionen inklusive Wi-Fi sowie den Fahrmodus-Schalter.
Wer das volle teilautonome Angebot ausschöpfen will, wählt einen Nissan Juke Tekna. In vollem Umfang profitiert man von den Assistenten allerdings erst mit der Automatik-Variante. Automatik gibt’s ab Acenta, das kostet dann mindestens 23.790 Euro. Wer vor allem Farben liebt, ist mit dem von uns gefahrenem „N-Design“ ab 27.490 gut bedient. Wer die Linie N-Design bestellt, kann sich eine von je drei Dach- und Interieurfarben aussuchen. Innen gibt‘s Akzente in Weiß, Rot oder Schwarz, das Dach ist silber, schwarz oder rot lackiert. Zudem sind 19 Zoll Felgen, Ambientebeleuchtung, Sitzheizung und eine beheizbare Frontscheibe und verschiedene Inneraumpakte mit Sportsitzen in Leder/Teilleder bereits fester Bestandteil des Serienumfangs. Mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kostet der Juke II in N-Design dann mindestens 29.190 Euro. In unserem Testwagen erhöhen dann noch das Bose-Soundsystem für 600 Euro und das Navi (Nissan ConnectNavigation) den Preis um 490 Euro. Hinzukommt noch die Premium-Sonderlackierung Fuji SunsetRed für 250 Euro.
In der Ausstattungslinie Tekna ist das Fahrerassistenz-Paket Pro Pilot ab Bassis enthalten, für N-Conecta und N-Design kostet es 1.190 Euro Aufpreis. Die um den Stau-Assistenten mit Stop-&-Go-Funktion erweiterte Funktionalität für die Version mit Automatikgetriebe kommt auf einen Aufpreis in Höhe von 1.190 Euro.
Fazit: Ausgefallene Kompaktwagen-Alternative
Provozierend und polarisierend ist der Juke zwar noch immer, er ist aber auch größer und praktischer geworden. Das Design ist ein großer wurf. Und es verhindert dank genügend Juke-DNA, dass das Auto in der Masse untergeht. Der Juke legt in nahezu allen Dimensionen deutlich zu. Die Vergrößerung des Juke spürt man in jeder Hinsicht. Vor allem das Plus an Alltagstauglichkeit, Platz und Raum sowie mehr Entertainment sorgen für deutlich mehr Komfort bei gleichzeitig hohem Alltagsnutzen. Der Kofferraum verdient nun sogar das Prädikat „familientauglich“ und die Innenausstattung präsentiert sich deutlich hochwertiger.
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