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Perfekter Reifenvernichter mit 450 PS? Der neue Ford Mustang GT im Test

Der neue Ford Mustang GT im Einzeltest - Bildnachweis: MOTORMOBILES

  

 

Saugender 5-Liter V8 mit Flair
 

Ford hat den Mustang erneuert. Neben der Elektro-Version Mach E gab es auch eine neue aktualisierte Version mit Verbrenner. Die jüngste Evolutionsstufe präsentiert sich nach dem Update mit aggressivem Blick und LED-Scheinwerfern und vierflutiger Auspuffanlage mit diversen Design-Retrozitaten. Wir haben den Ford Mustang GT uns genauer angeschaut und überprüft wie sehr seine sportlichen Eigenschaften ihn im Alltag, wie auch auf der Autobahn, brillieren lassen.

 

Überraschend europäisch zeigt sich mittlerweile die Fahrwerksabstimmung – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Das meistverkaufte Sportcoupé der Welt hat auch kurz vor seinem 57. Geburtstag nichts von seinem Mythos und seiner Faszination eingebüßt. Darüber hinaus ist der Ford Mustang Amerikas meistverkaufter Sportwagen der gesamten vergangenen 50 Jahre. Seit dem Mustang-Debüt 1964 produzierte Ford über zehn Millionen Pony-Cars. In dem Segment der Sportwagen kommt kein anderer Sportler an diese Zahlen heran. Der Ford Mustang wird für Kunden in Europa als Fastback (2-türig, 4-Sitzer) und als Convertible (2-türig – mit Stoff-Faltverdeck als 4-Sitzer) angeboten. Nach der Aktualisierung gibt es den Mustang GT nur noch mit einem 5,0-Liter-Ti-VCT-V8-Motor der nun auf 450 PS angehoben wurde. Ford kombiniert hier einen frei atmenden Fünfliter-V8 mit einem unverwechselbarem Äußeren: Die sechste Generation des Ford Mustang hat das Zeug zum Klassiker und ist wahrscheinlich die letzte Baureihe, in dem noch V8-Motoren zum Einsatz kommen. Für den Mustang GT stehen wahlweise ein 6-Gang-Handschaltgetriebe oder eine 10-Gang-Automatik zur Verfügung. Wir fuhren das 450 PS starke Pony-Car in Magnetic-Grau metallic mit 6 Gang-Handschalter. Die dezente Lackierung umhüllt eine markante und moderne Linienführung, ohne ihre historischen Wurzeln zu verleugnen. Ein Mustang erkennt man immer noch auf den ersten Blick.

  

Ford Mustang 5.0 GT Fastback
Bildnachweis: MOTORMOBILES
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Im Jahr 2015 kam die sechste Generation des Mustang auf den deutschen Markt. Dann folgte 2019 ein Facelift. Während bei seinem Vorgänger noch die Materialgüte im Innenraum bemängelt wurde, schöpft der aktuelle Mustang aus dem Vollen. Hinzu kommen viele kleine Details, die den Urahn zitieren: Die Rückleuchten sind zum Beispiel dreidimensional ausgearbeitet und übertragen das Fastback des 1967ers gekonnt in unsere Zeit. Und beim Ein- und Ausstieg in der Dämmerung projizieren die Außenspiegelung ein Mustang-Logo auf den Asphalt.

  

Interieur: Der neue Ford Mustang GT im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Interieur mit einem gelungenen Bogen in die Vergangenheit


Der Innenraum wurde im Rahmen der Aktualisierung gezielt aufgewertet. Auch das neue Interieur transferiert die Vergangenheit in die Gegenwart. Hierzu trägt die Armaturenbrettgestaltung mit den historisch anmutenden Kippschaltern sowie der Grafik der digitalisierten Rundinstrumente bei. Auf eine sympathische Art und Weise schafft es Ford den Geist der Ur-Mustang-Generation (ab 1964) in die Gegenwart zu transferieren. Hochwertigere und weichere Materialien als in den Vorgängerversionen, ein serienmäßiges Farbdisplay und je nach Variante gut konturierte Recaro-Sportsitze umschmiegen den Fahrer und tragen zum Wohlfühlfaktor bei. Optisch sehen die Sitze zwar sportiv aus, die weiche Polsterung von Sitzfläche, Lehne und Seitenwangen laden jedoch eher zum gemütlichen Cruisen als zu schnellen Fahrten im Grenzbereich ein. Ein mit abgestepptem Leder bezogenes Armaturenbrett ergänzen das Ambiente. Die Qualität und Verarbeitung sind erstaunlich gut. Auch auf unebenen Straßen knarzt und klappert nix. Dieses US-Car ist weitaus besser als sein Ruf.

 

Klangsteuerung: Über die Pony-Taste am lenkrad gelangt man in das Menü zur Steuerung des Klappenauspuff – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 
Antrieb mit eindrucksvollem Klangteppich

Der kurze Schalthebel mit dem kugelförmigen Knauf bietet kurze und präzise geführte Wege durch die Übersetzungen. Dabei möchte er mit ordentlichem Nachdruck in die Positionen 1 bis 6 hineingedrückt werden. Auch die Kupplung erfordert einen Krafteinsatz der Oberschenkel- und Wadenmuskulatur. Beides macht den Ford Mustang mit manuellem Getriebe im Vergleich zur Automatik authentischer und kerniger. Knapp 3.000 Euro weniger Listenpreis für den 6-Gang-Mustang dürften kaum den Ausschlag geben, es ist mehr eine Frage der Einstellung.
Der Achtzylinder bollert nach dem Druck auf den Start-Button so herrlich herzhaft wie man dies von Pony-Cars erwartet. Der Klang seines potenten Fünf-Liter V8 sorgt für Gänsehaut. Sofern man es wünscht. Denn neben tiefgrollendem Motorsound läßt sich der Mustang bei Bedarf auch leise bewegen. Menügesteuert über die Ponytaste am Lenkrad arbeitet der V8 im Gute-Nachbarschaft-Modus dank des neuen Klappenauspuffs tatsächlich effektiv schallgedämmt, aber immer noch voluminös und hintergründig. Über den aktiven Klappenauspuff mit vier Endrohren kann der Fahrer selbst bestimmen, wie sein Mustang wann klingt. Alternativ gibt es noch den lauten Sport- und Rennstreckenmodus.

Für die Extremorientierten unter den Mustang-Bändigern denen selbst die 450 PS noch nicht genügen, hat Ford noch einen Aufschlag parat. Die Sonderedition des Ford Mustang Bullitt verfügt über einen besonders leistungsgesteigerten 5,0-Liter-V8-Motor mit 460 PS in Kombination mit einem 6-Gang-Handschaltgetriebe. Bei diesem Modell handelt es sich um ein Fastback mit einzigartigen Außen- und Innenraumdetails. Der Mustang Bullitt ist wahlweise in den Außenfarben “Iridium-Schwarz Mica” oder “Montana-Grün Metallic” verfügbar.

 

Interieur: Der neue Ford Mustang GT im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 


Fahreigenschaften ein Riesenfortschritt zu seinen Vorgängern


Bei der Fahrdynamik hat die jüngste Evolutionsstufe des Mustang ordentlich dazugelernt und hält erstaunlich sicher Bodenkontakt. Die Fahrwerksabstimmung erweist sich seit der Neuauflage des Ford Mustang auch für europäische Straßenverhältnisse geeignet. Hier macht sich die Feinabstimmung von Ford europe bezahlt. Die alte Star-Achse von früher gehört der Vergangenheit und ist längst vergessen. Alle in Europa ausgelieferten Modelle beinhalten das sogenannte Performance-Paket. Dies umfasst keine harten Dämpfer, sondern vor allem bessere Bremsen, verbesserte Kühlleistung, zusätzliche Versteifung im Motorraum, angepasste Lenkungskennlinie und stärkere Heckstabilisatoren. Im Vergleich zum Vorgänger fährt sich der Mustang GT so spürbar präziser, leichtfüßiger und auf welligen Straßen deutlich spurtreuer. Der Mustang ist damit beherrschbar und nicht wie früher ein wild übersteuerndes Pony-Biest. Das Fahrverhalten ist bis zum Grenzbereich überraschend neutral. Mit der Modellpflege ist der GT optional mit einem neu entwickelten MagneRide-Dämpfersystem erhältlich. Unser Testwagen hatte das System an Bord und hier sprechen wir auch zur Erhöhung der Sicherheit eine ausdrückliche Empfehlung aus. Zudem sind nun im GT Stabis mit größerem Querschnitt verbaut, die sich ebenfalls spürbar positiv auswirken. Die härteste Stufe der Adaptivdämpfer (Modus Rennstrecke) hält den Mustang gut dirigierbar auf Wunschkurs. Einen Teil hierzu trägt auch die Grip-starke Sommer-Bereifung mit Michelin Pilot Sport 4S bei. Unser Testwagen bereift mit Winterreifen von Conti punktete auch unter winterlichen Bedingungen mit soliden Fahreigenschaften.

   

Technische Daten Ford Mustang GT 5.0 Fastback 6-Gang manuell
Hersteller:Ford
Karosserie:Fastback(Coupé) 3-türig - 4 Sitzplätze
Motor:5,0-Liter-Ti-VCT-V8, vorn längs
Getriebe6-Gang manuell
AntriebHeckantrieb
Hubraum:4.951 ccm
EmissionsklasseEuro 6
EnergieeffizienklasseG
Leistung:331 kW/450 PS bei 7.000 U/min
Drehmoment:529 Nm bei 4.600 U/min
Von 0 auf 100: Handschalter4,9 s
Höchstgeschwindigkeit:250 km/h
Verbrauch (ECE)12,2 Liter
CO2-Ausstoß 278 g/km
Abgasnorm:Euro 6d-ISC-FCM
Kraftstoff:Benzin ROZ 95
Wendekreis12,2 Meter
Leergewicht 1.818 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 2.105kg
Kofferraum408 Liter
Tankinhalt61 Liter
Dachlast75kg
Länge/Breite/Höhe/Radstand 4.794/1.916/1.381/2.720 mm
Preise ab:ab 49.300 Euro
Testwagenpreis (inkl. Premium Paket II, Lackierung Magnetic grau metallic , adaptives Fahrwerk mit MagneRide, Diesbtahlwarnanlage, Recaro Sportsitze):56.600 Euro

  
Extras


Ford hat mit der Aktualisierung die Sicherheitsausstattung mit dem Kollisionswarner samt Fußgängererkennung, dem Notbrems- und Berganfahrassistenten nochmals aktualisiert. Mit dem Spurhalteassistenten folgt der Mustang GT aktiv die Spur folgend in Kurven ein. Die im GT serienmäßige 6-Kolben-Bremsanlage von Brembo sorgt für eine leistungsgerechte Verzögerung mit enorm hoher höhere Bremsverbindlichkeit. Auf Wunsch bietet Ford weitergehende Individualisierungs-Optionen. Angefangen von der innovativen Klappen-Auspuffanlage. Zentraler Bestandteil dieser Abgasanlage ist ein aktives Ventil, mit dem der Fahrer sowohl die Klangnote als auch die Soundstärke des Sportwagens beeinflussen kann.

Eine neue Motor-Abstimmung für den Mustang GT mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe – also für die Versionen mit dem 5,0-Liter-V8-Motor mit 450 PS – ermöglicht sanfteres Zurückschalten, begleitet von einem sportlichen Motorsound. Diese Technologie zählte bislang zur Ausstattung des besonders exklusiven Ford Mustang Bulilitt-Editionsmodells.

  

Der neue Ford Mustang GT im Einzeltest – Bildnachweis: MOTORMOBILES

 

Play-Sound-System von B&O

Vom Ford Mustang Bullitt übernommen wird das B&O Play-Sound-System, das jetzt auch für die anderen Mustang-Modelle auf Wunsch lieferbar ist. Mit einer Ausgangsleistung von 1.000 Watt punktet das System mit satten Sound und einem, überzeugenden Klangerlebnis auf allen Sitzplätzen. Die Klangverteilung im Innenraum beruht unter anderem auf dem Zusammenspiel des Doppelspulen-Subwoofers für tiefe Bässe und den Drei-Wege-Hochleistungslautsprechern in den Türen. Um maximale Konnektivität zu gewährleisten, beherrscht das B&O Play Sound-System an Bord des Ford Mustang mit Apple CarPlay und Android Auto zur Spiegelung des Smartphone. Zur Wahl stehen zudem Vintage-Lacke für den Ford Mustang wie Vintage-inspirierte Lacktöne wie “Velocity Blau”, “Venom-Grün” und “Dark Highland Green” (“Montana-Grün”). “Dark Highland Green” ist die Original-Farbe des Mustang Bullitt, der vor genau 50 Jahren in gleichnamigem US-Blockbuster mit Steve McQueen am Steuer zum Einsatz kam. Die Ford Mustang Bullitt-Sonderedition ist ebenfalls in diesem Farbton lieferbar.

 

Fazit: Pony-Car noch zeitgemäß? Ja und es ist immer eine Herzensangelegenheit


Kaum ein anderes Auto bietet hierzulande mehr Leistung fürs Geld. Dazu präsentiert sich die jüngste Evolutionsstufe des Mustang GT so ausgereift und mit soviel Power wie nie zuvor. Das Gesamtpakekt ist überzeugend. Insbesondere auch aufgrund der Garantiebedingungen. Der Ford Mustang 5.0 GT ist immer noch der Prototyp aller US-Ponys. In die Modellpalette von Ford Deutschland möchte er sich zwar nicht so recht integrieren. Trotzdem ist er eine Bereicherung für die sonst eher konserativ ausgerichtete Modellpolitik der Kölner. Eines der großen Selling-Points ist zudem, dass der Mustang ein noch bezahlbares Supercar bleibt. Auf dem Preisniveau gibt es bei Wettbewerbern gerade mal einen aufgeladenen Vierzylinder, der etwas mehr als die Hälfte der Leistung an die Hinterräder schickt. Zudem Muss auf jeglichen Bass-lastigen Motorsound verzichtet werden. Nur bei wenigen Fahrzeugen bekommt man soviel Gegenleistung. Und so ganz nebenbei zeigte sich der Mustang GT in unserem Praxistest auch mit einer für uns unerwartet hohen Alltagstauglichkeit. So gut, um sich auch als Erstwagen (Daily Driver) zu empfehlen. Die aus früheren Zeiten offensichtlich vorhandenen Einschränkungen bei der Qualität, vermochten wir im Rahmen unseres Fahrberichts so nicht mehr zu erkennen.

Ford Mustang 5.0 GT Fastback
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